Passaround Böker Bronco. Erfahrungsbericht Outdoor und Bushcraft Messer

@[Nick] Danke für den Hinweis. Ich habe leider nicht gesehen, dass die Naht maschinell genäht wurde. Aber - und das habe ich zum Glück erwähnt - sind noch drei Nieten vorhanden, die, falls die Naht aufgeht, das Messer vor Verlust bewahren.

Sollte ich wieder einmal ein Messer testen, werde ich bestimmt darauf achten. Nochmals danke für deine Rückmeldung.

Gruss

Ulli

 
Hallo Ulli,

das war auch keinesfalls als Kritik gemeint, allenfalls als Ergänzung Deines tollen Berichts.
Erkennen lässt sich eine Maschinennaht oft auf der Rückseite der Scheide. Das Nahtbild ist da meistens deutlich "ruppiger" und die Nahtlöcher sind nach außen leicht ausgerissen, da dort die relativ dicke Nadel mit Kraft durchsticht. Bei der Sattlernaht wird das Loch mittels scharfer Ahle gestochen und dann die (stumpfen) Nadeln durchgeführt, das ergibt ein homogeneres Nahtbild.

Gruß,

Nick
 
@[Nick] Ja, du nähst ja selber sehr schöne Lederetuis und hast daher einen Blick dafür ob eine Naht von Hand oder mit der Maschine genäht wurde. Ich kannte diese Details leider noch nicht. ABER jetzt weiss ich auf was ich achten muss. Dein Input habe ich nicht als Kritik verstanden, sondern als berechtigte Richtigstellung. Und ab jetzt wissen auch alle anderen MF-Mitglieder auf was sie achten müssen, wenn sie unsicher sind ob eine Scheide von Hand genäht wurde oder nicht. Insofern bin ich (fast) froh, dass mir dieser Fehler unterlaufen ist. Aufstehen, Krönchen richten, weiter machen.

Gruss
Ulli
 
Passaround Bericht Böker Bronco:


Als allererstes möchte ich mich bei Böker und Max dafür bedanken an dem Passaround teilnehmen zu dürfen – mein letzter Passaround ist lang her – hat (trotz Einschränkung – mehr dazu später...) mal wieder Spaß gemacht.

Vorab:

Mein persönliches Messernutzungs-/Ansammlungsverhalten ist in den letzten paar Jahren etwas...-ich nenne es mal „eingefroren“.

Ich habe aus unterschiedlichen Gründen mit denen ich hier nicht langweilen möchte, nach und nach unterschiedliche Messer und Hersteller aussortiert mit dem Ergebnis mittlerweile bis auf die obligatorischen Leathermen, Vics, Opinel und 1,2 Moras an „richtigen“ Messern nur noch Chris Reeve und Jürgen Schanz zu besitzen. Da steckt kein echtes System, Fanboy- oder Sammler-Verhalten dahinter, hat sich halt irgendwie einfach so ergeben.

Aus diesem zumindest aus Laiensicht etwas dekadenten Nutzungsverhalten („wir“ hier wissen natürlich dass eine Viper und ein Sebenza im Grunde genommen je nach Ausführung total bodenständige Messer sind ;-) ) kommt auch mein dringender Wunsch an dem Passaround teilzunehmen:

Der ein oder andere hier kennt das vielleicht.Standardfrage aus dem Freundes-/Bekanntenkreis: „Du bist doch so ein Messerfreak – ich will mir ein gutes Outdoor- (Camping-, EDC-, Taschen-, Arbeits- whatever-)messer kaufen – kannst du mir was empfehlen?“

Standardantwort:

„Was willst Du denn ausgeben?“

Da kommt dann selten „egal - Hauptsache gut" oder „400€ sind drin".

Die 10-20 € Fraktion – schickt man zu Mora die 50-100 € Fraktion auch oder zu Böker+, CS o.ä.


