Passaround-Berichte Knife-art.de Prototypen – Gyuto und Petty

@Isuas kannst Du einschätzen, ob sich die 58 HRC über die gesamte Klinge ziehen, oder ob die Schneide vorne evtl. härter ist? 58 HRC passt ja - selbst bei einem sehr zähen Gefüge - nicht so richtig mit den Schleiferfahrungen zusammen.
Nein, kann ich nicht abschätzen. Wie gesagt ist eine Härtemessung auf einer schiefen Ebene nicht wirklich sinnvoll. Vermutlich, der Schleiferfahrung nach, ist die Härte in der Nähe der Schneide deutlich härter.
 
Klingt ja sehr nach "Pi x Daumen" Härtung. Kein Anlassen?
Für D2 sagt Internetz 2x1h bei 180°C für HRC61.

Edit: Wieso die den Stahl dann nur auf HRC58 gebracht haben ist zusätzlich fraglich.
Hab mal aus Neugier nach Kaltschmieden gesucht und (1) ist so ein Stahl dafür wohl eigentlich nicht geeignet, was auch den Riß erklären könnte, den Isuas da sieht, und (2) ist kalt wohl relativ und definiert als Temperatur unter dem Rekristallisationspunkt des Materials. Es könnte also sein, dass sie das schon erwärmt haben, was auch erklären könnte, warum der Stahl am Erl so weich ist und an anderer Stelle brechhart.

Ganz ehrlich: Ich würde nicht nur einen anderen Stahl nehmen. Reicht ja, wenn hier jetzt ein Stahl in den Dreck gezogen wurde.
 
Last edited:
coal fire -> hot oil -> boiling water -> cold forging
Wow, wie schon mein Vorposter festgestellt hat, ist das, wenn es so wie beschrieben durchgeführt wurde, eine echt abenteuerliche Wärmebehandlung. Es fehlt nicht nur das Anlassen, sondern es fängt schon mit dem "coal fire" an. Damit kann man ganz sicher keine 1040° zuverlässig einstellen. Da schon 30-40° mehr zu mehr Restaustenit führen, ist eine möglichst genaue Temperaturführung nicht ganz unwichtig.
Des Weiteren wurde kein Oxidationsschutz erwähnt. Ohne Härtefolie oder Härtelack entkohlt der Stahl bei dieser Härtetemperatur.
Da D2 ein Öl-/Lufthärter ist, hat Wasser da nix zu suchen. Die Abkühlung ist viel zu schnell und kann nicht nur zur Verformung, sondern auch zu Rissen führen.

Ich denke die Firma verfügt nicht nur nicht über das notwendige Knowhow, sondern vermutlich auch nicht die notwendige Ausstattung um höher legierte Stähle professionell Wärmezubehandeln.


Viele Grüße
Bolos
 
Ich habe inzwischen Antwort zum Härten bekommen: coal fire -> hot oil -> boiling water -> cold forging
Das hatte ich befürchtet. Das Aufheizen von rostfreien WerkzeugStählen nennt sich Lösungsglühen. Dabei soll ein bestimmter Teil der Legierungselemente gelöst werden. Für ein akzeptables Ergebnis müssen Temperaturen und Zeiten eingehalten werden. Abschrecken und anlassen ist auch aufwändiger als bei Rostern.

Damit müsste das Kollektiv geschult werden. Dann gilt es einen interessanten rostfreien Stahl zu finden, der möglichst einfach zu härten ist. Dazu kommt noch das nötige Werkzeug. Ich fürchte ohne gesteuerten Ofen geht das nicht. Vor allem andern brauchst du aber jemanden mit dem nötigen Wissen.

@herbert @Taperedtang Mögt ihr euch dieses Problem mal ansehen? Rostfreie Stählen sind mir zu kompliziert. Es geht darum rostfreien Stahl in einer Messerschmiede in einem armen Land zu verarbeiten. Die haben Kohlefeuer und kennen Federstahl.

