Schleifmittel und Techniken für Simon Herde / Nowi Schärfsystem

Die Schleifschäden treten auch bei groben Korundkörnungen auf und müssen anschließend entfernt werden. Ich würde da aber nicht von Überhitzung sprechen, sondern von Scherspannungen.
Bei Diamant sind die Schleifkörner spitzer und schneiden tiefer in die Matrix. Ich hatte das vor einigen Jahren mal beruflich studiert. Mit einem Mikrointerferometer sieht man das dann auch auf einer polierten Fläche.
Bei grober Körnung rotieren wir von Mirkorissen, die etwa 50 µm tief gehen.
Wird die Defektschicht nicht rausgeschliffen, wachsen die Risse weiter. Im Extremfall entstehen Ausbrüche.

Ich könnte mir vorstellen, dass hier Stähle mit Restaustenit besonders betroffen sind. Der Austenit kann spannungsinduziert in Martensit umgewandelt werden und zu einer Sollbruchstelle führen. Ähnlich, wie das bei Materialermüdung auftritt...

Das heißt jetzt nicht, dass Diamant nicht funktioniert, oder unbrauchbar ist, man muss nur noch ein bisschen mehr Defektschicht entfernen. Eine Zwischenkörnung überspringen ist dann keine gute Idee.

Gruß, Andreas
Das Thema interessiert mich schon seit Jahren. Leider findet man darüber nicht viele Informationen dafür viel Beschwichtigung.
Für mich habe ich in den letzten Jahren vermieden, mit grober 1000 an der Schneidkante zu schärfen. Gröber nur ausnahmsweise und zum ausdünnen.
Und das hat sich bisher für mich sehr in mit guten Standzeiten bewährt.

Bedenkt man jetzt aber, dass die Schäden 50 µm tief gehen können, kann kommt man ja, wenn man beide Seiten ausdünnt auf 100 µm also 0,1 mm.
Da bleibt bei einer ordentlich ausgedünnten Klinge ja nicht mehr viel unbeschädigtes Material im Kern übrig.
 
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Ich denke mal, dass zwischen „schadenfrei“ und „bröselt beim angucken weg“ noch eine Menge Platz ist
Da hast du ohne Zweifel Recht.
Bei den Materialschäden an der Schneidkante geht es um die Schneidhaltigkeit.
Und letztendlich geht der Abstumpfung die Materialermüdung an der Schneidkante voraus. Und Materialermüdung sind ganz ähnliche bis gleiche Schäden wie sie beim Schleifen entstehen.
Auch wenn sie nicht beim bloßen Angucken wegbröckelt, prognostiziere ich mal, dass eine frisch geschärfte Schneidkante mit wenig Materialschäden deutlich länger scharf bleibt als eine mit vielen Schäden.
Wie viel länger und inwieweit sich ein Mehraufwand beim Schärfen lohnt, muss natürlich jeder selber wissen.
 
Diese Systeme bieten mit stufenloser Winkelverstellung ja die optimalen Voraussetzungen, um Gefügeschäden zu minimieren: Den letzten Schleifgang mit feinem Stein, etwas erhöhtem Winkel und Druckentlastung nur wenige Züge schärfen. Damit nimmt man die letzten Reste von Grat und geschädigtes Gefüge direkt an der Schneidkante sicher ab. Geschädigtes Gefüge oberhalb der Schneidkante ist ja egal, da dort die Belastung viel geringer ist, und kann bleiben.
 
Auf der Seite Scienceofsharp kann man schöne Bilder von Materialschäden bei Klingen durch Schleifen und durch Benutzung sehen (in den Untersuchungen von Stählen mit hohem Carbidanteil). Man kann dort auch sehen, dass (bei den dort betrachteten Stählen …) die Schäden typischerweise nur wenige Mikrometer tief gehen, also weit weniger als die oben genannten 50 um, die vermutlich extreme Bedingungen benötigen (sehr grobes Korn, maschinelles Schleifen, hoher Abtrag, …).
 
Diese Systeme bieten mit stufenloser Winkelverstellung ja die optimalen Voraussetzungen, um Gefügeschäden zu minimieren: Den letzten Schleifgang mit feinem Stein, etwas erhöhtem Winkel und Druckentlastung nur wenige Züge schärfen. Damit nimmt man die letzten Reste von Grat und geschädigtes Gefüge direkt an der Schneidkante sicher ab. Geschädigtes Gefüge oberhalb der Schneidkante ist ja egal, da dort die Belastung viel geringer ist, und kann bleiben.
Das sehe ich ganz genau so.
Wenn ich genau schärfe, stelle ich bei jedem Progressionsschritt ein halbes bis ein Grad zu (zu 90% schleife ich aber einfach frei Hand und entsprechend ungenau). Wichtig ist das glaube ich hauptsächlich bei PM Stählen und bedingt, den anderen hochkarbidgen.

