Schmerzgrenze zwischen "Gebrauchsgegenstand" und "ab in die Vitrine"

Ich unterscheide zwischen User und Sammelmesser.
Alle meine User sind mehr oder weniger alles moderne Folder oder Fix.
Damit meine ich z.B. die Stahlsorte, Griffmaterial und Form.
Dann ist der Preis egal, ob es ein Tops ist oder ein Strinder.
User im Einsatz zwischen 50€ bis 750€

Sammelmesser sind für mich seltene Erhaltenswerte Stücke der Zeitgeschichte.
Ich würde nie auf die Idee kommen mit meinem Nimrod Äste abzuhacken (obwohl dafür Hergestellt),
oder mit einem Frankenberg die Sau abzuschwarten.
Ein Sammelmesser das 50 Jahre unbenutzt Verwahrt wurde, ist für mich weiterhin in diesem Zustand zu erhalten.

Gruß
 
Servus,

ich benutze alles, aber sehr sorgsam, außer Billigheimer von CS oder Terävä—Skrama´s. Aufgaben richten sich nach Geometrie und Konstruktionen. Ich sammle nicht und trenne mich oft von Messern, die ich immer zu fairen Preisen anbiete.
Ich verstehe aber alle Arten von Beweggründen die zum Kauf und Sammeln führen.

Gruß, güNef
 
Für mich ist ein Gegenstand, den ich nicht benutzen kann, im wahrsten Sinne des Wortes nutzlos. Egal, ob das ein Messer, eine Sonnenbrille, ein Kartenspiel, eine gute Flasche WhiskEY, ein Motorrad oder sonstwas ist.

Es spielt für mich keine Rolle, ob der Gegenstand teuer oder billig ist, er muss einen spezifischen Gebrauchswert innehaben. Wenn ein höherer Preis einen höheren Gebrauchswert widerspiegelt (Stahlsorte, sorgfältigerer Schliff, sonstige gebrauchsrelevante Alleinstellungsmerkmale), ist das für mich ok. Damit scheiden für mich Luxusgüter aus, deren Preise sich als Moneysink verstehen, also Gegenstände, die nur deshalb so teuer sind, damit sich der Besitzer durch das bloße Zurschaustellen als wohlhabend präsentieren kann. Reine Ausstellungsstücke haben für mich keinen Sinn.
 
Pitter hat recht, viele Sammler sehr teurer Messer werden hier nicht posten, was sie haben und was sie damit machen. Aber in unserer Blase ist der Thread doch trotzdem ganz lustig :)

Mir haben Messer schon immer auch gefallen, weil ich Spaß an der Benutzung hatte, nicht nur am Anschauen. D. h. ich habe immer alle Messer, die ich hatte, auch benutzt. Wobei filigrane Edelmesser eher nicht dafür hergenommen wurden, Pappe für die Papiertonne kleinzuschneiden, schon klar. Und ein Walter Brend #2 Stiefelmesser ist halt nicht so der geile Slicer, auch wenn es in der Kydex ganz gut tragbar war.
Aber egal ob Handmades oder Customs oder Serienmesser, alle mussten mal ran. Inzwischen habe ich keinen Spaß mehr daran, besonders teure Messer mein Eigen zu nennen, alles was ich noch habe wird also immer noch verwendet, sofern es sich dafür eignet.
Man muss natürlich definieren, was "besonders teuer" bedeutet. Für Nicht-Messerfans ist ein Spyderco Para 3 schon krass teuer, hier im Forum eher ordentlicher Standard, aber wahrlich nix besonderes.
Meine teuersten Handmades waren so um die EUR 700. Das ist aber schon einige Jahre her, heutzutage wäre man sicher schon im gut vierstelligen Bereich unterwegs, um vergleichbare Stücke zu erwerben. Und ich hatte auch manchmal ein gutes Händchen, etwas zu ergattern bevor die Reputation des Messermachers so richtig durch die Decke ging (und damit die Preise)

kurz zusammengefasst ist meine Schmerzgrenze nicht zwischen verwenden/safe queen zu verorten, sondern wieviel Geld will ich für Messer ausgeben.
 
