Bevor es los geht würde ich gerne einen kleinen "disclaimer" los werden. Ich bin immer noch/schon wieder krank geschrieben und habe viel weniger geschnippelt als ich eigentlich wollte. Mir fehlt momentan einfach die (mentale) Kraft viel zu kochen. Deshalb steige ich hier aus sämtlichen Verlosungen aus, möchte aber dennoch meine paar Eindrücke und Fotos loswerden. Der Passaround soll ja auch irgendwann mal beendet werden.
Vorwort
Erst einmal vielen Dank an Lukas von
Knife Art - Handgemachte Messer für anspruchsvolle Köche (https://knife-art.de/) das er diesen Passaround macht. Dann ziehe ich hier wirklich nochmal den Hut vor meinen Mitforisten in diesem Passaround, welche hier tolle Arbeit, Videos und Fotos gepostet haben. Viele Infos hätte ich gar nicht liefern können, da ich nicht das Werkzeug habe um die Messer so fein vermessen zu können.
Aber ganz besonderen Dank geht an Andre(
@Username86 ), der total nett gefühlte hundert Mal fragte ob der die Messer noch schleifen solle etc.
Obwohl ich immer weniger ein Gyuto benutze, war ich neugierig auf das Kadoki Gyuto. Ich mag die Form, das Profil eines Gyutos. Aber ich merke, daß ich mit Messern um die 21cm+ Klingenlänge einfach nicht richtig warm werde. Bis auf eine Ausnahme. Mein Hado Sumi Gyuto benutze ich doch relativ häufig und gerne. Das ist aber, je nach dem wie man misst, auch einen Zentimeter kürzer. Und das Profil gleicht fast eher einem großen Petty als einem Durchschnitts-Gyuto (um mal Gregory Blythe von "never a dull moment" auf YouTube zu "zitieren")
Mein sweet spot bei Gyutos (bzw. mein Kiritsuke) liegt bei mir bei 18cm Klingenlänge. Allerdings werden einem Messer mit dieser Klingenlänge ja nicht gerade hinterher geworfen, und irgendwie für einem ansprechend sollten sie auch noch sein.
Aber, vielleicht kann mich ja das Kadoki Gyuto überzeugen?
Zum Ohishi Santoku muss ich sagen, daß ich dieses Messer seit gut 2 1/2 Jahren selber besitze und sehr mag. Da bin ich vermutlich etwas voreingenommen. Ich habe es jetzt auch nicht mehr "getestet", ich kenne es ja schon.
Kadoki Gyuto
So, ausgepackt und angefasst.
Mein erster Eindruck war sehr ernüchternd. Ich fand den Griff viel zu dick und groß. Nun gut, ich bin schmale 1,70m und habe jetzt nicht gerade Pranken. Aber wie gesagt, ich fand den Griff zu klobig, irgendwie unpassend. Während ich da so vor mich hinmurmelte kam meine Gattin zu mir und staunte über das tolle Messer.
"..ich find' den Griff zu groß, is mir zu klobig" *nörgelnörgel*
"Echt? Nein, ich finde den genau passend."
Okay, also ab in die Küche und mit meinem Gyuto verglichen. Ich lag fast komplett daneben.
Der Griff ist sogar etwas kürzer, aber dennoch etwas dicker.
Der Griff ist wirklich gut verarbeitet. Das Bocote Holz und die Hornzwinge sind wirklich sauber verbunden, man spürt kaum einen Übergang, sehr leicht. Aber das Kadoki Gyuto ist schon sehr, sehr klingenlastig. Ich finde es etwas "unausgewogen" im wahrsten Sinne des Wortes.
Das X-Form Tsuchime hat was. Nicht unbedingt einzigartig (Tadafusa und so...), aber auch nicht langweilig. Ein Tsuchime auf bzw. für den zweiten Blick. Ansonsten sauber verarbeitet, Erl ist sauber im Griff. Kann man nicht meckern.