@knife-art.de
Ich halte dieses Projekt für verwegen. Aus meiner Sicht geht darum eine neue Produktion aufzubauen.
 
Guten Abend,

Heute sind die beiden Messer wohlbehalten bei mir angekommen.

Am Gyuto kann man klar die ausgebrochene Kante fühlen und auch mit bloßen Auge erkennen. Ich bin gespannt, wie sich das schärfen lässt.

Zu der Angabe Coal Fire -> hot oil -> boiling water -> cold forging:
Also heiß machen in der Kohleesse, abkühlen in heißem Öl, Anlassen (Auskochen) in siedendem Wasser und dann (bis hierher entspricht das Aufheizen, Abschrecken und Anlassen - wenn auch ein gutes Stück außerhalb dessen, was ich optimalerweise mit D2 machen wollte) Kaltschmieden (?!). Letzteres ist mir nicht ganz klar.

Auch wenn vereinzelt (Frage Härten und WB D2-Stahl (https://messerforum.net/threads/frage-haerten-und-wb-d2-stahl.72938/)) schon einmal die Härtung mit einfachen Mitteln als machbar thematisiert wurde (und als machbar angesehen): man holz sich da einige Probleme ins Haus und ich halte das für eher frickelig (langsames Aufheizen geht nicht, längere Haltezeiten auch nicht, Tiefkühlen ist wohl auch nicht möglich, Anlassen im SHM dito - eigentlich genau die Dinge, die bei den höher legierten rostträgen Stählen empfohlen werden, wenn es richtig gut werden soll).

Kann schon sein, dass es trotzdem geht, aber ich würde bei dem Workflow einen anderen Stahl empfehlen. Feile oder so wäre doch vlt. eine gute Option - zumindest von der Legierung her. Sollte das entscheidende Quentchen mehr C im Vergleich zum Federstahl haben und von der Verarbeitung auch nicht so völlig anderes

Morgen schaue ich mir aber erst einmal die beiden Testmesser genauer an. Heute habe ich noch kurz die Lupe genommen und die Schneide angeschaut. Das Guyto hat die sehr ausgebrochene Schneide im hinteren Drittel, wo wahrscheinlich am meisten gearbeitet wurde. Die Spitze geht noch ganz gut und im Vergleich sieht das Petty noch Recht jungrfäulich aus.
Das Ganze schiebt sich während des Gebrauchs (also unter Last entwickelt zu haben). Möglich, dass überhitzt wurde. Oder aber Restaustenit vorlag, der dann unter Druck zu Martensit umgewandelt wurde und unangelassen ziemlich spröde ist.
Egal, das führt zu weit jetzt....

Viele Grüße,
Torsten
 
So, habe mich heute etwas weiter mit dem Gyuto beschäftigt.
Erst einmal unter dem Mikroskop nochmal angeschaut:
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Das sind so mit die bösesten Stellen an der Schneide. Die 'Risse' gehen aber nicht durch (wenn man sie von unten beleuchtet, kann man nichts durchscheinen seihen), aber es sind klar massive Schäden. Woher, ist immer noch die Frage.

Ich habe mich dann ans Schärfen gemacht. Zunächst mit Atoma 400 (es soll ja voran gehen). Hier kommt man aber nicht gut voran. Ich habe den Eindruck, die Schneide bröselt bei Wechselschüben auf dem harten Schleifmittel weiter vor sich hin.

Dann weich mit Schleifleinen und von der Schneide weg. Hier meine ich, voran zu kommen:
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Das ist ebenfalls die 'böseste' Stelle. Morgen mache ich in Ruhe weiter und schaue, ob sich eine ordentliche Schneide generieren lässt. Ich hatte so etwas schon einmal bei einem Messer aus 1.2842, dass weich gestroppt eine gute Schärfe annahm, aber bei hartem Schleifmittel immer wieder die vordere Kante ausbrach beim Schärfen. Abwarten....