Interessant wird’s dann wenn jemand sagt:

„soll halt schon in Deutschland, Europa oder USA (also zu menschenrechtskonformen Bedingungen) gefertigt sein, bei Problemen einen guten Support bieten, der Stahl soll was taugen und irgendwie soll das Teil bei allem Nutzen irgendwie auch was zum liebhaben sein- und nach Möglichkeit trotzdem nicht die Welt kosten....“

DAS ist in meinen Augen die Anforderung bei der das Bronco superinteressant wird:

  • geradlinieges nicht verspieltes User-Design
  • guter Stahl
  • augenscheinlich vernünftige Scheide
  • mit dem Hersteller Böker ein fast schon sprichwörtlicher Support falls mal was sein sollte
  • made in Germany (stellvertretend für made in westlicher Welt mit Tariflöhnen und Arbeitsschutz)

Soweit die Theorie auf den ersten Blick einfach ein geiles Teil – top Empfehlung -Mora in schick sozusagen...


Zu meinem Test:

Der Passaround wurde im November angekündigt – da habe ich voller „Outsdoortestertatendran“ direkt zugesagt.

Leider habe ich seit geraumer Zeit Probleme mit einem sogenannten „Schnappfinger“ (nervig aber nicht gefährlich bei Interesse googlen), den ich mir nach langem hin- und her Anfang des Jahres operieren lassen habe.

Das Ergebnis ist bis jetzt leider relativ durchwachsen.

Im Bezug auf den Passaround hat die OP leider zufolge dass ein normales Testen des Messers wie es in einem Passaround gewünscht und erfordert ist leider nicht möglich war.

Mein „Test“ fällt also leider nach allerbester Desktopmesserstreichlerindenhimmelloberyoutubemanier aus...

Ich kann den Kram den ich hier schreibe ja auch einfach löschen, ein Video mit meinen Händen, dem Messer und meiner wohlklingenden Stimme hochladen und hier dann den Link einstellen.....

Spaß beiseite – genug gesabbelt kommen wir zum Messer- leider liegt es mir beim Schreiben des Berichts aufgrund durch die OP bedingte berufliche Turbulenzen nicht mehr vor – auch dass sollte eigentlich anders sein....

Here we go:

Direkt ins Auge fällt das unaufgeregte geradliniege Bushcrafterdesign, ich persönlich schätze eigentlich Messer mit zumindest einem kleinen Guard der ein Abrutschen der Hand auf die Klinge verhindert.Da sich Puukos, Bushcrafter etc. aber definitiv durchgesetzt haben verbuche ich das mal als persönliche Befindlichkeit und keine echte Kritik.

Juristisch angenehm ist natürlich die Klingenlänge unter 12 cm, ehrlich gesagt komme ich mit den meisten von mir durchgeführten Outdoor/Camping-Tätigkeiten mit der Größenordnung auch ganz gut zurecht und brauche eher selten „mehr“.

Das „mittelgrobe/bzw.feine“ Stonewashfinish ist schick und hilft bestimmt Gebrauchspuren zu kaschieren.War ich früher ein Riesenfan von. Mittlerweile finde ich satiniertes, gestrahltes oder von mir aus poliertes Finish was dann halt im Gebrauch Kratzer bekommt irgendwie authentischer – ich mag es wenn so ein Messer (gemeinsam mit einem selbst 😁 ) altert und dann eben die Spuren des „Lebens“ trägt. Die muss man nicht vorab kaschieren. Zusammenfassend aber wieder persönliche Befindlichkeit – das Finish ist gefällig und auch ich etwas authistisch veranlagter Messerfan kann ihm was abgewinnen 😉. Das heißt was :).

Wir hatten hier kürzlich eine recht angeregte Diskussion zum Thema Feuerstahl an Messerscheiden (dazu später mehr) einen dort aufgekommenen Kritikpunkt, nämlich angeschliffener Klingenrücken zum anreißen vs. angenehmer Sitz für den Daumen beim Schnitzen wurde beim Bronco geschickt gelöst: Der Klingenrücken ist nur im oberen Bereich angeschliffen, dort wo bei Schnitzen der Daumen aufliegt ist es nicht scharf.

Die Klingenstärke ist gut gewählt – mit 3,5mm ausreichend stabil und kann sogar noch etwas schneiden – klar ein Filetiermesser ist es damit nicht aber ein guter Allrounder, meine persönliche Vorliebe sind hier 4mm aber das kommt wohl mehr aus einem besser-haben-als-brauchen-Reflex als aus echter Notwendigkeit.

