Verunglückte Feuerschweißungen - Und jetzt??

123

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Hallo zusammen,

ichh schmiede jetzt schon seit etwas längerer Zeit (1-2 Jährchen), größtenteils Messer aus einem Stück, und hab mich vor kurzem ans Feuerschweißen gewagt. Ich wollte so ne Zange machen, wie es im Buch "Messer schmieden" von Havard Bergland beschrieben ist.
Erst hab ich es mit Baustahl (so ein Stecken von ner Abgrenzung bei ner Baustelle) und irgendnem Stück Eisen schwarz probiert. So wie ein paar Anleitungen, die mir durchgelesen hatte, es beschrieben haben, hab ich das Päckchen oder so ) dann zusammen gehauen und hinterher ordentlich dran gerissen. Ist sofort wieder auseinander gebrochen. Danach hab ich es noch mit Baustahl auf Baustahl und Eisen schwarz auf Eisen schwarz öfters probiert (mit mehr Wärme und weniger Wärme, mit kräftigeren und leichteren Schlägen, mit Borax hier und Borax da ...) und alles, was dabei rausgekommen ist sieht man hier:


Alle Schweißungen sind wieder aufgegangen. :( :confused:

Zu dem Ablauf, mit dem ich Feuergeschweißt hab:
1. Päckchen binden (mit Draht mangels E-Schweißgerät, oder einfach umgebogen)
2. auf rot erwärmt und Borax (vom Angele-Shop, Anhydrid) draufgestreut (ist gut geschmolzen)
3. auf gelb erwärmt und gepacktm akso zusammengehauen, dass das Borax mit dem Oxid rauskommt, dann auf die Seiten wieder Borax
4. auf Schweißtemperatur (wie gesagt manchmal auch heißer) und dann schnell auf Amboß damit und ... GIB IHM! (mit 1,5 kg oder Vorschlag 5 kg)
evntl 5. nochmal borax drauf und nochmal 4.


Jetzt ist meine Frage, was hab ich falsch gemacht oder kann man von einer Feuerschweißung nicht erwarten, dass die Teile danach wie aus einem Stück sind?
Ich hab schon per Forumsuche geguck, was zu dem Thema geschrieben wurde, aber so ganz klar ist mir noch nicht, was ich anders machen müsste.
Es könnte erstens sein, dass das Borax nicht richtig geperlt hat (hab ich nicht kontrollier/gesehen, Kohlefeuer...), aber zu niedrig war die Temperatur gewiss nicht.
Zweitens könnte es natürlich sein, dass ich durch lauter Blöden Zufall immer Stahlsorten hatte, die sich besonders schlecht feuerschweißen lassen. Bei Baustahl weiß ich inzwischen, dass es schlecht geht, aber was ist mit so normalem Stahl für alles, den man in jeder Schlosserwerkstatt rumliegen hat. Hab da vier fünf verschiedene Stücken von versucht.
Drittens könnte mein Einsatz von Borax in irgendeiner Weise falsch gewesen sein, weiß aber nicht wie.
Also, ich hoffe die Experten und Profis in diesem Forum (und ich weiß es gibt einige davon in diesem Forum) können mir weiterhelfen!

Vielen Dank schon mal für die Antworten.

MfG 123
 
Hallo 123,

schleif die zu verschweissenden Stellen vorher blank (z.B. mit der Flex) und probier es nochmal. Wenn es immernoch nicht hält, dann ist Deine Feuerschweisstemperatur zu niedrig. Die Fotos sehen aber nach zu unsauberen Schweissstellen aus.

Eisen oder Baustahl verschweisst sich problemlos und hält bombenfest. Baustahl ist meines Wissens übrigens der Kram der in den Schlosserwerkstätten rumfliegt ;-)
Klopf nicht zu doll drauf beim Verschweissen... es zählt nicht die Kraft, sondern nur die Temperatur und dass die Schweissflächen sich auch wirklich berühren und keine Oxydschicht drauf ist.
Lieber viele schnelle gezielte Schläge.