Viele Grüße,
Torsten
 
Hi,
Hab nicht alles gelesen.

Tolle Bilder, nur: jap. Messer nie mit Diamanten schärfen, sonst gibt's Probleme mit der Schneide.
 
Nochmals vielen Dank für Euer Feedback! Das klingt wohl so, als wäre noch etwas Arbeit und vor allem besseres Werkzeug (+Ofen) nötig, um SLD vernünftig zu verarbeiten. Ich werde mal sehen, was sich da machen lässt.
Kann schon sein, dass es trotzdem geht, aber ich würde bei dem Workflow einen anderen Stahl empfehlen. Feile oder so wäre doch vlt. eine gute Option - zumindest von der Legierung her. Sollte das entscheidende Quentchen mehr C im Vergleich zum Federstahl haben und von der Verarbeitung auch nicht so völlig anderes
Feile ist ja in den seltensten Fällen rostfrei, oder? Das ist für dieses Messer ja Voraussetzung. Aus Carbonstahl habe ich bereits die Knife Art Basic Serie vom gleichen Hersteller im Verkauf - die haben solche Probleme auch nicht.
Tolle Bilder, nur: jap. Messer nie mit Diamanten schärfen, sonst gibt's Probleme mit der Schneide.
Weshalb denn das? Inzwischen nutze ich zwar auch hauptsächlich meine Debados, davor hatte ich allerdings DMT Steine und damit hatte ich nie Probleme bei meinen Japanern.

Viele Grüße
Lukas
 
Weshalb denn das? Inzwischen nutze ich zwar auch hauptsächlich meine Debados, davor hatte ich allerdings DMT Steine und damit hatte ich nie Probleme bei meinen Japanern.

Viele Grüße
Lukas

Naturgemäß schneiden die Diamanten besonders tief. Je weniger Karbide- desto tiefer. Und jap. traditionelle Messer sind meistens verhältnismäßig brüchig. Dazu kommen kleine Schneidwinkel. Für solche Klingen gibt's besser geeignete Mittel.
 
In dem Fall sind tiefgehende Risse sehr wahrscheinlich. In solchen Fällen muss man vorher richtig schärfen, danach (wenn Ausbrüche schon da sind), ist meistens zu spät.

Hier, denke ich, gibt's Risse auch über Schneidfase.
 
nochmal so:
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nicht vollständig weg (hätte noch sorgfältiger und fleißiger sein sollen), aber viel besser jetzt nach dem 'scharf streicheln' (sozusagen).
Und nun geht auch Kassenbonschnippeln in Streifen (Zeitungspapier war aus gerade):
full

Die nächsten Tage dann zum wirklichen Testen und Probieren der Messer ;)
Feile ist ja in den seltensten Fällen rostfrei, oder? Das ist für dieses Messer ja Voraussetzung

Wenn rostträge, dann wäre vlt. Hitachi PS60 eine Option (das ist wie 13c26 oder AEB-L in etwa und möglicherweise im asiatischen Bereich verfügbar). Das sollte einfacher mit Esse und dem bisherigen Workflow harmonieren. Das Cold Forging finde ich aber weiter befremdlich.

Viele Grüße,
Torsten
 
Hallo Lukas

Weisst Du ob die Messer Vakuumgehärtet wurden? Weil ohne Vakuumhärten wird das nichts bei Pulverstahl.
Ich denke da könnt Ihr noch lange dran rumschleifen 😅

Gruss Marco
 
Last edited:
Hi Marco,

Weisst Du ob die Messer Vakuumgehärtet wurden? Weil ohne Vakuumhärten wird das nichts bei Pulverstahl.
Der Härteprozess wurde weiter oben ja schon geschrieben, Vakuumgehärtet werden die Klingen sicher nicht.
Dass der Stahl für die Serienproduktion nicht infrage kommt, ist damit ja schonmal klar. Dennoch würde mich interessieren, weshalb Vakuumhärten für Pulverstahl nötig ist?