Der vollkommen rutschfeste und griffige Griff fasst sich sehr angenehm an. Ich habe mit Gummigriffen überhaupt keine Langzeiterfahrungen – ich hatte mal ein Cold Steel Super Edge mit Gummigriff was mich nach ca. 7-8 Jahren wieder verlassen hat ohne das der Griff sich aufgelöst hat.Eben genau das wäre aber hier mein Thema bzw Kritikpunkt.Tatsächlich ohne das jetzt irgendwie auf Erfahrung zurückführen oder belegen zu können, behaupte ich jetzt einfach mal das so ein Gummigriff durch Hitze, Kälte und Zeit in einer Art und Weise in Mitleidenschaft gezogen wird, der dem „Ewigkeitsgedanken“ den ich persönlich bei der Anschaffung eines Messers habe entgegen spricht. Ich bin mittlerweile tatsächlich 40 Jahre – vermutlich habe ich (inschallah) nochmal die gleiche Zeit – sollte ich das Bronco bei der Verlosung gewinnen und meine Zeit gekommen ist, werde ich meine Aussage auf dem Sterbebett (wenn es mir möglich ist) an dieser Stelle zumindest in Frage stellen 😁...Spaß beiseite ich weiß es nicht aber das ist irgendwie mein Gefühl zu dem Griffmaterial – praktisch, griffig, aber würde ich mir jetzt so nicht bei einem Custom machen lassen...
Extrem cool an dem Griff finde ich übrigens den Griffüberstand bzw. das Hammerstück.
Aufgrund der von mir oben kritisierten Puukoform ohne Guard allerdings nicht zum „hämmern“ - da hätte ich irgendwie Angst auf die Klinge abzurutschen – sondern zum Öffnen von Kronkorken – ich bin mir sicher alle hier lieben alkoholfreie Fassbrause 😉.

Bei meinen Messern die am Griff nicht über ein nacktes Lanyardhole oder sonstigen Überstand verfügen, hebelt man das dann halt so mit dem Klingenrücken – irgendwann schlitze ich mir nach der 3......Cola- irgendwann mal den Handrücken auf.

Vermutlich lässt sich bei moderater Schlagstärke aber auch ganz verletztungsfrei der ein oder andere Hering damit in den Boden dengeln.

Etwas zwiegespalten stehe ich der Scheide gegenüber.
Vorab:Sie tut was sie soll - das Messer kann man definitiv reinstecken und wieder rausziehen😁😂.
Den Dangler finde ich gut – ich persönlich trage Fixed zwar lieber höher als tief damit man schön unauffällig die Jacke drüber ziehen kann – auf Kanutour in Schweden oder sonstwo wo sich niemand an einem Messer stört ist ein tiefer Sitz gerade bei dickem Pulli oder Jacke aber natürlich extrem praktisch.

Die Feuerstahldiskussion möchte ich an dieser Stelle nicht wieder aufleben lassen, kurz:
Feuerstahl find ich gut – an der Messerscheide brauch ich keinen und mit dem Schaber komm ich klar, den Gedanken dahinter kann ich aber grundsätzlich nachvollziehen – denkt man den Gedanken dann aber zuende ist man aber wieder bei irgendwelchen 80er Jahre Rambo-Hohlgriff-Dingern mit diversem Survival Zubehör, bzw. in cool halt CRK Hohlgriff-Fixed mit individueller Beladung.
Wie gesagt das Fass mach ich hier nicht wieder auf.

Was aber definitiv ein Thema ist ist das Material:

Damit hier keine Missverständnisse aufkommen:

Ich liebe Leder!

Gürtel, Schuhe, Messerscheiden....Tolles Material!

Gerade bezüglich der Philosophie bezüglich des Griffmaterials und dem montierten Feuerstahl wird es allerdings in meinen Augen etwas „unrund“.
Wenn dauerhafte Feuchtigkeit aufgrund der man unbedingt einen Feuerstahl benötigt und man einen Griff mit der Haptik eines modernen Fäustels braucht ein Thema ist, ist Leder einfach das falsche Material.

Schick, edel aber Kydex, von mir aus auch irgendein Spritzguss ist hier einfach zweckmäßiger.

