Schneidfähigkeit und/oder eine überflüssig dünne Geometrie!?

güNef

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Servus,

Die Behauptung von Dimm, das die Schneidfähigkeit einer Klinge nicht durch eine überflüssig dünne Geometrie erreicht werden soll hat mich zu diesem Thread angeregt!

Kann es so etwas wie eine überflüssig dünne Geometrie an einer Kochmesserklinge überhaupt geben?

Alle großen Kochmesser (Gyuto/Santoku) treffen mehr oder weniger häufig auf das gleiche Schnittgut.
Sie sind „Lebensmittelallesfresser“

Trotzdem sind Klingengeometrien mitunter deutlich verschieden! Den Herstellern von robusten Geometrien immer das Ziel einer möglichst geringen Reklamationsrate zu unterstellen, ist zwar eine mögliche Erklärung, aber wohl nicht der einzige Grund. Papierdünne japanische Klingen verkaufen sich ja auch blendend, ohne einem „Sicherheitszuschlag“ von einer Faust Butter hinter der Wate. :steirer:

Warum also solche, zum Teil signifikante Unterschiede in der Fertigung?

Ab wann kann überhaupt die Geometrie einer Klinge nachteilig oder gar überflüssig dünn werden. So dünn, das kein spürbarer Mehrwert an Schneidfähigkeit gegen eine immer instabilere Schneide übrigbleibt? Wo ist hier die Grenze zu ziehen? Ist der limitierende Faktor der Anwender, das Schnittgut, die Unterlage, die Schnitttechnik, der Stahl oder eben die Geometrie?

Was genau definiert überhaupt eine gute Geometrie und woraus wird sie gebildet?

Kann der Schneidenwinkel/Anschliff und die Qualität/Schärfe/Oberflächenbeschaffenheit/Art der Schneidfase bzw. eine „schnittgutoptimierte“ Klingenoberfläche eine „nachteilige“ Geometrie kompensieren?

Ich zitiere Maxim von JNS:

Yoshiaki Fujiwara - “The Workhorse”

"It all began when I asked my source about a possible knifemaker similar to or possibly even better than Shigefusa. He quickly recommended Mr. Kato as he thinks his steels and metallurgical technique is among the best in Japan. Mr. Kato still hand makes all of his knives in methods more traditional than even Shigefusa uses. So, I asked him to send me a few prototype pettys and gyutos for an extensive test. The price was similar to Shigefusa so I expected to receive a pair of knives with Shigefusa personality- laser-like dimensions with extensive fit and finish. What I received, however, was more than a shock!!! After paying a Shigefusa price, I now had in my possession a pair of knives that were very thick, almost deba like, with ok fit and finish. This was indeed a disappointment, as my first reaction was, “I may have received the wrong knives”!!!

Then after touching up the edge, a miracle happened as I began to cut with one! From the first cut, I immediately realized what a huge mistake I had made, condemning these knives simply by the way they looked. In short, their performance is incredible, surpassing even that of Shigefusa. This is doubly surprising considering their thickness and finish. These knives are capable of quickly and easily tackling any job you throw at them. I wanted to independently verify my results, so I sold a few of the prototypes to some trusted customers and after a few weeks of testing, they were all in amazement as their initial impressions and successive observations were exactly the same as mine. So, I decided to have one last test at the June sharpening class. Again, these knives by look alone were disappointing to most, but by the end of the event almost everyone who had the pleasure of using these knives wanted to buy them!"


Und wohl die wichtigste Frage: Verstehen wir alle das Selbe darunter, wenn wir den Begriff "Klingengeometrie" verwenden? Der Shigefusa/Kato-Thread hat das nicht immer klar gezeigt.

Sind ein Haufen fragen.

Gruß, güNef
 
Trotzdem sind Klingengeometrien mitunter deutlich verschieden! Den Herstellern von robusten Geometrien immer das Ziel einer möglichst geringen Reklamationsrate zu unterstellen, ist zwar eine mögliche Erklärung, aber wohl nicht der einzige Grund. Papierdünne japanische Klingen verkaufen sich ja auch blendend, ohne einem „Sicherheitszuschlag“ von einer Faust Butter hinter der Wate.

Definiere "blendend". Ich wette mal, die Anzahl aller in D verkauften "Papierdünne japanische Klingen" ist geringer, als der Jahresdurchschitt aller "problemlos, praktisch gut" 0815 Messer einer mittelmässigen Filiale von Galeria Kaufhof.

Klar kann es eine überflüssig dünne Geometrie geben. Papierdünne japanische Klingen sind - vom kaufmännischen Standpunkt her - in D so sinnvoll wie ein Kropf. Die, die sie anbieten, verdienen Geld mit der Lücke.

Pitter
 
MoiN!

Interessante These und Thema und da fällt mir direkt ein Stichwort ein was ja viele komplett überrascht hatte.. "Shirou Kamo 135mm Mini Santoku"
Eigentlich dürfte dieses Messer nicht so gut schneiden tut es aber! Es ist ja allgemein der "Karottengott" und schlägt die laserigsten Laser.

Man fragt sich bei solchen Messern und natürlich gerade bei Messern die auf den ersten Blick wie "rustikale Klötze" aussehen wieso sie entgegen der Annahme so gut (ab)schneiden.

Was auch anscheinend einer gewaltige Rolle spielt ist die Oberflächenbeschaffenheit.. Glatt ist meist schlechter als rau.. und bestimmte Schleifsteine und Schleifmuster wirken wahre Wunder.. z.B. mein von mir geglättetes und poliertes Kamo Kenyo schneidet schlechter..

Oft scheint ja wirklich die spezielle Herstellungstechnik, das material und vor allem Jahrzehnte an Erfahrung und Wissen über traditionelle Techniken entscheidend sein... gerade die Optik ist von allen Punkten eigentlich das untergeordnetste bei wirklich guten Messern.. "Form follows Function" haben die Japaner wirklich perfektioniert.. Walter Gropius oder Dieter Rams könnten es mit Architektur und Elektronik nicht besser machen.

