rostende Messer für Lebensmittel?

Benzin geht grundsätzlich schon - man darf nur nicht das benzolhaltige Zeug von der Tanke nehmen. Feuerzeugbenzin bzw. Waschbenzin (auch als Wund- oder Petrolbenzin bezeichnet) sind reine Alkangemische und gesundheitlich ähnlich unbedenklich wie Isopropanol oder Aceton. Bremsenreiniger besteht z.B. zum größten Teil aus dem Zeug.
Gut geht auch Reinbenzin aus dem Campingbedarf (für Kocher etc.). Alle diese Mittel bitte von Zündquellen fernhalten. D.h. auch ein Auge auf statische Elektrizität haben...
 
Benzin geht grundsätzlich schon - man darf nur nicht das benzolhaltige Zeug von der Tanke nehmen. Feuerzeugbenzin bzw. Waschbenzin (auch als Wund- oder Petrolbenzin bezeichnet) sind reine Alkangemische und gesundheitlich ähnlich unbedenklich wie Isopropanol oder Aceton. Bremsenreiniger besteht z.B. zum größten Teil aus dem Zeug.
Das ist zugegebenermaßen nicht das, woran ich bei "Benzin" gedacht hatte und hat auch nichts damit zu tun (außer der Namensgleichheit und dem Ursprung - Erdöl, wobei eine ganz andere, niedriger siedende Fraktion dem Ursprung dient). Würde aber trotzdem eher zu Aceton oder Alkoholen wie Ethanol oder IPA greifen, da die Stoffwechselprodukte von Alkanen auch nicht gerade gesund sind.
 
Beim Entfetten gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Das Anlösen, Verdünnen und Wegwischen.
Dafür Ist Aceton gut. Der große Nachteil dabei ist, dass man das Fett nur immer weiter verdünnt und verschmiert. Man kann sich das gut mit wasserlöslichen Verschmutzungen vorstellen: Wenn deine Verschmutzung Zucker wäre und du versuchst diesen mit einem nassen Tuch wegzuputzen, löst du mit dem Wasser vom Tuch den Zucker. Im Tuch hast du dann Zuckerwasser. Nach dem Wischen bleibt dann ein Zuckerwasserfilm auf der Oberfläche übrig. Das Ergebnis ist also, dass du jetzt eine Fläche mit weniger Zucker hast, aber etwas ist noch immer da. Sagen wir mal du hättest 95 % entfernt. Dann kannst du das wiederholen und du wirst wieder nur 95 % entfernen. Um eine wirklich saubere Oberfläche zu bekommen musst du das also so oft wiederholen, bis du an die Avogadrogrenze stößt (rechnerisch ist kein ganzes Verschmutzungsmolekül mehr vorhanden). Theoretisch ist das also eine schlechte Möglichkeit, da man extrem viele Wiederholungen braucht, bis die Oberfläche sauber ist. Praktisch reichen aber oft einige Wiederholungen.
Eine Verbesserung dieser Strategie ist, dass man nach ein oder zwei Reinigungsdurchgängen mit einem Tuch, einen reinen Lösungsmittelfreistrahl nutzt, um die Verunreinigung damit wegzuspülen. Also frisches Aceton drübergießen. Leider muss man das etwas länger machen, da Flüssigkeiten direkt an der Grenzschicht zu Feststoffen nicht fließen (Näheres findet man unter dem Begriff "Fluiddynamische Grenzschicht"). Die Verschmutzungen müssen dann also von der Oberfläche in den Acetonstrom diffundieren und das benötigt Zeit.

Das alles ist nur eine Vereinfachung. In kurz: Mit Lösungsmitteln ist es sehr schwierig wirklich saubere Oberflächen zu bekommen.

2. Chemisches Konvertieren der Verschmutzung.
Praktisch heißt das mit Tensiden die Fette im Wasser lösen. Dann kann man die im Wasserfreistrahl wegspülen. Der Vorteil, da das Fett chemisch gebunden sit, lagert es sich nicht (im Gegnsatz zu der ersten Möglichkeit) an anderer Stelle wieder ab.
So wird das technisch fast überall gemacht, wenn das zu reinigende Objekt mit Wasser in Kontakt kommen darf. (Spülmaschine, Waschmaschine usw.). Als Reinigungsmittel bietet sich Spüli an, ich verwende gerne Scheuerpulver von ATA. Das verkratzt nicht, hilft aber zusätzlich die Verschmutzung zu lösen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass man anhand des Wasserfilms auf der Oberfläche beurteilen kann, wie gut die Reinigung vorangeschritten ist. Die meisten Oberflächen (außer Kunststoffe) lassen sich gleichmäßig mit Wasser benetzen, wenn sie fettfrei sind. Polierte Oberflächen können dabei eine Ausnahme darstellen. Zusätzlich schützt dann der Wasserfilm vor Fettablagerungen aus der Umgebungsluft.

Wenn man etwas reinigen will, was danach in einen wässrigen Prozess kommt, ist es also ein no brainer, dass man den 2. Weg nimmt. Der ist deutlich günstiger, das Reinigungsergebnis ist i. d. R. deutlich besser und es ist weniger gesundheits-/umweltschädigend. Es gibt also nur Vorteile.

Lösungmittel sind ausschließlich überlegenswert, wenn kein Wasser an das zu reinigende Substrat kommen soll.

