Japan, Japan über Alles....

AchimW

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..... aber was sagen eigentlich die Japaner dazu? Naja, anlässlich eines Aufenthaltes in Tokyo ließ sich das letzten Montag ziemlich deutlich feststellen. Da waren wir im Stadtteil Asakusa unterwegs, in dem die Kappabashi-Straße liegt, deren Geschäfte auf Haushaltswaren spezialisiert sind. Natürlich gibt es auch etliche Geschäfte mit Küchenmessern und es war eine Menge Volk unterwegs. Überall war ganz gut zu tun. Doch plötzlich ..... ein Volksauflauf. In vier, fünf Reihen standen die Menschen vor einem kleinen Geschäft an einem kleinen Verkaufsstand und die Verkäuferin konnte nicht so schnell Messer herausgeben, wie die Leute sie mit Geld bewarfen. Und welche Top-Küchenmesser wurden da von den Japanern gekauft? Na, was denkt ihr? Schaut mal auf das Logo über dem Kopf des grauhaarigen Mannes im Hintergrund!!!

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Warum das so ist? Ganz einfach: vielen Japanern ist die Verarbeitung ihrer traditionellen Messer mit den kruden Holzgriffen und den roh geschmiedeten oder nur grob geschliffenen Klingen einfach zu schlecht. Da wird lieber vernünftig verarbeitete Qualitätsware Made in Germany gekauft. Schon sehr lustig angesichts der hier deutlich vorherrschenden Japan-Hype, nicht wahr? :D
 
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:super:

Tjaaaaa.....Achim in Japan schein der Aufdruck " Made in Germany" noch richtig gut zu ziehen.

Höchstwahrscheinlich sind eben "unsere" Messer da genauso exotisch wie die japanischen Messer eben hier.
 
Sehr interessant.

Ich habe mir erst vor kurzem ein Windmühlmesser bestellt und lieg damit wohl goldrichtig. :super:

LG erny
 
Moin,
Spricht für die Kultur der Japaner, sich selbst nicht vergessend immer offen für Qualität, gerade wenn sie aus "good old Germany" stammt.
Schöner Beitrag.

Gruß
Hermann09
 
Hallo Achim -
schön, dass ihr wieder gelandet seid!
Zum Thema - ich denke mal der Exotenfaktor zieht überall auf der Welt ...
Und: den japanischen Hausfrauen ist die sachgerechte Handhabung der landeseigenen Hochleistungsprodukte auch nicht in die Wiege gelegt.
Ich denke da an einen Film vom Format NZZ - die Japaner sind bez. Ergonomie an Werkzeugen (traditionell) etwas archaischer als wir (das ist es ja, was uns anmacht - oder?). Und beispielsweise die Griff-Formen und Anschliffe westlicher Messerhersteller sind für Ungeübte etwas einfacher zu handhaben.
Das nennt man jetzt glaube ich eine "winn-winn-situation":D
Herzliche Grüße aus Stuttgart,
Jost
 
Für Leute, die auch dort hin wollen, die Straße heißt Kappabashi-dôri. Steht auch auf dem Plakat:
かっぱ橋
道具まつり

Kappabashi
Geschirr(wörtlich Werkzeug-)-Fest

Es gibt sogar eine englische Website:
http://www.kappabashi.or.jp/en/index.html


Ookami

PS: Zwilling hat auch ein Werk in Seki, ist also keine "rein" deutsche Firma.
 
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Es gibt ja auch in Deutschland so Shops für japanische Touristen. In Frankfurt ist z.B. einer. Dort verkaufen die auch die ganze Produktpalette von Zwilling zu horrenden Preisen.

LG erny
 
Es gibt ja auch in Deutschland so Shops für japanische Touristen. In Frankfurt ist z.B. einer. Dort verkaufen die auch die ganze Produktpalette von Zwilling zu horrenden Preisen.

... allerdings wenden sich genau diese Shops eher an Chinesen. Reklameschilder, Auszeichnungen, Personal und oft sicher auch die Besitzer sind chinesisch.


-chinoook
 
Sorry, musste natürlich Kappabashi dori heißen. Nach dem Aufenthalt dort war man etwas Gehirngewaschen, weil ununterbrochen überall so ein Kinderlied-Werbegesummsel mit dem Straßennamen lief. :D
 
Dort verkaufen die auch die ganze Produktpalette von Zwilling zu horrenden Preisen.

Ich glaube da liegt des Pudels Kern. Die Japaner sind absolute Markenfreaks. Qualität ist ein untergeordnetes Selektionskriterium. Der Hype um eine Marke und der damit verbundene "Prestigegewinn" vor dem Nachbarn zählt (leider) oft mehr.