Was Pitter auch sehr schön sagt ist die Tatsache das die Messer über die wir reden in Deutschland ja wirklich nur einer Hand voll Leuten eigentlich bekannt sind, bzw überhaupt die Tatsache das es kaum einen Bedarf gibt weil alle mit Tim Mälzer Pumuckel Shun Gedöns sich zufrieden geben und meinen ihre LED beleuchtete Glitzerklinge wäre jetzt der Gipfel der Schöpfung ;)

Reklamations sichere Messer die so stumpf geschliffen werden das die Mutti die einfach nicht kaputt bekommt sind leider die gefühlten 99,xx% aller Messer in Schland..Dünne Klinge, aber Stumpfe Schneide wo die Tischkante gefährlicher ist ;)

LG K
 
Servus,

Klar kann es eine überflüssig dünne Geometrie geben. Papierdünne japanische Klingen sind - vom kaufmännischen Standpunkt her - in D so sinnvoll wie ein Kropf.

na, wenn eine überflüssig dünne Geometrie aus deiner Sicht nur vom kaufmännischen Standpunkt her überflüssig ist, dann passt das schon mal.

Ich bin kein Krämer und kein Kaufhof-Galeria Kunde, 0815 primagut Kochmesser mit einer Klinge die gefrorenes schnell mal portioniert, heben nicht meinen Puls. Ich glaub auch nicht das viele andere hier an solchen Messern gefallen finden.

die sie anbieten, verdienen Geld mit der Lücke.

Genau die Lücke, in die ich mein Gold stecke! :D

Definiere "blendend". Ich wette mal, die Anzahl aller in D verkauften "Papierdünne japanische Klingen" ist geringer, als der Jahresdurchschitt aller "problemlos, praktisch gut" 0815 Messer einer mittelmässigen Filiale von Galeria Kaufhof.

Blendend war vielleicht zu weit aus dem Fenster gelehnt, aber wenn ich mir die aktuellen Wartezeiten bei Konosuke, Ashi und Co mal angucke, die aktuell keine Aufträge für Sonderanfertigungen mehr annehmen, dann brummen dort die Läden. Wartezeiten von ein paar Monaten für Serienware sind keine Seltenheit und deren Klingen sind geometrisch praktisch jedem Hersteller in D überlegen. Für diese Manufakturen ist das ein sinnvoller Kropf, sag ich mal.

Aber solange die gemeine Hausfrau für den Kauf und Bestand von Küchenmesser in deutschen Haushalten zuständig ist, hast du vom kaufmännischen Standpunkt völlig recht.

Nur werden diese hier mit mir nicht über die Geometrie ihres Aldi-Schnäppchen diskutieren wollen, schätze ich mal. Und sollte sich doch eine hierher verirren, dann plaudern wir höchstens über das schöne Muster an der Klinge und die schlecht zu öffnende Blisterverpackung! :steirer:

Gruß, güNef
 
Warum also solche, zum Teil signifikante Unterschiede in der Fertigung?

Interessanter Thread, der jede Menge Fragen aufwirft. Ich steige einfach mal mit der obigen ein.

Viele japanische Schmiede haben ein hohes Traditionsbewusstsein, erwähnen häufig die Vorgängergenerationen und den Schmied, von dem sie gelernt haben (Iwasaki!). Auch die verschiedenen Messerformen sind alt und haben sich bewährt.

Bei all dem mag eine gute Portion Marketing dabei sein, besonders wenn der Name 'Katana' ins Spiel gebracht wird, aber es werden eben auch Erfahrungswerte von Handwerker zu Handwerker weitergegeben. Die Endprodukte werden hochgeschätzt und hochbezahlt, inzwischen sogar weltweit.

Diese Art von Traditionspflege in ihrer Verbindung von Schlichtheit und höchster Funktionalität hat ihren Praxistest bereits über Jahrzehnte bestanden, evtl. über Jahrhunderte. Die Klingen erfüllen in ihren traditionellen Geometrie (z.B. Dreilagenmesser im San Mai oder Warikomi-Verfahren) einfach die hohen Erwartungen, auch wenn es Allrounder oder Workhorses sind. Wie könnte und warum sollte man diese Tradition aufgeben? Die Messer werden ja z.T. an die nächste Generation weitergegeben und Schmiede wie Fujiwara betonen, dass sie genau darauf stolz sind. Die traditionelle Technik setzt hier Grenzen in der Geometrie, die bewusst akzeptiert werden, weil eben das Konzept als ganzes überzeugt und der 'Möhren-Genussschnitt' es noch nicht zu einer so breiten und langjährigen Akzeptanz gebracht hat.

Auf der anderen Seite gibt es dann Firmen wie Ashi und Konosuke, die Monostahl-Klingen produzieren und technisch in der Lage sind, das Maximum an Dünnschliff anzubieten. Ist ein ganz anderes Konzept und die Käuferkreise für Laser und traditionelle Dreilagen-Messer sind keineswegs deckungsgleich. So werden wenigstens z.T. unterschiedliche Marktsegmente angesprochen und beide Konzepte finden ihre Käufer. Shigefusa hat Wartezeiten von über einem Jahr trotz deftiger Preiserhöhung in den letzten Jahren, Konosuke hat eine lange Warteliste. Der Markt bietet Platz für beide, die Küche ebenso.

Wenn ich meine Glaskugel bemühe, würde ich den Trend zum Laser eben als einen solchen einschätzen, Modeerscheinung zumindest z.T., wogegen ich die traditionelle japanische Schmiedekunst für zeitbeständiger halte. Es gab Zeiten, in denen war VG10 der Stahl für Küchenmesser und Kai Shun die erste Empfehlung, wenn einer nach guten Küchenmesser fragte. Die Messer sind nicht schlecht (habe zwei), aber die Zeit und die Mode sind in gewissen Sinne über sie hinweggegangen. Heute werden Laser-Manufakturen genannt, aber auch denen könnte es irgendwann so gehen. Für gute Schmiedehandwerker sehe ich das nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

Die Behauptung von Dimm, das die Schneidfähigkeit einer Klinge nicht durch eine überflüssig dünne Geometrie erreicht werden soll hat mich zu diesem Thread angeregt!