Wertverlust nach Benutzung bzw. Schärfen, wie kommt dazu?

Sicherlich wenn ein Messer abgenutzt wird, geht Wert runter.

Nun nehmen wir andere Beispiele.

Ein Folder für 1000- 2000 Euro. Da bezahlt Messermacher einen Schärfer und auch nach dieser Bezahlung gibts immer Winkelvergrößerung zur Klingenspitze, hin und wieder tiefe Scharten am Heft (Sollbruchstellen).
Es ist gut so, dass man beim Kaufen sowas nicht merkt. Wenn mans merkt, was passiert dann mit dem Preis?

Weiteres Beispiel- Kato Kochmesser, relativ teuer, für Sammler interessant.
Nur ist die Schneide von neuen Messer eigentlich, "mechanisch gesehen" kaputt.
Schneidet man damit was, dann kann man die ganze Klinge kaputt machen (Risse). Ich habe das Messer 3 mal umgeschärft, nur danach ist die Schneide stabil genug geworden.

Man kann solche Klinge mut Fingerstone nach Gebrauch ein Paar Minuten bearbeiten, dann hat man irgendwann auch Natursteinfinish statt Bandschleiferfinish.

Nun was passiert, wenn man z.B. ein Jagdmesser von Kato ohne zu schärfen ins Schrank hinlegt? Die winzigen Scharten werden tiefer, nach ca. 5 Jahren bedeutend tiefet und ohne Lupe gut zu merken.

Ebenso mit Mamutknochen- lieber testen und, b.B. rechtzeitig stabilisieren (sonst Schrumpfen, Platzen oder...) können Wert etwas runtertreiben 🙂
 
Weitere Frage: Wertsteigerung???

Haben teuere Auktionshäuser keine andere Beschäftigung als ein Fabergé-Ei (Entschuldigung ein Messer) aus einem Schrank von einem unbekannten Herrn Müller überall zu bereden, für Herrn Müller Reklame machen und s.w.?

Oder muss Herr Müller in der Lage sein die Reklame zu bezahlen oder selbständig machen?

Wertsteigerung kommt von alleine nicht...
 
Was hat ein Gemälde von Da Vinci oder eine Skulptur von Michelangelo für einen Nutzwert?
Als Nutzlos würde ich beide aber mitnichten bezeichnen.

Grüße Linda
Der Nutzwert als Dekoration ist erheblich, sonst würden auf der Welt nicht so viele Kopien und vergrößerte oder verkleinerte Nachbildungen herumstehen - oder hängen. Der Marktwert dieser Originale liegt ja hingegen in der Einzigartigkeit. Deshalb verlieren die ja im Falle einer Enttarnung als Fälschung auch den Großteil des Marktwertes, während der Nutzwert bleibt.
 
Was hat ein Gemälde von Da Vinci oder eine Skulptur von Michelangelo für einen Nutzwert?
Als Nutzlos würde ich beide aber mitnichten bezeichnen.

Grüße Linda
Oh, die Pieta, David, die Uffizien, Leonardos Mittelfinger ...

Ohne Frage herausragende Beispiele menschlicher Schaffenskraft.
Dennoch würde ich sie mir nicht kaufen, ich kann sie nicht benutzen.
Bis auf den Mittelfinger vielleicht...
 
Hallo,

ich bin kein Sammler sondern kaufe was mir gefällt. Da ist von A bis Z alles dabei u.a. Damast von verschiedenen Messermacher aus Europa.
So ist das Leben was gefällt kommt in die Vitrine und manchmal wird der Platz zu eng. Diverse Messer werde ich in den kommenden Tagen vorstellen (Jan Krauter).
Gruß Jan
 