LG Lukas
 
Hi Marco,


Der Härteprozess wurde weiter oben ja schon geschrieben, Vakuumgehärtet werden die Klingen sicher nicht.
Dass der Stahl für die Serienproduktion nicht infrage kommt, ist damit ja schonmal klar. Dennoch würde mich interessieren, weshalb Vakuumhärten für Pulverstahl nötig ist?

LG Lukas
Das habe ich mal irgendwo gelesen dass Pulverstähle Vakuumgehärtet werden müssen. Mehr Infos kann ich Dir da leider auch nicht geben.
Aber evtl. haben wir hier einen Metallurgen im Forum?

Gruss Marco
 
Genau darum geht es -> Vermeidung von Verzunderung und Entkohlung.

Und das betrifft eigentlich nicht PM-Stähle, weil sie PM sind, sondern es betrifft hoch- und höchstlegierte Stähle in erster Linie. Und da PM-Stähle in der Regel solche sind (ansonsten ergibt PM keinen Sinn), betrifft es die dann natürlich auch.

Wo der Unterschied zu den niedriger legierten Kaltarbeitsstählen ist?
In der Härtetemeperatur und Haltezeit auf Temperatur.
Damit benötigen z.B. die rostträgen Stähle alle über 1000°C und dann auch erhöhte Haltezeiten (also statt 6-8min für einen 1.2842 oder so dann 15-20 oder auch mehr Minuten).
Dies bedingt sich aus der den temperaturbeständigeren Karbidverbindungen von insbesondere Cr und V (aber auch W und Mo).

Kommt man also bei den 'normalen', 'rostenden' Kaltarbeitsstählen ohne Schutz aus (weil Recht kurz bei rund 800° bis sagen wir mal max. 850° auf Temperatur), würde bei über 1000° und 15min schon richtig was passieren in Bezug auf Entkohlung und Verzunderung.
Also Vakuum oder Folie zum Schutz.

Aber es geht noch weiter: die bei rostträgen Stählen hohen Gehalte an Cr sorgen bei der Umwandlung während des Hätens dafür, dass das Ende der Umwandlung temperaturmäßig unter Raumtemperatur verschoben wird. Heißt: entweder härte ich sehr knapp oder ich muss für eine vollständige Härtung tiefkühlen. Das ist die Beseitigung des unerwünschten Restaustenits.
Manche Stähle können auch über Anlassen im Sekundärhärtemaximum von Restaustenit befreit werden.

Um es noch doofer zu machen: die hochlegierten Stähle leiten Wärme weniger gut und sind daher empfindlicher gegen thermische Spannungen und z.B. Risse in Folge. Daher würd für viele Stähle auch Vorheizstufen empfohlen.

Also zusammenfassend nicht so trivial alles bei den rostträgen Stählen - wenn man auch sagen muss, dass man nicht alles auf die Goldwaage legen muss und klein auf klein einhalten.
Aber: schon einige Punkte, die klar für eine gezielte Behandlung im Ofen sprechen. Das sehr schnelle Aufheizen in der Esse (gerade von einem D2 oder ähnlich hoch legierten Stählen) halte ich für sehr schwierig in der Prozessführung. Da tut man sich mit einem 12c27, 14c28, 13c26, AEB-L, 1.4034 oder was auch immer aus dieser Gruppe der Stähle leichter, denke ich.
Genug Exkurs, oder?

