Wo bleiben die Innovationen?

AW: Wo bleiben die Inovationen?

Was Klappmesser angeht, hätte ich da schon eine Idee. Es könnten doch mal Messer zum "Schneiden" herstellen werden.

Gute Idee. Wobei auch das nichts Neues waere, denn Messer zum Schneiden gibt's natuerlich schon, und hat es auch immer gegeben. Opinels z.B. Aber da gibt es sicher noch einiges, was man weiter verbessern koennte, z.B. sich von dem Gedanken loesen, dass Stahlsorten mit maximaler Verschleissfestigkeit auch besonders gute Messerstaehle abgeben. Dieser Gedanke ist nach wie vor viel zu weit verbreitet, sonst wuerden nicht soviele Messermacher (besonders in den USA) S30V verwenden ... :irre:

Neunzig Prozent der auf dem Markt befindlichen Klingen haben Schneidengeometrien wie Faustkeile.

*grins* Ich war vor etlichen Jahren mal dabei, als jemand mit einigen ungeschaefteten Flintklingen und zwei Faustkeilen, einem nachgeschlagenen und einem deutlich ueber 100000 Jahre alten Originalfund, ein Schaf zerlegt hat. Flintklingen haben eine oft *bessere* Schneidengeometrie als viele moderne Messer. Und flache Faustkeile sind mit ihren saegezahnaehnlichen Schneidkanten auch nicht ohne.

Und wer mal eine Klinge aus Obsidian in der Hand hatte, hat eine etwas andere Vorstellung von Schaerfe als jemand, der nur Stahlklingen aus einem der ach so fortschrittlichen Karbidmonsterstaehle kennt.

Hermann
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?

Z.B. habe ich kaum ein Messer eines deutschen Messermachers gesehen, bei dem Materialien wie Timascus, Spirographendamast und was weiß ich nicht alles verwendet wurde. Mir kommt es so vor, als würde Amerika immer 20 Schritte voraus sein, Europa aber gar nicht nachzieht :steirer:
Liegt aber vielleicht wirklich am Markt. Das Gute und Bewährte wird halt von uns Deutschen immer noch bevorzugt...

Mal ganz im Ernst: *Brauche* ich als normaler Benutzer denn Timascus und Spirographendamast? Was bringen mir solche Materialien? Bringen sie mir ueberhaupt etwas? Oder sind das Materialien, die vor allem aesthetischen Reiz haben? Was ja nichts Schlechtes ist, nur geht es dann um Kunstwerke, weniger um Schneidwerkzeuge.

Und was bringt mit der Materialfetischismus in der amerikanischen Szene, die uns soweit "voraus" ist? Ausser der Gewissheit, dass dort alle zwei, drei Jahre ein "neuer" Stahl als der beste, schoenste, alles uebertreffende Wunderstahl verkauft wird, der angeblich so gut ist, dass man alle Messer, die nicht aus diesem Stahl sind, am besten wegwerfen sollte?

Ne, was ich mir wuenschen wuerde, ist, dass Leute ihre eigene Linie entwickeln und handwerklich schoene Messer machen, die fuer bestimmte Anwendungsbereiche optimiert sind. Was mich z.B. am meisten interessieren wuerde, sind Messer mit extrem schneidfreudigen Klingengeometrien aus einem Stahl, der fuer solche Geometrien auch wirklich geeignet ist. (Das muessen uebrigens nicht immer Flachschliffe sein, hochgezogene, tiefe Hohlschliffe koennte ich mir auch ganz gut vorstellen.)

Hermann
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?

Innovation hin oder her.Bin ja nur Hobbymesssermacher und fertige in erster Linie für mich selbst.

Passe also den Griff an meine Hand an,ich kann dann machen was ich will,wenn es angenehm oder möglichst optimal in meiner Hand liegt kommt jedesmal die selbe Griffform heraus.

Baue ich ein Messer mit einer anderen Griffform,ist die Handlage für mich nicht mehr so ideal.

Als ich mich nach einigen Fixed dann am ersten Folder versuchte,mußte ich direkt aufpassen,daß nicht ein Messer herauskam das aussah als wäre der Griff von einem feststehenden abgesägt worden.

Selbst wenn ich jetzt die zündende Idee für einen neuen Stil hätte,wären mir dann meine eigenen Messer fremd,denn die Form die mir am besten liegt gibt es halt schon ewig.Ist also schon mal schlecht wenn man sich nicht mit den eigenen Messern indenfizieren kann.

Andererseits bewundere ich solche Leute,ich nenne jetzt mal als Beispiel Stefan Steigerwald,die ihr eigenes unverkennbares Design entwickelt haben.Deren Messer erkennt man dann auch mit dem ersten Blick unter dutzenden heraus.

Gruß William

Gru
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?

Ich möcht mich den Worten von Gardener anschließen:
Im weitesten Sinne:
Was sich bewährt hat, soll man mit Respekt behandeln.

