Guten Tag,
wie bereits schon angeführt, wird die Sense gedengelt um sie wieder mähfertig und abziehfreudig zu machen. Dazu wird die Schneide des Blattes wieder dünn ausgetrieben, wenn möglich nicht in Wellenform.
Ob ich auf einem althergebrachten Dengelstock oder auf den modernen Dengelhilfen arbeite ist letztendlich egal, wobei die neuen Errungenschaften das Dengeln wirklich vereinfachen.
Wenn es dann auf die alte Weise geschehen soll ist das erste was man braucht Zeit, dann kommt der Hammer und der Dengelstock ins Spiel.
Hammer und Stock sollen plane Fläche haben, der Hammer muß immer wieder im Wasser gekühlt werden. Dengeln auf diese Art kann ich hier leider nicht erklären, am besten man lässt es sich zeigen. Es gibt noch immer in vielen Dörfern ältere Herrschaften die es noch können und einem gerne zeigen wie es ausgeführt wird.
Wenn das Sensenblatt durch widrige Umstände wirklich einmal Scharten oder gleichgelagerte Beschädigungen aufwirft ist es meist einfacher die Schneide wieder mit einem groben Stein in Form zu schleifen, dann zu dengeln und abzuziehen.
Sollte man dazu eine Schleifmaschine benutzen muß man auf ausreichend Kühlung achten, da ein Sensenblatt sehr schnell ausglüht.
Natürlich kann man auch eine solche Schneide auch wieder durch dengeln, abziehen, Mähen und wieder abziehen usw. in Form bringen, es dauert eben nur länger.
Ob ich einen "Holz- oder Metallwurf" (Griff) verwende hängt vom Anwender ab. Holzwürfe kann man immer noch im Fachhandel kaufen, hier bei uns für cirka 20 Euro, im benachbarten Frankreich habe ich sie für 15 Euro gesehen.
Ob sich jemand noch einen Wurf aus einer jungen Esche machen möchte ist Ansichtssache. Anleitungen dafür gibt es auf jeden Fall in Fachbüchern.
Was das Sensenblatt betrifft, leider haben die Sensenblätter aus den Baumärkten mit den Sensen von Schröckenfux oder anderen Anbietern von Qualitätssensen nichts zu tun. Der Unterschied zwischen einer Baumarktsense und einem Qualitätsblatt ist wirklich enorm. Mein bestes Sensenblatt habe ich in Österreich erstanden, es ist ein Genuß damit zu mähen. Mein Lob an die dortigen Märkte für landwirtschaftliches Gerät.
Was das Abziehen der Sense betrifft, zuerst einmal muß man an sich denken. Das Blatt einer Sense besteht zwar nicht aus s30v, schneidet aber schnell und tief, bedingt durch die Dünne der Schneide und der Eigenbewegung der Hand beim Abziehen.
Zum Abziehen benutzt man auch heute noch zwei Abziehsteine, einen groben und einen feinen, der durchaus mit der Feinheit eines belgischen Brockens vergleichbar ist. Auch sollte man auf ausreichende Länge der Abziehsteine achten um die Hand immer in respektvoller Entfernung zum Blatt zu halten.
Die Striche mit dem Abziehstein werden zum Großteil auf dem oberen Bereich der Schneide geführt, die Striche auf dem hinteren Teil des Blattes dienen zur Begradigung des Grates. Beim Abziehen bitte den Fuß auf den Handgriff stellen, der sich am Boden befindet, so steht die Sense besser und "schwänzelt" nicht.
Wenn man regelmäßig mit dem feinen Abziehstein schärft kann man ein gerüttelt Maß an Wiese mähen ohne den groben Stein einzusetzen.
Ich weiß daß alle die das hier lesen nicht unbedarft sind was scharfe Klingen betrifft, trotzdem, wenn man ein Sensenblatt abzieht sollte man sich durch nichts ablenken lassen, es ist nur die Sache eines Augenblicks und man hat sich schwer verletzt.
Das Mähen selbst gestaltet sich oft für einen Beginner dahingehend schwierig, weil er möglichst viel mähen will. Einfacher ist es am Anfang kurze und nicht zu breite Schnitte mit der Sense zu machen, das Weitausholen und breite Schnitte kommen von allein im Lauf der Jahre.
Beim Mähen soll man darauf achten die Spitze des Blattes nach oben zu halten und mit dem hinteren, breiten Teil des Blattes die Mäharbeit zu machen. So vermeidet man auch das Schlagen der Sensenspitze in den Grund, was der Sense und auch der Laune des Mähers nicht bekommt.
Anfangs ist es auch ratsam den "Hintern" (den hinteren breiten Teil des Blattes) der Sense, wie mein Vater und Großvater immer zu sagen pflegte, auf den Boden aufzusetzen oder direkt darüber zu führen. Dann ist der Schnitt eben und das Gras wird nicht unterschiedlich hoch abgeschnitten.
Mähen mit der Sense ist heutzutage für viele von uns eine ungewohnte Tätigkeit, natürlich ist sie mit Bewegung verbunden, aber es ist eine elegante Arbeit. Im Gegensatz dazu sieht jemand, der mit einer Motorsense bewaffnet und zudem entsprechend gerüstet auftritt, wie ein lärmender moderner Ritter aus.
Ich hoffe ich konnte mit meinen Anregungen ein bißchen helfen, es gibt mittlerweile, so glaube ich, sogar ein Büchlein daß sich mit dem Mähen mit der Sense befaßt.
Viele Grüße und Freude beim Mähen
Roman M.
PS: Es freut mich ungemein, daß wieder gerade junge Leute das Mähen mit der Sense entdecken.