Billig = schlecht? Unterschiede 300€ zu 50€?

Moin,

die Frage nach "gut und besser" hinsichtlich der Nutzungsqualität erschöpft sich relativ schnell. Auch, weil kaum jemand von uns seine Messer wirklich ausreizt in der Nutzung.

Ich bin in diesem Forum angemeldet und vor allem seit vielen Jahren aktiv, weil für mich persönlich neben der Verarbeitungsqualität und des Preis-Leistungsverhätnisses vor allem zwei Faktoren entscheidend sind, warum ich mich für das Thema Messer interessiere:

Nostalgie und Leidenschaft.

Zur Nostalgie gehören neben meiner individuellen Vorliebe für traditionelle Messer auch die Freude an teils jahrzehntealter Firmengeschichte. An Messermarken, die mein Opa schon besaß und mir als kleines Kind Pfeil und Bogen damit schnitzte.

Zur Leidenschaft gehört zu sehen, dass Macher und zuweilen auch Firmen den gleichen Hau haben wie ich. Bei dem Anblick mancher Messer ein fettes Grinsen ins Gesicht bekommen. Oder als Macher, zum Beispiel Menschen wie Thomas Hauschild, Alexander Lechner, Attila Kovacs (genannt weil es meine persönlichen Favoriten sind) mit Herzblut und Schweiß ihre individuellen Werke schaffen. Wenn ich ein solches dann in den Händen halte holt mich das auf eine Art und Weise ab, wie es ein Serienmesser nicht könnte.
Und doch geht es anderen Forumiten genauso bei Messern von Spyderco, Chris Reeve etc. Das verbindet uns.

Am Preis lässt sich das auch bei meinen Vorlieben nicht festmachen. Victorinox, Opinel, Pallares Solsona, das Terävä Skrama, Otter Mercator, all diese Messer, teil individualisiert wiederum von Menschen mit ähnlichen Leidenschaften, das löst nach wie eine Freude aus, um die es für mich geht.

Gruß,

Nick

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@SenseiMiheru
In #53 hast du deine Frage ja schon selbst beantwortet, allerdings ohne konkretem Beispiel.
Zitat: „Dabei ist mir halt auch schon aufgefallen, dass ich beispielsweise zwei Messer verglichen habe, die vom Einsatzzweck, Größe und so weiter, durchaus vergleichbar waren. Das eine beispielsweise für 250 €, das andere eins für 70€. Bei der Verarbeitung, habe ich null Unterschiede feststellen können. Beide sehr gut und präzise gefertigt, also keinerlei offensichtliche Mängel. Vergleichbar, wertige Stahlsorten, oder sogar gänzlich die gleiche.“

Im Grunde stören mich Begriffe „billig“ und „teuer“, weil beide bereits negativ belegt sind. Ein „billiges“ Produkt kann für mich niemals gut sein. Preisgünstig(er) wäre nmM treffender, preiswert kann jedoch auch ein sehr hochpreisiges Messer sein, nämlich den Preis wert. Würden wir es sonst kaufen?

Abu
 
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Beispiele lassen finden sich schon finden bzgl. Einsatzzweck, Größe, Stahlqualität...

CRKT M16-03 KS für 65 € vs. Spyderco Police Stainless 230 €

...und ja, die haben ein unterschiedliches Design aber die Klon-Diskussion will ich nicht wieder lostreten.
 
Gerne würde ich im Zuge dessen noch etwas mehr über die, hier bei diesem Thema oft schon erwähnten Entwicklungs- und Designkosten erfahren, was Messer betrifft.

Diese Entwicklungskosten wurden hier ja unter anderem, als hauptausschlaggebenden Grund, für die VK – Preise, von kostspieligen Messern genannt.

Ich kenne mich ein wenig mit Forschungs-und Entwicklungsarbeiten und deren Kosten aus. Jedoch nicht bei Messern. Auch, dass es heute kein Hexenwerk mehr ist, Produkte sehr präzise und mit kaum Toleranzen zu fertigen.