Liebe Grüße

Xzenon
 
Hallo,
danke erstmal! :super:

Geschliffen waren die Stellen immer vorher. Schon weil alle Dellen raus sollten. Allerding wie man auch noch sieht mit 40 Körnung. War das zu grob?
Und ist das Graue auf den Bruchstellen Zunder oder nur raues Metall?
Temperatur war teilweise sogar höher als eig soll (stahl hat gebrannt). Ich glaube nicht, dass es daran lag.

mfg 123
 
Zuletzt bearbeitet:
Das, was Du haben willst, gleicht einer ärztlichen Diagnose am Telefon.

Erstens wissen wir nicht, welche Stähle genau verwendet wurden. Deiner Aussage nach war es "Baustahl (so ein Stecken von ner Abgrenzung bei ner Baustelle) und irgendnem Stück Eisen", was so ziemlich alles sein kann. Hast Du zufällig ein Stück rostfreien Stahl erwischt, oder was mit viel Silizium, dann kann das daran liegen. Aber woher soll man das wissen?

Zweitens ist die erforderliche Schweißhitze abhängig von den verwendeten Stählen. Auch hier wieder: Stähle unbekannt, Fehlerursache nicht zu ermitteln.

Drittens sind die Angaben über den Prozess unzureichend. Zum Beispiel sagst Du nicht, wie lange Du bei Schweißtemperatur gehalten hast. Wenn Dein Paket außen gelb und innen dunkelrot ist, was durchaus passieren kann, dann hilft auch Borax und GIB IHM nix.

Kurzum, besorge Dir ein paar Stähle, bei denen Du sicher weißt, was drin ist und die für solche Versuche geeignet sind und gehe zurück zu Los.
 
Hallo 123

der Stahl hat gebrannt ???
Ich habe schon Stahl verbrannt, so dass Funken sprühen... aber gebrannt hat mein Stahl noch nie :confused:

40er Korn ist nicht zu grob. Es zählen im Endeffekt nur zwei Dinge für das Schweissen.
Die Stähle müssen blank sein und bei richtiger Temperatur zusammenfinden. Das von Achim beschriebene Chrom oder Silizium in der Legierung führt dazu, dass sich aber wieder sehr schnell eine Oxydschicht bildet und Du zwar die richtige Temperatur haben kannst... aber die Schweisstellen nicht mehr blank sind.
Wenn Du jetzt vielleicht bei der Feuerführung noch nicht ideal arbeitest und Dein Paket zu viel Sauerstoff abbekommt geht es noch viel schneller.

Fazit: Wenn Du mit Deinem gefunden Stahl rumprobieren willst, dann tüftel so lange bis es klappt oder Du keine Lust mehr hast. Wenn Du gleich ein optimales Ergebnis willst, kauf Dir z.B. ck45 und schmiede daraus Dein Werkzeug.

Ich hatte jedenfalls irgendwann die Schanuze voll und hab mir ordentliches Material gekauft und plötzlich hat alles wunderbar geklappt :super:
 
Ich habe diese Schweißung nicht gemacht, weil die Menge Material in dem Bereich gering ist und schwierig heiß bis zum Amboß zu bringen ist. Zudem läuft die Hitze über die Griffe nach außen. Ich würde die Stahlmenge erhöhen (Platten oben und unten oder ein Rohr drüber) und nach der Schweißung wieder wegnehmen.
Gruß
Josef Angerer
 
Verunglückte Feuerschweißungen

Ich habe diese Schweißung nicht gemacht, weil die Menge Material in dem Bereich gering ist und schwierig heiß bis zum Amboß zu bringen ist. Zudem läuft die Hitze über die Griffe nach außen. Ich würde die Stahlmenge erhöhen (Platten oben und unten oder ein Rohr drüber) und nach der Schweißung wieder wegnehmen.......
Da hilft es sehr, wenn sich die Esse und der Amboss im gleichen Raum befinden.....
Wenn die geringe Masse ein Problem wäre, hätte man wohl verschweißte Kettenhemdringe nicht machen können!