Ja, bei Scienceofsharp sieht man gut die Schäden. Man weiß aber nicht wie viel beschädigtes Material er schon entfernt hat. Bei dem s110v Bericht sieht man aber auch, dass die Schäden zur Spitze, der Schneidkante zunehmen. Todd vermutet ja, dass der Großteil der Schäden durch eine Biegung der Schneidkante während des Schleifens entsteht. Der Meinung schließe ich mich an.
Aufgrund der Überlegung vergrößert das Winkel zustellen bei feineren Steinen das Problem, also den Stress gerade an der Spitze. Man muss also vermutlich mehr Material entfernen als man denkt. Aber auf jeden Fall kann man dadurch die Wichtigkeit der Druckkontrolle ein wenig erklären.
 
Ja, es ist schwierig. schleift man mit gleichbleibenden Winkel, hat man wenig Druck, aber erreicht den Grat nicht und entfernt die Defektschicht an der Gratwurzel nicht sicher. Erhöht man den Winkel, entfernt man diese sicher, hat aber höheren Druck. Sollte man vielleicht doch den Grat lieber durch Stroppen entfernen? Aber ist der Druck dabei wirklich kleiner? Lauter Fragen und keine sicheren Antworten. Und dann hängen die Antworten womöglich wieder von vielen Parametern ab wie Stahllegierung, Härte, Schneidenwinkel ….

Man muss für sich einen Weg finden, der gut funktioniert. Für mich ist es das Entgraten mit erhöhtem Winkel und Druckentlastung und ergänzend oder alternativ das Stroppen mit Diamantsuspension oder mit blankem Leder. Abreißen des Grats durch Schneiden in Korken oder Holz ist mir irgendwie zu grobschlächtig und zu unberechenbar vom Ergebnis. Und eigentlich ist es in der Praxis gar nicht so wichtig, denn die meisten meiner Messer werden sowieso gewetzt und da brauche ich mir über Gefügequalität keinen Kopf mehr machen (die ist dann wahrscheinlich sowieso hin 😉) und die Standzeit wird auch nebensächlich.
 
Für mich habe ich in den letzten Jahren vermieden mit gröber 1000 an der Schneidkante zu schärfen. Gröber nur ausnahmsweise und zum ausdünnen.
Und das hat sich bisher für mich sehr in mit guten Standzeiten bewährt.
Als Empiriker kann ich nur sagen, bleib bei dem, was sich für Dich bewehrt hat :)

Und letztendlich geht der Abstumpfung die Materialermüdung an der Schneidkante voraus. Und Materialermüdung sind ganz ähnliche bis gleiche Schäden wie sie beim Schleifen entstehen.
Richtig! Beides hängt schon zusammen. Befindet sich Restaustenit im Stahl kann der spannungsinduziert in Martensit umgewandelt werden. An diesen Schwachstellen entstehen später die Ausbrüche. Das passiert auch bei Materialalterung.

Gruß, Andreas
 
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Als Empiriker kann ich nur sagen, bleib bei dem, was sich für Dich bewehrt hat:)


Richtig! Beides hängt schon zusammen. Befindet sich Restaustenit im Stahl kann der Spannung induziert in Martensit umgewandelt werden. An diesen Schwachstellen entstehen später die Ausbrüche. Das passiert auch bei Materialveränderung.

Gruß, Andreas
:D:: und ich hab mit meinen 60 Jahren bestimmt schon 100 mal gedacht: „Besser geht nimmer!“ und war immer total zufrieden mit meinen scharfen Messern.
Und 99 mal war ich Froh als ich noch mal was anderes probiert hatte. (Simons System wird wohl Nr. 100 werden. Ich warte noch auf die Lieferung 😊)
 
Ja, es ist schwierig. schleift man mit gleichbleibenden Winkel, hat man wenig Druck, erreicht aber den Grat nicht und entfernt die Defektschicht an der Gratwurzel nicht sicher. Erhöht man den Winkel, entfernt man diese sicher, hat aber höheren Druck. Sollte man vielleicht doch den Grat lieber durch Stroppen entfernen? Aber ist der Druck dabei wirklich kleiner? Lauter Fragen und keine sicheren Antworten. Und dann hängen die Antworten womöglich wieder von vielen Parametern ab wie Stahllegierung, Härte, Schneidwinkel ….

