Schliffe
Da mein negativer Kommentar über Hohlschliffe in einem anderen Thema Anlass für diese Diskussion war, denke ich mal, daß ich hier auch was dazu sagen sollte. Dabei betrachte ich die Angelegenheit nur von der einzigen Seite, die eine sachliche Diskussion zuläßt. Hier geht es einzig und alleine um die Geometrie. Und zwar um die Geometrie der Schneide. Die funktioniert nach festen Gesetzen und läßt sich nicht betrügen.
Um es relativ einsichtig zu machen möchte ich drei verschiedene Basisformen betrachten. Diese sind:
1. der Hohlschliff
2. der Flachschliff
3. der konvexe Schliff
Nun betrachten wir das Verhalten dieser drei verschiedenen Schliffe beim Schnitt in verschiedene Materialien.
Beim Hohlschliff legt sich das Material in jedem Fall direkt hinter der Schneidkante vollflächig an die Flanken der Schneide. Bei weichen Materialien nimmt die Flächenreibung schon nach kurzer Strecke durch den zunehmenden Keilwinkel stark zu, was den erforderlichen Kraftaufwand für das Schneiden erheblich erhöht. In hartem Material (z.B. Holz) wird es noch schlimmer. Der Wiederstand durch den ansteigenden Keilwinkel wird nach kurzer Zeit so groß, daß die Klinge festläuft.
Beim Flachschliff ist die Situation bei weichen Materialien zu Anfang des Schnittes ähnlich wie beim Hohlschliff. Da der Keilwinkel jedoch über die gesamte Flanke gleichmäßig verläuft, ist bei weiterem Eindringen nur die Flächenreibung zunehmend. Die Arbeit gegen den zunehmenden Keilwinkel entfällt. Gleiches gilt für das Eindringen in harte Materialien. Die flach geschliffene Klinge wird sich lange nicht so schnell festlaufen wie die hohl geschliffene.
Beim konvexen Schliff ist die Situation vollkommen anders. Aufgrund der sich vom Material aus der Sicht der Schneidkante wegdrehenden Flanken kann sich das zu schneidende Material lediglich tangential an die Flanken anlegen. Bei weichem Material ist die anliegende Fläche an den Flanken der Schneide immer gleich gering. Die Arbeit gegen einen ansteigenden Keilwinkel fällt komplett weg.
Bei hartem Material ist die Situation noch krasser. Das geschnittene Material liegt lediglich an einem Punkt (nicht Fläche!) des Querschnittes der Klinge auf. Der Kraftaufwand für den Schnitt ist optimal gering.
Geometrie ist ein Naturgesetz und läßt sich nicht betrügen.
Ein praktischer Beweis? Nehmt eine hohlgeschliffene, eine flachgeschliffene und eine konvex geschliffene Klinge gleicher Fertigung, Breite, Rückenstärke etc. Nun nehmt einen Balken 5 x 10 cm. Spannt den Balken in einen Schraubstock. Drückt die Klinge von der schmalen Seite her im 45°-Winkel durch den Balken. Kein Problem für die konvexe Klinge. Großes Problem für die flachgeschliffene Klinge. Kein Problem für die hohlgeschliffene Klinge, denn die geht sofort fest.
Bert, warum einfacher anzubringen? Ganz einfach. Alles was Du brauchst ist ein passendes Kontaktrad und eine Einrichtung, die den zu schleifenden Stahl im passenden Winkel fixiert. Gibt es bei jedem Messermacher-Zubehörhändler in den Staaten für kleines Geld und passend zu jedem Typ Bandschleifer zu kaufen. Stahl rein, durchziehen, umdrehen, nochmal durchziehen, fertig. Die Messermacher sind, wie die Industrie, doch nicht blöd. (Fast) jeder macht sich das Leben so einfach wie möglich. Für die Industrie ist die Sache noch einfacher. Die benutzen zwei gegeneinander laufende Räder mit einer Fixierung in der Mitte. Und sorry, Ralle, das tun ALLE Serienfertiger. Auch die, die extrem hochwertige Messer herstellen.
Leider ist es nicht möglich, so was für einen konvexe Schliff zu bauen. Der MUSS von Hand gemacht werden.
Ralle, daß Du keine Reklamationen hattest, glaube ich Dir gerne. Das spricht auch für die Qualität Deiner Messer. ABER ich habe für Dutzende Köche und aktive Jäger haufenweise Messer auf von hohl und flach auf konvex umgeschliffen. KEINER wollte danach zu dem anderen Schliff zurück.
Günther, Achtung! Beim Argument zum Nachschleifen unterläuft Dir ein erheblicher Fehler! Die hohlgeschliffene Klinge wird beim Abschleifen immer breiter (dicker), da kein MENSCH die Dinger wirklich neu hohl schleift, sondern nur die Fase bearbeitet. Beim konvexen Schliff gibt es keine Fase. Es wird IMMER von der Flanke her Material abgenommen. Die Geometrie bleibt gleich. Und erzählt mir nix, daß das der normale Anwender nicht kann. Ich hab das selbst schon einem Haufen Hausfrauen in kürzester Zeit beigebracht.
Über die Stabilität der Schneiden gegen Aüsbrüche bei den verschiedenen Schliffen wollt Ihr doch nicht ernsthaft mit mir diskutieren, oder??
Für weitere Diskussionen und natürlich auch praktische Tests stehe ich gerne jederzeit zur Verfügung.
Achim