So, hier nun mein Senf zur Lampe:
Vorab:
Ich betrachte die XL100 im Grunde als Machbarkeitsstudie, die es dennoch auf den Markt geschafft hat.
Ob sie in dieser Form einen riesigen Absatz findet ... ich habe zumindest Zweifel.
Trotzdem ist es ausgesprochen erfreulich zu sehen, daß der Hersteller aus dem Tiefschlaf erwacht ist und mit einem derartig innovativen
UI aufwartet.
Optik und Verarbeitung:
Das Format geht in Ordnung, die Lampe ist damit noch gut taschentauglich, insofern hat sie durchaus gerade noch Potential zu einer EDC.
Finish und Verarbeitung sind über jeden Zweifel erhaben.
Die tiefschwarze glänzende Anodisierung ist ein wahrer Augenschmaus und eine willkommene Abwechslung zum üblichen, fast lackartigen
mattem Einerlei.
Aufgrund der ausgesprochen sauberen Oberflächenbearbeitung macht die Lampe dadurch einen sehr wertigen Eindruck.
Rillen und Beschriftung sind ohne Tadel, die Gewinde laufen auch trocken butterweich. Die Toleranzen halte ich im Gegensatz zu Pitter
für noch angemessen.
Die kritisierten Wandstärken halte ich durchaus im Sinne des Gesamtgewichtes für vertretbar, Verwendungszweck und Käufer sind halt andere wie bei einer Barbolight.
Zumal macht die Verwendete Legierung einen Ordentlichen Eindruck. Wandstärke allein ist nicht alles, auf das verwendete Material kommt
es mindestens genauso an.
Die neuartigen Dichtungen wirken beeindruckend und behindern das auf und zuschrauben auch deutlich geringer wie die üblichen ordinären
O-Ringe.
Wenn sie jetzt auch noch das halten was sie versprechen - und zwar zuverlässig dicht -
Die Farbe der Gummis ist allerdings Geschmackssache.
Bei den Dichtungen kann ich damit noch gut leben, der Rostschutzfarbene Tailcap Gummi ist jedoch nicht unbedingt der Glanzpunkt der Lampe.
Ich halte die Lampe für zu rutschig.
Meinen Händen gibt die Längsriffelung nicht genug halt.
Wo ist das gute bewährte Checkering geblieben?
Design schön und gut, aber die Handhabung sollte dadurch nicht leiden
Kunststoff Reflektor und Scheibe halte ich dagegen nicht für Makel. In einer ausreichend großen Menge sündhaft teurer Customs spiegelt auch nicht anderes.
Solange der Reflektor nicht zur weiteren Wärmeabfuhr gebraucht wird, geht Plastik hier für mich völlig in Ordnung und spart nur unnötiges
Gewicht.
Die Kunststoffscheibe ist halt idiotensicher und damit massenkompatibel.
Und bei Maglite als Hersteller muß ich mir auch keine Sorgen machen, auch nach Jahren noch für kleines Geld im Fachhandel Ersatz zu bekommen.
Output:
Der Beam ist vielleicht nicht perfekt, er geht aber selbst für einen Flashoholic wie mich durchaus in Ordnung.
Danke dafür, und daß man auf eine Fokussierungsfunktion verzichtet hat.
Die Charakteristik ist dem Output gut angepaßt worden.
Throw ist ausreichend vorhanden aber auch auf die kurze Distanz kommt man damit recht gut klar, nicht zuletzt aufgrund der genialen dimm Funktion.
Daß der Output in diesem Forum keinen vom Hocker reißt, sollte allein schon aufgrund der Energieversorgung klar sein.
Einem nicht Lumen Süchtigen kann man aber durchaus nüchtern betrachtet attestieren, daß der Output ausreichend ist, zumindest mit
frischen Zellen, vorzugsweise Akkus.
Die Regelung ist laut Hmblgrmps Runtimes schlicht und ergreifend desaströs, trotz der unglücklichen Energieversorgung sollte da mehr
drin sein.
Über die 3xAAA Lösung ist glaube ich bereits genug geschrieben worden, sie ist halt massenkompatibel.
Aber wie wäre es mit einer XL Magcharger mit Lader, wo der Akku zufälligerweise das 18650er Format hat?
