PA-Berichte CNC-Prototypen

Moin,

habe 2 Messer aus AEB-L, von Uwe auf 63 hrc gemacht, die problemlos zu schärfen sind. Gut reagiert haben diese auf SP2K ( TU's mit max 3 Zügen je Seite ). SP5K ging auch noch, fand ich da aber von der Standzeit schlechter. DMD6K ( gegenüber SP5K ) ging auch gut, etwas gröbere Dia-Platte ( Venev 4K ) mit Nat funktioniert für mich zuhause dort am besten. Ist aber auch nur meine persönliche Erfahrung. Leder oder Pasten benutze ich nicht.

Gruß Jörg
 
Ganz kurz zu mir: Ich bin der Sven, schreibe aktuell meine Abschlussarbeit in Allgemeinem Maschinenbau und habe das Messer designed und den dazugehörigen Fertigungsprozess entwickelt. Ich habe das Glück an meiner Hochschule große Unterstützung für das CNC Messerprojekt zu erfahren, und konnte so auch gewisse Fertigungsbereiche mit moderner Technik entwickeln.
Das finde ich übrigens super. Ich hatte schon lange im Kopf, dass das mal eine Super Abschlussarbeit wäre. Ich hätte nur nicht gedacht, dass sich ein Prof auf das Thema einlassen würde, weil die Komplexität des Themas ja nicht jedem auf Anhieb klar ist.
 
Zur Thematik nachschärfen: Ich persönlich bevorzuge Abziehleder mit Aluminiumoxid Paste, ich finde das funktioniert bei AEB-L fast genauso gut wie bei einem einfachen Kohlenstoffstahl, und schont die Klinge gegenüber Wetzstahl/Schleifstein
Stroppen erzeugt eine sehr feine, geschlossene Schneide. Sehr hohe Schärfe, die in der Küche kontraproduktiv ist, weil sie auf diesem Niveau sehr kurzlebig ist.
Da ist Wetzen oder ein Touchup auf einem feinen Stein deutlich im Vorteil, weil da immer eine Mikrosäge bleibt, die auch bei leichter Abstumpfung Fruchthäute (ZB.Tomate) noch leicht auftrennt.
Bei Scienceofsharp sehr verständlich dargestellt.
Nutzbare Schärfe und theoretische Schärfe sind da einfach zu unterscheiden.
Anders ist das bei Rasiermessern, wo die Mikrosäge die Haut verletzen würde.
 
Anders ist das bei Rasiermessern, wo die Mikrosäge die Haut verletzen würde.
Rasieren ist ja auch wahrscheinlich die reinste Druckschnitttechnik, der man so im Alltag begegnet. Bei anderen Anwendungen, wo einem die Schnittqualität sehr wichtig ist, kann eine geschlossene Schneide auch bei Zugschnitt sinnvoll sein, z. B. bei Sashimi oder wenn man ein medium rare gebratenes Roastbeef seidig glänzend aufschneiden möchte.

Man kann auch manches Gemüse wie Möhren oder Gewürzgurken so schneiden, dass man sie äußerlich spurenfrei wieder zusammensetzen kann, weil die Schnittflächen aneinander haften. Kommt gut auf Kindergeburtagen an :D

Aber der Unterschied ist echt krass. Ich habe bis auf den Griff zwei identische Vics und zwei identische Munetoshis, von denen jeweils eins immer auf NSS 12000 und das andere auf SG 500 oder SP 1000 endet. Solche Experimente haben zwar keinen praktischen Sinn, sind aber sehr interessant, auch wenn beide Möglichkeiten sicher keine optimalen Finishes sind.
 
Das finde ich übrigens super. Ich hatte schon lange im Kopf, dass das mal eine Super Abschlussarbeit wäre. Ich hätte nur nicht gedacht, dass sich ein Prof auf das Thema einlassen würde, weil die Komplexität des Themas ja nicht jedem auf Anhieb klar ist.

Dankeschön! Ja ich habe das Glück an einer sehr tollen Hochschule mit großer Unterstützung im Bereich Gründung und Entwicklung zu studieren
 
Stroppen erzeugt eine sehr feine, geschlossene Schneide. Sehr hohe Schärfe, die in der Küche kontraproduktiv ist, weil sie auf diesem Niveau sehr kurzlebig ist.
Da ist Wetzen oder ein Touchup auf einem feinen Stein deutlich im Vorteil, weil da immer eine Mikrosäge bleibt, die auch bei leichter Abstumpfung Fruchthäute (ZB.Tomate) noch leicht auftrennt.
Bei Scienceofsharp sehr verständlich dargestellt.
Nutzbare Schärfe und theoretische Schärfe sind da einfach zu unterscheiden.
Anders ist das bei Rasiermessern, wo die Mikrosäge die Haut verletzen würde.

Vielen Dank für den Link! Ich persönlich bin inzwischen ein recht großer fan des stroppens geworden, besonders bei AEB-L und Kohlenstoffstahl. Ich habe mir aber notiert, dass ich bei den kommenden tests das verhalten der sek. Fase mit verschiedenen WB und Schärfmethoden untersuche, wir haben bei uns im Werkstoffkundelabor eine Schnitttestmaschine aus einer älteren BA, so wie die konstruiert ist, könnte man damit ein paar Vergleichsmessungen machen denke ich, ich schau mal ob ich die benutzen kann. Nichtsdestotrotz ist es am Ende persönliche Präferenz wie das Messer geschärft wird und ich denke jeder selbst hat eine Methode die am besten funktioniert.
 
Man sollte auch immer die potentielle Kundschaft im Auge behalten: Wenn ich zum Scharfhalten einen Wetzstahl oder Schätfstab empfehle, kann man noch gut argumentieren, den in die Schublade zu legen und vor dem Kochen 2-3x drüber zu gehen. Ein Leder mit Paste tendiert schon stark in den Freak-Bereich.
 
