Heijeiei --- und hoch schlagen die Wogen.
Meld ich mich doch mal als von beidem Betroffener.
ad 1) Waffen. Pitter, ich will dir nicht deine Perzeption dieser Gegenstände und ihrer Benutzer nehmen - doch sei mir dies zu erwidern gestattet:
Bei Begriffen wie "Messer", "Waffe" und "Werkzeug" Obacht. Es gibt im Messerbereich reine Werkzeuge und reine Waffen und eine sehr breite Mixtur von beidem; das ist über die seit Jahrhunderten übliche Terminologie auch klar nachzuvollziehen. Übrigens sehe ich den Löwenanteil der Messer genauso an wie du auch, nämlich als Werkezuge und als kleine, nützliche Alltagsbegleiter (vom Briefeöffnen bis hin zum Apfelschälen). Und übrigens ad secundam: Ich bin nicht nur Messer-, sondern auch Waffenbesitzer. Ich habe meine Freude dran, interessiere mich brennend für die historischen Hintgergründe und und gehe sehr gern schießen. Aber ich verhamlose Waffen nicht, sondern behandle sie mit Sorgfalt und mit maximal möglichem Sicherheitsbewußtsein. Auf gar keinen Fall lasse ich mir einreden, ich sei socially misfit, nur weil ich Waffen habe. Es stimmt nämlich einfach nicht.
ad 2) Es ist dein gutes Recht, dich zu distanzieren. Ich gehe auch mit dir völlig überein, dass das Zuordnen der Messer unters Waffengesetz weithin Stuss ist --- dann ist das aber international Stuss, weil es überall ähnlich gesehen wird. Andersrum wird ein Schuh draus. Wir gehen mit Messern um, sehen sie explizit nicht als Waffen an, nutzen sie auch nicht als solche und wundern uns dann, dass wir als Messerfreunde entsprechend katalogisiert werden. DAGEGEN muss man sich wehren. Daher der Vorschlag, sich für diesen Zweck mit dem FWR zusammenzutun. Dass das nicht auf beiden Seiten eine "liason d'amour" ist, datt wäß ich dann aach, wie's im Saarland heißt. Hinterher kann man sich ja wieder trennen - wo ist das Problem?
ad 3) Das Tunnelblick-Syndrom der Waffenbesitzer. Ja, was verlangt ihr denn? Dass wir die andere Backe hinhalten und uns unser Hobby peu a peu aus wahltaktischen Erwägungen und wegen gerade hipper Mainstream-Ansichten kaputtmachen lassen? Nö. Toleranz ist nicht nur für die anderen da.
Klar fokussieren wir uns derzeit genau auf dieses eine Problem. Und klar werde ich meine Stimme bei der Wahl aber genau von dem einen Punkt abhängig machen. Das ist mein Recht. Dieses Gesetz würde mich unterschwellig kriminalisieren. Dieses Gesetz würde auch allen nicht von Waffen betroffenen Bürgern unnütze Verwaltungsfangschlingen zumuten (etwa bei einem der berühmten Zufallsfunde). Denn ich sehe keine relevanten Unterschiede mehr zwischen den Parteien (abgesehen von dem braunen Fascho-Gesocks, dagegen werde ich mich mein Leben lang wehren, hier gilt für mich die eine von zwei Ausnahme meiner persönlichen Toleranz-Regel: zero tolerance!!!!): Von keiner der "üblichen" Parteien habe ich bis dato mehr profitiert als von einer anderen. Eine ist so gut oder so schlecht wie die andere. Keine davon verstößt massiv gegen das System (das mit der Zuwanderung ist doch weithin nur wahltaktisches Geplänkel; man überlege doch einmal: da spielte man vorab mit dem Gedanken, ein politisch eminent wichtiges Thema aus wahltaktischen Gründen auf einen Termin nach der Wahl zu verschieben --- als ob es eines besseren Beweises bedurft hätte, dass man nur noch Schönwetterpolitik betreibt und unangenehme Dinge am liebsten von der Tagesordnung streichen würde.)
ad 4) Ich sehe das so: Im Moment sollten sich alle von der überregulierten, völlig undemokratischen, paranoiden WaffG-Novelle betroffenen Personen zusammenschließen, um sie zu verhindern. Danach kann man ja wieder auseinandergehen. Das Stichwort hier heißt Zweckbündnis.
ad 5) Dass wir uns recht verstehen: Ich bin sehr wohl gegen Waffenmißbrauch jedweder Art, ich lehne natürlich illegalen Waffenbesitz (im Sinne krimineller Intention) ab! Und ich bin sehr dafür, hier hart durchzugreifen. Doch sollte man dafür den zuständigen Behörden den Kopf freimachen und sie nicht blockieren, indem man sie kontrollieren läßt, ob Opa Erwin Unbescholten sich eine neue Sportpistole kaufen darf oder nicht.
ad 6) Gott sei Dank gibts das Internet: Das ist ein ideales Medium, um uns alle in basisdemokratischem Verhalten zu schulen! Insoweit ist ja das hier auch eine politische Seite.
Matthias Recktenwald