Bei mir als NAIVER LAIE, kommt dann die Frage auf, wieso es angeblich so viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit benötigt, damit ein Hersteller von Messern, ein neues Messer auf den Markt bringen kann. Dieser verfügt doch bereits über ein fundiertes Wissen, eine mitunter große Produktpalette und viel Erfahrung, bezüglich Messerherstellung und Messer Design. Will sagen, die Entwicklung und Forschung fängt ja selten bei null an und Stähle werden auch nicht jeden Tag neu erfunden, entwickelt oder modifiziert.
(Zudem kommt noch, dass Design und Stahlforschung oft eingekauft bzw. ausgelagert wird)

In meiner Vorstellung läuft das so ab. Ein Messer Hersteller entscheidet sich ein neues Modell auf den Markt zu bringen. Es wird geschaut, welches bereits bestehende Modell, diesem neuen Modell am nächsten kommt. Dann wird dieses Modell als Grundlage genommen. Es wird entschieden, was daran verändert werden soll (dickere Klinge, modifizierter Klappmechanismus, andere Griff Geometrie, oder sonstiges). Dies wird dann von der Entwicklungsabteilung beschlossen. Dann geht es weiter in die Konstruktion. Der Konstrukteur setzt die Änderungen im CAD um, dimensioniert und konstruiert gegebenenfalls Bauteile neu. Weiter geht es dann an die Fertigung welche erste Prototypen herstellen. Dann wird eventuell noch mal ein wenig im Detail verändert und das war’s… meiner Erfahrung nach, andere Produkte betreffend, ist so etwas innerhalb relativ kurzer Zeit umsetzbar.
Soviel zu meiner Vortstellung, wie der Prozess abläuft. Marketing läuft parallel.

Letztenendes denke ich mir, ein kleiner „Hobby Schmied“ schafft es doch auch, mir innerhalb einer Woche ein Custom-Messer zu Designen und zu fertigen, welches es so noch nicht gab. Ein Messer ist ja auch schließlich keine Ariane Rakete. (Bitte nicht provoziert fühlen)

Freue mich auf eure Meinung und Einschätzung!

LG Sensei
 
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NmM springst du zu kurz, ganz unabhängig vom Thema Messer:
1. Es geht nicht um Kosten, sondern Werte und geistiges Eigentum. Beides liegt bei erfolgreichen Innovationen um ein Vielfaches höher. Findet man ganz allgemein in Firmenwerten.
2. Bevor eine Innovation auf dem Markt richtig erfolgreich ist, gehen zig in die Tonne, auch die wollen bezahlt sein. Bringt aber Erfahrung, die letztlich zum guten Produkt führt und auch hier den Wert ausmacht.
3. Dein zitierter Schmied baut dir dein Messer was es so noch nicht gab (!) in einer Woche. Ein Kopist nimmt Maß etc und schafft es in weniger Zeit. Ist also billiger oder hat höheren Profit.

Ich denke mit Punkt 3 ist klar, worum es geht. Innovationen kosten Zeit/Geld bringen aber Werte, die ein anderer abgräbt. Vllt hat der Designer der Cola-Flache diese in zehn Minuten hingekritzelt, der Wert geht heute in die Mrd.!!!

Produktmodifikationen sind keine Innovationen, sondern dienen dazu, den Lebenszyklus eines bereits erfolgreichen Typs zu verlängern, gut zu sehen bei Spyderco oder auch BarkRiver. Was nicht erfolgreich ist, verschwindet wieder….Tonne!

Abu
 
Nochmal zum Ausgangspunkt:
50€ sind schon knapp für z.B. ein Klappmesser.
Es gibt zwar immer wieder einige konkrete Messer, die sich positiv hervortun, aber meine bisherigen Messer in dem Preisbereich haben immer die eine oder andere Macke (oft auch im Lauf der Zeit) offenbart - mir fällt jetzt keins ein, was ich vollumfänglich im Thema 'Messer unter 100€' empfehlen kann.
Mal sind es eher kleine Macken, mal sind es wirklich doofe Sachen. Das reicht von schräg gefräster Riffelung am Klingenrücken, die bis in den Griffbereich geht (was soll das? Das generiert keinen Halt und ist nur eine Sammelstelle für Schmodder, den man da nicht rausbekommt bei einem Fixed) über asymmetrisch geschliffene Schalen, Clips, die im Laufe der Zeit nachgeben bis hin zu abgebrochenen Clips oder solchen, die nur in die Micartaschalen statt die Stahlplatinen darunter verschraubt sind. Seitliches Klingenspiel und einfache Stähle mal ganz außen vor. Auch sehr knapp konstruiertes Eintauchen der Klingenspitze in den Griff mit in Folge beim Ausleihen aus dem Griff ragender Spitze im geschlossenen Zustand durfte ich schon kennen lernen.