Man sollte auch immer die potentielle Kundschaft im Auge behalten: Wenn ich zum Scharfhalten einen Wetzstahl oder Schätfstab empfehle, kann man noch gut argumentieren, den in die Schublade zu legen und vor dem Kochen 2-3x drüber zu gehen. Ein Leder mit Paste tendiert schon stark in den Freak-Bereich.
Ich habe früher auch Leder mit Paste verwendet. Die Paste auf der Fleischseite des Leders eingerieben. Musste also nicht ständig neu aufgetragen werden.
Das war aus meiner Sicht in der Praxis nicht aufwändiger als der Wetzstab. Insofern kann man hier das anwenden, von dessen Wirksamkeit man mehr überzeugt ist.
 
Hallo zusammen,
ich habe wieder die Ehre und das Vergnügen an einem weiteren, sehr hochkarätig besetztem, Passaround von Lukas teilzunehmen!

Zum Test stand wieder ein Prototyp. Eine coole Eigenentwicklung von Lukas und Sven. Das besondere CNC gefräste Messer verspricht ein „besonders gutes Foodrelease“. Ich bekam zum Testen das Messer mit dem Schliff von Jürgen Schanz.
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Wir wurden von Lukas gebeten, das Messer nachfolgenden Kriterien zu bewerten:
• Food Release
• Produktqualität
• Praxiseinsatz
• Design
• Preis-Leistung

Eine kleine Bemerkung am Rande:
Normalerweise lese ich die Testberichte meiner Mittester erst nach meinem Bericht. Aber in diesem besonderen Fall, habe ich alle Testberichte überflogen und bin sehr dankbar für die Erfahrungen und die hohe Qualität der Test meiner Mittester! Ich weiß nicht ob ich überhaupt neue Erkenntnisse beitragen kann, die Vor- und Nachteile des Messers wurden ja schon ausführlich diskutiert. Aber ich möchte euch trotzdem die Erkenntnisse des Tests aus meiner, messerinteressierten aber laienhaften, Sicht schreiben.

Na gut, machen wir uns mal ran.

Food Release
Gleich am Anfang der spaßige Teil des Tests. So einen geilen Food Release hatte ich bisher noch nie!
Geschnitten wurden Kohlrabi, Sellerie, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Paprika, Zwiebeln, Möhren, Rindfleisch, Würstchen, Äpfel und Tomaten.
Alle Gemüsesorten lassen sich hauchdünn schneiden. Vermutlich noch sehr viel dünner, aber das liegt eher an den Fähigkeiten des Benutzers :-D

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Es ist nicht so, dass kein Lebensmittel an der Klinge kleben bleibt, aber das nächste (spätestens das übernächste) abgeschnittene Stück schiebt alles zuverlässig von der Flanke.

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Produktqualität
Hui, jetzt wird es schwierig. Lukas hat bei der Ankündigung des PA bereits einige Probleme aufgezählt. Aber hier nochmal aus meiner Sicht.
Die Klinge fühlt sich tatsächlich nach gestanztem Blech an. Die Spitze lässt sich extrem leicht und weit verbiegen. Offenbar hatten dies auch meine Mittester ausprobiert, die Spitze weißt mittlerweile eine leichte Welle auf.

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Eine Delle und ein paar Kratzer weißt das Messer auch auf, aber ich denke das liegt an den Tests vorher.

Der Kehl und Messerrücken sind unangenehm scharfkantig und nicht gut verarbeitet. Je nach Griff ist dies vor allem am Kehl echt blöd.
Richtig unangenehm sind die Enden des Griffes. Gerade die gekennzeichneten Seiten schneiden sich in die Hand und Finger. Hier muss dringend nachgearbeitet werden. Ansonsten fasst sich der Griff in Dicke und Form sehr gut an.

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Aufgrund der Fräsungen fühlt sich das Schneiden am Führungsfinder etwas unangenehm an. Es „rubbelt“ am Finder etwas. Ich weiß nicht, ob sich das in dem Design beheben lässt. Wirklich schlimm ist es für mich nicht.

Praxis
Vor allem die Spitze macht keinen Spaß. Aufgrund der Flexibilität geht die Kontrolle über die Spitze komplett verloren. Was ich damit meine ist, dass bei feinen Schnitten in Zwiebeln oder Apfel die Spitze sich leicht ein paar Millimeter verbiegt. Leider fehlt mir hier ein schönes Foto :-(

Das ist echt wabbelig und muss zukünftig behoben werden. Feine Stücke schneide ich lieber mit der Mitte des Messers.
Aber hier gilt auch, das Food Release ist unübertroffen und das Messer schneidet lasergleich durch das Gemüse und Fleisch.

Design
Das Design des Messers ist futuristischer als ich es normalerweise mag. Aber zu den CNC Fräsungen passt der kantige Griff optisch sehr gut. Als alter Science-Fiction Fan sagt mir das sehr zu 🖖
Abgesehen von den oben (im Teil „Praxis“) genannten scharfkantigen Enden des Griffes, liegt dieser für mich angenehm und gut in der Hand (mit Handschuhgröße 9). Ich empfehle als Griffmaterial ein wunderbar stabilisiertes Holz oder ein eher futuristisches Material wie Kirinite oder Griffmaterial von Raffir.

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Die Rundung des Messerkehls gefällt mir sehr gut und unterstreicht die futuristische Anmutung des Messers.

