porcupine
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Der Ryback Bushcrafter von Kevin Wilkins ist ein Messer, das in (kleiner) Serie gebaut wird.
Er hat mich schon ein Weilchen gereizt; Grund war mein „Ein Mann-ein Jahr-ein Messer“ – Experiment. Da hatte ich ein kurzes, recht dickes Jagdmesser mit balligem Schliff zunächst mal 4 Monate ganz ausschließlich benutzt. Den Rest des Jahres auch noch überwiegend, aber mit Tests des einen oder anderen „Alternativmessers“. Dieses eine Jahr lang habe ich auch mal in gewisser Weise Statistik geführt, wo und wann ich denn am meisten mit einem Messer arbeite, und als Ergebnis kam raus: in der Küche. Alles andere wie Post öffnen, Klebebänder oder Schnüre kappen, Fingernägel auskratzen und schneiden – geht am besten mit einem kleinen Victorinox.
Bleibt also die Küchenarbeit. Ich koche gerne; und meine Frau sagt, dass ich es auch gut mache. Es macht Spaß.
In meiner Küche tut seit 23 Jahren ein Messerset vom Zwilligswerk seinen Dienst, Durchschnitt, nichts Überragendes. Ergänzend habe ich immer mal das eine oder andere meiner Jagdmesser benutzt, aus besserem Stahl, aber mit anderen Nachteilen: Zu hinderlicher Handschutz, zu dicke Klingen, so in der Art.
Daher fand ich die Zeit reif, mal einen/zwei Blicke auf gute Küchenmesser zu werfen. Und als Messerfreak sucht man dann ja nicht irgendein Küchenmesser, selbst wenn es gut sein sollte, sondern eine Mischung, ein Crossover sowohl für die Küche als auch für Outdoorzwecke.
Diese Gedanken hat Kevin Wilkins vielleicht mitgehört, oder ähnliche gehabt. Jedenfalls hat er genau dieses Crossover - Messer entworfen, den Ryback Bushcrafter. Der Ryback BC ist eine Mischung aus präziser Maschinenarbeit und Fertigstellung von Hand. „At Home in the Kitchen and in the Field”, wie Kevin das ausdrückt. Genau was ich suchte.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis einer bei mir gelandet ist. Lange konnte ich mich nicht entscheiden, welche Farbe der Griff haben sollte. Nun ist es orange geworden.
Ein paar Daten:
Gesamtlänge 220 mm
Klingenlänge 105 mm
Klingenhöhe 30 mm
Klingenstärke 3,2 mm
Stahl Niolox 1.4153.03, HRC 59-60
Griffschalen G-10
Befestigung mit Inbusschrauben
Klingenoberfläche: Hammer polished
Gewicht 142 g, mit Scheide 198.
Die Lederscheide ist optional, wahlweise schwarz oder braun, von Victor Bärwald gemacht, mit Schlaufe für einen Firestick (es kann aber z.B. auch ein Taschen-Wetzstahl eingesteckt werden)
Lieferumfang: Ich habe die Scheide in schwarz mitbestellt. Dazu kam das Wilkins Klettpatch und ein Light-my-Fire Firestick mit. Sehr netter Service und viiieeel kreativer als Holzkisten, Pappschachteln, Blechboxen oder Reißverschlusstaschen.
Der Griff
Erstes In-der-Hand-Gefühl: Leicht. Führig. Sicher. Ausgewogen mit einem bisschen Grifflastigkeit. Klar, es ist eine Full-tang-Konstruktion. Die Griffschalen sitzen absolut spaltfrei und perfekt angepasst. Ich habe von Kevin auch noch nichts anderes gesehen. Die textilartige Oberfläche ist nur ganz vage zu spüren. Alles andere wäre in der Küche auch unpraktisch, wegen der Reinigung. Aber einigermaßen rutschfest ist sie dennoch.
Eine Fangriemenöse ist nicht vorhanden, auch das, weil es ein Küchenmesser ist. Ich kann damit leben. Sollte ich mit dem Messer auf einem Segelschiff herumturnen müssen, würde ich einfach einen Haltebügel (wie beim alten Schweizer Soldatenmesser) in die hinteren Öffnungen der Inbusschrauben einpressen.