Eigentlich hatte ja vor die Messer mal wenigstens kurz über meinen Shapton Pro 5000 zu ziehen, aber mir fehlte dann doch der Nerv und ich habe nur kurz mal ein paar Züge übers Leder gemacht. Ich wurde ja schon "vorgewarnt", daß das Messer zwar scharf ist, aber die Tomatenschärfe doch vielleicht etwas fehlen könnte. So war es dann auch. Aber, ich habe ja gesagt, daß ich mich um die Tomatenschärfe kümmere...habe es nicht getan, und jetzt gucken wir einfach mal wie scharf das Messer nach all den Wochen so ist.
Es war scharf.
Petersilienwurzel, Sellerie, Lauch, Möhre ging alles problemlos. Aber wie schon angesprochen worden ist, bei dickeren Möhren knackt sich das Messer dann doch mal durch. Ist jetzt halt auch kein Laser und wenn es bei großen, festem Gemüse mal "knackiger" wird finde ich das jetzt nicht schlimm.
Zwiebeln bzw. Charlotten schneiden, oder noch genauer gesagt Charlotten mit der Klingenspitze einschneiden fand ich jetzt gar nicht so problematisch. Normalerweise würde ich für Zwiebeln/Charlotten ein kleineres Messer nehmen. Deshalb sieht's auch ein bißchen schief aus, ich bin es einfach nicht gewohnt mit einer 21cm Klinge Zwiebeln zu schnippeln.
Food release ist ja immer so ein streitbares Thema. Ja, Charlottenstückchen und auch Möhre blieben an der Klinge hängen. Mich stört es nicht dies mit einem Fingerwisch zu entfernen, aber man muss auch sagen, daß das Tsuchime in diesem Falle nicht unbedingt werbewirksam für super guten food release verkauft werden könnte.
Reife Tomate und Chilischote...naja, da tat sich das Messer schon schwerer. Aber war ja meine eigene Schuld, aber bis hierhin hat das Messer tadellos geschnitten. Und dafür, daß (reife) Tomaten- oder Paprikahaut oder Verwandte schon zu den Enggegnern gehören, hat sich das Messer wirklich gut geschlagen.
Ohishi Santoku
Das Ohishi Santoku besitze ich wie gesagt seit gut 2 1/2 Jahren selber. Auch wenn es momentan gut verpackt im Schrank liegt, wurde es bis vor ca. drei Monaten gerne und viel benutzt.
Das Messer hat einen "D-Shape" Griff, in diesem Falle nur, bequem, für Rechtshänder geeignet. Allerdings wird der D-Shape Griff gefühlt immer weniger, somit mal wieder was anderes.
Man spürt schon einen Übergang zwischen Griff und Zwinge. Das ist auch bei meinem so, aber ich finde das jetzt nicht so problematisch, weil es mich nicht stört. Scharfkantig ist der Übergang keinesfalls.
Die Klinge ist mit einem relativ hellen Kleber im Griff verklebt. Könnte einen, bei dem sonst sehr dunklen Griff, vielleicht stören.
Scharf war das Messer auf jeden Fall. Und, wie schon erwähnt, es ist relativ bauchig für ein Santoku.
Food release ist bißchen schlechter als bei dem Kadoki. Möhren und Zwiebel bleiben schon mehr am Messer kleben. Wie gesagt, muss jeder für sich selber entscheiden wie wichtig ihm dieses Thema ist bzw. wie man damit umgeht.
Dann noch ein kleines letztes Wort zu dem Messer zum Abschluss. Es gibt hier ein oder zwei User im Forum (weiß jetzt die Namen nicht - wollte jetzt dafür auch nicht das Forum durchsuchen und "name calling" betreiben), die in der Kaufberatung immer hartnäckig behaupten SLD wird sich im Laufe der Zeit ähnlich wie ein Karbon-Stahl Messer verfärben...
...aber da scheinen wir wirklich unterschiedliche Erfahrungen gemacht zu haben, oder ich habe mein Ohishi Santoku SLD zu wenig benutzt. Keine Ahnung. Aber ja, die Klinge hat sich teilweise ein wenig verfärbt. Aber das ist weit weg von einer Patina wie bei einem Karbon-Stahl Messer.