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Würde ich das Messer kaufen?
Im jetzigen Zustand sicherlich nicht. Wenn die oben angesprochenen Punkte behoben werden und ein cooler & angenehmer Griff montiert wird, dann könnte ich bei der ersten Serie tatsächlich schwach werden. Vielleicht klingt mein Bericht etwas negativ, aber einen Laser mit einem solchen Food Release hatte ich noch nicht in der Hand. Das hat mich sehr begeistert :)
Je nach Materialien Preislich würde ich das Messer in die Region 300 - 350 € einordnen (wenn alle Probleme behoben wurden).

Danke Lukas für die Chance an diesem besonderen PA teilnehmen zu dürfen. Das hat Spaß gemacht!

Viele Grüße
Ceratos
 

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Zuerst möchte ich mich bei Lukas und Sven für diesen tollen PA bedanken.
War wirklich interessant.

PA-CNC.jpg


Mein erster Eindruck des Messers war, sagen wir mal, enttäuschend.
Das Messer sieht auf den ersten Blick schon sehr billig aus.
Die kantige Klinge, der komische Griff, sieht schon sehr nach "Billigchinesenmassenkram" aus.
Aber es ist ja ein Prototyp, an dem hoffentlich noch einiges geändert wird.
Das Messer kam völlig stumpf mit 2 verschiedenen Schleifwinkeln bei mir an.
Rechts hatte es 12°, links 14°.
Ich hab es erst mal richtig eingeschliffen, dabei hab ich es auf 12° belassen.
Da fiel mir sofort die flexible Spitze auf, die den Machern ja mittlerweile schon bekannt ist.
Da braucht man zum Horlen eine zweite Schleiflehre.
Der Griff ist ja nur ein Provisorium aus'm 3D Drucker und wird durch Holz ersetzt.
Hoffentlich dann mit einem runderen Design, das jetzige ist arg eckig, und auch ein Stück zu lang.
Was ich auch gleich bemerkte, die Rillen der Fräsungen fühlen sich am Zeigefinger seltsam an.
Aber ich bin ja nur Hobbykoch für 2 Personen und muss nicht stundenlang damit schneiden.
Ist nur eine Gewöhnungssache.

Antreten durfte das Teil gegen meinen Meister im FR, das Sturmschwalbe Santoku, und gegen mein schneidfreudiges Hado Bunka.
Von der Nagelgängigkeit her sind alle 3 ziemlich gleich.

Die technischen Daten:

Prototyp Sven 198x49mm, 2,52mm
Stahl AEB-L 62HRC
Gewicht 120gr
Schleifwinkel 12°

Sturmschwalbe Santoku 175x48mm, 3,25mm
Stahl 14C28N 60 HRC
Gewicht 123gr
Schleifwinkel 20°

Hado Bunka 170x44mm, 2,2mm
Stahl Ginsasn 3 63 HRC
Gewicht 130gr
Schleifwinkel 15°

Der Stahl lässt sich sehr gut und sehr scharf schleifen.
Zur Standzeit kann ich nicht viel sagen, dafür war die Zeit zu kurz.

Auf dem Brett:
Geschnitten hab ich allerlei Gemüse, Kräuter, Kalbfleisch, Wurst und Speck.
Beim ersten Schnitt war schon der AHA-Effekt da, hoppla, das Ding geht ja ab wie Schmidts Katze.
Bei der Schneidfreude lag das Hado leicht vorne, hat dafür aber den schlechtesten foodrelais.
Beim FR lagen der Prototyp und die Sturmschwalbe praktisch gleichauf.
Kräuter lassen sich mit dem Profil gut wiegen
Bei hohen und klebrigem Gemüse wie Kartoffeln und Kohlrabi bremst die Klinge etwas mehr wie die Sturmschwalbe.
Bei der Zwiebel konnte es nicht punkten. Da ist schon mehr Druck nötig als bei der Sturmschwalbe. Da lag das Hado deutlich vorne.
Beim Paprika hab ich einen Spezial Test gemacht, den Griff ganz hinten nur mit 2 Fingern halten damit kein Druck entsteht und die Klinge sanft auf ein Stück gelegt.
Auch da lag das Hado ganz vorne, fiel praktisch von alleine durch, bei der Sturmschwalbe war ein wenig Zug nötig, den größten Zug brauchte der Prototyp.
Das ist aber seinem geringeren Gewicht geschuldet.
Den Tomatentest hab ich extra erst nach 5 Tagen gemacht.
Da lag der Prototyp ganz hinten. Der Schnitt war immer noch sehr sauber, aber es war deutlich mehr Druck nötig als bei den andern 2.
Speck und Salami meisterte der Prototyp mit Bravour. Wenn mal was an der Klinge haften blieb, war es beim nächsten Schnitt weg.
Beim Fleisch schneiden waren alle gleichauf, nur beim Parieren glänzte natürlich das Bunka, durch seine feinere Spitze.
Das geringe Gewicht, das schon einige bemängelt haben, stört mich überhaupt nicht. Ich mag leichte Messer.

Mein Fazit:
Wenn die Schwachstellen behoben sind und das Messer in Serie geht, gibt es wohl momentan kein besseres Serienmesser auf dem Markt.

Meine Verbesserungsvorschläge:
Die Kanten am Rücken und Kehl müssen gerundet werden.
Die Klinge muss zur Spitze hin stabiler werden.
Der Griff muss aus Holz und ergonomischer werden, keine Kanten und 1,5 bis 2cm kürzer.

Der PA hat wirklich Spaß gemacht und war sicher nicht alltäglich.
Hoffentlich geht das Messer in verbesserter Form in Serie.
Wenn ja ist es auf jeden Fall mein nächstes Messer.
 