Die Länge des Griffs ist für kleine und größere Hände gut passend. Die Griffstärke ist eher für schlanke Hände geeignet, dicke Pranken dürften da ein bisschen wenig in der Hand haben. Die Zeigefingermulde gibt ein sicheres Gefühl, und der sich nach hinten leicht verbreiternde Griff tut ein Übriges. Die ergonomische Gestaltung ähnelt dem Gros aller Küchenmesser, weils sich’s bewährt hat. Das mit der Ergonomie ist mir besonders wichtig. Und die meiner Meinung nach beste Ergonomie bieten Griffe, die zwischen Daumen und Zeigefinger eher schmal (von der Höhe her gesehen) sind und nach hinten hin breiter werden. Ich wundere mich immer, wenn in Katalogen Messer, die vorn viel zu dick sind, nach hinten immer schmaler werden und dem kleinen Finger keinerlei Halt bieten, als ergonomisch angepriesen werden. Ich kann mit sowas beim besten Willen nicht vernünftig arbeiten.
Die Klinge
Sie hat eine ganz eigene Oberfläche. Schwer zu beschreiben. Nie vorher gesehen. Sieht aus wie eine Kreuzung aus Stonewash und Scratchfinish. Aber cooool. Glitzert auch noch schön.
Die Schärfe ist ganz hervorragend (wie bei allen Messern von Kevin). Die Schneidfase selbst ist schmal, knapp 1 mm, der flache Grundschliff geht bis auf ca. 0,4 mm herunter, wenn ich meinem Messschieber trauen kann.
Die Klinge ist 30 mm breit und steht nach unten über den Griff über, ideal für Arbeiten auf einer Schneidunterlage. Alles in allem schlicht und praktisch, schneidfreudig und leicht sauberzuhalten. An einem solchen Messer braucht es auch keine Riffelungen, Durchbrüche usw.
Ein Blick auf die Scheide: sie ist schlank, aus, na sagen wir nicht ganz 3 mm starkem Leder, sauber genäht, sauber die Kanten geglättet, absolut kein Makel zu finden. Ehrlich, ich habe an teureren Messern schon viel schlechtere Scheiden vorgefunden.
Das Messer sitzt sehr fest in der Scheide, keine Gefahr, dass es von selbst rauskommt. Ob der höllisch scharfen Klinge muss man beim Einstecken ein bisschen Vorsicht walten lassen.
Erprobung
Das Messer flüstert dauernd: „Ich will arbeiten. Wo ist das Schneidebrett, wo die Paprikaschote?“
Zwei Tage konnte ich erst mal nichts testen, zu viel Anderes zu tun, aber dann haben wir Sonntag das Mittagessen zusammen gemacht. Schichtkohl, eine norddeutsche Spezialität. Gab also vorwiegend Kohl und Kartoffeln zu schnippeln.
Die Schneidleistung des Messers ist wie erwartet hervorragend. Die Klingenlänge von 10 cm setzt natürlich gewisse Grenzen, ist aber kein Problem. Falls doch, gibt’s größere Messer.
Ein zweiter Test war ein rustikales Abendbrot mit Vollkornbrot, Schinken und Käse auf einem Zwetschgenholzbrett. Auch als Vespermesser ist der Ryback BC gut geeignet.
Mehr war noch nicht.
Wie ist das mit dem „Bushcrafting“? Also so richtig hart rannehmen draußen im Wald? Ich werde es vermutlich nicht austesten, jedenfalls nicht freiwillig.
Gemeinhin verbindet man mit „Bushcrafter“ auch eher Messer im Stil des Ray Mears Bushlore, d.h. 4 mm dicke Carbonstahl-Klinge und weniger als halb hoher Skandi-Schliff. Das ist für Holzarbeiten, auch etwas gröbere, sicherlich gut.
Mit dem Firestick habe ich immerhin schon ein paar Funken produzieren können. Featherstick schnitzen und Feuerchen machen werde ich dann auch noch mal testen. Bin in der Hinsicht bisher eher der BIC-User.
Ich werde mit Kevins Bushcrafter voraussichtlich kein Holz spalten, es auch nicht testweise in einen Baumstamm treiben und zur Seite hebeln. Für mich ist es Das Messer zur Nahrungszubereitung. Es ist mit der Scheide gut transportierbar - an meinem Arbeitsplatz habe ich auch des Öfteren die Chance, in der Küche zu arbeiten, und dort gibt es nur schrottige Messer. Es kann als Allzweckmesser mit auf Reisen gehen und ich muss schlecht ausgestattete Ferienwohnungsküchen nicht fürchten. Ich muss mir in Strandnähe keine Gedanken über Rost machen.