Kann es so etwas wie eine überflüssig dünne Geometrie an einer Kochmesserklinge überhaupt geben?

Hallo GüNef,

Ein praktisches Limit und Vorbild für eine optimale feine Schneidengeometrie für Stahlklingen finden sich bei Rasierklingen und chirurgischen Skalpellen und alle haben durchweg einen Gesamtschneidenwinkel von ca 6°.
Was sich mir nicht erschliesst , ist der momentane Trend, dass in einer Küche noch kleinere, feinere Schneidengeometrien als bei Barbieren und in Operationssälen, notwendig und probat sein sollten.

Gruss
Felix
 
„Überflüssig“ heißt für bestimmte Benutzung ungeeignete Geometrie.
Die Geometrie, bei der bestimmten Messerklingen wiederholt sowie in einer Profi- Küche als auch bei „Normalgebraucher“ kaputt gehen. Also, wenn man für die keine für mich oder meinen Bekannten relevante Anwendung findet. Ist natürlich relativ.



Beispiel (Schneidfähigkeitsmessung und Schneidhaltigkeitprüfung mit Schneidkantenstabilitätsprüfung):

In Russland gibt’s jedes Jahr Schneidwettbewerbe. Schneidfähigkeit wird im Zugschnitt geprüft und mittels einer Wage beim Kontrollseil durchschneiden gemessen.
Es ist egal wie dünn Klingen aus Feile (напильник) oder 1.2519 (ХВГ) ausgeschliffen sind, gegen PM-Klingen schon bei Testseil schneiden verlieren die (Testseil ist ein dünnes Seil- um Schneidfähigkeit mittels einer Wage zu prüfen) . Die „Niedriglegierten“ verlieren schon dann, wen die Schneidfähigkeit vor einer Schneidaufgabe geprüft wird.- s. Tabelle.

TESTSEIL- ein dünnes Seil- um Schneidfähigkeit mittels einer Wage zu prüfen
„Schneidgutseil“- benutzt man um Testklingen stumpf zu bekommen.

https://fotki.yandex.ru/next/users/apvanyuk/album/87288/view/858611

«Начальное усилие» heißt Schneidfähigkeit beim Testseilschneiden, bevor „Schneidgutseil“ geschnitten war. Hier wird Anfangsschärfe geprüft.

Zahlen von 50 bis 300- Testseilstücke („Schneidgutseil“- ca. um 4 cm Durchmesser), die abgeschnitten wurden,
Zahlen darunter- Schneidfähigkeit (Kontrollseil) nach o.g. Schneidarbeit in kilo. Bis 7kl können die geprüften Klingen noch rasieren.

Schneidkantenstabilität wurde beim Knochen schnitzen geprüft- s. (строгание кости). -10 heißt Ausbrüche, 0- plastische Verformung und +10- keine Schaden. In dem Fall wurde zum Schluss aus -10 (Ausgebrochene Schneide) sogar – 30 gemacht (das heißt Zahl von abgeschnittenen Seilstücke minus 30 (wenn eine Schneide ausgebrochen ist)- macht Endergebnis, wobei ein Sieger bestimmt wird).

Auch wenn wir wissen, dass C-Stahlsorten und Feilen weniger Ausbruche bilden „müssen“, hier ist das jedoch nicht so.
Feile- напильник, ХВГ- 1.2519, У12 und У13- C- Stahlsorten.

Und auch wenn wir wissen, dass Vanadis10- Klingen sehr schneidhaltig sind, in dem Fall hat so eine Klinge dennoch den letzten Platz belegt.

Erste Plätze- CPM10V und Rex 121.

Zusammenfassung:
1)Schartige, sägeartige Schneiden können Seil mit weniger Kraftaufwand durchschneiden als geschlossene Schneiden.
2)Egal wie dünn eine Klinge mit geschlossener Schneide ausgeschliffen wird, bei der Schneidaufgabe „Seil schneiden“ verliert die. Auch wenn alle Prüfklingen „frisch geschärft sind“.
3)Zusätzlich kann ich sagen: Schneidaufgabe beeinflusst Schneidwinkel noch mehr als eine Stahlsorte. Je grober und abrasiver Schneidgut ist, desto mehr gleichen sich Schneidwinkel von Feilen, Kugellager und Vanadis10. So sieht man hier keine eindeutige Überlegenheit von C-Stahl-Messer beim Horn (Knochen) schnitzen.
4) Knochen schnitzen, oft mit Klingenspitze Holzstücke rausbrechen und Bruchfestigkeit im Übergang Klinge- Griff prüft man egal aus welche Stahlsorte die Prüfklingen gemacht sind. Das macht man um brüchige und dadurch als Jagdmesser nicht ansetzbare Messer wegzuschaffen ggf. „bestrafen“.

In der Küche ist Klingengeometrie wesentlich wichtiger als noch irgendwo. Die anderen Faktoren- (Schärfen, Stahlsotre, WB, Klingenfinish, welche Schneidaufgabe) würde ich dennoch nicht vergessen, wenns um Schneidfähigkeit geht.

Da Japaner auch robuste Klingen bauen können- da habe ich wenig Zweifel.
Jedoch tradizionelle jap. Klingen sind meistens brüchiger NICHT weil die so dünn sind sondern weil die eben brüchiger sind. Das heißt auch wenn Klingengeometrien voll gleich mit handgemachten Messer aus z.B. Russland und Deutschland wären (die Härte oft genauso), wären die jap. Klingen brüchiger. Dennoch haben einige jap. Klingen sehr interessante Schneideigenschaften.
 