Vorwort:
Vielen Dank an Lukas und Sven für die Initialisierung dieses Passarounds. Das Messer ist schon sehr speziell, genauso wie die Anforderungen an die beabsichtigte Foodrelease-Eigenschaft (hier die Schanz-Ausführung). Daher fällt mir der Einstieg in die Beschreibung nicht leicht.
Zum einen empfinde ich den Hafteffekt bei bestimmten Lebensmitteln (klein und fein, z.B. Zwiebeln, Knoblauch) als angenehm und hilfreich, weil ich nach jedem dritten Schnitt das Schnittgut direkt von der Klinge in ein Schälchen abstreifen kann. Bei höherem Gemüse (Zucchini, Kartoffel) wiederum stört es mich, wenn das anhaftende Lebensmittel erst beim zweiten Schnitt von der Klinge fällt und -Murphys Gesetz- mir häufig im Wege liegen bleibt. Hier wünsche ich mir auf jeden Fall einen guten Foodrelease, sprich das Schnittgut soll unmittelbar nach dem ersten Schnitt nach rechts wegfallen.
Im Normalfall nehme ich folglich unterschiedliche Messer, mit denen ich das jeweilige Schnittgut nach meinen Erwartungen beeinflussen kann (Schnittgut soll haften: Laser mit glattem Klingenspiel. Schnittgut soll abfallen: Workhorse mit kräftigem Taper, vorzugsweise im Schubschnitt)

Da der Wert des „Foodreleases“ für mich also ein relativer ist, der davon abhängt, was ich gerade schneiden möchte, fand ich es sehr spannend, zu testen wie sich das Prototypen-Konzept in Summe auswirkt.

Foodrelease / Haftprüfung
Karotte, Knollensellerie, Zwiebeln und Knoblauch erwiesen sich bei einer Brunoise als Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Rohe Kartoffeln (zum Schneiden von Pommes-Stäbchen) und Zucchini blieben beim Schneiden ungerührt auf dem Brett liegen.
Perfekt: toller Schnitt und … foodrelease vom Feinsten
10 von 10 Punkte

Produktqualität
Von der Verrundung des Klingenrückens, einem sowohl den Augen als auch der Hand schmeichelnden Griff ist bis zur steiferen Klingenspitze noch einiges zu tun. Dazu haben Vortester schon etwas ausführlicher geschrieben.
Wenn ich diese Schwachstellen des Prototyps außer Acht lasse und den Blick auf die vorhandene Qualität als Werkzeug verkürze komme ich trotzdem auf respektable

8 von 10 Punkten.

Design
Das aktuelle Design ist schon sehr technisch und erfüllt meine Erwartungen an ein Messer in der angepeilten Preislage nicht.
Mich triggern verschiedene Faktoren als da beispielsweise sind Holzart / Griffmaterial, verwendeter Stahl, Kunst (z.B. Guilloche) oder besondere „handwerkliche“ Herstellungsmethoden. Liegen derartige Trigger vor, setzt bei mir ein Wilson-Effekt ein, auch wenn ich dieses Objekt der Begierde objektiv vielleicht nicht benötige.
Für mich hat der Prototyp im Moment noch den Charme eines Keramik-Messers (die sind ja als Küchenwerkzeug nicht schlecht, werden im Forum aber mangels „Charisma“ auch nicht thematisiert).
So ist aus meiner Sicht hier noch Feinarbeit in der Kombination Messerkunst und fachliche Moderne erforderlich, um mich zu überzeugen.
2 von 10 Punkten

Klingengeometrie
Da gibt es hier im Passaround wahrhaftige Experten, die mehr und vor allen Dingen Fundiertes dazu sagen konnten und können.
Da ich Gleichwohl mit dem Schnitt verschiedenster Lebensmittel sehr zufrieden war, vergebe ich hier
9 von 10 Punkten



Preis- Leistung
Da hier in Sachen Design und Produktqualität noch einiges zu tun ist, ist es natürlich schwierig jetzt schon einen subjektiv akzeptablen Verkaufspreis zu benennen. Für ca. 500 € müssen für mich hier noch Triggerpunkte erfüllt sein, die über die rein technische Eigenschaft des hervorragenden „Werkzeugs“ hinausgehen. Dann wäre ich dabei (und wenn`s für meine Herzdame zum Muttertag wäre 😂)

Praxiseinsatz
Da das Messer sehr leicht ist, war ich beim ersten Einsatz an Karotten sehr überrascht, denn ich hatte bei der Haptik nicht erwartet, dass es so leicht schneidet. Zudem hatte das geringe Gewicht für mich den Beigeschmack von „billig bzw. nicht wertig“. Zur Gegenprobe hatte ich dann meine Herzdame in die Küche gerufen und Sie -ohne Konfrontation mit meiner Wahrnehmung gebeten- Tomaten mit dem Messer in Scheiben zu schneiden.

Erste Reaktion von ihr; „toll, schön leicht, gefällt mir sehr gut“ und dann wurden hauchdünne Scheiben (mit der Messerspitze, erstes Drittel) geschnitten. So unterschiedlich kann die Wahrnehmung der gleichen Eigenschaft sein.
Dann kam übrigens noch der vorsichtige Hinweis 😂 „ich brauche es aber nicht“. Sie schnibbelt lieber mit einem kleinen Office-Messer und überlässt mir dankenswerterweise gerne die Schneidearbeit 🤗.

Foodrelease-fremde Aufgaben, wie das Wiegen von Petersilie hat das Messer übrigens auch mit Bravour bestanden.

Zusammenfassend war ich begeistert und verstehe langsam, was @güNef schon seit längerem an vergleichbaren Grundkonzepten begeistert hat. Das Messer ist ein sehr guter Allrounder, das im Foodrelease vieles besser kann ohne (wie bei einem stark getaperten Workhorse mit Verdrängungseffekt) unerwünschte Nebenwirkungen bei filigranen Schneidearbeiten zu haben.
Für die Gesamtheit der Werkzeug-Eigenschaften vergebe ich
9 von 10 Punkten

Vielen Dank für die Teilnahmemöglichkeit und beste Wünschen für die empirische Batchelor-Arbeit und den Studienabschluss von Sven 👍.

