Auch ich! Mein Nicker!

herbert

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Es ist soweit, mein Nicker ist fast fertig. Muß noch zum Härten. Stahl: 1.2842 (also wieder mal son rostendes Zeug).
Außer fürs Löche bohren hab ich keine Maschine benutzt. Und ich habe zum erstenmal im Leben eine Feile länger als 3 minuten in der Hand gehabt.
Aber ich hab ja das Forum und geduldige Leute dort.
Demnächst mehr, Griff wird aus Olivenholz.
 

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Man werden wir im Augenblick wieder verwöhnt! Für sowas bin ich (und ich denke auch die anderen) ganz besonders geduldig. :)
Schön gemacht. Ich bin zwar nicht der Nickerfan, aber die Ausführung sieht sehr sauber und "stimmig" aus.
Hast Du die Backen rausgefeilt???
Ach ja: wäre schön, wenn Du uns noch 'n paar "technische Daten" geben könntest.
Ich hoffe das ist nicht Dein letztes Werk!
 
Hallo Herbert,

ich mag zwar keine Nicker, aber der Rohling sieht sehr sauber aus.

Und daß du nur mit ner Feile ein Halbintegral hinbekommen hast ist echt:super:

Viele Grüße

Thomas
 
Hi Herbert

Sieht ja schon klasse aus !:super:
Ich bin ja auch ein Feilen-Fan, aber das Intgral finde ich echt erstaunlich.
Du hast ja richtig "Biß"! :D

Zorro
 
Danke für die Blumen, Leute!

Ja, das Ursprungsmaterial 1.2842 (90 MnCrV 8) ist das gleiche aus dem auch HankEr sein zweites Messer gemacht hat. Es war Flachmaterial 6 mm dick, jezt ist es am Klingenrücken noch 3,5 mm dick, und der Handschutz ist aus dem vollen herausgefeilt. Die Übergänge sind im Grund leicht gerundet (Härterissegefahr!), aber alle sauber (so sauber das mit Feilen geht) ausgefeilt.
Nähere Infos zum Werkstoff im jetzigen Zustand: Weichgeglüht auf ca. 190 HV, feines Gefüge. Nähere Infos auf meiner homepage auf Themenliste klicken, Messer, und dann auf den Stahl (ist gelinkt). Dort gibt es die aktuelle Analyse und das Gefügebild.
Das Aussägen aus dem Flachmaterial habe ich mit einer PUK-Säge bewerkstelligt, für die Feilarbeiten habe ich unterschiedliche Feilen (Hieb 2,3, halbrund und flach und dreikant) sowie Schlüsselfeilen benutzt, für die Löcher Co-Hartmetallbohrer und Schneidöl Jokisch. Bislang geschliffen bis 1000er Papier trocken. Ein wertvoller Tipp kam von Günter, nämlich die Feile quer ziehen, das nimmt toll Material ab bei sehr guter Oberflächengüte. Den Rohling habe ich dabei mittels Schrauben auf einem kleinen Holzbrett befestigt, das ist bequem umspannen konnte. Das Anreißen der Schneide habe ich mit dem Schlosserzirkel gemacht, wie das mal hier im Forum beschrieben worden war. Das klappt sehr gut.
Die Schneide habe ich noch mit Schleifpapier gerundet, wegen des noch ausstehenden Härtens.
Die Gefahr liegt weniger in dem so oft beschworenen "Verbrennen" als vielmehr darin, dass an der extrem dünnen Schneide sehr hohe Abkühlgeschwindigkeiten herrschen beim Abschrecken, und da ist die Rissgefahr sehr hoch.
Die genaue Wärmebehandlung werde ich noch festlegen, ich peile so um die 59 HRC an, wegen der Zähigkeit (siehe Schaubild in meinem Beitrag "Härte und Zähigkeit")
Insgesamt habe ich etwa 30 Stunden investiert, wie gesagt, ich habe nie mit Handwerk was im Sinn gehabt, drum dauert das bei mir was, und ich habe auch immer nur mal ein Stündchen an einem Stück gearbeitet, und nicht jeden Tag. Aber vielleicht hat es mir deshalb in jeder Minute Spaß gemacht.
 
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Mal sehen, ob ich hier das Gefügebild hinkriege, muß nicht jeder immer rumklicken.
also hier, weichgeglüht auf 190 HV , Ferrit und vorwiegend koagulierter Zementit (also doch Karbide, klar, aber die werden ja gelöst, und nach dem Härten nur wenige ausgeschieden, sollten dann etwa noch 7% sein, die ausgeschieden werden.
 