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Da ich keine hochpreisigen Messer mein Eigen nenne, ist die Antwort hier eher theoretischer Natur.
Der Preis ist für mich kein relevantes Kriterium für die Entscheidung, ein Messer zubenutzen, oder nicht.
Wenn an einem Messer erkennbar ist, dass der größte Teil des Herstellungsaufwandes darauf verwendet wurde, ihm bestimmte Nutzungseigenschaften in bestmöglicher
Weise mitzugeben, steht für mich völlig unabhängig vom Preis ausser Frage, dass ich es benutzen würde.
Wenn anderseits der betriebene Aufwand in Richung dekorative Elemente und Handwerkskunst überwiegt, ( zb. extrem aufwändige Damaste oder ähnliches) dann würde ich es vermutlich nur benutzen, um zu checken, wie performant das Messer tatsächlich ist.
In der Praxis ist die Schnittmenge zwischen Bestperformern und extrem schönen Messern wohl recht klein.
Ich habe zB. noch kein superschönes Messer gesehen, das zusätzlich ein Foodreleasewunder sein könnte. (mal von der technischen Ästhetik abgesehen)
In der Praxis sind meine meistbenutzten Messer immer meine besten Performer.
Ich wüsste nicht, warum ich an hohen Festtagen zu einem Messer greifen sollte, das seine Aufgaben schlechter erfüllt, und sei es noch so edel und schön.

Soll nicht heißen, dass ich nicht auch beeindruckt und ergriffen bin, beim Betrachten eines dieser Wunderwerke der Handwerkskunst.
Aber selbst, wenn sie halbwegs gute Performer sind, so sehe ich sie im Museum besser aufgehoben, als auf dem Schneidbrett.
 
Hallo,
die aussage ist mich für eins A. Da sehe ich die Luft zu atmen für UNS! Was für mich imTunnel ist kann für andere normal sein. Und so sehe ich die Beiträge im Forum. Ich habe im Gebrauch ein Schweizer und ein Italaliener ( bitte keine Aufregung es ist lionsteel). Dennoch sehe ich manmal Dinge, die ich haben will. Dazu gehört auch mal etwas nur für mich!

Gruß Jan
 
Das sind in meinen Augen Kunstwerke und die haben den ausschliesslichen Zweck mich zu erfreuen, wenn ich sie ansehe und befummle.

Für mich ist ein Gegenstand, den ich nicht benutzen kann, im wahrsten Sinne des Wortes nutzlos.

Zwischen die beiden Aussagen gehört m.E. kein "oder", sondern ein "und". Messer sind natürlich Werkzeuge aber können auch Kunstwerke sein.
Ob in der individuellen Einschätzung das eine oder das andere überwiegt ist natürlich subjektiv.
 
Moin,

könnte es vielleicht sein, dass ein Teil von uns Messerfreunden das - ich nenne das mal - "Peter Pan Gen" in sich trägt? Männer (und auch Frauen), die zwar äußerlich reif und durchaus erwachsen scheinen (und das natürlich zum überwiegenden Teil auch sind), in deren "Hinterkopf" aber irgendwo ein - sagen wir mal - zwölfjähriges Kind steckt, dass sich eine kindliche Freude über schöne "Spielzeuge" bewahrt hat und es sich manchmal einfach nicht verkneifen kann, zuzuschlagen, wenn ihm (oder ihr) ein schönes Messer zum Kauf angeboten wird? Nein? Das trifft auf euch nicht zu? Bei mir ist das aber so. Sicher.

In meiner Jugend habe ich mich in einem handwerklichen Beruf ausbilden lassen. Dadurch habe ich die Qualität von gutem Werkzeug schätzen gelernt. Mein Kaufverhalten bei Messern ist deshalb auch meistens auf einen für meine Ansprüche sinnvollen Mix aus gutem Material, zweckmäßiger Form und natürlich auch Aussehen des Messers ausgerichtet. Manchmal allerdings kommt der Zwölfjährige in mir nach vorn und übernimmt einfach die Kontrolle, wenn ihm etwas besonders gut gefällt, obwohl er vorher schon weiß, dass er (ich) es niemals beim praktischen Einsatz abnutzen würde. "Los... du kaufst das jetzt", flüstert er dann immer wieder in mein Ohr und lässt mich Nächte lang nicht richtig schlafen, bis ich dann irgendwann nachgebe und es doch kaufe. Es kommt dann bei mir an und glänzt und beeindruckt z.B. durch erlesene Griffschalen und eine hochpräzise Verarbeitung. Von da ab "wohnt" es in einem meiner Schränke und wird nur zum gelegentlichen Herumspielen und Erfreuen mal in die Hände genommen. Man möchte das perfekte Aussehen des schönen Stücks in neuwertigem Zustand erhalten. Ganz anders sehen die Messer aus, die ich mitnehme, wenn ich durch die Natur streife und dort auch benutze. Wie gesagt, ich weiß gute Werkzeuge zu schätzen und gehe vorsichtig und pfleglich damit um, aber den einen Kratzer hier oder da, einen Abrieb von Beschichtungen an Klingen etc. kann man eben nicht vermeiden, wenn man sie benutzt. Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne, sagt ein altes Sprichwort.

