One Knife, one Love🫶🏻

So, icke schon wieder.
Ende 1994 entdeckte ich bei einem Berlin-Neukölner Waffenhändler das Spyderco C22, Klötzli-Walker Design. Es war sofort um mich geschehen, obwohl es doch mit 300 DM meine teuerste und wertvollste Anschaffung war.
Ich steckte dieses Kleinod immer nur zu ganz besonderen Anlässen ein.
Im Dezember 1995 erwarteten wir unser erstes Kind. Pünktlich nach der Bescherung am Heiligabend platzte die Fruchtblase und wir eilten zum Krankenhaus, geistesgegenwärtig steckte ich das C22 ein, dem besonderen Anlass entsprechend.
Meine Premiere Madame muss in einem ihrer früheren Leben eine Nonne überfahren haben, denn sie lag etwa 32 Stunden in den Wehen. Natürlich war ich bei der Geburt unserer Tochter Mila dabei. Als Mila endlich am 26.12ten „raus“ kam fragte mich die Hebamme, ob ich abnabeln wolle.
Reflexartig zog ich das Spyderco und öffnete es in einer fließenden Bewegung.
Die Hebamme starrte mich entgeistert an, das war der Moment an dem ich fast aus dem Kreißsaal flog.
Ich musste dann gezwungenermaßen und unter Protest mit einer medizinischen Schere abnabeln 🥹
Anyway, dieses Messer zaubert mir noch immer ein Lächeln ins Gesicht……

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Mein alter Herr,mittlerweile schon seit 30 Jahren in den ewigen Jagdgründen,hatte in seiner Kellerbar im Gläserregal einen selbstgebastelten Messerständer mit einem alten Puma Waidblatt.
Seine Geschichte zu dem Waidblatt war,er habe es von seinen Jagdkameraden zu meiner Geburt 1961 geschenkt bekommen.
Was hinkommt,da auf dem Knebel/Fingerschutz noch keine Stempelung (Datierungsliste) vorhanden ist,ebenso fehlt die Öse für den Fangriemen.
Puma fing erst 1964 an seine Messer zu stempeln.
Da mein alter Herr nie ein wilder Jäger war,sondern mehr dem Schüsseltreiben gefrönt hat,als der Jägerei,war das Waidblatt,als ich es nach seinem Tod bekommen habe ,noch in einem top Zustand und das ist es auch heute noch,da ich es noch nie benutzt habe.
Auch hatte er immer nur eine geliehene Jagdwaffe unter dem Bett liegen,aus rechtlichen und sicherheitstechnischen Gründen heutzutage der Todesstoß für jeden Jagdschein und WBK Besitz.
Das Gehalt als Polizeibeamter ging wohl damals alles für das Haus,die 5 Kinder und seine Saufgelage drauf,weswegen er sich wohl nie ein eigenes Jagdgewehr kaufen konnte!?
Lange Rede...mit dem Waidblatt hat meine Sammelleidenschaft für die Berglöwen Messer begonnen,ebenso die Passion für die Jagd,die mein alter Herr nie hatte.
Ebenso habe ich den Baustil der Messerständer und Halter für die Wand übernommen und da ich gerne mit Leder arbeite,sieht der Messerständer von damals heute auch nicht mehr so aus.
Auch die fehlende Messerscheide habe ich durch einen Eigenbau ersetzt.
Das alte Waidblatt steht neben einem neueren Modell von 1974 auf einem anderen Messerständer der Marke Eigenbau und fristet dort sein Dasein und erinnert mich heute noch an einen Jäger,der kein Jäger war.
Aber saufen konnte er,bis zu umfallen.
Das wurde seiner Ehe und letzendlich auch ihm zum Verhängnis.
Ruhe in Frieden,alter Herr.
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@excalibur Gleiche Geschichte bei mir mit einem Heiko Häß Damast Hirschorn Messer. Das hatte ich im Kreissaal bei der Geburt der ersten Tochter dabei.
Die Nabelschnur wurde damit nicht durchtrennt, aber ich habe mir am nächsten Tag neben dem Wochenbett ein Leberwurstbrot geschmiert, was als sentimentaler Moment der Erinnerung ausreichen muss.

… und weil alles so gut lief, war das Häß dann auch als Glücksbringer bei den Töchtern Nummer 2 und 3 dabei im Kreissaal - ohne Leberwurst.