Gerade im günstigen Bereich fallen für mich viele Messer schon raus und die Auswahl grenzt sich sehr schnell ein aus verschiedensten Gründen und in Folge der Erfahrungen, die ich gemacht habe.

Sicher gibt es da auch sehr preiswerte und gute Messer (ich kenne sie ja nicht alle, klar), aber man muss schon suchen und dann an der einen oder anderen Ecke einen Kompromiss schließen in Verbindung mit den eigenen Anforderungen. So kommt dann auch die Aussage 'dür das Geld in Ordnung' zu Stande. Im Falle einer schräg gefrästen Riffelung oder leicht asymmetrischen Schalen ist das von der Ausfertigung objektiv ein erträglicher Makel - es gibt aber auch natürlich subjektive Ansprüche, die nicht erfüllt werden.

So grob rund um 100€ fällt es mir wesentlich leichter, passende Messer zu finden. Und auch finde ich von der Verarbeitung und der Konstruktion seltener was zu bekritteln.

Unterm Strich gehe ich nicht mit der Aussage mit, dass ein 50€-Messer mit einem teureren Messer vollumfänglich mitziehen kann. In weiten Teilen von mir aus - und Ausnahmen mag es auch geben. Weiter müssen es auch nicht 300€ sein.
Aber in vielen Fällen macht sich der Preis schon an irgend einer Stelle bemerkbar.

Es gibt aus meiner Sicht den Bereich round about 100€ bis zu 200€, in dem man mit großer Wahrscheinlichkeit ein Messer ziemlich nah an allen Wunschvorstellungen jenseits von schierem Luxus bekommt, ohne große Abstriche machen zu müssen.

Ich schaue mir jetzt demnächst noch das QSP Penguin für sehr günstige 40€ an. Vlt. ist das eine Ausnahme. Aber auch hier sehe ich schon im Vergleich zur 100€ teuren Variante aus 154cm am Clip eine andere Ausführung. Aber das wird sich zeigen.

Viele Grüße,
Torsten
 
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Es gibt aus meiner Sicht den Bereich round about 100€ bis zu 200€, in dem man mit großer Wahrscheinlichkeit ein Messer ziemlich nah an allen Wunschvorstellungen jenseits von schierem Luxus bekommt, ohne große Abstriche machen zu müssen.

Dies wäre aus meiner Sicht auch sehr interessant. Da darf man den Titel vielleicht nicht zu wörtlich nehmen.

Messer, die ein extrem gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, vielleicht 150 € kosten aber aufgrund von Qualität in einer höheren, oder sogar wesentlich höheren Preisklasse mitspielen könnten, fände ich auch sehr interessant. Denke das würde hier auch gut rein passen, wenn jemand dahingehend Beispiele hat.

Ursprünglich ging es mir ja auch nicht darum, dreiste Kopien aus China, Innovationen von etablierten Messerherstellern gegenüber zu stellen. Auch wenn sich dieser Kontext hier so ein bisschen verselbstständigt hat.

LG Sensei
 
Für Preise über 100€, gute Materialien und ,vielen berichten nach, auch gute Verarbeitung... Da fällt mir zb die chinesische Marke TwoSun ein. Eigenständige (mMn) großartige Designs, viel Titan und Carbon.
Soll nicht heißen das diese Messer mit einem 500€ Messer konkurrieren können, aber man bekommt wohl sehr viel für sein Geld.

