klassische Taschenmesser

Dieses schöne Stück habe ich vor kurzem erstanden. Hat jemand Infos zu der Firma Aequator? Sie produzieren ja eigentlich nur noch Rasiermaesser. Und wie alt es sein könnte ?
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Dass hinter „Äquator“ die Firma Robert Höhmann Söhne, Solingen steht, weißt du vmtl bereits. Die Marke wurde 1922 eingetragen. Ich tippe bei dem Toledo genannten Messertyp mal auf 60er/70er Jahre, da hatten diese auch als Werbemesser ihre große Zeit. Und ja: ein schönes Stück dieser alten Technik!

Abu
 
Danke für deine ausführliche Antwort. Ja das erste wusste ich. Aber das es ein Toledomessee ist, war mir neu. Die Firma stellt ja nun nur noch Rasiermesser her.
 
Ernst Brückmann - auch einer, der richtig gute Messer gebaut hat und der schon lange (seit 1956) nicht mehr existiert. Cut schrieb in einem Uraltthread, daß damals die ganzen Restbestände von einem (Groß-) Händler aus den USA aufgekauft worden seien; das war mir bis zur Entdeckung dieser Info neu, erklärt aber durchaus, warum man in den USA öfters nahezu oder komplett fabrikneue Brückmanns für relativ wenig Geld bekommen kann.

Dieses hier ist allerdings nicht aus den USA, sondern hier in Deutschland gekauft, aber auch für einen erstaunlich günstigen Preis. Für mich sieht es neu und unbenutzt aus, der Zustand ist tadellos.

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Das "klassische" Brückmann-Logo (das v.a. in den USA, aber nicht nur dort, dazu führt, daß die Messer oft nur "Mann" als Herstellerangabe haben ;) ) ist sozusagen nicht zu übersehen, auf beiden Klingen:

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Auf der Rückseite der großen Klinge findet sich noch die Angabe "E. Brückmann Solingen-O."; das "O" steht für den seit 1929 zu Solingen gehörenden Stadtteil Ohligs, natürlich.

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Ich denke, daß dieses Modell von Brückmann (zwei Klingen, Korkenzieher) eines der am häufigsten zu findenden ist, mit unterschiedlichen Griffausprägungen oder auch mal ohne Korkenzieher.

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Die Verarbeitungsqualität ist wunderbar, alles sitzt superpaßgenau und alle Übergänge sind glatt und ohne Makel.

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Die Klingen und der Korkenzieher lassen sich mit angenehmen Aufwand öffnen und haben einen richtig sahnigen Gang; die Federn sind stramm. Bei der großen Klinge meine ich so etwas wie einen "Drittelstop" festzustellen; kann aber natürlich sein, daß jemand an der Klingenwurzel beim Schleifen abgerutscht ist ;)

Sehr schöne Neusilberbacken, auch hier keine Kante, kein Versatz, beide schön einheitlich gleichmäßig.

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Die Griffschalen würde ich mal als Kunststoff (i.S.v. Plastik, denn Bakelit ist ja auch künstlich hergestellt, also nicht natürlich vorkommend) ansprechen. Auch diese sind sozusagen perfekt geformt und angepaßt; da sieht man, welche Qualität die Handwerker, vor allem die Reider, damals manuell und vermutlich mit damals schon sehr alten Maschinen produziert haben.

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Zum Abschluß noch ein kleiner Direktvergleich mit anderen Gentlemanfoldern; von oben nach unten:
  1. Gustav Voss
  2. Rich. A. Herder
  3. E. Brückmann
  4. H. Boker (Böker)
Auch wenn es nicht so aussieht, liegen die Messer rechtsseitig alle auf einer Linie.

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Das Brückmann ist vielleicht das am wenigsten "noble" oder "elegante", aber es paßt qualitativ und vom Erscheinungsbild perfekt dazu.

Ich habe in den letzten Wochen irgendwie ein kleines Faible für diese Art Messer entwickelt (Mist!), und ich mag die handwerkliche Qualität sehr. Diese ist normalerweise viel, viel besser als bei meinen eher "rustikalen" Jagdklappern und Tuttlinger Bauernmessern, die natürlich primär auf Stabilität und rauhe Benutzbarkeit ausgelegt waren, und nicht nur zum Briefe öffnen, Obst zerkleinern und Fädchen abschneiden dienten. Bis ca. Mitte des 20. Jahrhunderts - oder meinetwegen bis ca. 2/3 desselben - war die Qualität der Solinger Markenmesser wirklich das, was den Unterschied machte (klar gab es auch Schrott ...); danach ging's eigentlich ziemlich schnell nur noch in Richtung "billig produzieren" ... :cry:
Sorry for the long answer, I was going on a long vacation. Excellent knives in excellent condition. This is what I call real famous German quality. Before the times of mass market when quality lost to quantity and savings on materials and labor of employees began. It is a pleasure to carefully examine them, of course, to own them. The description and photos also deserve respect.

