Passaround Bericht Böker Bronco:
Als allererstes möchte ich mich bei Böker und Max dafür bedanken an dem Passaround teilnehmen zu dürfen – mein letzter Passaround ist lang her – hat (trotz Einschränkung – mehr dazu später...) mal wieder Spaß gemacht.
Vorab:
Mein persönliches Messernutzungs-/Ansammlungsverhalten ist in den letzten paar Jahren etwas...-ich nenne es mal „eingefroren“.
Ich habe aus unterschiedlichen Gründen mit denen ich hier nicht langweilen möchte, nach und nach unterschiedliche Messer und Hersteller aussortiert mit dem Ergebnis mittlerweile bis auf die obligatorischen Leathermen, Vics, Opinel und 1,2 Moras an „richtigen“ Messern nur noch Chris Reeve und Jürgen Schanz zu besitzen. Da steckt kein echtes System, Fanboy- oder Sammler-Verhalten dahinter, hat sich halt irgendwie einfach so ergeben.
Aus diesem zumindest aus Laiensicht etwas dekadenten Nutzungsverhalten („wir“ hier wissen natürlich dass eine Viper und ein Sebenza im Grunde genommen je nach Ausführung total bodenständige Messer sind ;-) ) kommt auch mein dringender Wunsch an dem Passaround teilzunehmen:
Der ein oder andere hier kennt das vielleicht.Standardfrage aus dem Freundes-/Bekanntenkreis: „Du bist doch so ein Messerfreak – ich will mir ein gutes Outdoor- (Camping-, EDC-, Taschen-, Arbeits- whatever-)messer kaufen – kannst du mir was empfehlen?“
Standardantwort:
„Was willst Du denn ausgeben?“
Da kommt dann selten „egal - Hauptsache gut" oder „400€ sind drin".
Die 10-20 € Fraktion – schickt man zu Mora die 50-100 € Fraktion auch oder zu Böker+, CS o.ä.
Interessant wird’s dann wenn jemand sagt:
„soll halt schon in Deutschland, Europa oder USA (also zu menschenrechtskonformen Bedingungen) gefertigt sein, bei Problemen einen guten Support bieten, der Stahl soll was taugen und irgendwie soll das Teil bei allem Nutzen irgendwie auch was zum liebhaben sein- und nach Möglichkeit trotzdem nicht die Welt kosten....“
DAS ist in meinen Augen die Anforderung bei der das Bronco superinteressant wird:
- geradlinieges nicht verspieltes User-Design
- guter Stahl
- augenscheinlich vernünftige Scheide
- mit dem Hersteller Böker ein fast schon sprichwörtlicher Support falls mal was sein sollte
- made in Germany (stellvertretend für made in westlicher Welt mit Tariflöhnen und Arbeitsschutz)
Soweit die Theorie auf den ersten Blick einfach ein geiles Teil – top Empfehlung -Mora in schick sozusagen...
Zu meinem Test:
Der Passaround wurde im November angekündigt – da habe ich voller „Outsdoortestertatendran“ direkt zugesagt.
Leider habe ich seit geraumer Zeit Probleme mit einem sogenannten „Schnappfinger“ (nervig aber nicht gefährlich bei Interesse googlen), den ich mir nach langem hin- und her Anfang des Jahres operieren lassen habe.
Das Ergebnis ist bis jetzt leider relativ durchwachsen.
Im Bezug auf den Passaround hat die OP leider zufolge dass ein normales Testen des Messers wie es in einem Passaround gewünscht und erfordert ist leider nicht möglich war.
Mein „Test“ fällt also leider nach allerbester Desktopmesserstreichlerindenhimmelloberyoutubemanier aus...
Ich kann den Kram den ich hier schreibe ja auch einfach löschen, ein Video mit meinen Händen, dem Messer und meiner wohlklingenden Stimme hochladen und hier dann den Link einstellen.....
Spaß beiseite – genug gesabbelt kommen wir zum Messer- leider liegt es mir beim Schreiben des Berichts aufgrund durch die OP bedingte berufliche Turbulenzen nicht mehr vor – auch dass sollte eigentlich anders sein....
Here we go:
Direkt ins Auge fällt das unaufgeregte geradliniege Bushcrafterdesign, ich persönlich schätze eigentlich Messer mit zumindest einem kleinen Guard der ein Abrutschen der Hand auf die Klinge verhindert.Da sich Puukos, Bushcrafter etc. aber definitiv durchgesetzt haben verbuche ich das mal als persönliche Befindlichkeit und keine echte Kritik.
Juristisch angenehm ist natürlich die Klingenlänge unter 12 cm, ehrlich gesagt komme
ich mit den meisten von mir durchgeführten Outdoor/Camping-Tätigkeiten mit der Größenordnung auch ganz gut zurecht und brauche eher selten „mehr“.
Das „mittelgrobe/bzw.feine“ Stonewashfinish ist schick und hilft bestimmt Gebrauchspuren zu kaschieren.War ich früher ein Riesenfan von. Mittlerweile finde ich satiniertes, gestrahltes oder von mir aus poliertes Finish was dann halt im Gebrauch Kratzer bekommt irgendwie authentischer – ich mag es wenn so ein Messer (gemeinsam mit einem selbst 😁 ) altert und dann eben die Spuren des „Lebens“ trägt. Die muss man nicht vorab kaschieren. Zusammenfassend aber wieder persönliche Befindlichkeit – das Finish ist gefällig und auch ich etwas authistisch veranlagter Messerfan kann ihm was abgewinnen 😉. Das heißt was
.
