Atlantik
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Die Begrifflichkeit scheint hier die große Hürde zu sein, die zu missverständlichen Interpretationen der eigenen Erfahrung führt. Ich lese was von einem "Workhorse" das besser als alles andere schneiden soll und kann beide Begriffe unmöglich auf einen Nenner bringen, da ich diese beiden Eigenschaften genau entgegengesetzt wahrnehme und kennengelernt habe.
Alle klassischen Workhorse-Gyutos die ich kenne und in der Hand hatte waren ein Kompromiss in Sachen Schneidfähigkeit, manchmal weniger, manchmal mehr, aber kompromisslos gut geschnitten hat keines davon!
Wenn ich ein Kato oder Shigefusa jetzt nur auf seine Schneidfreude runterbreche und das mache ich zwangsläufig wenn ich damit schneide, weil eben der perfekte und kompromisslose Genussschnitt bei mir im Vordergrund steht, dann ist eine Enttäuschung sehr wahrscheinlich.
Da u.a. ich auf die Berichte zu Kato verwiesen habe, wollte ich nur klar stellen, dass ich die Katos weder positiv noch negativ bewerte - aus dem einfachen Grund, dass ich noch keines in der Hand hatte. Natürlich gibt es Berichte wie den von Maksim von JNS, der Katos benutzt und schildert, wie die anfängliche Enttäuschung über die robuste Geometrie in Begeisterung umgeschlagen ist. Kann man sich darauf verlassen? Keine Ahnung. Einerseits schätze ich ihn als sehr kompetent ein, andererseits verkauft er die Messer auch und Klappern gehört zum Geschäft. Natürlich kann man spekulieren über Dinge wie asymmetrischen Anschliff, Schleifbild der Phase etc., aber zumindest meine Glaskugel ist im Moment etwas milchig. Werde da also keine Prophezeiung abgeben, zumal Dimm vielleicht bald Aufklären kann.

Aber wenn wir über Begrifflichkeit reden, ist es vielleicht interessant, die Überkategorie "Schneiden" noch zu unterleiten in den 'pefekten Genussschnitt' (Betonung bitte auf den drei 'sss' wie in in 'ssst') und das, was die Amis 'food separation' nennen. Dazu gehört auch, ob das Schneidgut an der Klinge kleben bleibt, der Schnitt die Dinge durch die Gegend kullern lässt (sicher auch eine Frage der Technik), die Klinge steckenbleibt etc. Wäre für mich alles auch ein Qualitätskriterium, das Schneiden insgesamt immer noch ein Trennverfahren ist.
Und nicht zuletzt bin ich inzwischen fast so weit, dass ich als Unwort des Jahres 'Möhre' vorschlage. Ich koche doch nicht für eine Horde Karnickel. Was z.B. erhebt die Möhre über z.B. Knollensellerie, Kürbis, Süßkartoffeln? Alter Gemüseadel? Was ist mit hartem Parmesan, Mozzarella, Rinderhüfte etc?

Fazit: Ich verstehe zwar die Faszination des Möhren-Genussschnittes, sehe für mich aber Schneiden primär funktional als Trennverfahren. Da kann man auch ein Workhorse präferieren. Ob man das jetzt tut oder nicht, ist letztlich - und damit sage ich es endlich - subjektiv, Ermessensfrage, kontingent, Geschmackssache, abhängig von den eigenen Präsuppositionen, perspektivisch bedingt, Definitionssache, relativ, ephemer, versatil, pro tempore... (ich glaube, man versteht, worauf ich hinaus will

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