Mit dem Messer kann ich Kamo beim Karottenschneiden besiegen (die Schneide hier ist noch kaum geschärft).
http://youtu.be/3ZAcMSpqkuM

Und was bringt mir so ein Sieg im Internet? Meine Frau würde die Klinge kaputtmachen, andere Menschen (z.B. beim Schulfestvorbereiten in der Schule meines Sohnes- genauso).

Außerdem kann ein mit einem Messer bewaffneter Mann eine Karotte besiegen, auch wenn die Klinge etwas dicker ist.

Ps: dennoch mit einer dünnen Klinge zu schneiden ist angenehm und niemandem Verboten).:friendly_wink:
 
Nur werden diese hier mit mir nicht über die Geometrie ihres Aldi-Schnäppchen diskutieren wollen, schätze ich mal.

Du hast gefragt: "Kann es so etwas wie eine überflüssig dünne Geometrie an einer Kochmesserklinge überhaupt geben?"
Da steht nix davon an welchen Anwender sich diese Frage richtet.

Ich zum Beispiel brauche keine besonders dünne Geometrie. Wäre für mich eher eine schlechte Wahl.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch hier im Forum die Anwender von besseren, "normalen" Solinger Küchenmessern, die Aldi und die Ikea Messer Anwender usw, in der Mehrheit sind.

Ich find solche Fragen immer etwas komisch. "Überflüssig" ist in einem Forum, das sich ausschliesslich um Überflüssiges dreht, alles ;) Es geht doch eher um Spass, oder?

Pitter
 
Servus,

Ich find solche Fragen immer etwas komisch. "Überflüssig" ist in einem Forum, das sich ausschliesslich um Überflüssiges dreht, alles ;)

Das Wort „überflüssig“ hab ich einfach von Dimm übernommen, weil er es so gezielt verwendet hat. Jetzt sind wir schon bei „ungeeignet“ was dem Ganzen ein wenig die ursprüngliche Schärfe der Behauptung nimmt. ;)

Ich zum Beispiel brauche keine besonders dünne Geometrie. Wäre für mich eher eine schlechte Wahl.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch hier im Forum die Anwender von besseren, "normalen" Solinger Küchenmessern, die Aldi und die Ikea Messer Anwender usw, in der Mehrheit sind.

Was die vielen Nutzer von gutem deutschem Solinger-Standard oder Ikea/Aldi betrifft gibt es wohl verschiedene Ursachen diesen Messern den Vorzug zu geben.

Schlicht kein Interesse an guten (japanischen) Kochmessern, oder weil eben eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung am Tisch liegt, diese Messer schneiden schließlich auch und sind in jedem Fall robuster, oder vielleicht auch noch nie mit einem wirklich coolen, schneidfähigen Messer geschnitten.

Nichts desto trotz, bleibt der Kern der Frage, ab wann eine Geometrie an einem Kochmesser sinnbefreit ist. Wenn eine überreizt ausgeschliffenen Klinge wie diese hier gefertigt wird, also kein Sonderwunsch eines Dünnschlifffreaks, sondern ein „normales“ traditionelles japanisches Santoku, angedacht für die Zubereitung von Fisch, Fleisch und Gemüse dann finde ich das durchaus kontrovers diskutierbar. Wenn man auf Kochmesser steht und einmal damit geschnitten hat und das geht wie Butter durch Fisch, Fleisch und Gemüse, dann haben es die vorherigen und die nachkommenden Messer halt etwas schwerer als davor! :D

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Dass ich eine Möhre mit einem 5,- Euro Messer auch klein geschnitten bekomme, ist ja hier nicht der Punkt. ;)

Es geht doch eher um Spass, oder?

Aber sicher, da bin ich ganz bei dir! Spaß beim Schneiden und Spaß beim Meinungsaustausch :D

Gruß, güNef
 
Dünne Kochmesser sind ja kein neuer Modetrend, eher einer der wieder auflebt. Solinger Dünnschliff ist ein Handwerk das fast ausgestorben ist....

Ich hab halt wie manche andere auch eine diebische Freude daran wenn ein Messer fast ohne Kraftaufwand durchs Gemüse geht,
das man damit dann nicht an Knochen rumsäbeln darf stört mich wenig, dafür hab ich andere Messer.
So ein dünne Klinge selber zu machen, oder aus einer dickeren selber auszudünnen macht mir auch Spaß, weil es eben schon etwas anspruchsvoller ist.

Weil ich Spaß nicht für überflüssig halte sind es dünne Geometrien bei Messern für mich auch nicht.... :D

Gruß

Uwe
 
Kochmesserklingen werden im Allgemein dünn (mal mehr mal weniger) geschliffen.
Wie dünn die Kamo- Klinge ist, da habe ich schon wesentlich dünnere Klingen gesehen.
Was ist schon finde- wie ordentlich er die Klinge ausgeschliffen hat.

Was Schneidfähigkeit einer Klinge angeht, da können z.B. sogar Jagdmesser aus 10V beim Fleischschneiden wesentlich dünnere Klingen schlagen.
http://youtu.be/2zercGdWTdA

IMHO eigentlich ist nur die Schneidfase (wie sie aussieht, aus welchem Stahl gemacht, welche WB) interessant, alles andere kann man anpassen.

Schwierig ist nur eine dünne Klinge wieder dicker machen. Für solche Spiele (superdünn umschleifen) wähle ich 2-5 Euro- Messer aus.

Ich mag verschiedene C- Stahlsorten am besten, wobei auch die ziemlich unterschiedlich sind. Je nach den, wer und wie ein (Küchen)messer gemacht hat.

Z.B. Honyaki ist relativ dick, hat Schneidwinkel von 30° (wie jap. Messer oben), schneidet Fleisch am besten (ein kurzes Ziehen reicht). Bild- s.
 