Ich besitze kein Messer dieser Marke, habe aber immer wieder mit geliebäugelt ;)
 
Messer, die ein extrem gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, vielleicht 150 € kosten aber aufgrund von Qualität in einer höheren, oder sogar wesentlich höheren Preisklasse mitspielen könnten
Mein Tipp:

Review vom Platzhirsch ;) : Real Steel Phasma M390 Poltergeist

Bezug: Phasma M390

Für mich der Inbegriff von "preiswert".

DSC04501-01.jpeg

(Hier zu sehen die Version "Free" ohne Daumenpin)

Ansonsten ist "WE Knife" in dieser Preiskategorie auch eine erstklassige Adresse.

DSC04335-01.jpeg

WE Knife Kitefin 2001A Marbled Carbonfiber Taschenmesser
 
Billig = Schlecht?

Sehr schöne Beiträge, die ich hier lesen durfte. Danke.

Ich würde das Wort "billig" eher durch "preiswert" ersetzen und die Frage ganz klar mit Nein beantworten. So bekommst Du einen Folder von amerikanischen Herrstellern, welche in Asien produzieren lassen, für unter 100€. Ich glaube, dass der Großteil unserer technischen Infrastruktur - also die Basis unserer Kommunikation - auf preiswerter chinesicher Produktion (amerikanisch/europäischer Technologie) beruht. Bei einem Smartphone stellt sich die Frage nach dem Produktionsort erst gar nicht, weil auch die teuren Varianten aus Asien (vorrangig China) kommen.

Selbst ein Tony Marfione (Microtech) lässt zwei Modelle (Anax und das neue Socom Bravo) in China produzieren. Warum? Weil er diese aufwendige Bearbeitung, mit diesen Materialien und für den Preis, nicht in den Staaten hinbekommt. Seinen Fans möchte er aber diese Qualität zu diesen Preis bieten. Ein Greg Medford sieht das wohl "etwas" anders... ;-) (Ihr kennt die Story von der Bladeshow?)

Selbst habe ich Messer von 20 bis 500€ (Haller, Victorinox, Benchmade, Spyderco, Microtech, SOG, Coldsteel) getragen und bin bei drei Modellen geblieben.
Nach über 20 Jahren sitzen bei mir das große Benchmade CQC7 und die Microtech Socom Elite (2000er Modell) + Kestrel (von 1999) abwechseld in der Hosentasche.
Nix gegen die anderen preiswerten Geschichten, die ich getragen habe... Aber diese Messer sind in Design, Funktionalität und Qualität (für mich) einfach die Quintessenz.... und sie kosten etwas mehr als 50 Euro.

Grüße von R.
 
Also ich kenne die Story nicht, erzähle bitte :)

In die Kategorie preiswert und hochwertige Materialien möchte ich dann noch das Nieto Commando werfen. Habe ich selbst (auch in dem Shop gekauft...einer meiner Lieblingsspanier ^^) und ist ein toll verarbeitetes Messer und sogar in Europa produziert.
 
Nach meinem bisherigen Eindruck, bekommt man aus Spanien sowieso oft recht viel fürs Geld, kann das sein?
Jein, in den letzten Jahren hat sich da aber einiges getan. Gab einige Marken die einen ziemlichen Fall hinter sich haben (Aitor zum Beispiel) und sich wieder berappeln konnten. Bei Muela und Nieto kommen zuletzt immer häufiger auch modernere Stähle zum Einsatz, aber in der Masse wird noch 1.4116 verwendet (was kein schlechter Stahl ist, aber auch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit)

Vor einigen Jahren kam noch Hydraknives dazu, die recht moderne Messer machen vom Stil, aber auch höherpreisig sind.
Joker, Nieto und Muela liefern im Allgemeinen ein gutes Preis/Leistungsverhältnis ab, man findet aber auch durchaus vergleichbare Messer aus deutscher Produktion, man darf halt nur nicht Messer aus M390 nehmen und sich dann beschweren sie wären teurer als eines auf 1.4116
 
Von Joker habe ich selbst drei Messer. Von Muela eins und ein weiteres von Cudeman. Auch alles Messer die in der UHU, also unter 100 € Kategorie mitspielen, bis auf das Cudeman.