Auch wenn es maximal unsexy ist.



Fazit:

Bei aller zum Teil zugegeben etwas subjektiver Kritik an dem Messer ist es wie im ersten Eindruck vermutet eine klare Kaufempfehlung für die genannte Zielgruppe👍🏼.

Ich bedauere sehr das Messer nicht vernünftig getestet zu haben – so soll ein Passaround Bericht eigentlich nicht aussehen.

Ich hoffe das Lesen hat trotzdem ein klein bisschen Spaß gemacht.

Hier meine (schlechten) Bilder:
passaround (https://www.dropbox.com/sh/thtylh4hn51h4qf/AAADWbIfWqxRfOw5D8fiTTl2a?dl=0)



Ich beende meinen Bericht so wie er begonnen hat:

Herzlichen Dank an Max bzw. Böker – hat Spaß gemacht – auch wenn es aus gesundheitlichen Gründen kein Testen im eigentlichen Sinn war.
 
Last edited:
@swifty58 :
Könnte mich jetzt ja mit fremden Federn schmücken, aber die Waffeln waren nicht von mir....
Meine Frau bemängelte Sie als etwas trocken.
Trotzdem vielen Dank 😉
 
@NinjaTurtle Super Bericht, wenn man noch die Umstände berücksichtigt, dann ist das sogar sensationell gut. Auf jeden Fall wünsche ich dir gute Besserung.

Die Waffeln werden wohl von @Isuas kommen. Übrigens ist es ein grosser Zufall, dass ich nicht alle Waffeln weggefressen habe. Ich ging davon aus, dass man etwas bekommt, und dann eine Spezialität aus der eigenen Region zum nächsten Tester schickt. Als ich das Prinzip verstanden habe, war das Pack leer und meine Frau bekam nichts. Ihr Blick hättet ihr sehen sollen. Hehehee😬
 
Servus zusammen,


Vieles ist ja zudem schon gemacht worden, was ich hier nicht unnötig wiederholen möchte.

Positiv aufgefallen ist mir die Scheide. Für ein Fabrikmesser in dieser Preisklasse sehr ordentlich gemacht. Gut, nicht nassgeformt - kann man ja noch nachholen. Ordentlich verarbeitet, ordentliche Naht (zwar mit der Maschine, aber dafür anständig gemacht) etc. Erwähnen möchte ich die drei Nieten, die zusätzlich angebracht sind: sie sind nicht, wie man oft sieht, durch die Naht geballert, sondern tatsächlich sauber neben der Naht gesetzt.

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Feuerstahl, nu je… Die Feuerstahlschlaufe finde ich nervig, passt aber zum Gesamtkonzept des Messers. Wäre es meins, würde ich sie sauber abtrennen, dann wäre die Scheide sehr schlank und sogar taschentauglich.

Beide Gürteltrageoptionen liegen mir gut, wobei ich besonders den Dangler mag, der durch den breiten D-Ring gar nicht so viel hin- und her „dängelt“, sondern recht ruhig und trotzdem beweglich hängt. Dabei ist das Messer sehr gut greif- und versorgbar. Dazu ein großes Ablaufloch an der Spitze. Wirklich gut gemacht, sehr viel wertigerer Eindruck, als die Bilder auf der Böker-Homepage vermitteln.

Zum Messer selber: wenn man die Messungen an der Klinge zusammenfasst: eine im geraden Teil mittelschlank ausgeschliffene Klinge mit zunehmender Stärke nach vorne, die in einer massiven Spitze endet.

Ist sicher ein Kompromiss, hätte ich, wenn ich das aus unternehmerischer Sicht entscheiden müsste, wahrscheinlich auch so gemacht. Persönlich hätte ich lieber, wenn der eher dünne Anschliff vom Ricasso gleichmäßig bis zur Spitze hin durchgezogen wäre.