Perfekt. Genau mein Stil. Genau mein Messer. Mehr Infos gibts bei Kevin Wilkins himself.
Er hat mich schon ein Weilchen gereizt; Grund war mein „Ein Mann-ein Jahr-ein Messer“ – Experiment. Da hatte ich ein kurzes, recht dickes Jagdmesser mit balligem Schliff zunächst mal 4 Monate ganz ausschließlich benutzt. Den Rest des Jahres auch noch überwiegend, aber mit Tests des einen oder anderen „Alternativmessers“. Dieses eine Jahr lang habe ich auch mal in gewisser Weise Statistik geführt, wo und wann ich denn am meisten mit einem Messer arbeite, und als Ergebnis kam raus: in der Küche. Alles andere wie Post öffnen, Klebebänder oder Schnüre kappen, Fingernägel auskratzen und schneiden – geht am besten mit einem kleinen Victorinox.
Bleibt also die Küchenarbeit. Ich koche gerne; und meine Frau sagt, dass ich es auch gut mache. Es macht Spaß.
In meiner Küche tut seit 23 Jahren ein Messerset vom Zwilligswerk seinen Dienst, Durchschnitt, nichts Überragendes. Ergänzend habe ich immer mal das eine oder andere meiner Jagdmesser benutzt, aus besserem Stahl, aber mit anderen Nachteilen: Zu hinderlicher Handschutz, zu dicke Klingen, so in der Art.
Daher fand ich die Zeit reif, mal einen/zwei Blicke auf gute Küchenmesser zu werfen. Und als Messerfreak sucht man dann ja nicht irgendein Küchenmesser, selbst wenn es gut sein sollte, sondern eine Mischung, ein Crossover sowohl für die Küche als auch für Outdoorzwecke.
Diese Gedanken hat Kevin Wilkins vielleicht mitgehört, oder ähnliche gehabt. Jedenfalls hat er genau dieses Crossover - Messer entworfen, den Ryback Bushcrafter. Der Ryback BC ist eine Mischung aus präziser Maschinenarbeit und Fertigstellung von Hand. „At Home in the Kitchen and in the Field”, wie Kevin das ausdrückt. Genau was ich suchte.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis einer bei mir gelandet ist. Lange konnte ich mich nicht entscheiden, welche Farbe der Griff haben sollte. Nun ist es orange geworden.
Ein paar Daten:
Gesamtlänge 220 mm
Klingenlänge 105 mm
Klingenhöhe 30 mm
Klingenstärke 3,2 mm
Stahl Niolox 1.4153.03, HRC 59-60
Griffschalen G-10
Befestigung mit Inbusschrauben
Klingenoberfläche: Hammer polished
Gewicht 142 g, mit Scheide 198.
Die Lederscheide ist optional, wahlweise schwarz oder braun, von Victor Bärwald gemacht, mit Schlaufe für einen Firestick (es kann aber z.B. auch ein Taschen-Wetzstahl eingesteckt werden)
Lieferumfang: Ich habe die Scheide in schwarz mitbestellt. Dazu kam das Wilkins Klettpatch und ein Light-my-Fire Firestick mit. Sehr netter Service und viiieeel kreativer als Holzkisten, Pappschachteln, Blechboxen oder Reißverschlusstaschen.
Der Griff
Erstes In-der-Hand-Gefühl: Leicht. Führig. Sicher. Ausgewogen mit einem bisschen Grifflastigkeit. Klar, es ist eine Full-tang-Konstruktion. Die Griffschalen sitzen absolut spaltfrei und perfekt angepasst. Ich habe von Kevin auch noch nichts anderes gesehen. Die textilartige Oberfläche ist nur ganz vage zu spüren. Alles andere wäre in der Küche auch unpraktisch, wegen der Reinigung. Aber einigermaßen rutschfest ist sie dennoch.
Eine Fangriemenöse ist nicht vorhanden, auch das, weil es ein Küchenmesser ist. Ich kann damit leben. Sollte ich mit dem Messer auf einem Segelschiff herumturnen müssen, würde ich einfach einen Haltebügel (wie beim alten Schweizer Soldatenmesser) in die hinteren Öffnungen der Inbusschrauben einpressen.
