Der sechste Ritter an der Tafel ist Spyderco mit dem Native 5 Carbon.
Zum Thema Spyderco und den einzelnen Modellen als Knappen der Tafelrunde, hatte ich ja recht ausführlich bereits hier geschrieben
Thema 'Spyderco - Die Knappen der Tafelrunde'
Spyderco steht für eine lange Zeit mit großartigen Entwicklungen für das Messerthema.
Kein zweiter Hersteller hat mit so vielen Innovationen in Funktion und Design, die schlichten Taschenmesser der Vergangenheit in die Moderne transferiert.
Da wäre das Spydiehole, ein großes rundes Loch in der Klinge, das einerseits ein einhändiges Öffnen der Klinge ermöglicht und andererseits deutlich weniger hakelig funktioniert als viele Daumenpins der später folgenden Mitbewerber - gerade an kleineren Klingen. Bahnbrechend.
Das Spydiehole ist jetzt bereits über 40 Jahre alt und seit 1981 als U.S. Patent gemeldet. Das Urgestein.
Aus dem selben Jahr stammt auch die zweite Innovation seitens Spyderco - der Clip.
Spyderco war die erste Firma, die diese Tragehilfe für einen schnellen Zugriff auf das Messer nicht nur entwickelte sondern auch serienmäßig verbaute. Clipit lautet der eingetragene Handelsname hierfür.
In der Folge wurde das Design der Messer an diese Trageweise angepasst - hierzu später mehr.
Das dritte gewichtige Thema sind die Klingenverschlüsse.
Spyderco hat mit dem Ball Bearing, einem dem Axis Lock ähnlichen und mit dem Compression Lock einen vollstandig eigenen Lock geschaffen.
Der Compression Lock ist dem Prinzip nach ein Liner Lock der statt von unten von oben mechanisch in die Verriegelung greift. Damit sind die Finger beim Lösen der verriegelten Klingen ausserhalb des Gefahrenbereichs des geschliffenen Teils der Klinge.
Und. Bei beiden Verschlüssen kann der Riegel beim Lösen gefahrlos dauergehalten werden, sodaß die Klinge frei von Detentkräften fallbeilartig schwingen kann. Damit läßt es sich genau so schnell und leicht schließen wie es sich öffnen läßt.
Der vierte Punkt bei den Spinnen sind die verwendeten Stähle. Kein zweiter Hersteller verwendet derart viele verschiedene Stähle und prescht so oft mit neuen Entwicklungen vorne weg.
Gerade bei den sehr lang gehegten hauseigenen Klassiker kann hier jeder selbst einen vergleichenden Erfahrungstest mit identischen Klingen unterschiedlichen Stahls vornehmen. Extra Klasse.
Der fünfte Punkt zu Spyderco‘s herausragender Stellung ist die Modellvielfalt selbst. Ob eigene oder gemeinschaftliche Projekte mit anderen Messermachern, die Zahl der verschiedenen Messer ist schier unerschöpflich im Vergleich zu anderen.
Neben diesen 5 Punkten gibt es dann noch ein weiteres offenkundiges Merkmal, das zumindest für die hauseigenen Kreationen zutrifft.
Die typischen Spyderco Messerentwürfe sind durch eine besonders flache Bauweise gekennzeichnet, d.h. die Griffschalen sind nicht bauchig sondern oft komplett flach ausgeformt. Dadurch tragen die Messer beim eingeclipten Tragen deutlich weniger auf.
Das wird vor allem unter dem Gesichtspunkt bedeutsam, daß Messer nicht nur berufsbedingt an Uniform oder Arbeitskleidung, sondern noch mehr in ziviler Kleidung mitgeführt werden und dann eben weniger störend sind.
Hierzu gehört auch, dass bei den typischen Spinnen ganz generell die Funktion im Vordergrund steht - dies führt zuweilen nicht nur zu gewöhnungsbedürftigen Designs, sondern die verwendeten Materialien sind überwiegend technisch nützlich, gewichtssparend robust, in der Regel ohne Anspruch auf Schönheitspokale.
Dies alles führt unweigerlich zur Feststellung, dass Spyderco zu Recht eine exponierte Stellung in der Messerwelt einnimmt.
Damit sind wir hier aber auch am schwierigsten Punkt der Überlegungen angelangt - welche Spinne gehört nun an die Rittertafel?
Mir fallen ohne Nachzudenken gleich mehrere Spinnen ein, denen ich herausragende Eigenschaften zuordnen kann. Und das sind nicht nur die ewigen Klassiker wie das Paramilitary oder Military.
Da wären das unzerstörbare Urmanix C95
oder die robuste EDC Variante Manix 2
oder auch der wuchtig wie elegante Shaman
und auch eine ganz besonders schöne wie raffinierte Spinne aus der Zusammenarbeit mit Kevin Smock.
Aber. Was macht eine Spinne so einzigartig, dass es diesen einen Unterschied an der Rittertafel ausmacht?
Ich fand meine Antwort im Native 5 Carbon S90V.
Thema 'Ritter Native der 5. von Carbonien'
Es ist klein. Es ist zuverlässig. Es ist robust. Es ist edel. - Es ist genial.
Dieses bestens durchdachte Messer besteht aus genau 3 Bauteilen. Eine Klinge, zwei Griffschalen und eine geteilte Rückenfeder. Keine Liner, keine Standoffs, kein Stoppin. Ein echtes NoNonsens.
Gefertigt in einer makelosen Qualität, die in‘s Auge sticht.
Ein kleines und leichtes Messer, dass sich dank des großzügigen Choils wie ein großes anfühlt und mehr kann, als die Größe vermuten lässt.. Herausragende Ergonomie, ideale Klingenform, vorzüglicher S90V Stahl, der lange scharf bleibt, ein edles wie leichtes Carbonkleid, ein Backlock, der den Kampfzwerg robust und zuverlässig macht.
Das Native 5 passt übrigens problemlos und vollständig in die Münztasche meiner Sevens Jeans, bei der 501 lugt die Achseschraube noch zur Hälfte raus - geht so einigermaßen. Solange man nicht stundenlang sitzt, ein praktikabler Platz für den temporären Bereitschaftsdienst, der den rechten Hosensack frei hält.
Alles in allem ist mein Native so ziemlich das perfekte ImmerDabei Messer - leicht genug für’s Jacket, salonfähig bei Tisch und befreit auch ohne Probleme den großen OLED von Kartonage und starken Transportbändern.
Ich würde mir tatsächliche eine weitere Version genau dieses Native ohne Spydiehole wünschen, dann wäre es ein perfektes §42 konform EDC - wenngleich kein Spyderco mehr. 🤕
Aber gut, es gibt ja noch den Burgschmied, der sich bestens mit Änderungen an der Rüstung auskennt.
Die kleine Spinne hat sich jedenfalls einen Platz an der Rittertafel gebührlich verdient.
Euch allen einen schönen Feiertag.
grüsse, pebe