Hallo zusammen,
nach freundlicher Aufforderung von @Genever möchte ich hier meinen Ersteindruck von Simon´s Schärfsystem teilen.
Nachdem das System hier nach meinem Wissensstand nicht weiter vorgestellt wurde möchte ich hier mit ein paar Worten starten. Grundsätzlich ist das Funktionsprinzip vergleichbar zu den eventuell etwas bekannteren Systemen auf der Bogdan Basis. Ähnliche Vertreter hierzu sind die Nowi, die Schleifsysteme von suntravel sowie diverse Selbstbauten auf dem Wirkprinzip. Ziel der Systeme ist, dass der Schleifwinkel über die gesamte Schneidenlänge und -krümmung möglichst identisch gehalten wird. Dies wird über insgesamt 4 "Achsen" bzw. Lagerpunkte bewerkstelligt. Als Schleifmedium werden handelsübliche Schleifsteine verwendet. Die Besonderheit bei dem System von Simon ist, dass die horizontale Achse nicht über ein Knickgelenk, sondern über eine Linearführung bedient wird. Weitere Infos zum System und der Entstehung können im Nachbarforum gefunden werden, vielleicht hat Simon ja auch mal Lust das hier zu tun. Viele der Komponenten sind im FDM-3D-Druck Verfahren gefertigt.
Foto vom aufgebauten System:
Der Schwenkarm lässt sich mit der vorne sichtbaren Mutter flach an die Platte schrauben, was eine platzsparende Aufbewahrung im Schrank ermöglicht. Das System ist mit ca. 30cm Tiefe, 20cm Breite und 35cm Höhe außerordentlich kompakt und zudem sehr leicht (knapp unter 1.700g).
Ersteindruck nach dem Auspacken:
Das System macht einen durchdachten und robusten Eindruck, die Magnete haben eine vertrauenserweckende Stärke, der gesamte Aufbau wirkt stimmig. Was für jemanden wie mich mit einem Bogdan Eigenbau-System im XXL Format gewöhnungsbedürftig ist sind sowohl die Größe als auch das Gewicht. So hatte ich vorm ersten Messer durchaus die Sorge, ob das für die Klopper, die so in meinem Inventar zu finden sind geeignet ist.
Zusammenbau:
Das System kommt weitestgehend vormontiert, es muss nur die Führungssäule mit einer Flügelmutter ab- und wieder angeschraubt, sowie die senkrechte Linearführung mit dem Messerhalter montiert werden. Das sollte niemanden vor ernsthafte Herausforderungen stellen. Was ich mir hier gewünscht hätte ist eine Verdrehsicherung der Führungssäule. Das ist zwar nur für den inneren Monk relevant, der will aber auch hin und wieder befriedigt werden
Was beim ersten Gefühl zunächst störend wirkt sind die Bewegungskräfte vom Schwenkarm und der Linearführung - angenehm ist hingegen, dass beide nicht quer durch den Raum fliegen wenn man das System bewegt.
Winkeleinstellung:
Die Verstellbarkeit der Winkeleinstellung ist mittels Verstell-Schraube und (?) Zugfedern angenehm gelöst, bei mir lässt sich mit der Winkel auf maximal 22,4° einstellen, gemessen von der Bodenplatte auf ein flaches Stück Eisen. Auch hier hätte ich einen Wunsch, nämlich feste Winkel als zusätzliche Option. Ich weiß, dass die meisten da lieber eine Verstellmöglichkeit haben - ich persönlich schleife aber eigentlich immer mit einem Winkel. Die Bevel Box ist nicht Teil des Lieferumfangs.
Generelles zum Aufbau und Fertigungskonzept:
Was für mich spannend wird zu beobachten ist, ob der 3D-gedruckte Kunststoff ein relevantes Kriechverhalten zeigt, was dauerhaft Einfluss auf die Funktion hat. Rein vom Aufbau würde mich das zwar überraschen, aber ich habe jetzt auch nicht die gesamte Mechanik zerlegt. Besonders die horizontale Führung ist ja hochinteressant gebaut.
Erster Schliff:
Ich habe direkt mit meinen höchsten (Victorinox Cleaver mit 77mm Klingenhöhe) und größten (Kamon Gyuto mit 285mm Länge) Messern begonnen, um hierbei zu prüfen, ob das ein Problem für das System ist. Das Kamon hat es nicht auf das Bild geschafft. Geschliffen habe ich auf einem Shapton Pro 5k - der ist auch mit das längste, was man auf dem System vernünftig verwenden kann. Alles darüber lässt sich weder im vorderen, noch im hinteren Bereich noch nutzen. Das Schleifgefühl war mir dann auf Anhieb bei weitem sympathischer als mit meinem Bogdan Klon, die Lagerungen sind im praktischen Einsatz wunderbar leichtgängig, das Gefühl ist da deutlich linearer und natürlicher. Was etwas unangenehm ist ist die Tatsache, dass die horizontale Führung beachtliche Teile des Schleifbereichs verdeckt, ich denke aber, dass das eine Gewöhnungssache ist. In Summe fühlt sich der gewählte Aufbau auch deutlich akkurater an als mein Bogdan Klon, ich denke, dass der über den gesamten Aufbau deutlich größere Winkelabweichungen über die Auslenkung generiert. Dann zu der Messergröße: das Cleaver lässt sich einwandfrei schleifen, ich denke sogar, dass noch höhere Klingen dahingehend kein Problem sind solange man nicht auf einem Green Brick o.ä. rumrutschen will. Schwieriger ist da dann schon, das Messer aus der wirklich guten Magnethalterung zu bekommen. Zum einen sitzt es sehr stramm, zum anderen lässt es sich nicht wie von Simon vorgesehen herausdrehen, weil man sonst die Klinge in die Unterlage rammt. Hier wäre eine etwas höhere Führungssäule von Vorteil. Beim Kamon hat sich dann ebenfalls gezeigt, dass die Messerlänge kaum noch auf eine "Aufspannung" zu bearbeiten ist. Es geht zwar schon irgendwie, aber auf der Spitzenseite bleibt dann nicht mehr wirklich viel Hub auf dem Stein über. Das Gewicht hat das System indes überhaupt nicht beeindruckt. Auch der Stand ist trotz des geringen Gewichts ausgezeichnet, was vermutlich nicht zuletzt auch an den niedrigen Massen im Bereich der Führungen liegt.
Und hier noch ein Foto der Altlast:
Erste Einschätzung:
@Simon Herde hat hier echt was innovatives abgeliefert. Das Schleifgefühl ist für mich richtig klasse und deutlich besser als mein Bogdan Nachbau - ich gehe davon aus, dass bessere Nachbauten da nicht ganz so stark Federn lassen müssen, dennoch halte ich die bewegliche horizontale Achse in Form eines Linearsystems für einen ziemlich großen Wurf. Für Nutzer von hauptsächlich großen und sehr großen Messern (und Steinen!) wird aber sicherlich der Wunsch nach einer XL-Variante des Systems auftauchen, die aus meinen Augen wohl nicht all zu schwer umsetzbar sein sollte.
nach freundlicher Aufforderung von @Genever möchte ich hier meinen Ersteindruck von Simon´s Schärfsystem teilen.
Nachdem das System hier nach meinem Wissensstand nicht weiter vorgestellt wurde möchte ich hier mit ein paar Worten starten. Grundsätzlich ist das Funktionsprinzip vergleichbar zu den eventuell etwas bekannteren Systemen auf der Bogdan Basis. Ähnliche Vertreter hierzu sind die Nowi, die Schleifsysteme von suntravel sowie diverse Selbstbauten auf dem Wirkprinzip. Ziel der Systeme ist, dass der Schleifwinkel über die gesamte Schneidenlänge und -krümmung möglichst identisch gehalten wird. Dies wird über insgesamt 4 "Achsen" bzw. Lagerpunkte bewerkstelligt. Als Schleifmedium werden handelsübliche Schleifsteine verwendet. Die Besonderheit bei dem System von Simon ist, dass die horizontale Achse nicht über ein Knickgelenk, sondern über eine Linearführung bedient wird. Weitere Infos zum System und der Entstehung können im Nachbarforum gefunden werden, vielleicht hat Simon ja auch mal Lust das hier zu tun. Viele der Komponenten sind im FDM-3D-Druck Verfahren gefertigt.
Foto vom aufgebauten System:

