Chris reeve plagiate für ~60€

So,

der reinen Wahrheitsfindung zuliebe, also aus vollkommen altruistischen Motiven heraus, habe ich mich dem fernöstliche Markt ggü. geöffnet, ich bitte um direkten Dank und Anerkennung!

Nun gut, um ehrlich zu sein, ich hegte vielleicht ganz unbewusst die Hoffnung, mich als ungeheuer clever titulieren zu können, wenn ich für den Bruchteil des Originals ein qualitatives Pendant erstehen könne, selbstverständlich nur zur eigenen Freude im stillen Kämmerlein.

Tja, nu sitze ich da und erinnere mich der weisen Worte unbekannter Herkunft "Wer billig kauft, kauft zweimal".

Was bekommt man?

Ein sauber verarbeitetes Stück Metall, keine Frage, welches zudem auch bei etwas genauerem Blick durchaus für ein originales Sebenza durchgeht. Klinge ist scharf, zentriert, Finish passt, soweit, so gut. Blöderweise haben Klappmesser die unangenehme Eigenschaft, zur Benutzung geöffnet werden zu müssen, und ab da geht die Kinnlade Richtung Kniekehle.

Es beginnt mit einem leichten vertikalen Klingenspiel im geschlossen Zustand, führt über einen eher kratzigen Klingengang zu einem eher dumpf klingenden "Klack" beim Schliessen, wobei der Lock dabei punktuell an der Klingenwurzel aufliegt. Dies führt einerseits dazu, dass sich der Lock ohne allzu großen Druck noch deutlich weiter drücken lässt, sowie zu einem mehr oder weniger starken Festfressen des Locks.
Beim Wiederverschliessen kann ich den Lock zudem ohne große Mühe recht weit nach Außen drücken, wenn die Klinge wieder im Griff verschwindet, geschieht dies still und leise, das leichte "Zuschnappen", wenn der Detentball einrastet, existiert nicht.

Der Clip hat erhebliches horizontales Spiel, außer ich knalle die Schraube so fest, dass ich ihn kaum mehr aufgebogen bekomme, um ihn seiner angedachten Funktion zuzuführen.

Was bleibt unterm Strich? Optik passt, Verarbeitung auch im Großen und Ganzen, von der mechanischen Meisterleistung (manche würden auch die "Seele" des Sebenza sagen) ist keine Spur vorhanden, der Spaß fehlt, mir zumindest, dadurch vollkommen.

Gut, rein fiskalisch gesehen kann man natürlich argumentieren, dass die gebotene Leistung zum Preis passt, aber darum kann es doch eigentlich nicht gehen. Die stimmt beim SAK genauso wie beim Opinel, beim Ontario Rat Folder, beim Spydero Tenacious und auch bei Sanrenmu (ausgehend natürlich von den Eigenentwürfen). Dazu bedarf es keiner Unterstützung von Plagiaten. Und das ist dann ebenso sicher, mit den eigentlichen Qualitäten eines Sebenza außerhalb der Optik, ist mit dem Teil kein Staat zu machen.

Da es auch hochpreisige Fakes gibt, mag die Sachlage bei denen noch ein wenig anders aussehen, allerdings wird es für mich dann langsam zur Quadratur des Kreises, für einen immer geringer werdenden Preisunterschied möglicht nahe an das Original zu kommen, so schottisch könnt ich gar nicht werden...
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann freut es mich, dass ich ein wirklich(!) sehr gut verarbeitetes "Sebenza (Style)" Plagiat in meinen Händen halte.
Ein Unterschied zum Original ist für mich schwerlich feststellbar. Weder optisch noch haptisch.

Andererseits ist diese Freude über die sehr gute technische Verarbeitung und die Qualität natürlich nicht ungetrübt, da dort etwas zu einem sehr guten Preis produziert wird, was bei anderen Firmen, zu deutlich höheren Preisen nicht möglich ist, bzw. scheint.
UND: Es ist und bleibt eben deutlich ein Plagiat.

Aber mir geht es jetzt hier(!) rein um die Verarbeitungsqualität des Messers.


Mein "Sebenza Style" Messer:

* Null Klingenspiel. Weder vertikal noch horizontal
* Smoother Klingengang. Vergleichbar mit meinem Gerber Airframe, vlt. nicht ganz so "glatt". Nach einem Tröpfchen Öl ist kein Unterschied mehr feststellbar.
* Lock klackt und klickt nicht, ok. Das kann man mögen oder nicht, ich finde es gut. Hört sich "verlässlich" an.
* Lock sitzt zwar nicht komplett(!) vollflächig auf der Klingenwurzel, aber der Framelock verriegelt bombig und sicher innerhalb des ersten Drittels.
Hier lässt sich nichts hin und her drücken.
* Framelock lässt sich einwandfrei wieder lösen und frisst sich nicht fest.
* Lock läßt sich nicht schwammig nach außen drücken.
* Detentball zieht die Klinge deutlich ein und hält die Klinge absolut sicher fest. Klickt.
* Der Clip sitzt felsenfest im Rahmen und ist angenehm stramm "eingestellt".
* Die Holz Inlays sind sehr "hübsch" und perfekt verarbeitet, sowie ist die komplette(!) restliche Verarbeitung in meinen(!) Augen mehr als untadelig!

Bei mir ging ebenfalls die Kinnlade nach unten!
Jedoch aus positivem Erstaunen heraus.