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Moin,

also es sind tatsächlich viele Fragen die hier aufgeworfen werden. Und damit meine ich nicht, was für Otto Normal-Küchenmesserkunde relevant ist oder sich auf dem Massenmarkt bewährt. Wie pitter neulich schon in einem anderen Thread angedeutet hat, ist es nicht unbedingt der Bereich um den es hier in dem Forum geht. (ich meine mich an einen Vergleich mit einem Uhrenforum und einem 10€ Kaufhaus-Quarzer erinnern zu können). Das ist auch meine Meinung, deshalb interessieren mich die "Interessen der 99%" nicht die Bohne, ich versuche ja nichts zu verkaufen ;)

Um auf IMHO die Kernfragen hier zurückzukommen...

...Warum also solche, zum Teil signifikante Unterschiede in der Fertigung?

Ab wann kann überhaupt die Geometrie einer Klinge nachteilig oder gar überflüssig dünn werden. So dünn, das kein spürbarer Mehrwert an Schneidfähigkeit gegen eine immer instabilere Schneide übrigbleibt? Wo ist hier die Grenze zu ziehen? Ist der limitierende Faktor der Anwender, das Schnittgut, die Unterlage, die Schnitttechnik, der Stahl oder eben die Geometrie?

Was genau definiert überhaupt eine gute Geometrie und woraus wird sie gebildet?

Kann der Schneidenwinkel/Anschliff und die Qualität/Schärfe/Oberflächenbeschaffenheit/Art der Schneidfase bzw. eine „schnittgutoptimierte“ Klingenoberfläche eine „nachteilige“ Geometrie kompensieren?...

Unterschiede in der Fertigung bedingen sich wie in allen Bereichen auch durch unterschiedliche Anforderungen unterschiedlicher Anwendungsspektren vor dem Hintergrund unterschiedlicher Traditionen, Mittel & Wege, ganz einfach! ;)

Eine Küchenmessergeometrie kann klar zu dünn werden, in dem Moment wo sie für die entsprechende Anwendung nicht mehr beschädigungsfrei bei sachgemäßer Benutzung verwendet werden kann. Eine Klinge, welche bei ausbricht, wenn ich damit z.B. unproblematisches Schnittgut schneide (wobei ich behaupte, dass Schneidtechnik, Schneidunterlage etc. bei mir in Ordnung sind), dann ist dies für mich ein Fehler in der Konstruktion/Umsetzung des Messer, es ist zu fragil...

Wobei auch immer gesagt werden muss... "dünn hinter der Wate" ist wichtig, aber nicht alles entscheidend. Viel mehr die Komposition aus geeigneten Werkstoffen und deren Behandlung, die gut gestaltete Geometrie der Klinge über die gesamte Höhe, Anschliff etc. muss stimmen, und damit meine ich der Anwendung entsprechend angepasst, damit ein Messer "perfekt" ist. Für Fisch & Fleisch empfinde ich beispielsweise einseitig geschliffene Japaner haushoch dünnen Sujis oder Fleischmesser überlegen. Bei Gemüse umgekehrt. Natürlich ist das meine Meinung jetzt nur, spiegelt aber denke ich wieder, was ich damit sagen will...

Zur Frage nach dem limitierenden Faktor: es sind alle die genannten Faktoren. Ich verstehe dein Streben güNef, und es erfreut mich auch :), "die perfekte Lösung" zu finden. Aber wie so oft, gibt es diese nicht. Es gibt zu viele Einflussfaktoren.

Wenn man jetzt die Frage stellt "Gibt es die perfekte Geometrie für Universalmesser wie Gyutos?", dann muss man eigentlich sagen "nein, denn es kommt darauf an..."

Wenn man mich fragen würde (und das haben mir auch schon einige Messermacher im Bereich der Küchenmesser bestätigt) liegt die perfekte Geometrie in einem Schliff, der minimal dünn hinter der Wate ist (notfalls kann man eine Mikrofase anschleifen) und so im unteren Drittel sich leicht ballig langsam verdickt. Die reduziert IMHO das Kleben der Lebensmittel an dem Messer drastisch. Da kann es dann auch spiegelpoliert sein und nicht rau! ;)

Laser haben natürlich Vorteile bei vielem Schnittgut. Als absolute Allrounder sind sie IMHO aber definitiv nicht das Optimum, da einfach zu wenig Material zur Verfügung steht, um o.g. zu erreichen. Dafür ist eine gewisse Klingendicke notwendig. Die spiegelt sich auch darin wieder, wenn ich darüber nachdenke, welche Messer meiner persönlichen Meinung am "perfektesten" sind... ich liebe mein Suisin, aber wenn es tatsächlich um ein Messer für alle Anwendungen und somit auch klebriges Schnittgut geht, dann würde ich mein Koraat, das neulich getestete Aoki, ein Masamoto KS, ein paar meiner moderat ausgedünnten (Jürgen Schanz setzt das nämlich gut um!) Messer und andere...(nur um ein paar Beispiele zu nennen) bevorzugen.

Das soll jetzt nicht heißen, dass dickere Messer, die dünn hinter der Wate sind gleich besser schneiden als Laser. Auf ein Herder 1922 (sei es ansonsten ein noch so gutes Messer) trifft dies nämlich nicht wirklich zu IMHO, das ist etwas, was die Solinger von den Japanern oder Messermachern wie Koraat und Schanz noch lernen können. Tradition hin oder her :D

Das Aoki neulich z.B. war auch so extrem dünn ausgeschliffen, dass es meiner Meinung nach nicht praktikabel eingesetzt werden konnte, erst nach einem Neuanschliff mit Mikrofase. Jetzt ist es allerdings unfassbar gut... Review folgt, tut mir leid, dass ich immer noch nicht dazu gekommen bin :(


Gruß, Gabriel

Nachtrag: Nach meinem aktuellen Stand, ist es also durchaus nicht unrealistisch, dass ein Messer, dessen Klingenflanken von der Geometrie her ein möglichst gutes Ablösen vom Schnittgut ermöglichen, besser schneidet als ein deutlich dünnerer aber flach geschliffener Laser, der ebenso dünn ist an der Wate ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Messer ist nicht so dick wie das Jagdmesser oben, also eine mitteldicke Variante- s. Bild Honyaki. Schneidwinkel 30°. Fleisch schneiden sieht so aus:

http://youtu.be/Layiv0I9abg

Man kann gelegentlich schneiden und sehen, was passiert.