Vom ersten Eindruck her, sind die schon mal nicht verkehrt verarbeitet. Bisher konnte ich aber nur eins ausgiebig testen. Einen kleinen Folder von Joker… und den finde ich klasse.
 
@Partizan Medford soll seinen Stand direkt neben Microtech gehabt haben und T-Shirst mit dem Druck "Don´t buy Chi-Com Knives" verkauft haben.
Die beiden haben sogar ein "gemeinsames" Interview gegeben und sich nix geschenkt. Greg Medford ist aber auch ein krasser Typ. Für den ist das keine Show, der meinst das ernst und es rührt wahrscheinlich auch die Werbetrommel.

Das Witzige an der Sache ist, dass die in China gebauten Mirotechs auch keine "UHU"-Messer sind. Das Socom Bravo liegt bei schlappen 370$ und das Anax bei gut 450$, wenn Du es direkt bei Tony kaufst. Die Teile würden aber in den Staaten produziert, wohl Faktor 2 bis 3 kosten.
 
Die Replica 1897 Limited Edition von Victorinox (ein "Nachbau" des ersten Offiziersmessers) ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht nur Design, Material und Verarbeitung den Preis beeinflussen. Das normale Spartan (dem die Replica etwa entspricht) kostet 23 €. Die Replica anlässlich des 125jährigen Jubiläums kostet 429 €. Und das ist vermutlich noch nicht das Ende der Fahnenstange - ich gehe davon aus, dass man speziell für dieses Messer später (nach dem Abverkauf der 9.999 Stück) noch einiges mehr auf den Tisch legen muss. Die Ökonomen haben dazu einen schönen Merksatz: "Preis ist was man bezahlt, Wert ist was man bekommt".
 
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Richtig erkannt.

Es macht aber auch einen Unterschied ob ich 1.000 oder 100.000 Stück eines Produkts produziere.

Einer der Gründe, weshalb es aus China gut und günstig gibt ist auch, dass erstens einige wenige die notwendigen hightech Maschinen haben, bedienen können und durch genügend Auftragsstückzahlen, seien es eigene oder fremde Aufträge, eine entsprechende Auslastung vorweisen können. Der Faktor Mischkalkulation seitens der Hersteller kommt noch hinzu - auch wenn im genannten Beispiel die Rechnung schon überzogen wirkt.

grüsse, pebe
 
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Das Witzige an der Sache ist, dass die in China gebauten Mirotechs auch keine "UHU"-Messer sind. Das Socom Bravo liegt bei schlappen 370$ und das Anax bei gut 450$, wenn Du es direkt bei Tony kaufst. Die Teile würden aber in den Staaten produziert, wohl Faktor 2 bis 3 kosten.

Weisst Du das oder glaubst Du das?

Die Bauteile eines Socom kann man an zwei Händen abzählen. Material iss a bisserl 0815 Metall und Kunststoff. Was soll da in ausreichend großer Serie zwingend 900 bis 1350 EUR kosten?

Ne vernüftige Bearbeitungsstation kost in China nicht viel weniger, als in D oder den USA. Große Umweltsauereien kannst in China auch nicht mehr machen. Letztlich bleiben als unterschiedlicher Kostenfaktor primär Personalkosten (Lohn, Gehalt, Arbeitsschutz, Sozialabgaben, KK). Ok. Dagegen rechnen muss man höheren Aufwand für Logistik, Transport, QS, Risikomanagement....

Ich seh nicht dass made in USA zwingend Faktor 2 oder 3 mehr kosten muss. Tuts ja auch gar nicht.

Lionsteel baut auch in der Preisklasse - in hervorragender Qualität, Top Material, Made in Maniago. Das ist Norditalien, Personalkosten in etwa wie hier. Geht also offenbar.

Ok, man darf natürlich Rohlinge nicht in Form beißen sondern muss a bisserl was investieren.