Ein Rohr über der Schweißstelle? Ich stelle es mir schwierig vor, das nachher wieder zu entfernen.

Gruß

sanjuro
 
Danke erstmal für die ganzen Antworten :super: :)

@Achim: Ich könnt mir vorstellen das Ärzte auch am Telefon ne Diagnose hinkriegen. :glgl: Nur ist die Frage ob die dann richtig ist ...
Stimmt natürlich.
Zum Stahl: Baustahl nenn ich diesen Geriffelten Stahl, der immer in den Beton kommt (hat wahrscheinlich relativ viel Silizium, hab aber hier im Forum gehört, dass das auch damit geht). Der andere Stahl war wahrscheinlich auch irgendein Baustahl, aber gut, da weiß ich wirklich nicht wie die Zusammensetzung ist. :(
Allerdings hab ich jetzt C45! Gerade Gestern frisch vom Stahlhändler! :steirer: Damit werd ich das dann am Wochenende mal probiern!
(Schweißhitze klärt sich dann auch. Ist ca. 1050 oder nicht?)
Zum Prozess: Bitte frag was du noch wissen willst! Ich weiß das ja nicht so genau. Ich hab das Päckchen eigendlich immer langsam auf gelb (schätze knapp under 1000 °C) hoch gewärmt, dann noch ein bisschen heißer, ein wenig gewartet, und dann raus. Wenn ich das mal als Unerfahrener sagen darf, ich glaube, dass das recht gut durch war. War ja auch nicht so viel Masse.

@Xenonbenz: Sagt man das nicht? "Der Stahl brennt", wenn er Funken sprüht? - Auf jeden Fall hat er Funken gesprüht.
Sehen die Bruchstellen denn so aus, als wenn da eine Oxidschicht wäre, ich find eigendlich schon, weiß aber, wie schon gesagt, nicht ob das nur rau ist oder Oxid. Kann man das irgendwie testen?
Sauerstoff war glaub ich ein wenig viel da, hatte da ein paar Probleme mit der Luft ... nicht genug Glut ... Ist aber gelöst!! :steirer:

@sap und sanjuro: also ich hab auch die "kleinen" Packe funkensprühend zum Amboss schleppen können und mit nem Hammer draufhauen! Geht also glaub ich :D

Fazit bis hierhin: Ich probier das noch mal mit C45 und halte den ein bisschen länger bei 1050 °C (Korrigiert mich, wenn ich was falsches sage). Außerdem seh ich zu, dass der nicht so dicht über der Luft liegt und möglichst wenig Sauerstoff abkriegt. Ansonsten wie vorher mit schön viel Borax!
Berichte dann weiter. Wenn euch noch was auffällt/ein~ bitte reinschreiben.

MfG und Danke 123
 
Ich glaub ich hab da was gefunden:
die kurz gerippten Spannbetonstähle, die ca 0,7 % C und ca 1 % Mangan beeinhalten
Das war das, was ich mit dem Stecken von der Baustelle meinte! Vllt. könnt ihr was damit anfangen.
mfg 123
 
AW: Verunglückte Feuerschweißungen

[...]
Wenn die geringe Masse ein Problem wäre, hätte man wohl verschweißte Kettenhemdringe nicht machen können !

Übrigens genau das finde ich bis heute sehr zweifelhaft.

Gibs dazu eigentlich ne Quelle oder kursiert das nur seit Wikipedia durchs Netz ? Gesehen hab ich bis heute noch kein eisernes Kettenhemd mit verschweißten Ringen.
 