Viele Grüße,
Torsten
 
Guten Abend,

nun, da die Messer wieder auf dem Heimweg sind, hier meine Erfahrungen mit den Messern:

Das Petty - ist bei mir ein wenig kurz gekommen, denn es ist mir einfach für ein Petty ein bisschen zu groß insgesamt von den Maßen. Irgendwie ist es eine Zwischengröße für mich. Für ein Petty zu lang, zu viel Griff und auch zu stark von der Schneidengeometrie - dann aber für ein kleines 'großes' Messer (womit ich durchaus etwas anfangen könnte) von der Klingenhöhe nicht hoch genug, als dass einem der Finger nicht hin und wieder in Richtung Schneidbrett im Weg ist.
Was mir gut gefällt, ist der Anschliff ohne abgesetzte Linie. Gute Idee, das Petty auf 120mm zu verkürzen. Gröberes Finish fände ich ebenfalls besser - wenn der Stahl schon rostträge ist, dann kann man das auch nutzen (ohne dass durch Oberflächenvergößerung die Korrosionsfreudigkeit erhöht wird).

Das Gyuto gefällt mit hingegen vom Handling, der Größe und auch der Geometrie recht gut (bei mir durch die Schleiferei natürlich leider nicht mehr so schneidfreudig wie am Anfang). Beim Schneiden des Gemüses für die die Brühe für ein Gulasch kamen dann Zwiebeln, Karotten, Lauch und Knollensellerie unter das Messer. Beim Knollensellerie merkte man dann schon die merklich dicker gewordene Geometrie und wünschte sich das etwas dünner - alles andere ließ sich gut und willig und auch fein zerteilen.

Der Griff könnte ein oder zwei cm kürzer, stört aber in der Länge auch nicht beim Schneiden.
Einteiliger Griff wie bei der Knifeart-Basic-Serie fände ich besser als eine Teilung mit Zwischenlage aus Metall. Das ist in Verbindung mit Feuchtigkeit immer eine Kante, die arbeiten kann und sich dann nicht hübsch anfühlt. Ein Einteiler ist die technisch beste Lösung aus meiner Sicht (und sieht aus entsprechendem Holz auch sauber und gut aus).
Schliff wie beim Petty wäre schön und raueres Finish ebenso - da habe ich zudem die Hoffnung, dass das dem Food-Release etwas entgegen kommt.
Mir kam die Schneide nach dem Schliff auch nicht sonderlich ausbruchsfeudig vor, sondern ich fand sich ganz gut. Dennoch ist da irgendwas nicht gut gelaufen und sollte so in der Serie nicht sein (aber das ist ja alles schon ausgiebig geschrieben weiter oben).
Insgesamt mochte ich das Gyuto ganz gerne - ein schönes Messer mit ein paar Punkten zum Überarbeiten.

Auf jeden Fall möchte ich mich bei Lukas ganz herzlich für die Möglichkeit des Ausprobierens bedanken - tolle Aktion auf jeden Fall!

Viele Grüße,
Torsten
 
Leider kommt dieser Post von mir viel zu spät, da ich zwischendurch anderweitig ausgelastet und nicht hier war. Nachkommen will ich der übernommenen Berichtspflicht aber doch noch:

Ich habe bisher keinen der Posts hier gelesen um unbeeinflusst zu berichten. Die beiden Messer waren bei mir wie angekündigt nach der letzten Benutzung unbearbeitet angekommen. Ich fand die Klingen denn auch wenig beeindruckend und habe sie erstmal auf dem Sharpmaker abgezogen (weiße Stäbe, Kante+Fläche pro Seite je ~3 Dutzend mal, Edge 30°). Danach wie üblich noch mal über den Juchtenlederriemen. Schleifereien überlasse ich lieber den Experten. Abgezogen habe ich sie nach Gebrauch dann auch noch ein paar mal und dann wie gewünscht nach dem letzen Gebrauch ebenfalls unbehandelt weitergeschickt.

