Ein schönes Thema mit vielen schönen Bildern, dem ich gerne gefolgt bin - bis ich neulich bemerkte, daß ich auch etwas beitragen kann: In einem Kistchen in einem Kasten, in das ich eher selten reinschaue, weil 'ne ganze Menge Messer auf dem Deckel des Kistchens sortiert liegen

, fiel mir ein Lederetui/-täschchen in die Hände, das ich so gar nicht mehr auf dem Schirm hatte (ja, peinlich ...); und siehe da - Perlmutt glänzte ...
ein mittelgroßes (oder -kleines, je nachdem

) Westentaschenmesser von gerade mal 7 cm Länge, 5-teilig ...
... mit sehr schön gerändelten Neusilber-Linern und -Pins in perfektem Zustand, bis auf minimale Benutzungs- und ein paar Lagerspuren; auch im Inneren alles blank und neu. Die Federspannung ist prima, alle Werkzeuge "schnappig", und die Schere bekomme ich ohne Hilfsmittel nicht aufgeklappt. Vielleicht hilft ein Tropfen Öl, hab's noch nicht versucht.
Auch hintenrum ist alles knackig. Das schöne Stück ist von Zwilling; ich schätze mal, daß es zwischen 1900 und den 1930er Jahren entstanden ist
Die "große" Klinge ist etwa 5,5 cm lang, der Rest entsprechend. Benutzungsspuren haben eigentlich nur die große und die kleine Klinge, der Rest - Null.
Auch die Nagelfeile, die einen superdichten Hieb aufweist ...
... wurde anscheinend nie verwendet: Es ist nichts darin zu sehen, was auf eine artgerechte Nutzung hinweisen würde.
Neben der kompletten Neusilberaustattung begeistern mich vor allem die kleinen besonderen Details, die sich erst bei näherer Betrachtung bemerken lassen: Die sorgfältige Auskehlung, um die Nagelfeile ausklappen zu können ...
... und die Fortsetzung der Liner-Rändelung
unter dem Korkenzieher ...
... sowie die Form der Schere: Nicht abgerundet zu den Spitzen hin, sondern kantig (also eher Clip- als Drop-Point-Form) ...
... sowie die abgeflachte und dadurch in der Aufsicht breitere Form des beweglichen Scherenhebels - wozu machte man das? Einen zusätzlichen Nutzwert konnte ich dadurch nicht feststellen - sieht aber gut aus
Außerdem - das sieht man vielleicht nicht so gut auf dem Foto - ist die Feder gebläut, was ich bei Taschenmesserscherenfedern auch noch nicht so oft gesehen habe und was natürlich neben der Optik der Zähigkeit und damit der Haltbarkeit der Feder zugute kommt/kommen soll(te).
Fazit: Ich bin froh, daß es mir wieder begegnet ist - ein schönes und klassisches Messerchen bester Handwerkskunst aus Solingen. Leider kommt die Schönheit des Perlmutts aufgrund des heute etwas fehlenden Sonnenlichtes nicht so richtig raus, aber die Griffschalen sind makellos - dank der Tasche, in der der Vorbesitzer es vermutlich immer getragen hat.