Kato ist noch nicht geschärft, "dick", braucht dennoch nur 1 Schnitt.
 
Servus,

Eine Küchenmessergeometrie kann klar zu dünn werden, in dem Moment wo sie für die entsprechende Anwendung nicht mehr beschädigungsfrei bei sachgemäßer Benutzung verwendet werden kann.

mit dieser Antwort bin ich nicht ganz glücklich und zwar wegen der Begrifflichkeit. Die Geometrie so wie ich sie verstehe kann nicht beschädigt werden, sondern nur eine grenzwertig dünn ausgeschliffenen Schneide. Oder anders formuliert, der Verlauf der Klingenflanken vom Klingenrücken bis zum Schneidenstumpf zeigt die Geometrie einer Klinge. Hier gibt es deutliche Unterschiede, wie der letzte Zentimeter oder die letzten Millimeter verlaufen. Der einzig empfindliche Teil am geometrischen Verlauf einer Klinge ist die Schneide. Ab wann und in welchem Ausmaß die Schneide instabil wird und nachgibt oder zu zerbröseln beginnt, entscheidet der Anschliff und die Fase. Alle anderen Faktoren lass ich mal außen vor.

Zur Verdeutlichung: links Kamo-Kuro, rechts Takamura

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Ein PM-Stahl Takamura Migaki R2 und ein Kamo-To-Kuro, beides Gyutos, beide um die 210mm Klingenlänge, beide dreilagig. Also einige Gemeinsamkeiten und doch eine völlig unterschiedliche Geometrie.

Das Takamura ist mit 9° pro Seite ausgeschliffen und von Pflaster weiß ich das die Schneide mit 10-Facher Vergrößerung keine Ausbrüche zeigt und nach Wochen der Benützung die Schärfe unbeeindruckt hält. Was ich aber auch weiß, ist das mein Kamo-To-Santoku, das hübsche Kehlbild von Beitrag 10, noch einen Tacken besser schneidet, ich hab's verglichen. Nur ist hier die Schneide "überreizt" und nicht stabil, also deinen Worten nach klar zu dünn um beschädigungsfrei bei sachgerechter Benutzung zu funktionieren. Das Takamura steckt man nach getaner Arbeit in den Block, das Kamo-To ziehe ich kurz über den Honyama damit die Schneide wieder steht! Diese kleine Fleißaufgabe ist es mir Wert, der Spaß beim Schneiden entschädigt mich mehrfach dafür.

Jetzt sind aber das Shigefusa und das Kato im Rennen, denen fantastische Schnittleistung bei gleichzeitiger Stabilität attestiert wird. Die Bilder vom Kehl zeigen einen steilen Anschliff. Dimm sagte etwas von unsymetrisch balliger Fase, wenn ich mich nicht irre.

Um jetzt langsam auf den Punkt zu kommen, ich kann und will mir nicht alle Spitzenmesser kaufen und ich kann auch nicht alle diese Messer testen, geschweige den kennen.

Was jetzt beim Bestand meiner Messer für mich eine Weiterkommen wäre, ist nicht das ständige hinterherlaufen eines neu "gehypten" Messer's und dessen Erwerb, sondern ist die Frage nach der Beschaffenheit einer idealen Schneidfase am Ende einer idealen Klingengeometrie, für meine besten Messer und die Fähigkeit diese immer wieder reproduzieren zu können.

Was nützt mir ein Kato das mit einer speziellen Schneidfase versehen ist, wenn das die Säule ist, auf dem das "Workhorse" ruht, wenn ich nicht in der Lage bin, diese Schneide genau so wiederherzustellen, wenn das Messer stumpf geworden ist!

Laut Dimm und seinen Video's von den russischen Schnitthaltigkeitstest's kommt der Beschaffenheit einer Schneidfase eine ziemliche Bedeutung zu, also der Anlage (Form und Oberfläche) einer Schneidfase für eine bestimmte Aufgabe.

"Zitat von Gabriel"

Das Aoki neulich z.B. war auch so extrem dünn ausgeschliffen, dass es meiner Meinung nach nicht praktikabel eingesetzt werden konnte, erst nach einem Neuanschliff mit Mikrofase. Jetzt ist es allerdings unfassbar gut.

"Zitat von Dimm"
IMHO eigentlich ist nur die Schneidfase (wie sie aussieht, aus welchem Stahl gemacht, welche WB) interessant, alles andere kann man anpassen.

Also gibt's für mich eigentlich keine überflüssig dünne Geometrie an Kochmesserklingen, sondern im letzten Klingenabschnitt liegt Stabilität und Fragilität nahe beieinander und hier entscheidet sich wohl Brauchbarkeit und/oder Schneidfreude.

Gruß, güNef
 
moin!

also @Gabriel:
Ich mach alle meine Messer die nicht von Ashi sind bewußt rauer an den Flanken wieder und oh Wunder sie schneiden besser.. mein Kamo nakiri mit Spiegelpolitur und massiver Ausdünnung und komplett auf null gehender Schneide war gelinde gesagt "Schrott" dadurch... 220ger Stein Kratzpolitur und schöne fette shinogi Linie reingeflexed und das Teil geht wieder ab wie Schmitzkatze.. bzw ich hab die Oberfläche meines Wunder kamo 135g Santoku wieder nachgemacht..