Uli zu Deiner Frage: Nein ich glaube nicht!
Ich habe bei Messermachern schon die geilsten und gewagtesten Entwürfe auf dem Papier gesehen.
Über Ökonomie und dem Stream haben sich genug Leute ausgelassen.
Fakt ist, dass auch bei denen zu Hause der Schornstein rauchen muss.

Ob Kunst oder Handwerk, Kauf oder nicht Kauf und alle anderen erdenklichen Nuoncen, entscheidet der Betrachter, Nörgler, Käufer.

Finde aber echt gut, dass Du mal diesen Einwurf gebracht hast. Um so mehr werde ich mit Freude und Spannung auf Deinen nächsten inovativen Wurf warten.

Viele Grüße Andreas
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?

...teilweise sind die Ideen "krank", siehe die dicken fetten Messer, Killerbanane aber immer wieder sind sie interessant.

Da draussen laufen jede Menge kranke gut zahlende Leute herum. Gib ihnen einfach wonach sie verlangen. ;)

PS: Nachbauen usw. kommt auch von der Kundenseite. Ich oute mich hier mal als böser Pirat.
Wenn ich einen Entwurf entdecke den ich unbedingt haben muss, dann kommt der meist von einem der ausgeflippteren US Messermacher. Was werde ich also tun? Photos abspeichern und Marsch damit zum Schmied um die Ecke. "Kannst du mir sowas bauen?" Natürlich kann er.
Bin sicher nicht der Einzige der schon mal so bestellt hat.
 
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AW: Wo bleiben die Inovationen?

Echte Innovationen sind in der Tat selten, dennoch gibt es immer wieder Messer die es so zuvor noch nicht gegeben hat.
Dieses zu entdecken ist das Spannende.
Mir ist der kreative Prozess wichtig. Alles andere ist Arbeit. :lechz:

Mehr als genug Aufträge habe ich abgelehnt.
Kurzfristig verliert man den einen oder andern Auftrag, das stimmt. Langfristig profitiert aber mehr davon.

Machen wozu man Lust, Kompetenz und Spaß hat ist gesunder Egoismus.
Ich baue in erster Linie auch für mich, das Messer soll meinen Ansprüchen genügen. Das hat nichts von Arroganz! Nur so kann ich mein Wissen ausspielen. Auch das Feedback und der kreative Input meiner Kunden und Partner ist für meine Arbeit sehr wichtig.

Wenn jeder Macher sich mehr um seine eigenen Ansprüche kümmern würde, und nicht die ganze Zeit zum Nachbarn schaut (was der gerade macht) wäre die Produktpalette bunter. Davon bin ich überzeugt.

So, jetzt will ich wissen wie Uli das sieht, bevor ich mich vier Wochen durchs Gebirge schleife, und an dem Gedanken feile was der Menschheit noch an Messern fehlt.

Schöne Zeit!

norbert
 
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AW: Wo bleiben die Inovationen?

Hallo Uli,
...Recht so! Da leben wir im 21. Jahrhundert nach Christus und bei der Menge neuer Technologien die zur Verfügung stehen und neuer Materialien sollte man eigentlich mehr erwarten können. Also für mich bezieht sich derzeit die Suche nach etwas Neuem auf die Kombination von verschiedenen Materialien und Formen die ich beim Schmieden und Messermachen ausprobiere. Freilich ist es nicht einfach wirklich nie dagewesenes zu finden, doch denke ich die Suche ist spannend und lohnenswert und überdies ein wertvoller Lehrmeister.

..Wer suchet der findet auch!!

Gruß Maik
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?

Wo bleiben die neuen Ideen, Klappmesserverschlüsse, Formen, Materialien,
Linien.
Ich sehe viele Messer in in eine Richtung gehen, aber keiner gibt sich mal Mühe etwas anderes zu erschaffen.

Hallo Uli,
wenn Du solche Worte schreibst, hast Du mit Sicherheit schon was Neues in der Tasche.:)
Laß uns doch einfach dran teilhaben.:ahaa:

Dizzy
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?

Vor allem geht es mir darum, mehr Erfahrungen und Spielideen auszutauschen. Jeder hat so seinen Traum von der Eierlegendenwollmilchsau mit Klinge und Griff. Da ich vom Messerbau lebe weiß ich, wie schwer es ist einmal zu spinnen.
Aber es kann sicherlich nicht schaden über den Tellerrand zu schauen und sich weitergehende Gedanken zu machen.
Messer zu bauen und Messer bauen ist nicht unbedingt das Gleiche.
Ich denke es liegt noch sehr viel Potenzial im Bereich Messer, was nicht bedeutet, das sie verkünstelt sein müssen.
In erster Linie geht es nicht um die Nacheiferer, ähnliche Stile gibt es im Bereich -Klinge und Griff- schon immer. Mich ehren Nachahmer sie zeigen ihren guten Geschmack und fordern mich heraus.
Auch, daß jeder seinen Stil hat oder ihn sucht ist gut und trotzdem möchte man nicht gleich für immer darauf festgelegt werden.
Die Sammler haben ja auch ganz unterschiedliche Vorlieben.So liegt bestimmt ein Hennicke auch mal neben einem industriell hergestellten Messer.
Meine Liebe liegt weiterhin bei hochwertigen Naturmaterialien, doch spiele ich auch gerne mit G10 und Co.
Am besten kann ich schlafen wenn, wenn die Dinge aus meinem Kopf herausgearbeitet werden.
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?