Hier noch die Messungen per Mikrometerschraube (Bügelmessschraube), jeweils in der Mitte von swifty58s Messpunkten / hinter der Fase:

1: 0,57 mm / 0,46 mm
2: 0,63 mm / 0,49 mm
3: 0,68 mm / 0,55 mm
4: 0,68 mm / 0,54 mm
5: 0,83 mm / 0,71 mm
6: 1,02 mm / 0,91 mm
7: 1,07 mm / 0,98 mm

Man sieht daran auf jeden Fall, dass die Spitze ganz schön fett ist. Hier hätte es etwas weniger auch getan...

Zum Griff:
Ein mit 120 mm recht großer Griff mit einer schönen Coke-Bottle-Form. Liegt sehr gut in der Hand, wenn man ihn locker fasst. Greift man sehr fest zu, empfinde ich das Muster des TPEs schon fast zu aggressiv, es ist in meiner (Schreibtischtäter-)Hand beim längeren festen Halten schon leicht unangenehm.

Wie fast immer bei aufgespritzten Griffen gibt es keine direkte Verbindung zwischen Stahl und Kunstoff. Hier findet man einen winzigen Spalt.


Zieht man etwas am TPE, so öffnet sich ein erheblicher Spalt. Hier besteht also erstmal grundsätzlich die Möglichkeit, dass dort etwas (Wasser, Blut etc.) hineinsickern könnte und da etwas tun könnte (Konjunktiv ist Absicht). Ob es das tut und ob das dann zu einem Problem würde - keine Ahnung!



Was mich etwas überrascht hat, ist der Stahl. Nach Absprache mit Böker habe ich leichte Korrosionstests durchgeführt:
- Zwiebeln schneiden (geht nicht gut - fette Spitze) und 2,5 h liegen lassen
- Apfel schneiden und über Nacht liegen lassen
- Gewürzgurken schneiden, Klinge mit Gurkeneinlegeflüssigkeit beträufelt und 3,5 h liegen lassen
(alles selbstverständlich ohne vorherige Reinigung)

Bei keinem dieser Tests konnte ich irgendeine Veränderung der Oberfläche beobachten (daher gibt es hiervon auch keine Bilder: vorher=nachher...). Das hat mich schon erstaunt: CPM 3V ist ja eigentlich kein explizit rostträger Stahl.

Dafür war ich von der Schnitthaltigkeit nicht sooo begeistert. Nun ist es schwierig, diese objektiv zu messen - ich habe keinen CATRA-Tester und habe nicht mal Seilschneidetests durchgeführt. Aber dennoch möchte ich meinen ganz subjektiven Eindruck nach unterschiedlichen Arten der Nutzung mitteilen. Die Schnitthaltigkeit liegt gefühlt deutlich unter der meiner Messer aus M390 und Magnacut, ich würde sagen so irgendwo zwischen N690 und CPM154. Also schon ordentlich, aber nicht beindruckend. Die hohe Zähigkeit von CPM 3V konnte ich nicht wirklich testen, habe aber auch keinen Grund, an ihr zu zweifeln.

Was bleibt also als Fazit:

Böker hat hier ein Messer hart am Markt produziert, und das made in Germany zu einem bemerkenswerten Preis.
Es enthält alle Komponenten, die zur Zeit in der (Youtube?-)Outdoorszene gefragt sind. Daher bin ich sicher, dass es sich gut verkaufen wird.

Mir ist vor allem die Spitze zu fett: Schnitzen in hartem Holz ist damit eine Qual, Nahrungsmittel zerteilen geht mit der Spitze ebenfalls nur mäßig. Hier hätte ich mir den dünneren Anschliff der hinteren Klinge bis nach vorne durchgezogen gewünscht.
 
Last edited:
Was ich zum Preis noch anmerken wollte: ich weiß nicht, was solche Dinge im Einkauf kosten, aber wenn man den Feuerstahl weggelassen und sich auch noch für eine etwas weniger aufwendige Verpackung entschieden hätte, wäre das Messer vermutlich nochmal um 15-20 € günstiger anzubieten gewesen. Das würde aus meiner (tm) Sicht die Attraktivität noch mal steigern, aber sicherlich haben sich die Betriebswirte bei Böker etwas dabei gedacht, es nicht so zu machen…
 