Gruß Ulrich
 
Moin zusammen,

etwas verspätet, aber hier kommt mein Take auf das PA-FR-Messer.
Vieles wurde bereits geschrieben und auch aus hochkarätigen, erfahrenen Federn kommentiert – schwer also, als Neuling im ersten PA diepassende Herangehensweise und Worte zu finden. Einiges wird also Raydundant sein ;) Egal,legen wir los:

VielenDank an Lukas aka @knife-art.de und Sven für das geniale PA. Ich hatte einen riesen Spaß!

Out of the Box kam das Schanz PA-FR-Messer (PA) mit den bereits schon beschriebenen Macken (kleine Delle in der Sekundärfase im hinteren Drittel, Spitze etwas verzogen) und Kanten (Griff, Zwinge und Kehl). Aus reiner Gewohnheit habe ich es erst mal vorsichtig über den Dick Micro gezogen und durfte hier schon den krassen Flex kennenlernen. Schwer im vorderen Bereich den Winkel zu halten...
Im hinteren Bereich war zudem ein leichter Overgrind zu finden

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Kommen wir zum Protokoll:

Foodrelease / Haftprüfung
Mein erster Kontakt mit einem auf FR getrimmten Messer und was soll ich sagen. Ich bin begeistert!
Selbstverständlich fehlt mir die Erfahrung, wie sich das PA gegen ander FR Messer wie @güNef 's "the hollow" o.ä. schlagen würde, aber dass Kartoffeln, Zucchini und Zwiebeln bei einem Zugschnitt einfach stehen bleiben, hat bei mir für große Augen gesorgt. Feine Brunoise aus Schalotten und Knoblauch verteilen sich bei meinen Tests zwar großflächig auf der gefrästen Fläche und bleiben haften, hatten aber aufgrund ihrer Größe keinen negativen Effekt auf mein Schneiderlebnis.
10 von 10 Punkten.

Produktqualität

Hier tue ich mich schwer die passenden Worte zu finden, da sich das finale Produkt vermutlich extrem von diesem unterscheiden wird. Sei es das Material und Design des Griffes wie auch ein sauberes fit & finish der Kanten und des Schliffs...
Wie meine Vortester bereits geschrieben haben, gefällt auch mir das blecherne Gefühl bei Brettkontakt überhaupt nicht und der Flex der Spitze war zu Beginn wirklich gewöhnungsbedürftig. Dazu später mehr. Die gefrästen Riffelungen empfand ich an meinen "Führfingern" als zu scharfkantig, vor allem, wenn es feine Arbeiten mit der Spitze waren.
Das aktuelle Version bekommt von mir 5 von 10 Punkten.

Praxiseinsatz

Das PA habe ich an 4 Abenden gegen meinen Bestand antreten lassen (Messer unter 100€ ausgeklammert) und nur geschnippelt, was ich auch für meine Frau, den kleinen und mich gekocht habe (Kartoffeln, Karotten in verschiedenen Größen, Zwiebeln, Schalotten, Selerie, Fenchel, Zucchini, Tomaten).

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Vermessen habe ich keines meiner Messer, kann also nur grob die Geometrie einschätzen. Von unten nach oben:
1. Schanz PA aus AEBL
2. Wanchana Kiritsuke Gyuto aus 52100, ~20cm, schöner Taper mit sehr dünner Spitze
3. Kyohei Shindo Gyuto mit AO2 Schneidlage, 21cm, schöner Taper, sehr dünn ausgeschliffen
4. Kaeru Gyuto mit SLD Schneidlage, 24cm, Workhorse
5. Schanz Custom Chefmesser aus 14C28N, 25cm, guter Allrounder mit ordentlich Taper bis in die Spitze

Das Wanchana war mein erstes hochklassiges Messer und aufgrund des flachen Profils, schneide ich hauptsächlich im Pull- (weiche Lebensmittel) und Pushcut (harte Lebensmittel). Für das Wiegen kamen dann später das Kaeru und das Schanz dazu, nutze ich aber meistens nur bei Kräutern oder wenn es wirklich schnell gehen muss.

Gleich vorweg: keines meiner Messer ist ein Laser. Das Kyohei mag dünn ausgeschliffen sein, hat aber einen ziemlich dicken Rücken. Das PA ist es defnitiv!

Karotten und Selerie Julienne/Brunoise fühlten sich bei den ersten Schnitten im Pushcut irgendwie stumpf an, da man durch das geringere Gewicht mehr drücken muss. Erst war ich etwas enttäuscht, aber nach ein paar Minuten testen und etwas anderer Technik (mehr vorwärts Schub als abwärts Druck) konnte ich die wahre Schneidfreude des PA für mich entdecken. Aufgrund des höheren Eigengewichts, lagen die anderen Messer für mein Gefühl fast auf Augenhöhe. Lediglich das Kaeru wollte nicht so recht Spaß machen.

Das wahre Lasergefühl bekam ich dann bei den ersten Pullcuts (bei schnellem arbeiten wohl eher Pullchops :D ) von weicheren Lebensmitteln. Bei flacherem Schnittgut wie Tomaten, Schalotten oder entkernten Zucchinistreifen konnten das Wanchana und das Kyohei mithalten, sobald es aber höher wurde (Kartoffeln, große Zwiebeln), lag das PA deutlich vorne. Grund dafür vermutlich eine Mischung aus Nashiji/KU Finish vs Fräsung und eben auch weniger Taper Richtung Rücken.

Wiegen mochte das PA für mein Gefühl nicht so recht. Einerseits war es mir gefühlt zu leicht, andererseits ist für mich das Profil auch einfach nicht stimmig. Im hinteren Bereich der erwähnte Overgrind, im vorderen Bereich merkwürdiger Flatspot.