Entschuldigen Sie die lange Antwort, ich war gerade im Urlaub. Ausgezeichnete Messer in ausgezeichnetem Zustand. Das nenne ich echte deutsche Qualität. Vor der Zeit des Massenmarktes, als Qualität durch Quantität verloren ging und Einsparungen bei Material und Personal begannen. Es ist eine Freude, sie genau zu betrachten und natürlich auch zu besitzen. Die Beschreibung und die Fotos verdienen ebenfalls Respekt.
 
Der eine spricht vom Storch ... der andere von Kranichen... Was denn nun? Das sind völlig unterschiedliche Vögel!

Lonely stork oder kissing cranes? ;)

Sandokan
Ein bisschen beschreib ich HIER.

Es waren ursprünglich Störche, und die haben sich nicht geküsst! Sieht man im o.g. Link.
In den USA nannte man sie flott „Cranes“, angeblich weil sie gleich dort benannt werden. Und typisch für bildhaftes Marketing „küssten“ sie sich, die Schnäbel kamen sich näher. Klaas hat diese Marketingidee dann übernommen.

Abu
 
Ein Klassiker aus Schweden - das EKA Swede 90. Man nannte es damals das "schwedische Schweizermesser" mit seinen drei Teilen. Weitere Modelle waren auch angekündigt, gab es aber m.W. nie. Nur eine Kollaboration mit Wenger, 3 Modelle, die auch Bubingaschalen und die Messingschrauben hatten. Allerdings waren die nur Show; nur das EKA ist voll zerlegbar.
Ich bekam dieses Exemplar von der Witwe eines leider zu früh verstorbenen Jägers. Er hatte es auch tüchtig bei der Jagd benutzt, die Klinge war stumpf und verkratzt, das Innere voll von eingetrocknetem jagdlichem Schmodder und die ursprüngliche Lackschicht an den Griffschalen z.T. weggeplatzt.
Ich habe es zum Reinigen zerlegt (PENG, die Feder schleuderte das Messer in Einzelteilen durch die Gegend - hätte ich es bloß in einem Plastiksack aufgeschraubt! Eine kleine Beilagscheibe blieb danach verschollen; ich konnte sie aber aus meinem Kleinkramfundus ersetzen. 4 Monate später lachte sie mich auf dem sonnenbeschienenen Hof an, als wäre nichts gewesen.)
Nach dem Reinigen und Klinge herrichten habe ich noch die Griffschalen abgeschliffen und eingeölt.

Die Klinge wirkt in Relation zum Griff recht kurz - ja, sie hätte gerne 1 cm länger sein können. Die Messingplatine ist nicht vollflächig verarbeitet, aber die dicken Griffschalen geben auch so reichlich Stabilität. die Feder, auf der die drei Werkzeuge laufen, ist innen nur lose eingelegt, d.h. es geht kein Pin durch. Weg kann sie aber nicht. Das ist allerdings wohl der Grund, warum das Messer beim Zerlegen gleich auseinanderfliegt.
Der Korkenzieher ist echt groß, hat reichlich Länge und schafft auch bei vier Windungen jeden Korken.
Ich habe ein starkes Faible für diese klassischen Dreiteiler aus Klinge, Korkenzieher und Kombiwerkzeug, und dieses hier gehört zu meinen liebsten, schon allein wegen der Geschichte dahinter.
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Er hatte es auch tüchtig bei der Jagd benutzt, die Klinge war stumpf und verkratzt, das Innere voll von eingetrocknetem jagdlichem Schmodder und die ursprüngliche Lackschicht an den Griffschalen z.T. weggeplatzt.

Ein schönes Messer und du hast es vorzüglich hergerichtet.
Es sieht aus wie neu. Starke Leistung! (y)

Ich habe mal in meiner Schublade gekramt und dieses Swede 38 gefunden.
Es ist natürlich nicht so schön wie deines mit der Holzbeschalung, hat aber diesen 70er-Jahre-Charme mit seinen Schalen aus Acryl.

Das Swede 38 gibt es nebenbei bemerkt schon sei 1968 und wurde von Sigvard Bernadotte designt.

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Zuletzt bearbeitet:
So eins hatte ich auch schon mal, mit zwei verschiedenen Schalen in blau und gelb. Es war mir farblich zu grell, drum habe ich es weggegeben.
 
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