Pitter

BTW, hab mir mal gerade Bilder von dem Socom angeschaut. Sieht auf den Bildern gut aus. Ich mein, sicher, dass das aus Preisgründen in China gebaut wird? Kriegt das MT überhaupt so hin? IMO greift das Preisargument heut nicht mehr zwingend. Wenn ich mir WE Knife anschaue (hatte ich schon genug in der Hand) da wirds rein technisch schon eher dünn für manche Hersteller.
 
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Die Bauteile eines Socom kann man an zwei Händen abzählen. Material iss a bisserl 0815 Metall und Kunststoff. Was soll da in ausreichend großer Serie zwingend 900 bis 1350 EUR kosten?

@pitter Da darf ich Dir - beim Socom Bravo - widersprechen.

1. Ich sprach nicht von einem normalen Socom oder Socom Elite, sondern vom neuen Socom Bravo.

Normales Socom Elite: Griffschalen in Alu + Griptape und ein paar Schrauben in Edelstahl + Edelstahlcilp. Preis: 300$

Socom Bravo: Griffschalen in Titan + Carbon + Edelstahlschrauebn + Titangriff. Schau Dir dazu das aufwendige Griff-Design (5-teilig), welches mehr Bearbeitung erfordert und zwei Materialien, welche sich wesentlich schwerer be- und verarbeiten lassen. Ich kenne kein Messer aus den Staaten (oder aus Europa), welches so aufwendig gestaltet ist und für so wenig Geld verkauft wird... sondern nur aus China.

2. Das von Dir erwähnte Lionsteel (Ich nehem an, Du meinst das SR-11 in Titan) ist mir bekannt und ist aber eine echte Ausnahme auf dem Markt. Doch auch hier gilt, dass - im Vergleich zum Socom Bravo - viel weniger Handarbeit erforderlich ist.

Ich mein, sicher, dass das aus Preisgründen in China gebaut wird? Kriegt das MT überhaupt so hin?

3. Ja ich bin mir sicher, dass Microtech das hinbekommt. Nur eben nicht für diesen Preis ;-)

4. Ich habe eben mal zwei Bilder für Dich geschossen... Wenn das Teil Links in Alu mit Griptape 300$ kostet, was sollte dann das Teil Rechts in Titan mit Carbon kosten?

MT_Elite_vs_Bravo_11_06_2022_2.jpg MT_Elite_vs_Bravo_11_06_2022.jpg
 
Hallo SenseiMiheru,

der Thread ist schon etwas älter und ich weiss nicht ob das Thema für dich noch aktuell ist, aber ein paar Dinge sind mir noch eingefallen:

Tendenziell liegt man mit der Annahme nicht schlecht, aber im Einzelfall kann ein "preisgünstiges" Messer durchaus gut sein.

Auch weil hier der moralische Aspekt bei Produktion im günstigen Ausland angesprochen wurde.
Ich entsinne mich an den Skandal um die Textil Herstellungsbedingungen in Indien, welches zur Folge hatte das man hier in Europa darauf reagierte und die Bedingungen vor Ort nicht nur anschaute, sondern auch Standards einforderte.

Eine Art "Fairtrade" (der höhere Preis kommt bei den Arbeitern an) bei Messern aus dem Ausland wäre möglich, wenn genügend es wollen !

Was sich noch auf den Preis auswirkt:
  • Neben den besseren Einkaufspreisen, sowohl beim Material als auch bei den Maschinen, ist auch der Aufwand bei der Wärmebehandlung ein Kostenpunkt.
    Ob man hier max. Aufwand betrieben wurde oder eine günstige Variante gewählt hat, kann man als Käufer normalerweise nicht entdecken.
  • Wie gut & streng ist die Qualitätskontrolle: Je schlechter die ist, desto größer ist die Serienstreuung. Das weniger an maschineller Produktion wirkt hier wie ein Multiplikator.
    Oder mit anderen Worten: Es ist dann ums so mehr reines Glück wenn du ein gutes Exemplar erwischt hast !
  • Wer sich einen guten Namen aufgebaut hat, kann natürlich höhere Preise am Markt umsetzen, weil seine „Fans“ das bezahlen.
    Aber auch hier existiert eine „unsichtbare Grenze“, denn um den guten Ruf zu erhalten musst du zwangsweise eine entsprechende Qualität liefern, oder du bist früher oder später wieder ein Teil der „großen grauen Masse“.
  • Und ja es gibt Ausnahmen wo Hersteller ganz frech ein unverschämten Preis aufrufen.
    ABER das wird relativ schnell bekannt, auch hier im Forum !
  • Unterschied im Preis bei gleicher Qualität und Herstellungsort wird es immer geben, aber nicht im Bereich von 500% !
    Realisitsch schätze ich hier eher 20% bis 50%.
Die Erfolgsgeschichte des Laguiole begann als einfaches, robustes Messer das vom Preis her attraktiv gewesen sein muss, ansonsten
hätten die Bauern und Hirten aus der Umgebung wohl kaum so oft diese Messer gekauft.