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Fühlt sich seltsam an und alles andere als rund. Hier lag das Schanz klar vorne. Das Kaeru vom Profil her top, aber immer noch zu dick.

Kommen wir zuletzt zum enormen Flex der Spitze. Bei vertikalen Einschnitten von Zwiebeln, Schalotten und Knoblauch reichte ein leichter Druck des Messers gegen meine Führfinger, dass ich schräg in das Schnittgut einschnitt. Bei wirklich schnellem Arbeiten passierte es auch immer wieder, dass ich den vorherigen Einschnitt erwischte. Nach etwas Übung wurde es besser, empfinde ich aber dennoch als sehr suboptimal.

Aufgrund der Schneidfreude gemischt mit dem geilen FR bekommt das PA in dieser Kategorie trotzdem 8 von 10 Punkten

Design

Sowohl Klinge als auf Griff gefallen mir vom Design her eigentlich ganz gut, wobei mir rein optisch die FR Messer von Suntravel oder Sturmschwalbe eher zusagen.
6 von 10 Punkten.

Klingengeometrie

Der erste Laser den ich in der Hand halten durfte und er hat mir sehr viel Freude bereitet. Wenn der Flex in der Spitze behoben/verbessert ist gäbe es von mir eine 10 von 10.
So liegen wir bei 8 von 10 Punkten.

Preis- Leistung

Aufgrund der Haptik bzw. des F&F (Griff, Riffelungen, Rücken und Kehl) und der verwendeten Materialien wäre das Messer im Aktuellen Zustand für mich ein no go. Da ich das finale Messer aber heute nicht bewerten kann, bekommt das aktuelle 2 von 10 Punkten.

Zuletzt nochmals vielen Dank, dass ich an so einem spannenden PA teilnehmen durfte und toi toi toi für die Zukunft eures Projekts. Ich warte gespannt auf das finale Produkt und was das Thema FR angeht, bin ich auf jeden Fall ein bisschen angefixt.

Viele Grüße
Ray

P.S. das Kaeru werde ich wohl a) verkaufen oder b) "schanzen" lassen. Das habt ihr mir zumindest schon mal versaut ;)
 
Last edited:
Hallo Allesamt,

erst einmal vielen Dank an Lukas, daß auch ich teilnehmen konnte. Nach der PA Ankündigung habe ich lange mit mir gehadert, da ich mir einerseits nicht sicher war ob ich wirklich geeignet bin ein Messer hier zu testen und andererseits... ist...war das kein Messer was mich reizt.

Das habe ich Lukas auch so mitgeteilt, aber er meinte ich solle ruhig mitmachen. Gesagt getan, und ich wurde positiv überrascht.
Kleiner "disclaimer", ich habe die paar Fotos abends beim Kochen gemacht, mit meiner Kamera des Mobiltelefons. Die Fotos sind leider etwas dunkel geworden. Auch habe ich kleine Videoschnippsel gemacht bis ich dann vor ein paar Tagen gesehen habe, dass man Videos ja nur per URL verlinken kann. Da ich mir für die paar Schnippsel keinen YT Account machen wollte, gibt's hier leider keine Clips.
Auf geht's.


Foodrelease:
Heieiei..heikles Thema hier im Forum ;) mir persönlich teils zu philosophisch und emotional. Kurz, ich lege wenig wert auf Foodrelease. Wenn ich Spaß habe mit einem Messer zu schnippeln ist es mir relativ egal zwischendurch mal für 'ne Sekunde die Klinge vom Schnittgut zu säubern. Ich bin aber auch nur zu Hause am Kochen. Profis haben vermutlich mehr Zeitdruck und ganz andere Mengen zu verarbeiten. Dort kann ich mir vorstellen, dass es relevant sein könnte. Von der Art und Weise wie man schneidet mal ganz abgesehen.
Geschnitten habe ich die letzten Tage das was ansonsten auch so ansteht. Kartoffeln, Mohrrüben, Zwiebeln, Tomaten. Nix besonderes.

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Bei all meinem Geätze über philosophischen Foodrelease muss ich gestehen, dass ich positiv überrascht war. Lauch, Möhren oder mein Ingwer "Julienne" hafteten sehr wenig an der Klinge. Ich schneide aber auch nicht im Wiegeschnitt, sondern ziehe die Klinge oft bzw. push/pull cut.
Kartoffeln, Möhren keinerlei Probleme.

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Das gefräste Muster scheint zu helfen. Das Schnittgut hat halt weniger Haftfläche. Das jetzt alles gar nicht kleben bleibt...so ist es jetzt auch nicht. Da mir wie gesagt das Thema Foodrealese relativ schnuppe ist habe ich weder Wunder erwartet, noch gesehen oder gar vermisst. (Mozzarella mag auch dieses Messer nicht unbedingt..)
7(?)...8(?)/10 Punkten


Produktqualität:

Schwieriges Thema. Es ist schließlich ein Prototyp, eine Alpha-Version. Das muss man sich immer im Hinterkopf behalten. Ich habe die vorherigen Berichte gelesen, wußte also in etwa was kommen wird.
Ja, die Klinge ist noch zu wabbelig, hat Macken. Aber dafür schneidet sie wirklich gut!
Ich hatte nie das Gefühl, dass die Klinge nicht ordentlich schneidet oder ich Angst haben müßste sie bleibt in den Möhren stecken, sich verbiegen oder brechen. Verarbeitung war für dieses Stadium vollkommen in Ordnung. Wenn die gesamte Klinge bißchen mehr Masse bekommt und stabiler wird, wird die Wertigkeit gleich erhöht.