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Hallo Herbert,

ist wirklich gelungen dein Nicker, auch wenn Nicker nicht meine 1. Wahl sind, oder grade deshalb, sieht sauber gearbeitet aus.
Ich schliese mich da meinen vorpostern an.

Wenn du 59 HRC anpeilst wg. der Zähigkeit, eine andere Frage:
Wird der nicker komplett gehärtet oder selektiv ?



gruß

Peter
 
@claymore: Danke auch Dir für die Blumen. Ich hab so meine Probleme mit der Härte. Zuerst wollte ich ihn richtig hart haben, aber ich muß das Teil ja auch noch schärfen, und mal nachschleifen. Dann hab ich dieses Diagramm gemacht in dem Beitrag über Zähigkeit und Härte. Ich denke mal, dass 58 oder 59 HRC ok sind. Über selektives Härten hab ich gar nicht nachgedacht. Das bringt mich auf Ideen. Ich wollte ursprünglich eine Salzbadhärtung machen lassen, hab aber ohnehin noch niemand gefunden, der mir das Härten besorgt. Ich wollte Kontakte zur Hochschule in Aachen nutzen, aber die haben den Salzbadhärteapparat stillgelegt. Dann muß ich jetzt wohl mal auf die Suche gehen. Wenn Du einen Vorschlag zum Selektivhärten hast, greife ich das gerne mal auf.Ich hab da keine Erfahrung, aber ich weiß, dass Du das ja sehr häufig machst.
 
schönes Nicker

Hallo Herbert!

Dein Nicker sieht klasse aus :super:, vor allen Dingen die Integralform des Griffes gefällt mir gut. Das war ja nochmal einiges an Arbeit bei 6mm Ausgangsmaterialdicke. Ich könnte ja doch noch zum Nickerfan werden, wenn ich mir Deinen Nicker anschaue. Mir gefallen die Nicker nicht so gut, die keinen Flacherl haben. Die kommen mir ümmer so zerbrechlich vor.

Du schreibst ja, dass Du trocken bis 1000'er Papier geschliffen hast. Hast Du das gemacht, weil das Material nicht rostfrei war?
Hat jemand schonmal Erfahrungen bei rostenden Stählen gemacht, was passiert, wenn man mit Öl "nassschleift" anstelle von Wasser? Gibt das auch eine feine Oberfläche, setzt sich das Schleifpapier schneller zu oder eher nicht?

Sicherlich wirst Du noch mehr Spaß beim Bohren haben, wenn Du Dir einen Bohrständer zulegen solltest. Oder gar eine Ständerbohrmaschine.

Das mit dem Anreißen der Schneide klingt interessant. Warum hast Du die Schneide nicht über ein Holzmodell angerissen?
Das mit dem Festschrauben und dennoch feilen können muss Du noch mal erklären. Hast Du das Messer mit den Nietlöchern verschraubt oder mit Hilfe von Schrauben und Klemmbrettchen das Messer auf einem anderem Brett fixiert?

So, dann mal viel Spaß bei Deinem nächsten Projekt,
es grüßt Dich der Leo.
 
@leonardo75
ja, die sache mit dem Trockenschleifen. Zum ersten hab ich einfach mal angefangen herumzuprobieren. Wollte auch die Panscherei erstmal vermeiden. Und es funktionierte ganz gut. Und ich hatte tatsächlich ein bisschen Angst wegen der Rosterei, weißt Du. Frische Oberflächen sind im Nu angerostet. Hab das mal vor zig Jahren in der Metallographie gemerkt, mußte Proben aus C 60 naß schleifen, rostet beim Weggucken.

Naßschliff mach ich dann wenn es gehärtet ist. Das bringts voll! Hab ich mal beim Wegpolieren von Bearbeitungsspuren gemerkt, als ich einem vorhandenen Messer einen Micartagriff verpaßt habe. Habe dann Micarta, rote Fiberglaszwischenlage und Stahl unter dem Wasserhahn zugleich geschliffen (kalte Finger).