Das ist ein riesen Thema, wenn man es wirklich verstehen will und ich habe leider gerade nicht die Zeit den Text noch ein paar Mal hinsichtlich besserer Verständlichkeit zu überarbeiten. Das Fazit kann man aber glaube ich verstehen. Ich hoffe, dass das trotzdem Hilft!

Liebe Grüße
 
Für ein grobes Bandschleiferfinish eines Herders kann man ruhig Scheuerpulver nehmen, aber abrasiv genug, sich damit ein feineres Kasumi oder eine Spiegelpolitur zu zerkratzen ist Scheuerpulver allemal.

Einen Freistrahl brauchen wir auch nicht. Wir sind ja keine Spülmaschine und können mit den Händen und einem im Idealfall holzfreien Wischtuch mit LM genug mechanischen Druck aufwenden, um ein dem Zweck angemessenes Ergebnis zu bekommen. Es geht ja hier nicht darum, optische Komponenten fusselfrei restzuentfetten.
 
Es kommt selbstverständlich auf das Scheuerpulver an. ATA (wie von mir empfohlen) hat eine Moshärte von 3. Selbst Eisen liegt darüber. Von daher hatte ich damit noch nie Probleme.

Man braucht nichtmal ein Wischtuch oder überhaupt eine Reinigung um ein einem Zweck angemessenes Ergebnis zu bekommen. Sollte der Zweck aber eine möglichst gute Reinigung voraussetzen, sollte man eine möglichst gute Reinigung durchführen und ein Freistrahl (im fluiddynamischen Sinn) bzw. äquivalent ist möglich und durch anderes nicht zu ersetzen. (Wenn man per Hand etwas Spült und es sauber werden soll, wäscht man es ja auch hinterher unterm Wasserhahn ab)

Ich glaube ich habe mich nicht gut ausgedrückt und es ist nicht klar geworden, was ich damit meine. Es geht nicht darum einen Strahl mit kinetischer Energie zu haben (was du glaube ich mit dem Spülmaschinenvergleich meinst), sondern eine Strömung mit nur einer Hauptflussrichtung. Damit Jede Verschmutzung wirklich weggetragen wird und sich keine neuen Schmutzfilme bilden können. Wie dies beim Wischen mit einem Tuch und einem zurückbleibenden Flüssigfilm (der Schmutz gelöst hat) der Fall wäre.
 
Ob sich ein Medium abrasiv gegenüber einer Oberfläche verhält, hängt aber nicht nur von der Härtedifferenz, sondern auch von der Beschaffenheit des Schleifmediums und vom Druck ab. Man kann zum Beispiel problemlos mit einem Kunststoffschwamm sichtbare Kratzer in ein Glaskeramik-Kochfeld schrubben.

Und letztlich geht es natürlich auch um Größenordnungen - wenn die neuen Kratzer im Verhältnis sehr klein sind, fallen sie halt auf einem grob gefinishten Klingenspiegel nicht auf.

Zum Rest habe ich nicht mehr viel hinzuzufügen - ich finde Tuch+Aceton+Druck supereinfach und ich bekomme damit bessere Ergebnisse hin als mit Schwamm+Spüli+Wasserhahn. Aber das kann man durchaus anders sehen.
 
Aber @W0mba liegt mit seinem Post voll im Trent. Nach dem bereits sehr alte Tätigkeiten wie Messerschärfen akademisiert werden, warum dann nicht auch Messerreinigen?
Ich finde den Bericht von W0mba passt sehr gut in dieses Forum, informativ und den Blick für eine Problematik öffnend, die bis jetzt unter meinem Radar geblieben ist.

Gruss Ulli
 
Wenn wir schon bei den Hausmitteln sind...Wie entfettet Ihr eigentlich?
Aceton?

Nagellackentferner - ohne Aceton.

Funktioniert zum Entfernen von Klebebandresten ebenso wie zur Vorbereitung Kaffeepatinierung.

grüsse, pebe

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Nagellackentferner - ohne Aceton.

Funktioniert zum Entfernen von Klebebandresten ebenso wie zur Vorbereitung Kaffeepatinierung
Yep (y)
Und zur Entfernung von Transport-Schichten bei Spiegel-Klingen. Das Zeug - eine Mischung aus Lackierung und Fett - ist ziemlich fies zum Entfernen ... bis ich im Bad auf den Nagelackentferner gestoßen bin :D::

Viele Grüße
Rainer
 
Hier habe ich mal ein Bild gezeigt mit ordentlich Patina an einem Shiro Kamo Dragon Santoku, Aogami2.
Keine Auswirkungen, Abfärbungen oder Geschmacksveränderung am Schnittgut. Je nach Schnittgut gleitet das Messer nicht mehr ganz so leicht durch.
Stand heute: Immer noch kein Rost und die Serie ist mE immer eine Empfehlung wert.

Wörterbuch - Traditioneller japanischer Papierstahl: Shirogami, Aogami (https://messerforum.net/threads/woerterbuch-traditioneller-japanischer-papierstahl-shirogami-aogami.147074/#post-1149221)
Also, wenn mich Patina an meinen aogami 1.2519 🔪 wirklich stören: Abschminkpads und Ata oder Korken von meinem Lieblings Rotwein, den ich währenddessen genieße.
Tyrolit Tyropol hat sich auch bewährt mit einem Korken. Tyrolit gibt's bei Amazonien.
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