Last edited:
Gerade fällt mir auf, dass der obige Bericht eigentlich so klingt, als hätte ich kaum etwas mit dem Messer geschnitten. Das stimmt so natürlich nicht. Ich habe ausgiebig verschiedene Holzstücke und -arten, Karton, Lebensmittel und anderes bearbeitet. Nur ist das meiste davon schon sehr gut beschrieben und bebildert worden.
Das Bronco fühlt sich besonders bei gröberen Arbeiten sehr wohl, feine Arbeiten gehen mit dem geraden Teil der Klinge ordentlich (aber ohne Begeisterung auszulösen), sind mit der Spitze aber sehr mühsämlich…
Beim Schnitzen arbeite ich gerne mit der Spitze und über mit dem Daumen der linken Hand Druck auf den Rücken der Spitze aus. Für diese Technik eignet sich das Bronco durch die Kombination aus fetter Spitze und scharfem Klingenrücken so gut wie gar nicht. Batonen u.ä. geht toll, ist aber eigentlich nicht mein Metier.
Jagdlich konnte ich das Bronco leider nicht testen, da die meisten Wildarten nun keine Jagdzeit mehr haben und im Testzeitraum leider keine Sau zur Strecke kam - schade. Dort könnte ich mir das Messer nämlich gut vorstellen. Ich würde mutmaßen, dass es sogar zum Abfangen von Wild gut geeignet ist.
 
Böker Bronco

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Sehr schön. Ein neuer Passaround mit einem interessanten Messer.
Gleich zu Beginn, vielen Dank für die Organisation durch Böker. So ein Test von unabhängiger Seite kann ja durchaus auch mal gegen das Produkt sprechen. Umso höher ist es zu schätzen, wenn ein Hersteller sich so etwas stellt.

Beim Auspacken bin ich zuerst auf die mitgesendeten Giveaways gestoßen. Herzlichen Dank dafür. Die von den PA Teilnehmern Mitgeschickten waren sehr lecker. :p:
Als letzter Teilnehmer darf ich sicher auch die von Böker zeigen. Man hat einen Schlauchschal (wahrscheinlich gibt es auch einen cooleren Namen) und einen Patch für jeden Teilnehmer beigelegt. Auch hierfür vielen Dank. :super:

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Das Messer selbst ist recht aufwändig verpackt. Stabiler Karton mit Einsatz, auf dem das Messer fixiert ist. Darunter dann die Scheide.

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Das Befummeln nach dem Öffnen war sehr positiv. Armhaare waren mit etwas Druck zu Schneiden.

Der erste Test führte mich in die Küche. Es war ja zu vermuten, dass die Arbeit dort nicht zur Paradedisziplin werden würde. Das hat sich auch bestätigt bei Aktionen mit Kräutern, Zwiebeln und Tofu.
Es geeeeht, aber die Schneidleistung ist natürlich nicht vergleichbar mit Küchenmessern. Auch die fehlende Fingerfreiheit ist aufgefallen.

Weiter ging es zum Essen in die Wirtschaft. Hier gab es keine Probleme, außer dass es mir etwas zu groß ist.

Meiner Meinung nach, Jäger mögen mir widersprechen, ist die Hauptdisziplin das Arbeiten mit Holz.
Bei der Suche nach geeigneten Vergleichskandidaten ist mir aufgefallen, dass ich hier recht wenig Auswahl habe. Die meisten meiner Fixed rangieren in der Klasse bis zu 10 cm Klingenlänge.
Die Wahl fiel dann auf:
- Brusletto Bamsen
- ein von Bojtos inspirierter Entwurf, der bei einem Workshop bei Jürgen Schanz umgesetzt wurde
- Spyderco Mule (von mir mit Griffschalen versehen)

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Das war sicher nicht ideal, da unterschiedliche Längen, Klingendicken, Anschliffe und Griffformen zum Tragen kommen, aber das ähnlichste das ich aufbieten konnte.

Feather Sticks:
1 Bojtos
2 Bamsen
3 Mule und Bronco

Die feine Schärfe des Bojtos (das ist nur meine "interne" Bezeichnung, nie würde ich mein Messer mit diesen Kunstwerken vergleichen) lag hier klar vorne, Mule und Bronco bildeten gleichauf das Schlußlicht.