Eindeutige gut erkennbare Polaritätsmarkierungen an dem Batteriecontainer sowohl für die einzelnen Zellen wie auch für den Container als Ganzes gehören unbedingt nachgebessert, gerade für den Massenmarkt!
Ansonsten ist das Teil ordentlich und robust verarbeitet.
Handling und UI:
Was die XL100 beim Output noch vermissen läßt, hat die Lampe beim UI in Überdosis: Innovationsfreude.
Vorab: Der Bewegungssensor ist genial.
Bei ordnungsgemäßem Handling funktionieren alle Modi einwandfrei. Gewünscht hätte ich mir einen noch etwas größeren Einstellwinkel.
Der Schwenkwinkel ist etwas schmal gehalten, bei einer Taschenlampe hätte ich mir aber einen grobschlächtigeren Winkel gewünscht, bei dem
die Handbewegungen nicht derart filigran ausfallen müssen, das würde das Treffen der Zwischenstufen deutlich vereinfachen.
Rein subjektiv:
SOS, Strobe und Signal brauche ich wie ein Loch im Kopf. Bei einem größer gewähltem Einstellwinkel ließen sich evtl. all diese
Funktionen in einem einzigen Modus unterbringen, das würde den Standardbetrieb vereinfachen.
Nitelite brauche ich im Grunde genausowenig. Der wackelige Stand und die nicht einstellbare Helligkeit schränken die Nützlichkeit zudem
deutlich ein.
Der Dimm-Modus ist hingegen genial und gehört als fester Bestandteil des UIs im Grunde in jede Taschenlampe! Mehr Lampen damit!
Verbesserungsvorschläge:
-Weg mit der Memory Funktion, kurzes antippen (standard Taschenlampenfunktion) bringt max. ,
Langes antippen (Dimm Funktion) startet auf low.
-Korrekturmodus: Auch im Betrieb sollte die Helligkeitsstufe (erneut) gedimmt werden können durch längeres drücken des Schalters.
Ausschalten zu müssen um eine neue Helligkeitsstufe auszuwählen ist ein Unding.
Lockout Modus:
Prinzipiell nicht verkehrt, zumindest meiner persönlichen Logik zufolge sollte jedoch die Bewegung beim Lösen des Lockouts genau
umgekehrt zum einschalten erfolgen, sprich die Lampe vom Boden gen Himmel richten, das wäre einprägender.
Ansonsten sei von der Fatalität dieser Funktion gewarnt. Wer die nötige Bewegung vergessen hat, hat sich selber ausgesperrt, dann geht gar nichts mehr.
Ich stelle mir gerade den normalo Kunden vor, der auf die Schnelle vor dem Campen die Lampe vorsorglich für den Transport sperrt und in
der Hektik vergißt, wie die Lampe zu entsperren ist. Die Anleitung liegt natürlich zuhause ...
Das gleiche gilt ebenso für den Gelegenheitsuser, der nur alle paar Wochen oder gar Monate die Lampe in die Hand nimmt.
Ohne regelmäßiges Training oder vorliegende Anleitung geht bei dieser Lampe gar nix.
Zumindest ein Entfernen der Batterieversorgung sollte dem Lockout quasi als Not-Reset ein Ende bereiten!
Fazit:
Die Energieversorgung ist ein Griff ins Klo.
Wenn schon Spielzeugbatterien, dann bitte 2 x AA, auch wenn dies zweifellos auf Kosten der Kompaktheit sind.
Eine brauchbare Regelung gehört auch zwingend ins Pflichtenheft.
Ansonsten ist das UI hoffnungslos überfrachtet. Viel weniger wäre hier viel mehr.
Die Grundidee ist aber genial, drehend dimmen ist eine Wonne, ich hoffe, das setzt sich durch.
Nur mit Dimmfunktion und seriösen Energiezellen wäre sie durchaus etwas für meines Vaters Sohne.
So ist und bleibt sie, wie bereits im Vorspann erwähnt, in meinen Augen primär eine UI Machbarkeitsstudie.
An einen riesigen Erfolg der Lampe glaube ich daher nicht.
Für jeden ernsthaften Sammler ist sie aber sicherlich ein muß, einerseits aufgrund ihrer Originalität und ihrer Bedeutung als Symbol für den Wandel der Marke, zum anderen stehen die Chancen nicht schlecht, daß sie in einigen Jahren zu den seltenen Maglites zählen wird.
Vielen Dank für die Möglichkeit zum testen.