Vor allem geht es mir darum, mehr Erfahrungen und Spielideen auszutauschen. Jeder hat so seinen Traum von der Eierlegendenwollmilchsau mit Klinge und Griff. Da ich vom Messerbau lebe weiß ich, wie schwer es ist einmal zu spinnen.
Aber es kann sicherlich nicht schaden über den Tellerrand zu schauen und sich weitergehende Gedanken zu machen.


Hallo Uli, wie du vielleicht weißt schätze ich deine Arbeit(en) sehr, und
an Erfahrungsaustausch bin ich immer interessiert.

Aber auch wenn die Richtung stimmt, suchen wir alle nicht unbedingt das selbe.
Die Eierlegendewollmichsau suche ich zum Beispiel nicht. Die gibt es schon - ein Schweizermesser hab ich mir sagen lassen - mit gut einem Kilogramm.

Was stellst du dir genau vor?

Schöne Zeit!

norbert
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?

Appropo"Innovation", Irgendwo sah ich ein feststehendes Messer mit LED- Stab eingebaut.

Bis heute weiss ich nicht ,ist sowas Quatsch oder gibt es Situationen wo man es braucht ?

Ich tendierte zu der Schublade Quatsch und/oder Nische
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich würde Uli Hennicke recht geben, besonders Innovativ ist IMHO Messer-Markt nicht und es ist schon etwas schade das es relativ wenige Querdenker gibt.

Ich denke da an Sachen wie z.B. :

- Kunststoff - Metall Verbund Klingen um extrem leichte Messer zu bauen
- Sehr dünne durch optimierte Formgebung versteifte Klingen. (Statik in der Klingenformgebung ;))

und solche Sachen.

Will sagen: Ich sehe nicht das es neue Werkstoffe bräuchte. Es gibt schon vieles was man ausprobieren könnte, um bestimmte Ziele kreativ zu erreichen. Andererseits kann ich nachvollziehen, das "man" voll und ganz damit beschäftigt ist das Handwerkliche Können zu optimieren.
Auch gebe ich den Kritikern recht, dass es eigentlich unnötig ist, da das Messer an sich schon recht optimal ist.

Aber wir sind hier ja Freaks, da wird man doch auch mal, satt vom bestehenden Einerlei, etwas maulen können das man gerne mehr tolle Ideen sehen würde. :glgl:
Ich jedenfalls lese das MF im Grunde jeden Tag in der Hoffnung etwas neues nicht gekanntes zu entdecken das in einem Punkt bahnbrechend ist, ohne den Anspruch das es gleich das ganze Messer neu erfindet.

Gruss
El
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?

Hallo Uli, wie du vielleicht weißt schätze ich deine Arbeit(en) sehr, und
an Erfahrungsaustausch bin ich immer interessiert.

Aber auch wenn die Richtung stimmt, suchen wir alle nicht unbedingt das selbe.
Die Eierlegendewollmichsau suche ich zum Beispiel nicht. Die gibt es schon - ein Schweizermesser hab ich mir sagen lassen - mit gut einem Kilogramm.

Was stellst du dir genau vor?

Schöne Zeit!

norbert

Das ehrt und freut mich Norbert

Die Eierlegendewollmichsau ist für mich auch nur ein Überbegriff für das Streben nach Perfektion und oder dem perfektem Messer, für mich.

Fährst Du in den Norden?
 
Schweizer ist Schweizer ;)

na meine oma kam aus oberfranken und ein grosser teil meiner familie lebt dort, mehr als in der schweiz. und ich bin jeden märz dort, wenn das nicht zählt...

viele der miltner adams messer werden in der brd gefertigt.

aber lasst mich aussen vor, mein zeug ist bald swisshandmade in usa.:super:


+B
 
AW: Wo bleiben die Inovationen?


Sorry, das ist Humbug.
Wer die Schneid/Stechaufgabe dieses links sieht, und sich mit den Herr/Fischschaften auseinandersetzt, gegen die das Messer gerichtet ist, wird sich über so eine wirre Idee köstlich amüsieren.

Mal was anderes, Innovation kann ja auch die Ausführung einer Klinge, bzw deren Aufbau sein.
Am WE war ich bei Jürgen Rühl (DMG Mitglied), da habe ich Damast gesehen, der dem Faß den Boden ausschlägt.
Dagegen erscheint Wootz fast weniger aufwendig.

Wootz ist gerade Hype, aufwendige, selten gesehene Kunstwerke aus Mosaikdamast eher selten, und unerwähnt.

Ich verstehe nicht, warum das so ist.

Ist wohl nur ein Stilelement, so wie vieles andere auch. Momentan kann ich dem Anspruch der Debatte halt nicht mehr folgen.

Nurmalso

Stefan
 
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