Mir haben die Griffe mit dem Metallinlay so ganz gut gefallen. Der Ring war grade erhaben genug, um sich haptisch abzuzeichnen, ohne irgendwie unangenehm zu werden, ich habe allerdings auch nicht stundenlang damit gearbeitet. Ich fand das so gut, weil ich von meinen Ikons konturiertere Griffe und auch keinen Sechseck-Querschnitt gewohnt bin. Fühlte mich so irgendwie weniger "verloren". Die für meine Griffel überlange Grifflänge fand ich dabei auch angenehm, da ich ein schweres Griffende gewohnt bin. Beides gilt besonders für das Gyoto.
Dieses habe ich auch überwiegend benutzt, da ich eher große Küchenmesser gewohnt bis oder sonst eher zum Tourniermesser greife. Das Petty hatte ich überwiegend wie geplant zu meiner Mutter rübergegeben. Die ist nicht nur Kleiner sondern greift in der Küche auch am häufigsten zu einem "Schinkenmesser", daß sie wie ein Chefmesser benutzt. Das deutlich "übergroße" Petty hat die also eher so benutzt, wie ich das Gyoto, mit ungefähr ähnlichem Eindruck, den ich daher stellvertretend wiedergebe:
Ich habe im Dezember aus verschiedenen Gründen viel Eintöpfe und Suppe gekocht und daher hauptsächlich Gemüse zerkleinert. Trotz der mäßigen Schärfe ging es überall ganz gut durch. Auf der eher polierten Oberfläche, mit zu diesem Zeitpunkt bereits deutlicher Patina, klebten Zwiebeln sehr stark und ungewohnt fest, rot wie weiß und auch Roscoff. Bei roh geschnittenen Kartoffelscheiben und Möhren war es mit dem Release hingegen genau anders herum, als bei rauherem Finish, wobei die Geometrie glaub ich einen da mehr Einfluß hatte als das Oberflächenfinish. Bei Cabanossi, Salami habe ich da nichts Besonderes bemerkt, bei holsteiner Bauernmettwurst war mit die Kling im vorderen Teil das ob meiner Gewohnheit zu schmal. Bei Hokkaidos hatte ich etwas Schwierigkeiten. Könnte daran liegen, daß der Bevel inzwischen zu fett war oder der Schliff nicht mehr gut genug, aber mein Dick Ajax rot ging da besser, und das is ja nu wirklich alles andere als ein Küchenlaser.
Insgesamt habe ich mit dem Gyoto ob der Form beim Schneiden noch mehr geschoben als sonst und entsprechend noch weniger gezogen. Das ist aber von der Form her wohl auch intendiert. Bei Kräutern, Zitronengraß, Frühlingszwiebeln u.ä. hatte ich doch etwas Mühe, da ich da eher beidhändiges Gewiege gewohnt bin. Insgesamt hatte ich mich in der guten Woche überraschend schnell an die Form gewöhnt und mußte mich danach erstmal wieder umgewöhnen. Für Umsteiger könnte das so was echt gutes sein, für Küchenschwertmuffel mit Hang zu kleineren "Chefmessern" das übergroße Petty wohl auch.
Abspülen alleine reichte schon recht weit, die gründlichere Reinigung war auch problemlos. Die etwas rustikaleren Bereiche an den Griffen, besonders an der vorderen Stirnseite waren grade noch so, daß sich da nix ansammelte, aber dafür angenehmen griffg. Überhaupt fand das aus meienr Gewöhnung an überwiegend harte Kunstoffschalen das hier verwendete Holz mit dem gewählten Bearbeitungsgrad sehr angenehm, auch bei Nässe oder Sappsch. Das Gyoto könnte für mich gerne noch etwas mehr Länge haben, das Petty wäre dann wohl endgültig zu lang, um noch als solches zu gelten. Das Petty leiß sich nach meinem Eindruck bei Bedarf auch hinten am Griff gut verlängert greifen, was auch meine Mutter so berichtete, die eh seltener im "Florettgriff" arbeitet, im Gegensatz zu mir. Kardamonsamen lassen sich via Mißbrauch der Endfläche Gyotogriffes übrigens super aufdrücken.
Mein Birkenschneidbrett hat unter dem Gyoto nicht sichtbar mehr gelitten als sonst auch. Das Buchenbrett nebenan unter dem Petty auch nicht.

Danke an Lukas für diese interessante Horizonterweiterung im Küchenalltag!
 
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