Und das mit dem Bearbeiten hab ich so geregelt:
Je nachdem,wo ich feilen wollte, hab ich die Nietlöcher benutzt, entweder zwei, wenn ich die Klinge bearbeitet habe, und da die dann freischwebend war, hab ich kleine Holzkeile (fürs Geradestellen von Möbeln!) untergelegt, oder nur ein Nietloch, und an der Klinge eine Kleine Schraube als Drehstopp, oder, wenn ich die Angel machte (ihr merkt, nicht sehr systematisch, mal hier ein bisschen gefeilt mal da) hab ich Keile und Schraubzwingen benutzt. Ich hab das Messer (es ist ja nicht sehr groß) immer auf die Schmalseite geklemmt/geschraubt, auch schon mal ein kleines Lederstück dazwischengeklemmt und eben so improvisiert. Ist aber nicht schlecht, man kann z.B. das Brettchen mit der Klinge auch in die Hand nehmen, das Messer ist dann ja starr gespannt, und mit schleifpapier daran herumwerkeln, auch mal nicht in der Werkstatt, mal im Garten oder so.

Das Anreißen mit Holzmodell: Bin ich echt nicht draufgekommen. Ich war so stolz, dass ich einen längst vergessenen Schlosserzirkel reaktivieren konnte, dass ich da wohl auch blockiert war. Der Zirkel gammelte in einer Werkzeugkiste herum, die mein Vater mir mal vor 20 Jahren bei meinem Auszug zusammengestellt hatte.
 
@leonardo75
icg schleife ab körnung 400 ganz gerne mit wd40.
eingespannte klinge kurz besprühen und los gehts.
Ich habe den eindruck das das papier längere standzeiten hat als beim nassschliff mit wasser oder beim trockenschliff.

@herbert
zum härten hätte ich da eine Idee.
mehrfachhärten der schneide und anlassen so auf 60 -62 hrc.
du hast ne mail.

gruß

Peter
 
Petroleum und Feinschleifen

Hallo Claymore!

Danke für den Tip! Wenn es ans nächste Finishen geht, dann werde ich den Trick mit dem WD40 mal ausprobieren. Eventuell probiere ich das auch mal mit Petroleum, das fand ich beim Schärfen schon recht gut.

Gruß Leo.
 
Moin Herbert !

Ich schliesse mich den anderen an, vor allem, wenn ich an den Schweiß nach "Zerwirkung" der überschüssigen Material-mm denke :super:

Aber warum hast Du als Materialexperte ausgerechnet 2842 für ein Jagdmesser ausgesucht :confused:
(als "Einstiegsmaterial" kann ich es nachvollziehen, bei Hochpolitur ist er ja auch 'ne ganze Zeit blank ...)

Zu Jokisch :
So weit ich mich erinnere, wird Jokisch mit Wasser gemischt, noch besser gerade für 2842 geht die
Mischung 1/4 Jokisch : ca. 3/4 Petroleum !
stinkt zwar mehr, aber die Bohrer gehen wie durch Butter (ist bei CO-Bohrern wohl weniger von Bedeutung)

Gruß Andreas/Luftauge
 
@luftauge
was herberts stahlwahl betrifft, so vermute ich das es wohl eine Frage der Verfügbarkeit in den passenden Abmessungen gewesen ist, zumindest teilweise.
viele interessante Stähle bekommst du oft nur als rundmaterial, ohne möglichkeit zum Umschmieden ist das bearbeiten dann schwierig.
Aber was hast du gegen den 1.2842 ??
bzw. was wäre deine wahl gewesen ?


gruß

Peter
 
ui

hi all,
also für ein erstlingswerk und ohne "feilenerfahrung" ein halbintegral aus 6mm stahl
- RESPEKT
bin zwar auch kein nickerfan, aber *GRATZ*
sieht gut aus.
und nur 30 std. !
das ist ok denk ich, mir feil erfahrung geht das schneller :D
wüsst nicht, ob ich mom viel schneller wär :)
weiter so, halt uns auf dem laufenden, der nicker
wird bestimmt ne schönheit.
Hammer
 
Danke nochmal, Leute!
@hammer: klar, wenn es weitergeht, dann informier ich Euch.
@luftauge: Tja, da wohnen, was das Material angeht, zwei Seelen in meiner Brust. Ich wollte zunächst einmal unbedingt ein NICHT rostfreies, der Nicker wird bei mir nicht zur Jagd gebraucht, sondern nur so, ist eine sehr schöne Klinge, mit der man viel machen kann in Haus und Hof und Küche, paßt mit 9 cm Klingenlänge noch in die Jackentasche mit einer Kombischeide, die man für Gürtel und Tasche verwenden kann, und
primär wollte ich halt ein Messer ohne grobe Karbide, möglichst nur Martensit mit vielleicht 7-10% feinen Karbiden. Am liebsten hätte ich 100Cr6 genommen, aber, wie claymore sagte, die Verfügbarkeit als Flachmaterial ist da nicht einfach.
Und von den Kaltarbeitsstählen, die in fast allen Flachabmessungen auch in kleinen Mengen erhältlich sind, blieb aus der Gruppe KAS2 (harte Kaltarbeitsstähle) als einziger rostender nur dieser übrig. Und HankErs Tutorial hat da auch Schuld. Und die ganzen Diskussionen mit roman und claymore.
Auf jeden Fall wird das superscharf werden. Und Claymore hat mir ein paar hochinteressante Anregungen zum Härten gegeben.
Dieser Stahl erfordert nicht so brutale Abkühlgeschhwindigkeiten wie C 80 oder solche Stähle, aber ist auch nicht so umwandlungsträge wie die Cr-legierten. Ich hatte im Thread "Härtefragen" versprochen, dazu etwas zusammenzustellen. mach ich morgen früh oder heute abend noch. Dann sieht man, was ich meine.