Hallo,

ich bin leider noch nicht zum Feuerschweißversuch gekommen :( Mir ist was Familiäres dazwischen gekommen. Aber in dieser Woche werde ich noch dazu kommen. :)
Allerdings ist mir noch eine Unklarheit/etwas ungewöhliches (und damit eine mögliche Fehlerquelle) aufgefallen! Betreffend des Borax: Ich hab hier im Forum gelesen, dass aus dem Borax erst das Kristallwasser auskocht und dann bei Schweißtemperatur so Perlen Bildet (ähnlich wie wasser auf der Regenjacke o.ä.). Bei mir hab ich aber beobachtet, dass das Borax die ganze Zeit nur Blasen schlägt, also das Kristallwasser auskocht, aber ich hab selbst bei der richtigen Temperatur und sogar ein wenig drüber keine solchen Perlen liegen!
Ist das der Fehler? Wie bekomm ich es hin, dass das Borax perlt?

MfG 123
 
Übrigens genau das finde ich bis heute sehr zweifelhaft.

Gibs dazu eigentlich ne Quelle oder kursiert das nur seit Wikipedia durchs Netz ? Gesehen hab ich bis heute noch kein eisernes Kettenhemd mit verschweißten Ringen.

@Rafail

Hi, ich war im Frühling diesen Jahres in Schottland. Da hab ich zwei historische Kettenhemden mit verschweißten Ringen gesehen. Eines in Edinburg im Waffenmuseum und eines in dem kleinen Museumsraum einer Burg (hab den Namen vergessen). Ich hab auch, unerlaubter weise, Fotos mit meinem Handy gemacht. Bei Gelegenheit kann ich die mal einstellen, bzw. dir mal schicken. Bei dem in der Burg könnte es sich um ein Replikat handeln, das im Waffenmuseum wurde jedoch als historisches Kettenhemd ausgewiesen...

Die Ringe variierten zwischen ca. 12mm Innendurchmesser an den Armen und ca. 14mm Innendurchmesser an Brust und Rücken. Durchgehend hatten die Ringe eine Stärke von ca. 2mm. An der Schweißstelle waren die Ringe etwas dicker, so ca. 3mm.

Ach ja, ich könnte mir vorstellen, das ist allerdings meine eigene Hypothese, dass die Ringe mit einer Art Nietzange verschweißt wurden. Die Schweißstellen der gut erhaltenen Ringe sahen alle sehr gleich aus. Nur für die präzise Hitzeführung hab ich keine Idee.

Gruß Jannis
 
Zuletzt bearbeitet:
@123
Die Schweisshitze kann ich Dir nicht in °C sagen, aber der Stahl ist hellgelb und fühlt sich anders an beim hämmern. Ist eher so eine Erfahrungsgeschichte... sorry... ist natürlich nicht sehr hilfreich für Dich, aber anders habe ich es auch nicht gelernt :(

Ich kann auf den Fotos nicht genau erkennen ob die Fläche verzundert ist, aber es sieht so aus als ob alles etwa dunkler ist und es dann aber ein paar stellen gibt die blank erscheinen. Sorry... ist halt Ferndiagnose ;)

Wenn Du irgendwann mal in der Nähe von Fulda bist, dann kannst Du gerne vorbeikommen und wir schweissen das zusammen.

Liebe Grüße

Xzenon
 
Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen.
Die 'bildlichen' Vergleiche passen nicht ganz zum jeweiligen 'üblichen' Aussehen von Borax bei den einzelnen Arbeitsschritten.

Ich hab hier im Forum gelesen, dass aus dem Borax erst das Kristallwasser auskocht und dann bei Schweißtemperatur so Perlen Bildet (ähnlich wie wasser auf der Regenjacke o.ä.)

Wenn es ungefähr so aussieht passt es im Normalfall:
=>erst 'schäumt' das weiße Pulver (Borax) auf ähnlich wie Bauschaum aus der Dose (abhängig davon wieviel Kristallines Wasser gebunden ist)
=>dann schmilzt es zusammen wie Zucker der in der Pfanne karamelisiert
=> ist es flüssig geworden aber noch zäh, dann hat es eine Konsistenz ähnlich dünnflüssigem Honig und steht ggfls. wie Wassertropfen auf einer Regenjacke.