Der Griff, nun gut. Er ist aus dem 3D-Drucker, es ist ein Prototyp. Man kann es nicht oft genug sagen. ABER(!), wenn ich mir vorstelle, dass dieser aus einem schönen Holz gemacht ist, dann kann das ein richtig, richtig guter und schöner Handschmeichler werden.

Was ich wirklich sehr gut fand, war der Finger-Notch/Finger-Rest. Hat mir gut gefallen.

5/10 Punkten für den Prototypen


Praxiseinsatz:

Geschnitten habe ich die letzten Tage das was ansonsten auch so ansteht. Kartoffeln, Mohrrüben, Zwiebeln, Tomaten, Kräuter. Nix besonderes. Könnte mir aber auch vorstellen härtere Lebensmittel wie Süßkartoffeln damit zu schneiden.

8/10 Punkten

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Klingengeometrie:
Gefällt mir persönlich sehr gut! Konnte gut mit dem Messern schnippeln, hat Spaß gemacht! Punkt.

9/10 Punkten


Design + Preis- Leistungsverhältnis


Da muss ich etwas ausholen. Wie gesagt, ich habe Lukas schon im Vornherein informiert, dass das Messer nicht meins ist oder vermutlich nicht werden wird. An dieser Meinung hat sich leider auch nichts geändert. Ich wurde positiv beim Schnippeln überrascht, aber ich kann mit dem Design nichts anfangen.
Bei allem Respekt der Planung des Messers gegenüber, auch der handwerklichen Arbeit, die dort hinein gesteckt worden ist. Das weiß ich alles zu schätzen. Auch mit einer stabileren Klinge, der Griff aus einem schönen Holz... aber diese CNC Fräsung ist nicht meins und ich würde in einem Laden solch ein Messer links liegen lassen.

Deshalb möchte ich bzw. kann ich nicht ohne ungerecht zu werden eine Punktevergabe für Design und Preis-Leistungsverhältnis machen.

Nichts desto trotz hat es Spaß gemacht teilzunehmen, einfach mal was Neues zu testen und über den eigenen Tellerrand hinüberblicken zu können. Danke an Lukas!



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Gestern konnte ich nachmittags noch ein paar besser belichtete Fotos vom Messer machen ;)
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Last edited:
Servus,

als subjektive Anmerkung von mir ( die mir aber Kochmesserfreaks bestätigen werden ): Kanten und geometrische Konturen an Zwinge und Griff sind zwar vom Design schön anzuschauen, aber in der Hand möchte man eine schmeichelnde Rundung spüren und keine definierte Kante. Vor allem dieser Griff ist auf der Unterseite zu kantig/schmal und hat deutlich zu wenig Volumen. Nicht umsonst ist der wertigste aller japanischen Wa-Griffe an der Oberseite eckig und an der Unterseite gerundet ( Rokkaku-Hanmaru ).

Gruß, güNef
 
Bei diesem Messer geht es um die Klinge. Die ist einzigartig, so dass es beim Griff keiner Experimente bedarf. Ich würde da auf Bewährtes setzen, z.B. einen oktagonalen Griff aus einem schönen Holz.
 
Last but not least... Nach all den Berichten fällt es schwer, etwas zu schreiben, was nicht andere bereits präsizer und auf Basis von mehr Expertise geschrieben haben.

Daher an dieser Stelle einfach meine persönliche Perspektive, ohne das Messer in allen Facetten zu bewerten. Eigentlich bin ich eher am Herumexperimentieren was mir Spaß macht - und ein Messer mit Fokus auf Foodrelease hatte ich noch nie in den Händen. Lukas meinte trotzdem, dass ich gerne am PA teilnehmen könne, quasi um etwas weniger die Perspektive "Messernerd" und etwas mehr die Perspektive - Zitat Lukas - "Massenmarkt" zu erhalten ;)

Da das Messer ja verschiedene Aspekte vereint, habe ich zum Vergleich folgende Messer gewählt:
  • Kei Kobayashi SG-2 Red 210 mm als Vergleich zu einem ausgeprägten Laser
  • Simon Herde Kleinserie 225 mm als Vergleich zu einem stärker getaperten Allrounder
  • Kamon Black Budget Messer zweite Serie 250 mm als Vergleich mit einem anderen Foodrelease-Konzept (das Messer hatte ich schon seit über einem Jahr gesucht mit dem Ziel ein wenig mit Foodrelease zu experimentieren und mit Hilfe von @JayS dann zufällig zwischen Anmeldung PA und Zusendung des PA-Messers erhalten)
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Foodrelease
Hier gibt es nichts, was meinen Vorrednern hinzuzufügen wäre - der Foodrelease ist wirklich ausgezeichnet. Unter den Vergleichsmessern klebt erwartungsgemäß das Kobayashi am meisten, gefolgt vom Simon Herde. Das Kamon mit dem pfeilförmigen Schliff macht seine Sache hier auch schon gut, aber das PA Messer erscheint mir nochmal deutlich weiter zu gehen. So viel ja nichts Überraschendes - für mich klar 10/10 Punkten. Der limitierte Erfahrungshorizont, dass ich außer dem Kamon Black Budget ansonsten noch nie ein Foodrelease-optimiertes Vergleichsmesser in der Hand hatte, relativiert die Bewertung zwar einerseits - aber ich wage zu behaupten, dass die Bewertung auch gegen viele andere Foodrelease-optimierte Messer standhalten würde. Man merkt dem Messer an, dass es genau darauf bis aufs Äußerste getrimmt wurde... Spitze!