Ach ja, und ich würde mich geradezu freuen, wenn die Klinge Anlauffarben kriegt. Knoblauch macht übrigens blau, Zwiebeln braun.

Das fotografier ich dann auch mal.

Die Scheide hab ich in Solingen bei der Messerbörse bei Carsten Bothe gekauft, ich find diese Originalnickerscheiden genial. Hier mal ein Foto. Man sieht sehr deutlich, wie die funktioniert. Der Nicker kommt in die Scheide, die kann man in die Tasche stecken, oder in den Lederring an der Gürtelschlaufe. Rutscht nicht durch, und das Messer wird vom Sicherungsriemen noch fixiert.
ich find's genial.
 

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Respekt, Respekt, da finden sich ja ein paar fleisige Feiler zusammen. Nicker sind normal auch nicht so mein Fall (ich trage auch nie grünen Loden bei der Jagd und auch keinen :steirer:-Hut), aber so aus dem Vollen gearbeitet, mit Flacherl und ohne Beschläge und Horngriff, hat das Ganze schon was. :super:

Da das Messer eine recht schlanke und kurze Klinge hat, würde ich mir vor dem Härten noch mal überlegen, ob da aus Balancegründen, nicht noch das eine oder das andere Loch --- zur Massenreduktion --- auf dem Flacherl Platz findet. Wie stark ist denn das Flacherl noch? Auch 3,5mm wie der Klingenrücken?
 
Hi, HankEr,
da erkennst Du ja Deinen alten Stahl wieder. Der Erl ist etwas dünner (3,1 mm) und zur Schneide hin auch ein wenig abgeschrägt, ich habe die Olivenholzgriffe und die Messingnieten und das Messingröhrchen für das Fangriemenloch (es wird also kein Lodenmantelnicker) mal mit Gummibändern angebracht und mir das Messer angefühlt, Balance ist ok.
Tja, Nicker mit Hirschhorn sind auch nicht mein Ding, aber die Klingenform ist ok, und die Gesamtgröße ist prima, das Ding ist führig. Und gut für alle Arbeiten in der Küche und im täglichen Leben. Eben ein Taschenmesser in fixed.


Und hier noch ein paar Daten zum Abkühl- und Härteverhalten "unseres" stahls gegenüber anderen Messerstählen.
 
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Stahlauswahl

@ Claymore & Herbert :

Ich habe gar nichts gegen 2842, hab ihn ja selbst bislang häufig benutzt - hauptsächlich wegen der Verfügbarkeit und der einfachen, sicheren Bearbeitbarkeit beim Zerspanen und Härten, deswegen auch das Stichwort "Einstiegsmaterial".

Ich behaupte sogar, dass 2842 werkzeugbaumässig zwar "Wald und Wiese" ist, aber gerade deshalb auch "Universalstahl" für alle Zwecke :steirer:
Es wundert mich nur, dass Herbert keinen rostfreien oder -trägen Stahl gewählt hat (die Frage war rein informativ).
Die Schnitthaltigkeit ist zum Abnicken m.W. wohl nicht gerade das Kriterium (bin kein Jäger), aber ich weiß ungefähr was Abnicken bedeutet
(man müsste wohl eher von "Stichhaltigkeit" sprechen :D ).

Gruß Andreas/Luftauge
 
OT Nebenbemerkung zum Thema Nicker: Ich kenne einige Jäger, die zwar immer einen Nicker dabeihaben, diesen aber nie am Wild verwenden. Der Nicker ist eher Kleidungsvervollständigung und Universalmesser. Der Fangschuß hat das abnicken abgelöst, die Säge und ein billiges Metzgermesser dient als Aufbruchwerkzeug. :steirer:
 
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