Aus dem Kaufrausch von Japanern ein Qualitätskennzeichen zu machen finde ich angesichts meiner Beobachtungen (Fakten wäre wohl zu hart ausgedrückt) sehr gewagt ;) . Damit möchte ich keinesfalls bestreiten, dass Zwilling Qualität liefert - nur die Achims Gedankengänge sind IMO nicht ganz zulässig..
 
.... nur die Achims Gedankengänge sind IMO nicht ganz zulässig..

Was zulässig ist oder nicht steht in den Forumsregeln. Ich sehe keinen Verstoß.

Was zudem feststeht, ist die Tatsache, dass eine große Zahl von Messern (und quasi 90 % derer, die ich an der Kappabashi gesehen habe) aus Japan wirklich nur mit schmiederauher oder grob (etwa Korn 40 oder 80) geschliffener Klingenflanke gefertigt wird und die Griffe meist einfach draufgesteckte Rundhölzer sind. Westliche/Deutschen Firmen und die meisten Kunden finden so was als Finish schlicht nicht akzeptabel. Gleiches gilt für den Einsatz von nicht rostfreien Stählen als Klingenmaterial.

Und nur damit keine Missverständnisse aufkommen: meine eigenen Küchenmesser haben Schneiden aus Kohlenstoff- und niedrig legierten Werkzeugstählen ....... und die besten Küchenmesser, die ich bisher gesehen habe kommen aus Europa. :D
 
RIMG1510.JPG


Da wird lieber vernünftig verarbeitete Qualitätsware Made in Germany gekauft. Schon sehr lustig angesichts der hier deutlich vorherrschenden Japan-Hype, nicht wahr? :D

Schoene Story. Ist leider nicht 100% wahr. Die meisten Messer, die Zwilling in Japan verkauft, werden im Zwilling-Werk in Seki produziert...
 
jaja, klar,:rolleyes: wohl in Seki produziert, aber mit dem westlichen Design und den oben beschriebenen Qualitätsmerkmalen
und genau darum geht es doch in den Beiträgen

und ich finde die mitgeteilte Beobachtung von Achim, so quasi als: "Vor-Ort-Geschehen" einfach nur witzig und originell
eine große deutsche Tageszeitung würde das entsprechend würdigen, mit einer fetzigen Überschrift: "denkt euch was aus" :steirer:

ich hoffe, dieser Thread entartet nicht zu einer Pro-Anti Diskussion,
die armen Japaner verkaufen jetzt schon weniger Autos und Elektronik
und JA: die Chinesen sind die (schlimmeren, oder doch einfach nur besseren?) Verkäufer :cool:

@ Achim: schönes Urlaubsfoto hast Du da gemacht,
ich gehe davon aus, dass Du demnächst auch davon schreibst, welche "nationalen Heiligtümer" Du beim Schmieden erlebt, gesehen und gesprochen hast :D
 
Ich hab auch schon überlegt, ob man das kommentieren sollte; ich war schließlich auch da. Mein Eindruck ist doch recht anders.

In den Geschäften, wo ich war, gab es kaum schmiederauh belassene (kuro-uchi) Messer. Auch waren die anderen traditionellen Messer zwar nicht hochglanzpoliert, aber doch deutlich feiner als 80er oder gar 40er Korn überschliffen.

Die Griffe sind zumeist oval bzw. haben die Kastanienform; Rundhölzer habe ich da nicht gesehen. Für die in Japan verwendeten Schnittechniken sind sie ergonomisch gut geeignet. Das Holz hat auch die Eigenschaft, beim Kontakt mit Wasser rauh zu werden und so die Griffsicherheit zu erhöhen. Zudem sind die Griffe bei japanischen Messern ein Verschleißteil, was man in gut sortierten Küchenabteilungen nachkaufen kann.

Überdies gibt es in Japan das Konzept wabi-sabi, welches sich in den Messern wiederspiegelt. Japaner finden einfache Gegenstände, die auch gewisse optische "Schwachstellen" haben, durchaus reizvoll. Sieht man auch gut an den Fahrrädern, ich habe vorher noch nie so viele rostrote Ketten gesehen, wie in Japan.:glgl:

Neben den traditionellen Messern, die sicherlich einen Hauptteil der Ware in Kappabashi ausmachen, gab es aber immer eine gute Auswahl an westliche Messern: Gyûtô, Petty und Santoku verschiedenster Hersteller.

In meinen Augen können die in Japan produzierten westlichen Messer locker mit deutscher Qualität mithalten; Kai bspw. macht auch nicht erst seit gestern Messer. Zumal, wie mikejp schon schrieb, die Messer vermutlich aus dem Seki-Werk von Zwilling stammen.


Ookami
 
Hallo, ich denke es gibt gute Messer für den jeweiligen Zweck auf der ganzen Welt. Und ich denke wenn ich in Deutschland den Massen hinterher laufe, dann lande ich auch nicht bei Achim und um jeden Missverständnis vorzubeugen, ich bin überzeugt das Achim hervorragende Messer baut.
 
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