Eine Idee zur besseren Transparenz, auch wegen Abu's Thread Messer an die Arbeit ! und den Thread zeigt her: Eure Lieblings-"Billigmesser", deren Kauf ihr nie bereut habt
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"Verbrauchsmesser"
Sind preisgünstige Messer die tatsächlich so benutzt werden, das sie irgendwann NICHT mehr zu benutzen sind.
Bei denen ist es egal ob beim Griff oder bei der Klinge etwas ausbricht oder man sie schlicht und ergreifend verliert.

Hier überwiegt der objektive Teil:
Das Messer muss den persönlichen funktionalen Ansprüchen (Handling, Wasserresistenz, machbare Schärfe, Leichtigkeit des Schärfens) genügen und das Preis-Leistungsverhältnis (Haltbarkeit) muss
gut bis sehr gut sein.
Das Design muss nur so sein das es „ausreichend“ ist. "Schöner" natürlich immer :)
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"Accessoire"
Sind die Taschenmesser die zwar gelegentlich benutzt werden, aber trotzdem die „Zeit überstehen sollen“, so das auch die nachfolgende Generation diese benutzen können, wenn sie es möchten.
Preise können von günstig bis in die mittlerer Preislage gehen.
Wie viel Euro die mittlere Preislage ist, soll bitte jeder für sich selbst entscheiden :)

In dieser Kategorie spielt der subjektive Anteil, d.h. Vorlieben zu Materialauswahl, Form, Herstellungsort, Herstellungsart (Maschine ↔ handgefertigt), eine deutlich höhere Rolle !
Beim Preis ist hier eine viel höhere Toleranzbandbreite !
Ein Taschenmesser dieser Kategorie kann natürlich nach einiger Zeit auch zum Vitrinen-Modell werden.
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"Vitrinen-Modell"
Sind Taschenmesser die entweder
  • nur limitiert hergestellt wurden oder sonst, obwohl neu, einen Seltenheitswert haben
  • so alt sind das man sie zum Kulturgut zählen
  • einen persönlichen Bezug aufweisen (Erbstück, Erlebnisse, ....)
Das diese Taschenmesser nicht mehr wirklich benutzt werden, ist eigentlich verständlich.
Natürlich muss jeder für sich entscheiden ab wann an Accessoire eine Vitrinen-Modell wird oder ob ein bisheriges Vitrinen-Modell nun als Accessoire benutzt wird.
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Für mich persönlich ist ein neues Messer dann zu teuer, wenn ich es nicht mehr aus der Vitrinen holen und als Accessoire benutzen kann.
Absolut in Euro dürfte da jeder seine eigene Grenze haben :)

Viele Grüße

Alex


Edit am 26.12.22 angeregt durch den Post #83 von DirkWitten
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"Kunst-Modell"
Sind Taschenmesser die entweder
  • zum größeren Teil einem künstlerischen Aspekt genügen sollen
  • werden, wie bei einem Kunstmarkt üblich, mit anderen Maßstäben preislich bewertet
  • werden überwiegend subjektiv wahrgenommen
Auch hier denke ich gibt es eine Grauzone, sprich es wird manche geben die auch ein "Kunst-Modell" als "Accessoire" benutzen und wiederum andere die es nur in der Vitrine liegen lassen.
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