Das Messer mit dem Fähnchen ist meins, plus das Ohishi Petty. Erfreulicherweise, für mich, ist mein Santoku dunkler. Gefällt mir persönlich besser.
Fazit und Empfehlung
Das
Kadoki Gyuto. Würde ich dieses Messer empfehlen bzw. kaufen? Ja, ..und nein.
Wenn mich jemand fragen würde, der ein japanisches Messer sucht, welches rostfrei sein soll, lange Schnitthaltigkeit, in diesem Budget, oder sich in dieses eine Messer verliebt hat...würde ich glatt sagen: "Ja, kannste machen."
Es ist ein gutes Messer, sauber verarbeitet. Robust, kannst eigentlich alles mit klein schneiden, mußt dich nicht mit dem Thema Rost auseinander setzen. Und der Preis dafür ist fair (wobei man auch immer sagen muss, daß bei Lukas bei Messern etc. in diesem Preisbereich Porto schon drin ist, und(!) wenn man Post von Lukas und seinem Team bekommt ist das immer nochmal ein zusätzliches Erlebnis. Ganz davon abgesehen, daß dieser Tage viele Schmieden ankündigen ihre Preise zu erhöhen).
Ich, für mich selber, würde das Messer nicht kaufen. Wieder einmal habe ich gemerkt, daß ich so lange Messer wenig benutze. Ich habe gesagt, daß ich zwar relativ wenig geschnippelt habe(wenig richtig gekocht-mehr Salat gemacht etc.), aber obwohl das Messer neben meiner Messerleiste lag, hab ich doch immer intuitiv zuerst zu meinen anderen Messern gegriffen.
Mir gefällt der Griff nicht, rein optisch - nicht qualitativ, und die Klinge an sich ist mir ein wenig zu robust.
Aber, das ist rein mein Geschmack. Wenn man heute (7.3.25) bei Lukas im Shop nachschaut, scheint das Kadoki X mitsamt diesem Griff viele anzusprechen - viele Messer sind schon ausverkauft.
Das
Ohishi Santoku. Würde ich denn dieses Messer empfehlen bzw. kaufen? Ja.
Ok, blöde Eingangsfrage in diesem Falle. Aber auch hier. Wer ein Santoku sucht...japanisch, rostfrei, schnitthaltig, in diesem Budget ist hier gut aufgehoben. Würde es immer und immer wieder empfehlen. Trotz des leicht spürbaren Übergangs von Zwinge und Griff. Das Messer ist sauber verarbeitet, sehr scharf und bleibt es auch lange. Man kann alles damit klein schnippeln Das einzige was Schade ist, ist das es wirklich nur für Rechtshänder ist. Mit einem anderen Griff oder einer zusätzlichen "D-Shape-Linkshänder-Variante" wäre es mMn eine noch größere Empfehlung.
Ich würde es mir nochmal kaufen. Ich mag eine bauchige Klinge bei einem Santoku oder Bunka, so wie hier. Ich finde das wesentlich flexibler beim Schneiden als ein sehr gerades Profil. Auch für Anfänger, die erst noch mehr üben müssen wie man ein Santoku benutzt, finde ich das flexibler für allerlei Schnitttechniken. Außerdem mag ich den Griff, das Messer ist insgesamt ausgewogener.
Gibt es nun einen Gewinner?
Jein.
Ich finde ein Gyuto für Anfänger oder Leute, die nicht ständig große Lebensmittel wie Kohlköpfe etc. schneiden müssen, etwas unflexibel. Ein Santoku finde ich immer wesentlich flexibler bei allen möglichen Lebensmitteln, egal ob Anfänger oder Enthusiast.
In diesem Falle wäre das Ohishi Santoku für mich der Gewinner. Für jeden, der ins rabbit hole fällt, zählt später eh mehr das "haben-wollen" und ein Messer zu haben ist besser als ein Messer zu brauchen
In diesem Sinne danke fürs durchhalten bis hier hin, und auch wenn ich hier mehr geschwafelt als geschnippelt habe hilft es ja dem einen oder anderen vielleicht bei einer Kaufentscheidung.
Viele Grüße