Achja auch wieder ne lustige Info von Herrn Takada von Ashi.... Ich hatte den irgendwie durch mein ganzes gemaile dazu gebracht das er sich ein Herder K2 gekauft hat.. und er fands z.B. viel zu dünn:
"very very thin blade... unfortunately... non sharp edge... and blade is too thin! I think that blade is so weak. Really, the edge of my K2 crooked
But I'm satisfied with my first solingen knife. It was a very good resource.
I will enjoy use this knife at re-sharpening"

Mir gefallen was Schneideigenschaften angeht grad die einseitig geschliffenen Messer immer besser... alles ist echt eine Sache des Schnittguts .. manche Messer sind viel bessere Allrounder als andere die bei einer bestimmten Sache aber einfach ihre wahre Stärke zeigen..Japaner haben ja auch nicht zum Spaß für fast jede Fischsorte eine Eigene Klingenform entwickelt und so mancher Koch dort würde mich wohl bei dem Begriff Allroundmesser auslachen ;)...


Also einfach gesagt sollte man halt nicht alle Messer nach ihrem puren Aussehn beurteilen und der Vermutung wie sie schneiden könnten.....

Am schönsten ist doch wenn man z.B. große und kleine Messer hat und dabei dann Monostahl Japaner, 3Lagen Japaner und alte Solinger und noch einseitig und beidseitig geschliffene... So geht es mir täglich immer ;) und es ist dann wie bei nem Werkzeugkasten wo man 5 verschiedene Zangen hat...

Das ist die perfekt Lösung bei mir! ;) (bzw ein sicheres Zeichen das ich total bekloppt bin ... ;) )

LG K
 
Moin,

@ güNef:
...mit dieser Antwort bin ich nicht ganz glücklich und zwar wegen der Begrifflichkeit. Die Geometrie so wie ich sie verstehe kann nicht beschädigt werden, sondern nur eine grenzwertig dünn ausgeschliffenen Schneide...

Ich denke hier sind wir uns prinzipiell einig, es hakt lediglich an der Formulierung ;)

Ich bin nicht der Meinung, dass nur die Schneidfase verantwortlich ist für die Schneidfreude eines Messer... das was darüber passiert ist ebenso entscheidend. Insbesondere bei manchen Gemüsearten oder z.B. Schinken hat ein Kleben der Klingenflanken am Schnittgut fast einen höheren Einfluss als das Finish der Schneidfase, die Schärfe etc.

Ich denke hier drehen wir uns wieder im Kreis, weil einige Schneidfreude in der realen Anwendung als Küchenmesser als Kriterium sehen und andere die mehr oder weniger messbare Schärfe der Schneide.

...Das Takamura ist mit 9° pro Seite ausgeschliffen und von Pflaster weiß ich das die Schneide mit 10-Facher Vergrößerung keine Ausbrüche zeigt und nach Wochen der Benützung die Schärfe unbeeindruckt hält. Was ich aber auch weiß, ist das mein Kamo-To-Santoku, das hübsche Kehlbild von Beitrag 10, noch einen Tacken besser schneidet, ich hab's verglichen. Nur ist hier die Schneide "überreizt" und nicht stabil, also deinen Worten nach klar zu dünn um beschädigungsfrei bei sachgerechter Benutzung zu funktionieren. Das Takamura steckt man nach getaner Arbeit in den Block, das Kamo-To ziehe ich kurz über den Honyama damit die Schneide wieder steht! Diese kleine Fleißaufgabe ist es mir Wert, der Spaß beim Schneiden entschädigt mich mehrfach dafür...

Das Problem sehe ich eher darin, dass du dir auch leicht größere Ausbrüche einhandeln kannst. Die Schneide sollte demnach schon stabil sein. In den allermeisten Fällen denke ich nicht, dass du bei normaler Benutzung einen Unterschied zwischen deinem Kamo jetzt und deinem Kamo mit minimaler Mikrofase merkst ;) Vom Aoki beispielsweise musste ich ca. 2mm von der Klinge abnehmen, bis wieder eine homogene Schneide entstanden ist, das ist schon dann wieder alles andere als lustig und hätte mich schwarz geärgert wenn es mein Messer wäre. Dabei sei zu erwähnen, dass das Messer nicht zweckentfremdet wurde oder so, es wurde lediglich vielleicht mit nicht ganz 100% geübter Hand (wobei er auch durchaus nicht ungeübter Hobbykoch ist) auf einem härteren Eichenbrett geschnitten.

Was nützt mir ein Kato das mit einer speziellen Schneidfase versehen ist, wenn das die Säule ist, auf dem das "Workhorse" ruht, wenn ich nicht in der Lage bin, diese Schneide genau so wiederherzustellen, wenn das Messer stumpf geworden ist!

Wie schon gesagt, so wie ich das sehe ist eher entscheidend was über der Schneidfase passiert, die Schneidfase an sich ist soweit ich weiß nicht ungewöhnlich... (natürlich kann ich mich auch irren)

@ krassi:

...Mir gefallen was Schneideigenschaften angeht grad die einseitig geschliffenen Messer immer besser... alles ist echt eine Sache des Schnittguts .. manche Messer sind viel bessere Allrounder als andere die bei einer bestimmten Sache aber einfach ihre wahre Stärke zeigen..Japaner haben ja auch nicht zum Spaß für fast jede Fischsorte eine Eigene Klingenform entwickelt und so mancher Koch dort würde mich wohl bei dem Begriff Allroundmesser auslachen ...

Ich sags ja :D

Gruß, Gabriel
 
Nachdem ich vorher allgemein war, versuche ich es nun einmal spezifisch:

Gibt es eine zu dünne Schneide? Eindeutig ja, wenn das die Schneide bei normalen, nicht zweckentfremdetem Einsatz Ausbrüche zeigt. Es wird m.M. nach sinnlos, wenn man ein Messer aus Stahl sorgsamer behandeln muss als ein rohes Ei. Es gibt in der Praxis also eine Grenze, in der die Fragilität die Schnittleistung übersteigt. Nix gut...

Also stimme ich dem hier zu:

Eine Küchenmessergeometrie kann klar zu dünn werden, in dem Moment wo sie für die entsprechende Anwendung nicht mehr beschädigungsfrei bei sachgemäßer Benutzung verwendet werden kann. Eine Klinge, welche bei ausbricht, wenn ich damit z.B. unproblematisches Schnittgut schneide (wobei ich behaupte, dass Schneidtechnik, Schneidunterlage etc. bei mir in Ordnung sind), dann ist dies für mich ein Fehler in der Konstruktion/Umsetzung des Messer, es ist zu fragil...


