Viel Design, saubere Fertigung, milde Preise

Nun gut,

das Potential zur ökologischen Einsparung sowie der politischen Einflussnahme, sehe ich mit dem Nicht-Kauf zweier chinesischen Klapper vom Importeur eher gering - da lohnt sich das Engagement an anderer Stelle deutlich eher.

Wer bereits 50+ Klapper hinter sich und 10 Jahre Spielzeit damit auf dem Buckel hat, wird den Verzicht auch leichter ertragen als derjenige, der eben mit Klappern anfängt.

Die Welt ist im Wandel, war sie schon immer - die Geschwindigkeit hat drastisch zugenommen. Wenn alle vorhandenen Schalter auf off gestellt werden, muss man sich auch über die Konsequenzen im Klaren sein. Wenn nicht, wird darüber diskutiert werden müssen, welches die richtigen sind.

Verzweiflung ist kein guter Ratgeber und Verzweifelte bringen keine Lösung. Nachzusehen, ob der Nachbar einen Joghurtbecher in den Papiermüll getan hat, rettet ganz bestimmt nicht diesen Planeten.

grüsse, pebe
 
Ich verlinke hier mal das BergBlades Iron Pup weil:

1. Es mir grade sehr gefällt
2. Es bei WE in China gefertigt wird
3. Es genau die 3 im Threadtitel genannten Aspekte verwirklicht
4. Weil es mir bisher hier im MF noch nicht untergekommen ist und vllt. der ein oder andere auch gefallen daran findet

Bergblades Pup Stonewashed mit G10 Inlay

Amerikanischer Messermacher, der halt bei WE fertigen lässt. Ist zwar kein original WE, passt aber meiner Meinung nach hierher.
 
Hier noch ein Exemplar, das m.E. gut zu "viel Design und saubere Fertigung" passt - das Scamp von WE-Knife. Klinge aus CPM S35VN, Griff aus 6AL4V Titanium. Design vom WE-Knife-Team also chinesisch. Ist inzwischen nur noch ein Auslaufmodell (discontinued). Mir gefällt's.
 
Passt in den Faden wie die Faust auf's Auge, wenn man das Design denn mag...
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WE Knife Banter
  • Die schön dünn ausgeschliffene Klinge aus CPM S35VN steht geschlossen mittig und offen ohne Spiel,
  • läuft butterweich auf Keramikkugellagern,
  • und flickt super dank gut eingestelltem Detent sowie klug positioniertem Daumenpin.
  • Der Lock steht minimal über und lässt sich so komfortabel öffnen, ohne im offenen Zustand die Greifhand zu stören.
  • Alles sauber verrundet, keine Kanten spürbar
  • Die Handlage ist für mich überraschend bequem, hätte ich bei dem Kasten so nicht erwartet.
  • Mit dem flachen Aufbau, Deep-Carry-Clip (in den Schalen versenkt) und ~80g auf der Waage ist das Messer in der Hosentasche kaum wahrnehmbar.
Da wussten Designer und Hersteller, was sie tun...
 
Preis-Leistung glänzt aus meiner Sicht nicht nur mit Materialgegenwert, sondern auch mit sorgfältiger Verarbeitung und Qualitätskontrolle, es muss nicht M390 sein, 14c28N ist auch in Ordnung, nur um ein Beispiel zu geben. Was ich erwarte sind spaltenlos zusammengefügte Teile, die leichtgängig laufen und mechanisch/funktionell ohne Tadel sind und meinen Geschmack an Design ansprechen. Nur schaut's da ohne chinesische Fertigung halt recht mau aus.

Um das nochmal aufzugreifen ...

... "in gut und günstig" selbst beim Pulvermetall M390 muss ich garnicht unbedingt nach China schielen, das gibt es bei den Italienern samt Stecketui für um die 77 Euro -> Fox Libar M390

Foxcutlery gibt bei dem Messer "made in italy" an, ich habe das hier mit Olivenholzgriff und muss sagen, dass die Qualität und Verarbeitung wirklich ausgesprochen gut ist, da wackelt nix, da gibt es eine 100%ige Klingenausrichtung, keine fühlbaren Übergänge, Anfassgefühl ist richtig genial - und die Italiener können sowas für echt günstiges Geld anbieten.
 
Schon mehr als vor 10 Jahren war China in der Lage auch Klappmesser- kleine Serien zu machen, die qualitativ sich vor niemandem verstecken brauchen. Auch WB war überhaupt nicht schlecht gewesen (cpm90v).
Ob und wie weit Superstähle für Billigsegment Sinn machen- das ist eine philosophische Frage: ohne entsprechende WB und mechanischer Bearbeitung bleiben praktisch nur ein mäßiges Schneidgeführt, schlechte Schärfbarkeit mit "etwas besserer" Schneidhaltigkeit.
 
Woran es rein chinesischen Produkten noch mangelt - es fehlt ihnen an Gesicht.

Damit meine ich nicht das Fehlen einer jahrhunderte langen Tradition, sondern die Beliebigkeit von Messern, die im Monatstakt auf den Markt geworfen werden und großteils wieder verschwinden.

Dies befriedigt, ganz im Sinne einer Konsumgesellschaft, eine Kundschaft mit stetigen Hunger nach Abwechslung - oder erzeugt diesen dadurch erst.

