Doch sowas ist versucht worden und endete in der Erkenntnis, das dies nur sehr eingeschränkt funktioniert. Die meisten in Großserie gefertigten Solinger können durchaus noch einiges abnehmen, aber wenn du sie so dünn wie bei Herder schleifst, kriegst du Probleme mit der Stabilität der Schneide. Um es vielleicht einmal ein wenig überspitzt zu formulieren: Du kannst dann keine ganze Zwiebel mehr schneiden ohne zwischendurch den Wetzstahl auszupacken. Die Standardadresse fürs Dünnschleifen ist hier der schon oft genannte Monsieur Jürgen Schanz.
Warum Herder nicht seine Griffe besser fertigt kann hier wohl keiner so genau sagen. Warum Güde und andere Solinger Hersteller ihre Messer nicht dünner machen, ist bekannt oder lässt sich mit hoher Plausibilität vermuten:
1. Um Kosten zu sparen, eine so dicke Geometrie muss nicht so lange in Form geschliffen werden (geschmiedet wird bei den meisten Solinger Messern überhaupt nicht mehr). Und da die Schleifarbeit auch weniger filigran ausfällt kann sie leichter von Maschinen erledigt werden (wie es vermutlich bei Güde der Fall ist).
2. Um Reklamationen zu vermeiden. Viele Nutzer sind absolut ahnungslos im Umgang mit und über Messer. Da wird gerne schon mal ne Konservendose damit geöffnet und aufgehebelt. Geschnitten wird vermutlich auf ungeeigneten Kunststoffbrettern (es gibt brauchbare), wenn nicht auf Stein oder Glas

. Nach dem Kochen landet es dann gerne in der Spülmaschine. All dies kann (in Verbindung mit oft nicht vorhandener Schneidtechnik) zu signifikanten Beschädigungen an dünn geschliffenen Messern führen. Dunning-Kruger sei dank, wird dies vom Nutzer aber vermutlich auf den Hersteller geschoben werden und das Messer reklamiert. Die haben darauf keinen Bock und machen ihre Messer halt dick und weich. Die meisten Käufer kümmert's nicht also ein Win-Win für die Großhersteller.