Sind deshalb die anderen Messer... ich meine die "vornehme Gesellschaft" aus dem Schrank unnötige Käufe gewesen? Meine Lebensgefährtin ist in ihrer aktiven Berufszeit kaufmännisch unterwegs gewesen und würde auf diese Frage immer mit einem klaren Ja antworten und macht mir dann immer gleich eine Kosten/Nutzen Rechnung auf. Schon oft hatten wir Diskussionen über dieses Thema. Was willst du damit? Du brauchst es doch nicht wirklich, argumentiert sie dann gern. Der "Pan" in mir sieht das ganz anders. "Kaufe es", sagt er dann immer zu mir. "Schnappe es dir jetzt. Es ist gut für dein Seelenheil. Es tut dir einfach gut!" Damit kommt er zwar nicht immer durch, aber gelegentlich quängelt er doch zu sehr und irgendwann setzt er dann seinen dicken Kopf durch. Er kann ganz schön nerven, sage ich euch. ;)😇Oder kennt ihr das etwa auch?
 
@Redbeard Die meisten Foruniten ticken so. Also, willkommen im Club. Ich benutze mehr oder weniger immer die selben Messer, aus Gewohnheit und weil sie funktionieren. Alle anderen sind Reserve, falls mal eines verloren oder kaputt geht.

Die meisten Käufe waren "bauchgesteuert" einfach haben wollen und - nicht zu vergessen - hier im Forum vorgestellt worden. Wie sagte einst Oscar Wild: die einzige Art eine Versuchung los zu werden, ist ihr nachzugeben. Yep, genau so ist es.

Sag deiner kaufmännisch geschulten LAP, dass du die Messer aus Tauschmittel hast, falls mal alles Geld der Welt wertlos ist. Wir sind wenigstens vorbereitet. ;)

Gruss Ulli
 
Sind deshalb die anderen Messer... ich meine die "vornehme Gesellschaft" aus dem Schrank unnötige Käufe gewesen? Meine Lebensgefährtin ist in ihrer aktiven Berufszeit kaufmännisch unterwegs gewesen und würde auf diese Frage immer mit einem klaren Ja antworten und macht mir dann immer gleich eine Kosten/Nutzen Rechnung auf.
Ich bin immer noch aktiv als Einkäufer und seh das gaaaaanz anders, also so wie Du ;):
Die Kostenseite ist klar zu definieren.
Der Nutzen halt nicht.
Deswegen kann man auch keine Rechnung aufstellen ;) Zum Glück. Sonst gäbs keine Bilder an der Wand und Uhren am Arm.

Pitter
 
Manche sagen, ein Messer reicht für alles. Und notfalls wird das wohl auch gehen. Aber ein Filetiermesser beim Filetieren oder ein kräftiges Outdoormesser beim Batonieren zu verwenden hat durchaus seine Vorteile. Insofern ist eines zum Erfreuen für die Vitrine lediglich eine weitere Art der selektiven Messerauswahl.
 
Es gibt durchaus messbare Qualitäten, die dementsprechend verkauft werden.

Z.B. russische Firma Cultrotech, wo Toleranzen bei Gold-Serie, Silber-Serie und Bronze-Serie vorgegeben werden, ebenso WB, Geometrien und Oberflächenqualität von der Klinge und anderen Teilen .

Es gibt unterschiedliche Wege zum Ziel...
 
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