Servus,
um jetzt auf deine Frage nach meiner subjektiven Vergleichsmeinung zu den beiden zur Auswahl stehenden Nakiri’s zu kommen muss ich jetzt ein wenig ausholen.
Wie schon erwähnt, kenne ich von Kamo nur die Vorgängerserie umfassend und zur Genüge und kann jetzt nur auf die aktuelle Aufgrund der Bilder schließen.
Kamo fertigt viele Serien mit unterschiedlichen Klingengeometrien und optischen Merkmalen. Die vorgeschlagene Serie zähle ich zu den sehr dünn geschliffenen Klingen. Die trotz Dreilagenkonstruktion einen progressiven Verlauf von der Schneidenspitze bis zum Klingenrücken haben.
Das V2 Wakui mit Kurouchi-Finish hat an der Schulter, also mit Beginn des Primärschliffes bereits deutlich mehr an Klingendicke als das Kamo, was sich auf Gewicht und „Schneidfähigkeit/Schneidgefühl“ auswirkt.
Ich zeige das Anhand von zwei Kehlvergleichsbildern, dann siehst du was ich meine:
Links eine Klinge die nicht progressiv geschliffen und rechts eine die schon progressiv geschliffen ist:
Das V2 Kurouchi ist ähnlich geschliffen wie die linke Klinge, wenn auch nicht so ausgeprägt:
Und hier das
progressiv geschliffene Kamo!
Der Blick vom Ende der Klinge über den Kehl sagt einiges über die zu erwartende Schneidfähigkeit einer Klinge aus. Entscheidend für ein umfassendes Urteil ist dann der weitere Verlauf des Schliffes Richtung Klingenspitze und den kann ich nicht sehen, sondern nur beim Schneiden fühlen, ergo muss ich mit dem Messer geschnitten haben um ein endgültiges Urteil über die Schneidfähigkeit einer Klinge abgeben zu können, viel Erfahrung und Vergleichsmöglichkeiten vorausgesetzt!
In der Regel wird der Schliff zur Spitze hin immer feiner, die Klingendicke nimmt also ab und die Schneidfähigkeit zu. Der Schliff kann auch von hinten nach vorne konstant bleiben, von daher entspricht der Blick über den Kehl den Tatsachen. Im schlimmsten Fall ist die Klinge verschliffen und nimmt zur Spitze hin wieder an Stärke zu, was sich negativ auf die Schneidfähigkeit auswirkt!
Je feiner der progressive Anschliff und dünner die Klinge, desto leichter der Schnitt, Abhängigkeiten und Einflüsse gibt es jetzt noch durch die Haftung vom Schnittgut, aber das ist das Prinzip einer „Laserklinge“ Das Kamo hat seine Tendenz Richtung Laserklinge!
Das Wakui ist konstruktiv ähnlich, aber vom Schliff her deutlich anders angelegt. Die Früh an Dicke zunehmende Klinge schneidet nicht ganz so leicht wie das Kamo, hat aber durch mehr Eigengewicht und einen tiefer in der Klinge liegenden Schwerpunkt, ein deutlich anderes „Schneidgefühl“ das einem sehr liegen kann! Dazu kommt noch eine verbesserte Schnittgutfreisetzung ( Food Release ) durch die markante Shinogi-Linie, also der Übergang Primärschliff-Kurouchi-Finish. Dieser leichte „Knick“ im Geometrieverlauf drängt das Schnittgut besser ab und erschwert zumindest etwas das Ankleben von Abschnitt an der Flanke. Das raue KU-Finish unterstützt das noch!
Soweit ein Vergleich beider Klingen, welche „Art“ einem jetzt mehr liegt, kann unmöglich eine Erklärung oder Kaufberatung liefern! Hier bleibt nur, wie so oft im Leben, sich selbst ein Bild zu machen.
Von daher kann ich auch keinem der beiden Messer den Vorzug im Sinne eines Vergleiches geben, sondern höchsten nach Vorliebe und bei Unentschlossenheit weitere Eigenschaften wie den Stahl, die Schärfbarkeit, die Schneidkantenstabilität, die Standzeit der Schneide, Fit und Finish, der Griff usw. mit in die Entscheidung nehmen.
Es ist ein Irrtum zu glauben, der Kauf eines Messers wird leichter wenn man sich in einem Fachforum informiert und es ernst meint. Das Gegenteil ist der Fall, weil hier Eigenschaften eines Messer zur Sprache kommen, die du weder im Fachhandel noch in Prospekten findest.
Wie weit du mit deiner Informationsfindung gehen willst, bleibt dir überlassen!
Zum Abschluss noch meine ganz subjektive Meinung:
Da ich ein Dünnschlifffanatiker bin, würde ich mir das Kamo kaufen! Und für das Feeling einer nach vor ziehenden Klinge ein schwereres Nakiri noch dazu. Für mich kein Problem, weil ich mich kochmessermäßig außerhalb der Normalität befinde!
Gruß. güNef