Bei mir hab ich aber beobachtet, dass das Borax die ganze Zeit nur Blasen schlägt, also das Kristallwasser auskocht, aber ich hab selbst bei der richtigen Temperatur und sogar ein wenig drüber keine solchen Perlen liegen!
Ist das der Fehler? Wie bekomm ich es hin, dass das Borax perlt?

jetzt heisst es mehr Temperatur oder wenn genug Hitze in der Esse ist, noch warten bis das Werkstück durchgewärmt ist !!! denn die Ganze Sache ist noch viel zu kalt wenn das Borax in Tropfenform auf der Oberfläche steht.

ES muss immer dünnflüssiger werden und regelrecht auf der Oberfläche zerlaufen.
Dann beginnt es zu perlen.

Das "Perlen" lässt sich am ehesten vergleichen mit dem Sprudeln der Kohlensäure in einem frischem Glas Minereralwasser
oder evtl. Hopfenblütentee :steirer:



Das ist einer der Anhaltspunkte das die Schweißtemperatur zumindest an der Oberfläche stimmt




Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
ah, ok, danke
Also bedeutet dieses Perlen gar nicht, dass sich an der Oberfläche so Perlen bilden, sondern dass es ähnlich sprudelt wie Kohlensäure. Das war es was ich meinte mit dem Blasenschlagen. War nur falsch von mir interpretiert worden. Scheinbar hatte ich also die richtige Temperatur. Morgen werde ich das ganze mit C45 probieren. Dann kann man weiter nach Fehler suchen (außer, und das hoffe ich natürlich, es klappt)
Also bis morgne :)
123
 
Hallo 123, ich bin zwar auch noch Anfänger, aber folgende Erkenntnis habe ich zum Feuerschweissen bisher u.a. gewonnen:
Die zu verschweissenden Stücke müssen so gut wie möglich fixiert werden. Deine drumherum gewickelten Drähte sehen mir wenig Vertrauen erweckend aus. Besser wäre es, in ein E-Schweissgerät zu investieren und mit ein paar kurzen Nähten alles ordentlich zu fixieren. Vielleicht kann es der Profi auch irgendwann wieder mit einer simplen Drahtwicklung. Ich als Anfänger habe es bisher nicht hinbekommen. Je besser ich Damastpakete vorher fixiert habe (auch & vor allem an den Längsseiten) desto besser hat die Feuerschweissung funktioniert. Könnte m.E. daran liegen, dass man bei den ersten Schlägen die Lagen zu leicht verschiebt wenn man nicht 100% senkrecht draufschlägt u.s.w.
Die ersten Pakete habe ich dadurch versaut, dass ich sie an den Längsseiten nicht (elektro-)geschweisst habe. Da sich die äusseren Lagen schneller erwärmen, dehnen sie sich mehr aus und das ganze Paket biegt sich in der Mitte wie ein Fächer auseinander. Dadurch kann Luft ran und sich ordentlich Zunder bilden. Borax hat in der Situation auch nie geholfen. Vielleicht würde man das Problem lösen können wenn man zwischendurch "packt", so wie es wohl von Bergland beschrieben wird... Aber eigentlich ging es Dir ja nicht um Damastpakete. Trotzdem denke ich dass die mangelnde Fixierung ein Problem sein könnte.