Wir hatten hier kürzlich eine recht angeregte Diskussion zum Thema Feuerstahl an Messerscheiden (dazu später mehr) einen dort aufgekommenen Kritikpunkt, nämlich angeschliffener Klingenrücken zum anreißen vs. angenehmer Sitz für den Daumen beim Schnitzen wurde beim Bronco geschickt gelöst: Der Klingenrücken ist nur im oberen Bereich angeschliffen, dort wo bei Schnitzen der Daumen aufliegt ist es nicht scharf.
Die Klingenstärke ist gut gewählt – mit 3,5mm ausreichend stabil und kann sogar noch etwas schneiden – klar ein Filetiermesser ist es damit nicht aber ein guter Allrounder, meine persönliche Vorliebe sind hier 4mm aber das kommt wohl mehr aus einem besser-haben-als-brauchen-Reflex als aus echter Notwendigkeit.
Der vollkommen rutschfeste und griffige Griff fasst sich sehr angenehm an. Ich habe mit Gummigriffen überhaupt keine Langzeiterfahrungen – ich hatte mal ein Cold Steel Super Edge mit Gummigriff was mich nach ca. 7-8 Jahren wieder verlassen hat
ohne das der Griff sich aufgelöst hat.Eben genau das wäre aber hier mein Thema bzw Kritikpunkt.Tatsächlich ohne das jetzt irgendwie auf Erfahrung zurückführen oder belegen zu können, behaupte ich jetzt einfach mal das so ein Gummigriff durch Hitze, Kälte und Zeit in einer Art und Weise in Mitleidenschaft gezogen wird, der dem „Ewigkeitsgedanken“ den ich persönlich bei der Anschaffung eines Messers habe entgegen spricht. Ich bin mittlerweile tatsächlich 40 Jahre – vermutlich habe ich (inschallah) nochmal die gleiche Zeit – sollte ich das Bronco bei der Verlosung gewinnen und meine Zeit gekommen ist, werde ich meine Aussage auf dem Sterbebett (wenn es mir möglich ist) an dieser Stelle zumindest in Frage stellen 😁...Spaß beiseite ich weiß es nicht aber das ist irgendwie mein Gefühl zu dem Griffmaterial – praktisch, griffig, aber würde ich mir jetzt so nicht bei einem Custom machen lassen...
Extrem cool an dem Griff finde ich übrigens den Griffüberstand bzw. das Hammerstück.
Aufgrund der von mir oben kritisierten Puukoform ohne Guard allerdings nicht zum „hämmern“ - da hätte ich irgendwie Angst auf die Klinge abzurutschen – sondern zum Öffnen von Kronkorken – ich bin mir sicher alle hier lieben alkoholfreie Fassbrause 😉.
Bei meinen Messern die am Griff nicht über ein nacktes Lanyardhole oder sonstigen Überstand verfügen, hebelt man das dann halt so mit dem Klingenrücken – irgendwann schlitze ich mir nach der 3......Cola- irgendwann mal den Handrücken auf.
Vermutlich lässt sich bei moderater Schlagstärke aber auch ganz verletztungsfrei der ein oder andere Hering damit in den Boden dengeln.
Etwas zwiegespalten stehe ich der Scheide gegenüber.
Vorab:Sie tut was sie soll - das Messer kann man definitiv reinstecken und wieder rausziehen😁😂.
Den Dangler finde ich gut – ich persönlich trage Fixed zwar lieber höher als tief damit man schön unauffällig die Jacke drüber ziehen kann – auf Kanutour in Schweden oder sonstwo wo sich niemand an einem Messer stört ist ein tiefer Sitz gerade bei dickem Pulli oder Jacke aber natürlich extrem praktisch.
Die Feuerstahldiskussion möchte ich an dieser Stelle nicht wieder aufleben lassen, kurz:
Feuerstahl find ich gut – an der Messerscheide brauch ich keinen und mit dem Schaber komm ich klar, den Gedanken dahinter kann ich aber grundsätzlich nachvollziehen – denkt man den Gedanken dann aber zuende ist man aber wieder bei irgendwelchen 80er Jahre Rambo-Hohlgriff-Dingern mit diversem Survival Zubehör, bzw. in cool halt CRK Hohlgriff-Fixed mit individueller Beladung.
Wie gesagt das Fass mach ich hier nicht wieder auf.
Was aber definitiv ein Thema ist ist das Material:
Damit hier keine Missverständnisse aufkommen:
Ich liebe Leder!
Gürtel, Schuhe, Messerscheiden....Tolles Material!
Gerade bezüglich der Philosophie bezüglich des Griffmaterials und dem montierten Feuerstahl wird es allerdings in meinen Augen etwas „unrund“.
Wenn dauerhafte Feuchtigkeit aufgrund der man unbedingt einen Feuerstahl benötigt und man einen Griff mit der Haptik eines modernen Fäustels braucht ein Thema ist, ist Leder einfach das falsche Material.
Schick, edel aber Kydex, von mir aus auch irgendein Spritzguss ist hier einfach zweckmäßiger.
Auch wenn es maximal unsexy ist.
Fazit:
Bei aller zum Teil zugegeben etwas subjektiver Kritik an dem Messer ist es wie im ersten Eindruck vermutet eine klare Kaufempfehlung für die genannte Zielgruppe👍🏼.
Ich bedauere sehr das Messer nicht vernünftig getestet zu haben – so soll ein Passaround Bericht eigentlich nicht aussehen.
Ich hoffe das Lesen hat trotzdem ein klein bisschen Spaß gemacht.
Hier meine (schlechten) Bilder:
passaround (https://www.dropbox.com/sh/thtylh4hn51h4qf/AAADWbIfWqxRfOw5D8fiTTl2a?dl=0)
Ich beende meinen Bericht so wie er begonnen hat:
Herzlichen Dank an Max bzw. Böker – hat Spaß gemacht – auch wenn es aus gesundheitlichen Gründen kein Testen im eigentlichen Sinn war.