Der Schwenkarm lässt sich mit der vorne sichtbaren Mutter flach an die Platte schrauben, was eine platzsparende Aufbewahrung im Schrank ermöglicht. Das System ist mit ca. 30cm Tiefe, 20cm Breite und 35cm Höhe außerordentlich kompakt und zudem sehr leicht (knapp unter 1.700g).
Ersteindruck nach dem Auspacken:
Das System macht einen durchdachten und robusten Eindruck, die Magnete haben eine vertrauenserweckende Stärke, der gesamte Aufbau wirkt stimmig. Was für jemanden wie mich mit einem Bogdan Eigenbau-System im XXL Format gewöhnungsbedürftig ist sind sowohl die Größe als auch das Gewicht. So hatte ich vorm ersten Messer durchaus die Sorge, ob das für die Klopper, die so in meinem Inventar zu finden sind geeignet ist.
Zusammenbau:
Das System kommt weitestgehend vormontiert, es muss nur die Führungssäule mit einer Flügelmutter ab- und wieder angeschraubt, sowie die senkrechte Linearführung mit dem Messerhalter montiert werden. Das sollte niemanden vor ernsthafte Herausforderungen stellen. Was ich mir hier gewünscht hätte ist eine Verdrehsicherung der Führungssäule. Das ist zwar nur für den inneren Monk relevant, der will aber auch hin und wieder befriedigt werden


