Jepp, wenn ich daran denke, wie wir seinerzeit wie die Nassen Zapfenlöcher gestemmt haben. Da wirken schon derbste Kräfte auf der gezwungenen Steckerlverbindung. Und bei gut gemachten Eisen, geht nichts in die Brüche (ohne Werbung betreiben zu wollen, kommt mir hier die Zimmermannsbeitel Serie 1205 von Kirschem in den Sinn). Und sie sind i.d.R. nicht verschraubt oder venietet! Zumindest wäre mir das nicht bekannt. Aber die haben ne Zwinge.
Versuch einer Bestandsaufnahme:
Im Versagensfalle kommen mir zwei Szenarien in den Sinn:
1.: Der Erl bricht.
2.: Die Griffkonstruktion versagt.
(mögicherweise 3.: Irgend ne Mischung aus 1 und 2, je nach Steifigkeitsvehältnissen, Bauart etc....soll erst mal Wurscht sein)
Zu 1.:
Dem Versagen des Erls wollte ich mit den Trägheitsmomenten ansatzweise auf die Schliche kommen, um ein von den "Gefühlen" die man als Messernutzer so hat mal auf konkrete Mechanik sprechen zu kommen. Denn: Gefühle können täuschen
Hier sagt uns die Maus, dass ein Steckerl keinesfalls weniger tragfähig sein muss als ein Flacherl. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich damit rüber bringen. Das Trägheitsmoment ist ebenso wie das Widerstandmoment ein Querschnittswert, anhand dessen sich unter anderem Spannungen im Querschnitt ermitteln lassen. Dabei ist es diesen Querschnittswerten ziemlich egal, ob sie für nen gehärteten oder ungehärteten Erl gelten!
Nicht egal ist die Frage nach gehärtet/ungehärtet für die Ermittlung der Tragkraft oder meinetwegen des Tragmomentes. Ich habe kaum Ahnung von (Werkzeug)-Stählen und welche Streckgrenze diese in Abhängigkeit des Härtens erreichen können. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Streckgrenze durch das Härten angehoben wird. Die aufnehmbaren Traglasten würden damit anwachsen. Allerdings hat dies womöglich Auswirkung auf das Bruchverhalten. Ein gehärteter Erl neigt gegenüber einem ungehärteten vermutlich eher zum "Sprödbruch" ohne großartiger Vorankündigung durch größere Verformungen. Hier würde ich micht freuen, von den Erfahrungen eines Messermachsers kosten zu dürfen
. Wie gesagt, habe ich keinen Plan von Messerstählen, mir begegnet sonst eher Betonstahl, Spannstahl und Baustahl.... Da schaue ich einfach in Tabellen und Zulassungen.
Noch kurz zur Vorspannung: Die ist durchaus nützlich für den Griffaubau, weil sie diesen komprimiert und zusammenhält. Aber zuviel der Vorspannung ist für den Erl an sich auch nicht sooo prickelnd. Warum? Sie erzeugten Zugspannungen superponieren sich mit den Biege-, Schub- und Torsionsspannungen. Wie oben erläutert kann ich nicht beurteilen, wie relevant diese Problematik wirklich ist.
Zu 2.:
Dies wurde ja schon von AchimW und Co. in dem verlinkten Thema beackert. Dessen Resümee ist bekannt.
Eine mittragende Wirkung des Griffes würde ich nicht mit ansetzen wollen. Einem Messer, bei dem ich hierauf hoffen müsste, würde ich als Steckerlfreund nicht vertrauen! Denn dann ist der Steckerl zu nachgiebig ausgeführt. Je steifer ein Erl ausgeführt ist, desto weniger verformt er sich, was zur Folge hat, dass er auch weniger Kräfte an den Griff weitergibt. Eine, naja, aussteifende bzw. versteifende Wirkung lässt sich bei enstprechenden Materialien (Horn, Knochen, Micarta) und absolutem Kraftschluss sicherlich erzeugen (wobei hier auch nur die Druckzone mitwirken dürfte, weil sich eine Zugzone möglicherweise wegen klaffender Fugen nicht einstellt). Das würde *ICH* aber lediglich als stille Reserve betrachten wollen. Und ein Messer mit Steckerl und nem Griff aus Lederscheiben muss auch so halten.
Wie gesagt, fände ich es klasse, wenn der ein oder andere Messermacher seinen Senf dazu abgeben würde.