Gruß

The Lem
 
Jeder ist sich des Unausweichlichem gewiss - und verdrängt es nur zu gern. Was ist, wenn man eines Tages außer dem „Löffel abgeben“ noch ein dickes Paket an Stahlwaren seinen Nachkommen überlässt? Dieses

„Memento mori“

rüttelte an mir im Zusammenhang mit dem nachfolgenden Meisterwerk von Manfred Sachse, das durch seinen mahnenden Charakter einen zusätzlichen Stellenwert in meiner Sammlung hat!

Ein junger Mann erbt eine sagenhafte Messersammlung alter Meister, vorwiegend M. Sachse, K. Papke. Unbedarft stolpert er in die Messerwelt, bekommt Tipps, erntet aber auch Häme. Ich biete ihm Hilfe bei der Einordnung der Sammlung an, nenne ihm Kontakte zur Vermarktung. Warum? Ein bisschen Altruismus, viel Respekt vor der Sammlung seines Vaters; vor allem aber…„Memento mori“!
Ist mir doch bewusst, dass bei meiner biologischen Restlaufzeit auch meine Erben mal der Hilfe bedürfen könnten.

Ich selbst wollte keines seiner Messer erwerben, halte das (leider) auch diszipliniert durch. Aber gegen DIESE meisterliche Schmiedearbeit ohne Schärfe und echte Spitze wäre nichts einzuwenden, ist im Grunde ja kein Messer!

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Kein Messermacher baut so etwas auf Verdacht, ein Kundenauftrag ist wahrscheinlich. Informationen dazu fehlen leider. Mit meiner ersten Einschätzung zum Typus „italienisch“ lag ich ziemlich gut. Inzwischen kann ich präzisieren: „Regno delle due Sicilie“, Palermo-Neapel. (HIER finden sich ab ca. #60 ähnliche Objekte.)

Meine Anfrage im Klingenmuseum lief ins Leere. Würde mich nicht wundern, wenn der betuchte, kundige Sammler die Vorlage seinerzeit aus der deutschen liebstem Urlaubsland Italien mitgebracht hat. Aber egal, was der Damaszener-Papst Manfred Sachse aus Stahlverbund, Bronze und Edelholz gezaubert hat ist einfach genial. Genau wie die meisterlich hervorragende Scheide, deren Hersteller ich ebenfalls gern identifiziert bekommen hätte.

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Apropos „Memento mori“: Das kurze Innehalten habe ich aufgegeben, es sind weitere Messer hinzugekommen. Ein bisserl Dokumentation muss reichen. Wer sagt denn, dass erben einfach sein muss! 😁

Abu
 
Top erzählt, Abu! Macht natürlich Appetit auf mehr Informationen ... "Das kurze Innehalten habe ich aufgegeben, es sind weitere Messer hinzugekommen." ... Pics or it didn't happen ... ;)
 
Mein erstes Messer, habe ich wohl 1953 von meinem Opa geschenkt bekommen. Gekauft haben wir es im Fachgeschäft Weck, in Erfurt. Ich habe das Messer letzte Woche in eben diesem Geschäft etwas überarbeiten lassen. Das Messer ist von der Firma Pohl aus Dresden, das Musterbuch ist noch vorhanden.
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Mein erstes Messer, habe ich wohl 1953 von meinem Opa geschenkt bekommen. Gekauft haben wir es im Fachgeschäft Weck, in Erfurt. Ich habe das Messer letzte Woche in eben diesem Geschäft etwas überarbeiten lassen. Das Messer ist von der Firma Pohl aus Dresden, das Musterbuch ist noch vorhanden.
Über 70 Jahre vergangen, das gleiche Geschäft zur Überarbeitung - tolle Geschichte, die den emotionalen Wert noch erhöhen. Ganz abgesehen vom schenkenden Opa!

Abu
 
Erstmal vielen Dank für die freundlichen Kommentare. Das Fachgeschäft P.A.Weck in Erfurt hat wohl in meiner Familie bezüglich Einkauf von Schneidwaren eine Rolle gespielt. Mein Großvater hat meinen Eltern wohl zur Hochzeit das komplette Besteck geschenkt, einiges davon benutze ich noch heute. P.A.Weck befand sich bis November 1944 am Anger, Ecke Schlösserstraße, ein Bombenangriff zerstörte das Gebäude, auf den Ruinen wurde ein Banner mit der Aufschrift "Weck ist nicht weg, wir kommen wieder". Im jetzigen Geschäft ist noch die alte Ladenausrüstung vorhanden. Mein Großvater hatte ein inniges Verhältnis zu mir und meiner Schwester, sind doch seine zwei Enkel, meine Geschwister und seine Ehefrau, meine Großmutter, am 9.Februar 1945 durch einen amerikanischen Luftangriff ums Leben gekommen. Mein Großvater "durfte" jeden Monat eine Summe Geld von seinem "Altvermögen" abholen, meine Schwester und ich bekamen ein kleines Spielzeug und etwas vom Konditor. Einmal sind wir zu P.A.Weck gegangen und ich habe in die Auslage geschaut, an dem Tag hat mir mein Opa das Messer, zum Leidwesen meiner Mutter, gekauft. Ich habe es tüchtig benutzt. Mein Großvater ist 1957 verstorben, er wurde 80 Jahre alt.
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Die Prägestempel sind übrigens noch in Solingen vorhanden👍.
 