Produktqualität
Meines Erachtens kann man diesen Punkt guten Gewissens nicht bewerten - es ist und bleibt ein Prototyp. Für einen Prototypen alles bestens (9/10), als Produktionsmesser wäre es so natürlich in fast jeglicher Hinsicht inakzeptabel (2/10). Lässt man offensichtliche, dem Prototypen-Stadium geschuldete Dinge mal weg (z.B. Haptik des 3D-gedruckten Griffs, fehlende Verrundungen), stellen sich mir bei der Klinge selbst aber auch Fragen, bei denen mir nicht ganz klar ist, wie diese mittelfristig gelöst werden - das Gefühl von Blech, die im Detail sehr nach Zerspanungsbetrieb anmutenden Fräsungen, die durch die Fräsungen wellige Oberkante (bitte die Fräsungen vorher aufhören lassen), usw. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt...

Praxiseinsatz
Hier gab es nichts wirklich zu beanstanden und der leichte Schnitt verbunden mit gutem Foodrelease hat durchweg einen guten Eindruck hinterlassen. Trotz der laserartigen Geometrie hatte ich anders als beim Kobayashi intuitiv nicht das Gefühl, das Messer immer wie ein rohes Ei behandeln zu müssen - also vielleicht 9/10 Punkte.

Klingengeometrie
So richtig kann ich es nicht auf den Punkt bringen. Nichts so störend, dass ich mich im Praxiseinsatz negativ aufgestoßen hätte. Gleichzeitig gibt es aber andere Messer, die für mich deutlich angenehmer laufen, also 6/10 Punkten.

Design
Ehrlicherweise trifft das Design nicht meinen Geschmack. Dabei erfreuen mich eigentlich auch recht unterschiedliche Richtungen - das Kanetsugu Zuiun mit K-Tip und Damasttapete genauso wie das elegante, hochwertigst verarbeitete Simon Herde oder den Kontrast dazu in Form des industriell-martialischen Kamon Black Budgets. Das PA Messer fühlt sich für mich irgendwie nicht wie Fisch und nicht wie Fleisch an. Superkantiger, ausgefallener Griff aber irgendwie "liebliche" Geometrie der Klinge (keine Ahnung, weshalb mir genau diese Wort dazu einfällt), gepaart mit den sicherlich auch von der Verarbeitung als Prototyp noch verstärkten Eindruck der technokratischen Fräsungen, deren Muster ich auch deutlich weniger attraktiv finde als z.B. die diagonal zulaufenden Rillen bei Scheepersbuild. Das Messer schafft es für mich nicht, alle Aspekte zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen, sondern die einzelnen Facetten stehen irgendwie zusammenhangslos nebeneinander. Natürlich ist das eine sehr persönliche Sache - aber für mich liegt die aktuelle Komposition nicht bei mehr als 2/10 Punkten.

Preis-Leistung
Es kommt drauf an, würde ich sagen - selbst wenn man die Prototyp-bedingten Schwächen mal für einen Moment ausklammert. Für jemanden, der das Thema Foodrelease gepaart mit Laserähnlicher Geometrie auf die Spitze treiben will, ist das sicherlich ein sehr spannendes, einmaliges Messer und mag auch gut und gerne mehr als die angepeilten 500 € wert sein; zumal so jemand vermutlich ansonsten ohnehin gewohnt ist für Customs zu bezahlen. Jemand wie ich, den viele der anderen Aspekte des Messers nicht richtig abholen, kauft das Messer auch nicht, wenn es viel günstiger wäre. Für mich persönlich also eher 4/10 Punkten - was aber eher die herausragenden Eigenschaften honoriert als ein Kaufinteresse signalisieren würde.

Zwei Fragen gehen mir abschließend zum PA durch den Kopf:
  • Zu viel auf einmal? Das Grundprinzip der Foodrelease-Optimierung funktioniert ja tadellos. @MikeMesser trifft es im vorherigen Post für mich ganz gut: Eigentlich bedarf das Messer gar nicht so vieler Experimente. Zumindest für mich scheitert das Messer an vielen Dingen, die gar nicht mit der Kernkompetenz des Messers zu tun haben. Mal rein theoretisch - würdet ihr eines meiner favorisierten Messer als Basis nehmen und mit Foodrelease-Fräsungen versehen, würde die ganze Bewertung völlig anders aussehen. Mir ist klar, dass das nicht so einfach geht, nur vom Gedanken her. Das Positive daran wäre aus meiner Perspektive, dass sich das Prinzip ja durchaus auf verschiedene Messer übertragen lassen sollte...
  • Wie wichtig ist für mich Foodrelease? Was für mich auch spanned war: In der Praxis nahm das Thema Foodrelease bei mir allgemein eine eher untergeordnete Rolle ein. Das mag einerseits am Schnittgut liegen - wir kochen viel mediterran oder Thai, während ich hier im Forum extrem viel Karotten und anderes Wurzelgemüse sehe. Und bei vielen Sachen - von Zwiebeln bis Brokkoliröschen für den Wok schneiden oder bei Fleisch - spielte der Foodrelease zumindest für mich gar keine Rolle. Andererseits kann es sicherlich an meiner Schnittechnik liegen, dass Foodrelease nicht ganz so zentral für das Schneideerlebnis wird. Mir ist aber auch klar geworden, dass andere Aspekte wie die Klingengeometrie, eine dünn ausgeschliffene Spitze, ein gewisses Gewicht, die Verarbeitung und Anmutung sowie das Gefühl einer stimmigen, attraktiven Gesamtkomposition sind für mich persönlich letzten Endes wichtiger als perfekter Foodrelease. Was trotzdem bedeutet, dass ich gerne Messer mit so gutem Foodrelease hätte - aber das Thema für mich eben nicht an erster Stelle steht. Um den Bogen zum Start dieses Posts zu schlagen - ich könnte mir vorstellen, dass diese Wahrnehmung durchaus in gewissem Maße dem messeraffinen „Massenmarkt“ entspricht
Vielen Dank für den PA!
 
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