Brands wie Reeve, Hinderer, Spyderco, Perceval bewahren nicht nur ihre Designs sondern ihren Wert, Wertigkeit und Wertschätzung über viele Jahre, gar Jahrzehnte.

Manche Designs wirken im Zeitablauf leicht überholt, andere Hersteller bieten Vergleichbares besser oder günstiger - dies spielt aber bei genügend Messerfreaks keine Rolle.

Ein Sebenza ist ein Sebenza und bleibt ein Sebenza - die anderen haben nur gute Titanklapper.

Dies ist auch Ausdruck eines Lebensgefühl und Bedürfniss - geschicktes Marketing nutzt dies natürlich aus und versucht das heutzutage von Anbeginn mit reinzupacken.

Mit der Bewertung als Schneidwerkzeug hat das rein gar nichts zu tun.

Einen Froberg oder Solingerjagdklapper will ich nicht aus dem CNC Automaten, dies passt für mich nicht zum Messer, schon gar nicht mit Hirschhorn; bei einem verspielten Marfione Titan Integral hingegen schon.

Ähnliches gilt für mich bei Küchenmesser.

Ein 50 Euro Messer aus der CNC Fräse mit der Minimalstahlanforderung aber allen Applikationen eines 1.500 Euro customs ist für mich BlingBling Kram; dann lieber schlichte Ausführung und einen besseren Stahl.

Aber, wie immer gilt. Jeder hat seine eigene Sicht.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

Dies befriedigt, ganz im Sinne einer Konsumgesellschaft, eine Kundschaft mit stetigen Hunger nach Abwechslung - oder erzeugt diesen dadurch erst.

beides meine ich, ein Teufelskreis der nur mit Willen zur Unterlassung zu durchbrechen ist. :unsure:

Ein Sebenza ist ein Sebenza und bleibt ein Sebenza - die anderen haben nur gute Titanklapper.

Das findet wie alles nur im Kopf statt. Der jeweilige psychologische Zustand pro Käufer ist eine Variable. :steirer:
Dies ist auch Ausdruck eines Lebensgefühl und -bedürfnisses; geschicktes Marketing nutzt dies natürlich stets aus und versucht dies von Anbeginn mit reinzupacken.

Mit der Bewertung als Schneidwerkzeug hat das rein gar nichts zu tun.

So schaut das aus und das gilt es zu erkennen, dann kann man sich besser auf das Schneidwerkzeug an sich einlassen, wenn alles an Drumherum stillgelegt wird. ;) Deshalb ist ja das "gesichtslose" Chinamesser in sein Mythenlosigkeit und Nacktheit an Geschichte so schwierig zu positionieren, obwohl alles an Funktion in oftmals überragender Qualität geboten wird. Da sieht man, welche Mechanismen im Gehirn wirken.
Einen Froberg oder Solingerjagdklapper will ich nicht aus dem CNC Automaten, dies passt für mich nicht zum Messer; bei einem verspielten Marfione Integral hingegen schon.

Genau, hier entsteht ein Kontakt, vielleicht auch persönlich. Der Macher hat ein Gesicht, eine Stimme, eine Meinung, ein Konzept und alle Sinne des Käufers werden angesprochen. Das wiegt dann alles mit dem Messer mit, wenn man es anerkennend in der Hand liegen spürt. Ganz klare Sache, das kann der gesichtslose Chinafolder selbst mit nahezu perfekter Ausführung nicht wett machen.

Außer der Kopf macht sich davon frei und betrachtet und benutzt das, was tatsächlich da ist ohne dieses übertragene Gebilde an Besonderem das feinstofflich mit aus der Verpackung strömt, wenn man sie öffnet und sein Custom in die Hand nimmt. ;)

Ich für mich brauche beides, die nüchterne und die emotionale Komponente, sonst wäre jeder Messerkauf uniform, und ohne tiefere Freude an einem besonderen Stück.

Gruß, güNef
 
Woran es rein chinesischen Produkten noch mangelt - es fehlt ihnen an Gesicht.
Dies ist auch Ausdruck eines Lebensgefühls
Jain,
einerseits haben z.B. französische Regionalmesser oder das Merkator aus Solingen einen klaren Wiedererkennungseffekt und viel Geschichte, aber
andererseits gibt es durchaus auch neue chinesische Messer, die mit dem Lebensgefühl aus dem eigenen Kulturkreis spielen und ein sehr spezifisches Gesicht haben.
Ein Beispiel dafür ist m.E. der Tai-Chi-Paketöffner von Kizer. Der Entwurf stammt nicht von einem international bekannten Messermacher aus Amerika oder Europa sondern aus Asien.
Ist natürlich Geschmackssache;-)
 
Das hast Du bei den europäischen richtig erkannt, die Beständigkeit des eigenständigen Designs wird zum Gesicht.

Ein Stück weit kann man das so auch einem chinesischen Hackbeil zuordnen.

Wenn sich Dein Kizer Klapper neben weiteren, ähnlichen Messern einige Jahre vermehren und etablieren würde, dann könnte man vielleicht von einem Gesicht sprechen.

grüsse, pebe
 
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