Winkeleinstellung:
Die Verstellbarkeit der Winkeleinstellung ist mittels Verstell-Schraube und (?) Zugfedern angenehm gelöst, bei mir lässt sich mit der Winkel auf maximal 22,4° einstellen, gemessen von der Bodenplatte auf ein flaches Stück Eisen. Auch hier hätte ich einen Wunsch, nämlich feste Winkel als zusätzliche Option. Ich weiß, dass die meisten da lieber eine Verstellmöglichkeit haben - ich persönlich schleife aber eigentlich immer mit einem Winkel. Die Bevel Box ist nicht Teil des Lieferumfangs.

Generelles zum Aufbau und Fertigungskonzept:
Was für mich spannend wird zu beobachten ist, ob der 3D-gedruckte Kunststoff ein relevantes Kriechverhalten zeigt, was dauerhaft Einfluss auf die Funktion hat. Rein vom Aufbau würde mich das zwar überraschen, aber ich habe jetzt auch nicht die gesamte Mechanik zerlegt. Besonders die horizontale Führung ist ja hochinteressant gebaut.
Erster Schliff:
Ich habe direkt mit meinen höchsten (Victorinox Cleaver mit 77mm Klingenhöhe) und größten (Kamon Gyuto mit 285mm Länge) Messern begonnen, um hierbei zu prüfen, ob das ein Problem für das System ist. Das Kamon hat es nicht auf das Bild geschafft. Geschliffen habe ich auf einem Shapton Pro 5k - der ist auch mit das längste, was man auf dem System vernünftig verwenden kann. Alles darüber lässt sich weder im vorderen, noch im hinteren Bereich noch nutzen. Das Schleifgefühl war mir dann auf Anhieb bei weitem sympathischer als mit meinem Bogdan Klon, die Lagerungen sind im praktischen Einsatz wunderbar leichtgängig, das Gefühl ist da deutlich linearer und natürlicher. Was etwas unangenehm ist ist die Tatsache, dass die horizontale Führung beachtliche Teile des Schleifbereichs verdeckt, ich denke aber, dass das eine Gewöhnungssache ist. In Summe fühlt sich der gewählte Aufbau auch deutlich akkurater an als mein Bogdan Klon, ich denke, dass der über den gesamten Aufbau deutlich größere Winkelabweichungen über die Auslenkung generiert. Dann zu der Messergröße: das Cleaver lässt sich einwandfrei schleifen, ich denke sogar, dass noch höhere Klingen dahingehend kein Problem sind solange man nicht auf einem Green Brick o.ä. rumrutschen will. Schwieriger ist da dann schon, das Messer aus der wirklich guten Magnethalterung zu bekommen. Zum einen sitzt es sehr stramm, zum anderen lässt es sich nicht wie von Simon vorgesehen herausdrehen, weil man sonst die Klinge in die Unterlage rammt. Hier wäre eine etwas höhere Führungssäule von Vorteil. Beim Kamon hat sich dann ebenfalls gezeigt, dass die Messerlänge kaum noch auf eine "Aufspannung" zu bearbeiten ist. Es geht zwar schon irgendwie, aber auf der Spitzenseite bleibt dann nicht mehr wirklich viel Hub auf dem Stein über. Das Gewicht hat das System indes überhaupt nicht beeindruckt. Auch der Stand ist trotz des geringen Gewichts ausgezeichnet, was vermutlich nicht zuletzt auch an den niedrigen Massen im Bereich der Führungen liegt.







Und hier noch ein Foto der Altlast:

Erste Einschätzung:
@Simon Herde hat hier echt was innovatives abgeliefert. Das Schleifgefühl ist für mich richtig klasse und deutlich besser als mein Bogdan Nachbau - ich gehe davon aus, dass bessere Nachbauten da nicht ganz so stark Federn lassen müssen, dennoch halte ich die bewegliche horizontale Achse in Form eines Linearsystems für einen ziemlich großen Wurf. Für Nutzer von hauptsächlich großen und sehr großen Messern (und Steinen!) wird aber sicherlich der Wunsch nach einer XL-Variante des Systems auftauchen, die aus meinen Augen wohl nicht all zu schwer umsetzbar sein sollte.
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