Das erste Messer, von Küchenmessern mal abgesehen, an das ich mich erinnern kann, ist ein ziemlich altes Taschenmesser von meinem Vater.
Er hat dieses Messer aber nie als "Taschenmesser" benutzt, dafür hatte er andere immer wechselnde Modelle in der Hosentasche, dieses Messer hatte seinen festen Platz in einer Schublade seiner Werkstatt.
Ich war schon von klein auf dabei, wenn mein Vater irgendetwas werkelte, sei es das Löten der Dachrinne oder oder irgend etwas an der Drehbank basteln.
Das Messer kam dabei immer mal wieder zum Einsatz, ich erinnere mich, dass er damit die dicken, roten Zimmermannsbleistifte angespitzt hat, aber auch für andere, eher grobe Schneidarbeiten.

Man sieht auf den ersten Blick, das war ein Werkzeug für's Grobe und insbesondere die große Klinge zeugt davon, dass sie oft mit einem Wetzstein nachgeschärft wurde.
Über das Messer selbst weiss ich nichts, es gibt auch keine erkennbare Herstellermarke aber ich vermute, dass es ziemlich alt ist, denn soweit ich mich erinnern kann war es schon immer in diesem Zustand.
Möglicherweise hat er es sogar von seinem Vater übernommen?

Das Haus bewohne ich immer noch, und auch die Werkstatt mit eben dieser Schublade gibt es auch immer noch.
Inzwischen ist das Messer aber als Erinnerungsstück in die Vitrine gewandert.

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Grüße Jochen
 
Das zweite Messer mit einer für mich besonderen Geschichte, das ich vorstellen möchte, ist der Aligator von Stefan Steigerwald.
Als Stefan das Messer 2002 gebaut hatte verursachte es einigen Wirbel in der Szene, so etwas abgefahrenes gab es zuvor eigentlich noch nicht.

Ich hatte gerade erst meine Leidenschaft für Messer richtig entdeckt und war völlig platt - das war genau nach meinem Geschmack, aber vollkommen unerreichbar.
Es zierte damals einen Kalender , wenn ich mich richtig erinnere sogar die Titelseite, und war natürlich längst verkauft.

Für mich passte an diesem Messer einfach alles, mein lieblings Griffmaterial Narwal mit wunderschöner Struktur, die Größe, die Form, die Feilarbeiten, die Durchbrüche einfach alles.
Für mich war und ist es DAS PERFEKTE MESSER von dem ich aber nur träumen und es als Bildschirmhintergrund auf meinem Rechner haben konnte...

Irgendwann konnte ich per Zufall den Besitzer ausfindig machen und schrieb ihn an.
Zu meinem großen Erstaunen konnte er sich tatsächlich vorstellen sich von diesem Messer zu trennen und es kam noch unvorstellbarer, er war im Besitz aller frühen Fantasymesser von Stefan und es kam wie es kommen musste, heute ist die komplette Serie bei mir :)
Das sind die Wendungen des Schicksals, die man eigentlich nicht für möglich halten würde...

Erst in Verbindung mit der wie ich finde sehr passenden Scheide erschliesst sich einem der Name des Messers :)