Für diese aus der CNC Maschine gefallenen Serien Sebenzas konnte ich mich bis dato nicht begeistern. U.a. da ich deren Preisniveau auf dem europäischen Markt für das Gebotene(!) absolut nicht nachvollziehen konnte.
Einfach, schlicht und funktioniert. Gut, ja, aber Seele?!
Die "Standard"version erschien mir gerade durch ihr CNC Maschinenfinish "seelenlos" und damit reizlos.
Den Vergleich mit z.B. diversen Böker Framelocks möchte ich lieber gar nicht vornehmen. Da war keines dabei, welches bei der ersten Lieferung annähernd vergleichbar technisch gut verarbeitet war. Alle(!) o.g. Punkte waren meist und z. T. deutlich schlechter.
Das ist meine(!) Erfahrung.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mein Sebenza Style (Plagiat) Messer mir(!) großen Spaß macht. Sowohl optisch als auch haptisch.

mrfalli
 
Ich habe jetzt den ganzen Thread durch/mitgelesen und wollte mich eigentlich nicht zu Wort melden. Allerdings habe ich eben mich anders entschieden. Meinen langen Text habe ich wieder gelöscht und fasse mich kurz:

1) Ich bin noch nicht so lange in der Szene unterwegs und würde mich als Otto-Normal-Verbraucher bezeichnen. Daher kenne bzw. erkennen ich bei Customs nicht alle Designs, die vielleicht ein anderer Messerdesigner mal entworfen hat. Hier würde ich sagen, und hierbei meine ich die gewerblichen Anbieter, dass diese untereinander dafür Sorge tragen müssen, wenn so etwas auftaucht und es dem "Urdesigner" missfällt. Denn der Otto-Normal-Verbraucher auf einer Messe weiß davon nichts ;)

2) Aber hier bei den Reeve-Plagiaten sieht die Sache schon anders aus. Denn welcher Vic-Besitzer von der Straße kennt ein Chris Reeve und sucht noch x Stunden im Internet, damit er sich ein Fake davon für 60,--€ kaufen kann :confused: Alle, die sich nämlich diese Fakes kaufen, wissen, worauf sie sich einlassen und machen dieses absichtlich. Ob sie sich das Original nicht leisten können/wollen sei mal dahingestellt, aber sie denken womöglich, so ein Stückchen Reeve in den Händen halten zu können für ein Bruchteil der Kosten. Und wer dann auch noch Werbung dafür macht, wie toll die Dinger doch sind, sollte gesperrt werden. Behaltet die Dinger, nutzt sie, missbraucht sie und werdet glücklich damit (ernst gemeint), aber macht nicht auch noch Werbung dafür. Angeben geht damit sowieso nicht ;)

3) Gestern hätte ich mir beinahe so ein Bayley-Fake bestellt, aber dann kam so eine alte Weisheit in meinen Kopf: "Kauf dir nur das, was du dir leisten kannst." Und da ich mir das Original davon wahrscheinlich noch nicht einmal kaufen würde, spare ich jetzt auf mein zweites xxx (will keine Werbung machen) und freue mich darauf, dass ich einem deutschen gewerblichen Anbieter mit eigenen Ideen ein bisschen was für seinen Lebensunterhalt besteuern kann.

4) Und noch mal zum Schluss: Kauft euch nur das, was ihr euch leisten könnt. Wer eine S30V-Klinge mit Einhandbedienung und Titangriff haben will, der kann sich gerade bei Böker eine echtes Schnäppchen für < 100,--€ holen. Dann habt ihr kein Fake, die Klinge ist so scharf, dass sie mich schon ein paar Mal gebissen hat, es fließt Geld an den dt. Staat und der Service ist auch super.


Cheers,
UglyKid
 
Und eine schlaue Sache ist mir eben beim Spazierengehen mit meiner Tochter noch zu dem Thema eingefallen:

Hier wird andauernd von "Seele" oder "Seelenlos" geredet. Meiner Meinung nach entsteht die Seele eines Messers mit dem Bezug zu dem Messer. Zum Beispiel habe ich zu Beginn meiner neuen Messersammelleidenschaft ein Buck 560 gesucht. Warum dieses Messer? Weil es das Messer als Kind war, welches ich begehrt habe, aber nicht bekam. Und wenn ich x Jahre darauf sparen müsste.
Mittlerweile bin ich in der glücklichen Situation, dass ich mir ab und an Messer kaufen kann, wenn ich die Lust dazu habe. Aber falls ich nur noch ein Messer haben dürfte, dann würde ich eins meiner Buck 560 (und zwar das erste, das ich bekommen habe) behalten, denn dieses Messer hat zusammen mit meinem Eckhart Schmoll EDC die meiste Seele für mich .

So, um nun auch wieder die Kurve zu diesem Thread zu bekommen:
Für viele ist das Sebenza das Non-Plus-Ultra und der Beginn der Integral-/Framelocks. Und viele haben dieses Messer irgendwann mal gesehen und gesagt: Das will ich!!! Und damit begann die Seele des Sebenzas für den jeweiligen Messerfreund.
Und dazu will ich noch sagen, dass ich vor den Personen mehr Respekt habe, die vielleicht seit x Jahren auf ein Sebenza sparen, weil es nämlich DAS Messer für sie ist, als vor den Personen, die im Gegenzug sagen: "Ätsch, habe mir gerade für 60,--€ ein Fake gekauft, was fast so gut ist." Damit kann ein solches Messer nie eine Seele bekommen.

Und dann kommt meiner Meinung nach noch der Faktor Neid dazu: Gönnt den Personen, die sich (durch Sparen, Lottogewinn, etc.) ein Sebenza und Co. leisten können und versucht es nicht, denen schlecht zu machen.

Ich hoffe, dass es verständlich war, was ich sagen wollte. Was einem nicht so alles auf einem Spaziergang einfällt.

Cheers,
UglyKid
 
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