Tschüß, Stefan
 
Es rührt mich immer ein bißchen, wenn ich von Fehlschlägen beim Feuerschweißen und dann die vielen guten Ratschläge lese, was man vielleicht besser machen könne.
In Wirklichkeit ist es doch eigentlich ganz einfach: Metallisch blankes Material wird auf Schweißtemperatur erhitzt und durch hohen Druck vereinigt.
Letzten Samstag hatte ich wieder Besuch von Freunden in der Schmiede und da kann man wegen der Ablenkung nichts wirklich kompliziertes machen. Nur schwätzen will man aber auch nicht- da könnte man doch ein Paketchen 1.1545 und Wälzlagerstahl machen. Die Wälzlagerringe sind konisch, also auf einer Seite wesentlich dicker, als auf der anderen-macht nichts, da läuft das Flußmittel besser rein und der Dreck kann besser ablaufen. Also Erhitzen auf rot, Flußmittel drauf- nicht außen, sondern innen, wo die Metalle sich berühren, schön warm gemacht, ein paar kräftige Hammerschläge und die eine Seite ist geschweißt. Dasselbe mit der anderen Seite und man kann an´s Falten gehen.
So geht es wirklich und es ist nur ein Geheimnis dabei: Ich versuche, keine Fehler zu machen !.
Fehler die man machen kann, sind leider geradezu zahllos.
Ich will im folgenden versuchen, möglichst optimale Bedingungen für das Feuerschweißen zu schildern.
Markus hatte das übrigens in einem früheren thread ausführlich und präzis beschrieben und wer dem folgt, müßte eigentlich zum Erfolg kommen.
Optimal für die Feuerschweißung wäre metallisch blankes Material und der Abschluß von Sauerstoff. Dazu gibt es verschiedene, hier auch schon erörterte Methoden. Die einfachste wäre, blanke Bleche so in ein passendes Vierkantrohr zu schlagen, daß kein Sauerstoff eindringen kann. Die eine Seite des Rohrs kann ruhig aufbleiben. Man kann Flußmittel dort aufbringen, meinetwegen Wachs drauf gießen oder einen Batzen Lehm drauf kleben. Es wird- auch mit komplizierten Materialien- funktionieren.
Natürlich muß man auch hier gleichmäßig gut durchwärmen und auf Schweißtemperatur bringen. Bei C-armen Stählen kann man mit der Temperatur hochgehen, bei den Amerikanern lese ich immer so was von 1200-1300 Grad, bei C-reichen Stählen muß man deutlich darunter bleiben. Ich kenne notorische Kaltschweißer, die mit Erfolg bei ca 1000 Grad schweißen. Sicherheitshalber kann man ruhig höher gehen-1050-1100 Grad sind schon OK.
Verzichtet man auf die Sauerstoffabwehr durch das Vierkantrohr, muß man den Sauerstoff nach Möglichkeit anders unschädlich machen.
Hier ist ein gut geleitetes Feuer wichtig. Es soll möglichst viel Hitze bei möglichst wenig Luft erzeugen. Auch dafür gibt es eine Reihe von Lösungsansätzen, beginnend mit dem Brennstoff, der Tiefe des Feuers u.s.w., wie ja hier schon vielfach erörtert.
Weiter wichtig ist ein brauchbares Flußmittel-das rosa Pulver, das es im Handel gibt, ist in Ordnung, Borax ist gut geeignet, ich schwöre auf das Borax- Ammoniumchloridgemisch, es gibt sicher noch viele brauchbare Rezepte: Heinz Denig hat in seinem Buch in der zweiten Auflage dazu einiges geschrieben.
Das Flußmittel nützt außen um das Paket herum wenig, wenn das Innere oxydiert ist. Wer sicher gehen will, kann vor dem Falten die Teile, die aufeinander zu liegen kommen, überschleifen. Bei schwierigen Kombinationen empfiehlt sich das jedenfalls, sonst ist es nicht nötig.
Gut ist es natürlich immer, durch Schläge auf die hohe Kante möglichst viel Hammerschlag abzusprengen. Wer will, kann das durch Naßschmieden machen. Schmiedet man vor schläfrigen Zuschauern, kann man so das Interesse wecken.
Ein gutes Flußmittel schützt nicht nur vor Verzunderung, sondern löst die üblichen Oxyde. Man kann es also durchaus auch erst bei Temperaturen kurz unter der Schweißtemperatur aufbringen. Wenn es klappt, ist es gut, wenn nicht, muß man eben sorgfältiger arbeiten.
Wichtig ist auch die Form der Oberflächen, die vereinigt werden sollen. Bilden sie Hohlräume, so wird sich dort Zunder oder auch nur Luft festsetzen und an dieser Stelle schweißt es erst mal nicht. Die Oberfläche sollte also immer so eingestellt sein, daß Flußmittel und Dreck möglichst ungehindert nach außen abfließen können. Die Paketenden, die zuerst verschweißt werden sollen, müssen sich berühren. Wenn sie auseinanderklaffen, schweißen sie nicht. Es macht also Sinn, bei zwei zu verschweißenden Stücken sie so vorzubiegen, daß sich die Enden berühren. Das genügt. Das ganze Paket kann natürlich vorn, hinten, oben und unten elektrisch geheftet werden. Das mag dem Anfänger helfen, nötig ist es nicht.
Der nächste wichtige Punkt ist die Materialwahl. Es ist allgemeiner Erfahrungsschatz, daß Mangan und Nickel "schweißfreundlich" sind, Wolfram, Silizium und Chrom in aufsteigender Folge dagegen schädlich.
Ich persönlich finde höhere Anteile an Silizium im Stahl besonders hinderlich. Viele Massenstähle sind aber aus Kostengründen relativ Si-reich.
Hoher C-Gehalt verringert die Temperaturspanne, innerhalb deren man schweißen kann, behindert das Verschweißen an sich aber nicht.
Zu guter letzt brauchen wir noch einen vernünftigen Hammer.
Mit einem Goldschmiedehämmerchen kann man keine kiloschweren Damastpakete schweißen. Es ist aber auch nicht so, daß "Viel" unbedingt viel hilft. Mit einem stark balligen Hammergesenk in einem Lufthammer kann man auch schon geschlossene Schweißungen wieder öffnen. Ähnlich ist es beim Walzen mit zu hoher Abnahme auf einen Stich.
Daß der Hammer schnell und sicher geführt werden muß, muß wohl nicht eigens betont werden.
Jetzt muß man nur noch die möglichen Fehlerquellen im Geiste durchgehen, in der Realität abstellen und es kann losgehen.
Viel Spaß und Freude an gelungenen Arbeiten.
MfG U. Gerfin
 