Man muss für sich einen Weg finden, der gut funktioniert. Für mich ist es das Entgraten mit erhöhtem Winkel und Druckentlastung und ergänzend oder alternativ das Stroppen mit Diamantsuspension oder mit blankem Leder. Das Abreißen des Grats durch Schneiden in Korken oder Holz ist mir irgendwie zu grobschlächtig und zu unberechenbar vom Ergebnis. Und ist es in der Praxis gar nicht so wichtig, denn die meisten meiner Messer werden sowieso gewetzt und da brauche ich mir über Gefügequalität keinen Kopf eigentlich mehr machen (die ist dann wahrscheinlich sowieso hin 😉) und die Standzeit wird auch nebensächlich.
Ja, man muss für sich einen Weg finden, wie man möglichst viele Schäden entfernt und wenig neue hinzufügt. Und es gibt so viele Schadensquellen und wenn sie dann auch noch direkt verbunden sind wie Winkel (der die Auflagefläche verändert) und Druck. Und bei jedem Stahl gibt es wahrscheinlich ein anderes Optimum der Winkel/Druck-Kombination .
Da hilft oft vielleicht einfach lieber ein paar mehr Schleifzüge mit noch weniger Druck zu machen als man immer denkt... (ohje.... aber mit mehr Schleifzügen erhöht man wieder die Gefahr anderer Fehler und hat durch die vielen Wiederholungen mehr Stress an der Schneidkante... ) 😂 für heute geb ich auf. Gute Nacht erst mal.
 
:D:: und ich hab mit meinen 60 Jahren bestimmt schon 100 mal gedacht: „Besser geht nimmer!“ und war immer total zufrieden mit meinen scharfen Messern.
Und 99 mal war ich Froh als ich noch mal was anderes probiert hatte. (Simons System wird wohl Nr. 100 werden. Ich warte noch auf die Lieferung 😊)
Ist doch schön, wenn es nie ein Ende gibt. Wird ja sonst irgendwann langweilig.

Der Weg ist das Ziel und so
 
Hallo,

Bisher schleife ich meine Küchenmesser (Windmühlen K Serie) meine Laguioles, und sonstigen Taschenmesser freihand.
Was mit meinen Naniwa Cholera Pro Steinen 400 / 1000 / 3000 plus Leder sehr gut funktioniert, und eigentlich völlig ausreicht.
Aber irgendwie ist doch der Wunsch nach "Nerdschärfe" unterschwellig da.
Deshalb habe ich mir das System von Simon bestellt, und würde meine Steine gerne noch mit etwas feinem zum polieren ergänzen.
Die Naniwa Cholera Pro 5000/10000 sind mir für die Spielerei aber zu teuer, der feine Stein wird mit Sicherheit eher seltener benutzt als der 1000er und 3000er.

Wäre der Naniwa Snow White Körnung 8000 eine Gute Idee? Wäre zumindest gleich dick und gleich groß wie meine anderen Steine.
Über den Shapton Pro Stone 8000 denke ich auch nach ist halt etwas dünner.

Schon mal im Voraus Danke für Eure Überlegungen.
 
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Wie wäre es denn mit dem Suehiro Rika 5000, wenn dich das wässern nicht stört. Oder dem Imanishi Kitayama 8000 wenns noch feiner sein soll.
 
Wäre der Naniwa Snow White Körnung 8000 eine Gute Idee?
Naniwa Snow White neigt zur Rissbildung. Ansonsten ist das ein guter Stein. Im Vergleich besser gefallen hat mir der Cerax 8000 und Naniwa Superstone 10000. Den Körnungsbereich halte ich für die Küche aber schon für zu fein.
Ich würde bei 6000 aufhören. Alternativ evtl. ein Kitayama 8000, der schleift nicht ganz so fein wie andere 8000er.

Wie wäre es denn mit dem Suehiro Rika 5000, wenn dich das wässern nicht stört.
Der Rika 5000 ist ähnlich fein wie der Chosera 3000. Ich würde da keine Steigerung in Sachen Schärfe erwarten.

Gruß, Andreas
 
Über den Shapton Pro Stone 8000 denke ich auch nach ist halt etwas dünner.
Ich hatte den Stein lange habt, zwar nur Freihand damals aber er wurde ersetzt. Der Kazoku Prestige 6000 ist etwas feiner als die Körnung angibt aber ist absolut Splash&Go, tolles Feedback, Schärfe ist nochmal besser als Naniwa Pro 3000 und der Stein setzt sich absolut nicht zu, im Gegensatz zum Shapton Pro 8000. Nebenbei ist er sogar noch günstiger als die meisten anderen Steine und ich würde diesen auch einem Arashiyama 6000 vorziehen (beide kommen von Imanishi), der ist etwas weicher und durstiger im Vergleich.
 
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