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Grüße Jochen
 
Ahoi,
ich schrub ja bereits mehrfach, dass ich bedauerlicherweise meine Eltern sehr früh verloren habe.
Die Familie meiner damaligen Freundin ( und jetzigen Gattin ) „adoptierte“ mich quasi.
Zu einem Weihnachtsfest Mitte der Achtziger schenkte meine SchwieMu ihrem Mann ein Messer. Sie war dazu im „ersten Haus am Platze“ und lies sich bei Wiedenhoff im Berliner Europa Center beraten. Ein klassisches Kershaw Messer wurde es letztlich.
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Die beiden wanderten viel in den Dolomiten und SchwieMu dachte bestimmt an ein Jausenmesser. Obwohl Schwiegervater Rudi beruflich als Fleischermeister viel mit Messern zu tun hatte, wanderte das Messer wohl sofort in eine Schublade der Eicherustikal-Schrankwand.
Als wir vor 4 Jahren die Wohnung auflösen mussten, erinnerte ich mich an das Messer.
In der Schrankwand fand ich das leere Lederetui. Das Messer fand sich später geöffnet in der Besteckschublade an🤦🏻‍♂️🤦🏻‍♂️

Bei mir hat das anscheinend ungeliebte Messer ein schönes Plätzchen für immer gefunden. Trotz der schmählichen Behandlung ist es eine warme Erinnerung an meine Schwiegereltern, denen ich viel zu verdanken habe.
Ich fand die Idee von SchwieMu Barbara natürlich toll- das sie da einfach loszog rührt mich im Nachhinein- sie war aber auch wirklich eine taffe Frau der Tat💪🏼
 
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Oft ist es Liebe auf den ersten Blick. Der zweite Blick offenbart dann allerlei nicht-so-liebenswertes ... und der dritte, nach etwas Zeit und Anpassung, lässt wieder Liebe wachsen.

Erster Blick: Das Puma Outdoor faszinierte mich schon als ganz junger Teenager, weil es im örtlichen Jagdladen in Bad Hersfeld im Schaufenster lag. Nur konnte ich mit meinem bisschen Taschengeld nicht die exorbitanten 56 D-Mark aufbringen, die es kosten sollte. Ich erwarb stattdessen ein Marttiini für 9 Mark 80.
Die Sehnsucht aber blieb. Viele Jahre später lief es mir wieder mal über den Weg. Doppelt so teuer, aber egal, es faszinierte immer noch, wurde meins.

Zweiter Blick: Die dicken Griffnieten störten in der Hand. Das kantige Messing-Parierelement scheuerte an Daumen und Zeigefinger. Der vordere Klingenrücken erschien mir irgendwie plump und unästhetisch.
Einige Zeit habe ich das ertragen, dann aber doch zu Feile, Schmirgelpapier und Schleifstein gegriffen und die Maulwurfshügel von Nieten runtergefeilt, das Messingteil gerundet und geglättet, und den vorderen Klingenrücken etwas schlanker geschliffen.

Dritter Blick: die Liebe zu dem Messer wuchs. Es wurde mein Outdoor- und Wandermesser. Auf den 5 mm dicken gerundeten Klingenrücken lässt es sich super batonieren (das Wort kannte freilich noch keiner). Das halbkugelförmige Griffende erlaubt, mit der Innenhand Druck auszuüben. Die keilförmige Klinge spaltet prima Lagerfeuerhölzchen. Brot schneiden, Margarine schmieren - auch super. Der geheimnisvolle "Pumaster"-Stahl hielt allen Erwartungen stand, die Klinge machte alles gut mit, auch Grobheiten.

Mit 12,5 cm Klingenlänge ist leider grade nicht mehr 42-a-friendly. So führt es ein Rentendasein und darf gelegentlich rund ums Haus noch werkeln. Wie Rentner das halt so machen...

btw. ich weiß bis heute nicht, was Pumaster-Stahl ist ... 1.4116 oder sowas in der Art?
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Schöne Geschichte mit „Langzeitwirkung“ - bei guten Messern ist‘s wie bei guten Weinen🍷- sie brauchen manchmal Zeit.
Apropos Zeit - ich würde tippen, das Dein Messer einen 1.4110 Stahl ( 440A ) hat.
 
Ja, das dürfte 440A gewesen sein. Unter dem Namen Pumaster rangierten einige Stähle, auch eine "rostende" Güte.
Interessant, damals, muß so 1980 oder so gewesen sein, bin ich auch um dieses Messer herumgeschlichen, hab mich aber dann für "den größeren Bruder", das White Hunter, entschieden. riesiges Teil, das OUTDOOR wäre im Nachhinein besser gewesen. Das White Hunter ist längst verkauft. Das Outdoor könnte man bei Jürgen Schanz ohne Verlust der Ästhetik und Klingenkontur "legalisieren" lassen. hier war das: legalize erdbeereis.... (https://messerforum.net/threads/legalize-erdbeereis.141001/)
Ist ein wirklich schönes Messer, und mit den Modifikationen auch noch ein gutes Messer.
 
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