Die Länge des Griffs ist für kleine und größere Hände gut passend. Die Griffstärke ist eher für schlanke Hände geeignet, dicke Pranken dürften da ein bisschen wenig in der Hand haben. Die Zeigefingermulde gibt ein sicheres Gefühl, und der sich nach hinten leicht verbreiternde Griff tut ein Übriges. Die ergonomische Gestaltung ähnelt dem Gros aller Küchenmesser, weils sich’s bewährt hat. Das mit der Ergonomie ist mir besonders wichtig. Und die meiner Meinung nach beste Ergonomie bieten Griffe, die zwischen Daumen und Zeigefinger eher schmal (von der Höhe her gesehen) sind und nach hinten hin breiter werden. Ich wundere mich immer, wenn in Katalogen Messer, die vorn viel zu dick sind, nach hinten immer schmaler werden und dem kleinen Finger keinerlei Halt bieten, als ergonomisch angepriesen werden. Ich kann mit sowas beim besten Willen nicht vernünftig arbeiten.
Die Klinge
Sie hat eine ganz eigene Oberfläche. Schwer zu beschreiben. Nie vorher gesehen. Sieht aus wie eine Kreuzung aus Stonewash und Scratchfinish. Aber cooool. Glitzert auch noch schön.
Die Schärfe ist ganz hervorragend (wie bei allen Messern von Kevin). Die Schneidfase selbst ist schmal, knapp 1 mm, der flache Grundschliff geht bis auf ca. 0,4 mm herunter, wenn ich meinem Messschieber trauen kann.
Die Klinge ist 30 mm breit und steht nach unten über den Griff über, ideal für Arbeiten auf einer Schneidunterlage. Alles in allem schlicht und praktisch, schneidfreudig und leicht sauberzuhalten. An einem solchen Messer braucht es auch keine Riffelungen, Durchbrüche usw.
Ein Blick auf die Scheide: sie ist schlank, aus, na sagen wir nicht ganz 3 mm starkem Leder, sauber genäht, sauber die Kanten geglättet, absolut kein Makel zu finden. Ehrlich, ich habe an teureren Messern schon viel schlechtere Scheiden vorgefunden.
Das Messer sitzt sehr fest in der Scheide, keine Gefahr, dass es von selbst rauskommt. Ob der höllisch scharfen Klinge muss man beim Einstecken ein bisschen Vorsicht walten lassen.
Erprobung
Das Messer flüstert dauernd: „Ich will arbeiten. Wo ist das Schneidebrett, wo die Paprikaschote?“
Zwei Tage konnte ich erst mal nichts testen, zu viel Anderes zu tun, aber dann haben wir Sonntag das Mittagessen zusammen gemacht. Schichtkohl, eine norddeutsche Spezialität. Gab also vorwiegend Kohl und Kartoffeln zu schnippeln.
Die Schneidleistung des Messers ist wie erwartet hervorragend. Die Klingenlänge von 10 cm setzt natürlich gewisse Grenzen, ist aber kein Problem. Falls doch, gibt’s größere Messer.
Ein zweiter Test war ein rustikales Abendbrot mit Vollkornbrot, Schinken und Käse auf einem Zwetschgenholzbrett. Auch als Vespermesser ist der Ryback BC gut geeignet.
Mehr war noch nicht.
Wie ist das mit dem „Bushcrafting“? Also so richtig hart rannehmen draußen im Wald? Ich werde es vermutlich nicht austesten, jedenfalls nicht freiwillig.
Gemeinhin verbindet man mit „Bushcrafter“ auch eher Messer im Stil des Ray Mears Bushlore, d.h. 4 mm dicke Carbonstahl-Klinge und weniger als halb hoher Skandi-Schliff. Das ist für Holzarbeiten, auch etwas gröbere, sicherlich gut.
Mit dem Firestick habe ich immerhin schon ein paar Funken produzieren können. Featherstick schnitzen und Feuerchen machen werde ich dann auch noch mal testen. Bin in der Hinsicht bisher eher der BIC-User.
Ich werde mit Kevins Bushcrafter voraussichtlich kein Holz spalten, es auch nicht testweise in einen Baumstamm treiben und zur Seite hebeln. Für mich ist es Das Messer zur Nahrungszubereitung. Es ist mit der Scheide gut transportierbar - an meinem Arbeitsplatz habe ich auch des Öfteren die Chance, in der Küche zu arbeiten, und dort gibt es nur schrottige Messer. Es kann als Allzweckmesser mit auf Reisen gehen und ich muss schlecht ausgestattete Ferienwohnungsküchen nicht fürchten. Ich muss mir in Strandnähe keine Gedanken über Rost machen.
Perfekt. Genau mein Stil. Genau mein Messer. Mehr Infos gibts bei Kevin Wilkins himself.