Anspitzen:
1 Bronco und Bamsen
2 Bojtos und Mule

Beim groben und schnellen Anspitzen ging das Bronco zusammen mit dem Bamsen in Führung. Das lag sicherlich auch an den angenehm handfüllenden Griffen.

Hacken (eingeschränkt)
1 Bronco
2 Bamsen

Von Hacken kann man eigentlich nicht wirklich sprechen, da die beiden Messer eigentlich zu kurz sind und dadurch nicht wirklich Schwung und Masse aufbauen können. Für das genutzte Stöckchen hat es aber gereicht (es wäre sicher auch durch Schnitzen zu teilen gewesen...). Die anderen Messer habe ich hier und beim Batoning weggelassen.

Batoning:
Bei diesem Test lagen Bronco und Bamsen fast gleichauf. Die Spaltwirkung war beim Bamsen stärker, dafür hat die Schneide etwas mehr gelitten.

Fazit: Bis auf die Feathersticks war das Bronco immer vorne mit dabei. Und mir war gar nicht mehr so präsent, was das Bamsen für ein gutes Messer ist.

Dann komme ich mal zum "drumrum":
Form und Haptik des Bronco sind sehr gefällig für meinen Geschmack. Die insgesamt dunkle Erscheinung hat etwas von Understatement.

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Der Griff hat mich sehr überrascht. Er fasst sich sehr angenehm an und passt perfekt in meine Hand und das in verschiedenen Positionen. Die Formgebung ist wirklich toll.
Die erwartete Plastik-Anmutung ist nicht gegeben. Ich bin sehr gespannt auf die Langzeiterfahrungen. Die Haptik erinnert mich ein wenig an die Griffschalen der SWIZA Taschenmesser. Dort waren die Erfahrungen leider nicht so erfreulich. Link zu PA

Die Scheide ist funktional, das Messer wird sicher gehalten und die Leder Qualität ist gut. Sie könnte besser ausgeformt sein. Die Naht ist leider nicht versenkt und könnte im Lauf der Zeit abgescheuert werden. Das Nahtende ist zwar verschmolzen, steht aber ab und lädt zum rumfummeln ein. Meine Befürchtung ist, wenn der kleine Möppel weg ist, löst sich die Naht. Das lässt sich sicher beheben mit erneuten Anschmelzen, aber natürlich nicht im Rahmen des PA.
In der Produktbeschreibung wird von der Köcherscheide als Königsdisziplin im Scheidenbau gesprochen. Um dem zu entsprechen, müsste bei der Scheide noch etwas draufgelegt werden.

Scheide
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Naht:
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Möppel:
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Der Tragekomfort mit Dangler ist sehr angenehm, im Auto stört es nicht oder lässt sich abnehmen ohne den Gurt zu öffnen. Das Messer lässt sich unter dem Hüftgurt oder unter der langen Jacke ziehen.
Aber auch mit der höheren Trageweise kann man sich arrangieren.

Die Firestarter Schlaufe an der Scheide ist aus meiner Sicht Spielerei, sie nimmt der Scheide ihre eigentlich schlanke Form. Die Firestarter Funktion hat einfach nicht das viel universellere Level des Messers. Unterwegs, beim Versorgen des Messers, bin ich schon mal an der Schnur des Firestarters hängen geblieben und hatte ihn versehentlich gezogen.
Ich denke: dabeihaben gerne, aber nicht an der Scheide.

Zum Firestick: ich hatte so etwas noch nie benutzt und war sehr gespannt.
Durch die Holztests gab es einiges an Material, dazu noch ein wenig Birkenrinde, eine kleine Blechform und es konnte losgehen.

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Ja, ich habe es geschafft ein Feuerchen anzuzünden, allerdings war es nicht so einfach wie erhofft. Es mag an meiner mangelnden Übung liegen, aber auch dem Bronco war die Action anzusehen.

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Zusammenfassend würde ich sagen, das Bronco ist ein Messer bei dem vieles richtig und auch richtig gut gemacht wurde. Wie immer wenn man sich breit aufstellt, ist man bei den speziellen Dingen aber nicht unbedingt top. Ich hätte mir z.B. etwas mehr Schärfe gewünscht. Ich kann es dennoch nur empfehlen.

Gruß Th.
 
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