Gibt es eine ideale Schneide bei idealer Klingengeometrie? Das hängt von dem Bezugsrahmen ab, für den man 'ideal' definiert. Eine Binse natürlich, aber machen wir es konkret:

Ein Beispiel: Ein Parameter könnte der Druck sein, den ich aufwenden muss, um zu schneiden. Das variiert dann je nach Schnittgut. Gabriel hat Schinken ins Spiel gebracht, ich nehme mal ein große Süßkartoffel, die längs gehälftet werden soll. Meine Erfahrung ist, dass eine dünne Klinge leicht einen Einschnitt macht und dann mit relativ viel Druck nach unten geschoben werden muss, um nicht stecken zu bleiben. Eine Klinge mit dickerer Geometrie schiebt mehr Stahl in einem größeren Winkel nach (Keilwirkung), hat auch mehr Eigengewicht und erlaubt so in diesem Fall meinem Empfinden nach einen leichteren Schnitt.

Ein andere Parameter wäre z.B. auch die Schnittqualität. Erzeugt der Schnitt z.B. saubere Schnittränder, in der japanischen Küche z.B. oft wichtig für die Optik? Hier birgt eine dickere Geometrie bei hartem Gemüse die Gefahr des Spaltens, also sind hier meist dünne Slicer im Vorteil.

Schnittgenauigkeit ist meisten in der Küche nicht so entscheidend, aber hier wäre für mich ein kürzeres leichtes und dünnes Messer - sagen wie einmal ein 100mm Petty - besser zu kontrollieren als ein 270mm Workhorse. Operationen werden ja auch mit einem Skalpell durchgeführt und nicht mit einer Machete. Bei der Schnittgeschwindigkeit ist es wieder umgekehrt, das Workhorse kann man richtig sausen lassen (oder wie krassi sagte: ein Gemüse-Todesstern).

Auf die Weise könnte man jetzt weiter machen. Zum Anschliff der Phase und zu Wahl des Stahls für verschiedenen Schnittarten hat Dimm schon einiges gesagt und Gabriel zum food relase und anderen praktischen Aspekten des Schneidens.

Deswegen meine Antwort: Nein, man kann auch unabhängig von einem konkreten Bezugsrahmen keine sinnvollen Eigenschaften einer idealen Schneide feststellen. Allgemeine Aussagen wie die, dass die Schneide in der Regel dünner sein sollte als der Klingenrücken, sind war korrekt, aber dennoch zähle ich sie nicht zu den sinnvollen Aussagen ;) (Gibt da einen lustigen Messertest von Cliff Stamp auf youtube).

Zusammengefasst: Man kann ziemlich sicher sagen, wann eine Schneide zu dünn war, nämlich wenn sie bei einem sinnvollen Einsatz zerbröselt. Aussagen zu einer idealen Schneidengeometrie kann man ohne konkreten Bezugsrahmen nicht sinnvoll treffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus.

In den allermeisten Fällen denke ich nicht, dass du bei normaler Benutzung einen Unterschied zwischen deinem Kamo jetzt und deinem Kamo mit minimaler Mikrofase merkst ;) Vom Aoki beispielsweise musste ich ca. 2mm von der Klinge abnehmen, bis wieder eine homogene Schneide entstanden ist

Das Aoki neulich z.B. war auch so extrem dünn ausgeschliffen, dass es meiner Meinung nach nicht praktikabel eingesetzt werden konnte, erst nach einem Neuanschliff mit Mikrofase. Jetzt ist es allerdings unfassbar gut

Also hast du einen Vergleich wie das Aoki vor dem Ausbruch im Auslieferungszustand und nach dem Rückschleifen geschnitten hat? Du hast 2 Millimeter abgenommen und jetzt schneidet es besser als vorher? Damit meine ich "besser" nicht in dem Sinne, das die Schneidfase jetzt stabil und gleichmäßig ist, sondern tatsächlich besser im Schneiden als Vorher. Ich hätte gedacht, das zwei Millimeter Abnahme sich eher negativ auswirkt.

Zur besseren Verständnis hab ich das mal mit meinem Kamo-To-Santoku nachgestellt um zu zeigen von welcher Größenordnung 2mm bei einer sehr dünn ausgeschliffenen Klinge sein können! :staun: Von den 0,20mm direkt über der Wate, komm ich bei 2mm Rückschliff auf 0,31mm

P1070307.jpg P1070308.jpg

Die Schneidfase hat jetzt mehr messbare Substanz und wenn sie richtig angeschliffen ist, sicher mehr Stabilität und somit Alltagstauglichkeit als die 2mm vorne noch dran waren. Und du bist dir sicher, keinen spürbaren Nachteil beim Schneiden bemerkt zu haben im Vergleich zu vorher?

"Zitat von Atlantik"

Nein, man kann auch unabhängig von einem konkreten Bezugsrahmen keine sinnvollen Eigenschaften einer idealen Schneide feststellen.

Der gesteckte Rahmen ist der eines Santoku's und Fisch, Fleisch und Gemüse sind die zu schneidenden Güter. Ziel ist der bestmögliche Schnitt bei sachgerechter Benutzung ohne Beschädigungen der Schneide. Welche geometrische Klingenform, welche Klingenoberfläche, welcher Anschliff und welche Schneidfase (offen, geschlossen, spiegelpoliert, ballig, Mikrozahnung oder was weiß ich was Könner und Künstler mit Schleifmittel und Mikroskop so anstellen :D ) und welcher Schneidenwinkel können wie kombiniert werden um alle drei Tugenden, die ein Santoku zu meistern gedenkt, so unter einen Hut zu bringen, das man sich dem Ideal einer idealen Kochmesserklinge annähert, von erreichen spreche ich gar nicht.

Gruß, güNef
 
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