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@U. Gerfin
Einfach nur vielen Dank, für deinen , mal wieder, kurzweiligen und informativen Beitrag. ich lese häufig bei dir mit.
Gruß, Peter
 
Hallo U.
ich hab schon öfters gelesen, dass vor dem Schweissen mit einer Drahtbürste gebürstet wird, um Zunder/Oxide zu beseitigen. Bringt das was? Wenn ja, wann wird gebürstet? Gesetzt der Fall, ich hab ein Paket so weit ausgereckt, dass ich es falten möchte. Ich kerbe es mit einem Meißel ein, biege es um.... und wann bürste ich? Bei welcher Temperatur?
Manni
 
Verunglückte Feuerschweißungen - und jetzt?

....ich hab schon öfters gelesen, dass vor dem Schweißen mit einer Drahtbürste gebürstet wird, um Zunder/Oxide zu beseitigen. Bringt das was? Wenn ja, wann wird gebürstet? Gesetzt den Fall, ich hab ein Paket so weit ausgereckt, dass ich es falten möchte. Ich kerbe es mit einem Meißel ein, biege es um.... und wann bürste ich? Bei welcher Temperatur?....
Natürlich VOR dem Umbiegen, besser noch vor dem Einkerben. Die Temperatur ist aus meiner Sicht nicht so wichtig, allerdings achte ich darauf, dass das Paket nicht mehr rotwarm ist.

Gruß

sanjuro
 
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