Culilux Kyoto (die neue, zweite Messerserie von Culilux)

ebenezer

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Am 31.10.24 geht die neue Culilux Kyoto Serie in den Verkauf.

Ich hatte die Möglichkeit, die neue Serie vorab zu testen.

Die Klingen liegen in ihrer Silhouette sehr nah an den entsprechenden Modellen der Kobe Serie. Beim Petty ist die Klinge aber insgesamt höher.
Der erste offensichtliche Unterschied an den Klingen ist die Tsuchime-Struktur im oberen Bereich der Flanken.
Kehl und Rücken der Klingen sind sauber bearbeitet, und die Kanten gebrochen. Nicht gerundet und poliert, wie bei Kobe.
Das harmoniert aus meiner Sicht optisch gut zur Gesamtgestaltung der Messer.
Für die Praxis hat das zwar einerseits den Nachteil eines weniger schmeichelnden Fingerkontaktes, aber andererseits lässt sich mit
dieser Ausformung des Rückens Schnittgut besser vom Brett schieben.

Die Griffe sind angelehnt an traditionelle japanische Wa- Griffe. Oktagonal im Querschnitt, höher, als breit, mit nach hinten anwachsendem Querschnitt.
Die Abschlussfläche des Griffes ist etwas ballig ausgeführt. Vorne geht der Griff in ein oktagonales Edelstahlbolster über, das den markentypischen roten Ring aufnimmt.
Richtung Klinge ist das Bolster seitlich verjüngt und läuft weich in die Klinge aus.
Das führt im Gegensatz zu vorne stumpf endenden Steckangelgriffen zu einem sehr angenehmen Griffgefühl bei allen Grifftechniken, bei denen man sehr weit vorne, oder in der Klinge greift, und Griff/Klingenwurzel seitlich zwischen Daumen und Zeigefinger klemmt.
Der Griff selbst sowie der rote Ring bestehen aus Micarta mit sehr glatter, matter Oberfläche.
Er fühlt sich seidig und handschmeichlerisch an.
Das Griffkonzept macht die Messer leichter, als die Kobe Serie und bringt den Schwerpunkt etwas Richtung Klinge.

Der Stahl hat die Bezeichnung NC62 (NC=nano carbide) und ist in der Zusammensetzung ein AEB-L, in einer speziellen Vergussart, die für besonders feinkörnige Karbide sorgt.
Seine Nutzeigenschaften liegen recht nah am 14C28N, mit vergleichbarer Härte und Schnitthaltigkeit, noch höherer Zähigkeit und damit noch besserer Wetzeignung, bei etwas reduzierter Korrosionsbeständigkeit, die aber im Küchenumfeld abseits der Geschirrspülmaschine keine Relevanz hat.

Dieser Stahl wäre eigentlich schon H. Gordners Favorit für die Kobe Serie gewesen, aber er ist im Gegensatz zum 14C28N auf dem chinesischen Markt nicht verfügbar.
Der Hersteller der Kyoto Serie musste den Stahl extra aus Deutschland importieren.
Dennoch ist der deutsche Eigenimportstahl im Vergleich zum in China durch Sandvik direkt vertriebenen 14C28N um so viel kostengünstiger, dass die neue Serie
noch preisgünstiger angeboten werden kann, als die Kobe Serie.

Die Schneide der Kyoto Serie ist wie die der Kobe in einem sehr schlanken Sekundärfasenwinkel (11 Grad pro Seite) angeschliffen.
Allerdings ist der Anschliff in einer gröberen Körnung ausgeführt und nicht mit feinen Körnungen poliert/gefinisht.
Das führt zu einer Schneide mit extremem Biss, was das Einschneiden in Tomaten- oder Paprikahaut völlig widerstandslos macht.
Allerdings beißt sich diese Schneide auch sehr stark ins Schneidbrett. Wiegeschnitt wird dadurch praktisch blockiert.
Ansonsten ist die Schneidperformance sehr nahe an den Kobes, und Unterschiede wären allenfalls in Nuancen schneidgutspezifisch im direkten Vergleich auszumachen.
Die Dicke der Klingen über der Wate liegt bei meinen Exemplaren zwischen 0,05 und 0,1mm.

Auch für diese Messer wird optional gegen Mehrpreis eine Mikrofase angeboten, welche ich im Zweifelsfall jedem empfehlen würde, der selbst nicht in der Lage ist,
eine solche anzubringen. Wer es selber kann, kann sich ja durchaus mal den Spaß gönnen, die Bissigkeit der Originalschneide zu erleben.

Als Fazit würde ich sagen, aus rein technischer Sicht gibt es keinen Aspekt, der eine der beiden Serien klar über die andere stellen würde.
Man kann als Käufer hier ganz nach seinen optischen und haptischen Präferenzen entscheiden.

Hier noch ein paar Bilder, die jeweils die Schwestermodelle Kyoto und Kobe zeigen.

Kyoto_Gyuto.jpg



Kyoto_Santoku.jpg



Kyoto_Petty.jpg



Hier sind die genauen Daten der einzelnen Messer:

Kyoto_Masse.JPG


Hier ist noch ein Bild zur Gestaltung des Erls beim Kyoto, das mir @Username86 zur Verfügung gestellt hat.
Er hat Geometrien integriert, die Verdrehen und Herausrutschen wirksam verhindern.
Das Bild stammt von einem Zwilling Miyabi. Das Konstruktionsprinzip wurde im Kyoto sehr ähnlich verwirklicht.


Kyoto Erl.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
vielen Dank für die Vorstellung!
Ist die neue Serie auch für Rechtshänder optimiert oder symmetrisch? Bei der Kobe Serie war die rechte Klingenseite etwas konvexer als die linke.
 
Ist die neue Serie auch für Rechtshänder optimiert oder symmetrisch? Bei der Kobe Serie war die rechte Klingenseite etwas konvexer als die linke.
Das ist mir neu. Ich halte das eher für Zufall. Eine Rechtshänderoptimierung wurde nirgends kommuniziert.
Die neue Serie ist sehr flach gehalten, auf beiden Seiten.
 
Vielen Dank.
Die Zwinge und der Griff der Kyoto Serie sagen mir persönlich bedeutend mehr zu. Und sehen sehr schön aus.
Ohne das günstig wirkende Hammerschlagdesign, hätte ich mir endlich auch mal ein Culilux zu Testzwecken gegönnt.
Vielleicht kommt ja noch solch eine Variante nach?
 
Vielen Dank für die Vorstellung und Vergleichsbilder! Ich hab die E-Mail mit dem Teaser für heute erwartet, du warst mit der Vorstellung schneller 😅

Sehr interessant was die kleinen Unterschiede doch sind. Ansprechend finde ich dass das Petty etwas höher geworden ist. Das Kochmesser sieht dagegen etwas flacher aus, du reichst die Maße ja noch nach?
Gut finde ich dass er den Preis sogar nicht nur halten kann sondern sogar noch etwas günstiger anbieten wird. Ich hoffe auf Erfolg der Serie und ein 24cm Gyuto nächstes Jahr vielleicht nachzureichen.

Herr Gordner hat mir noch ein Bild vom (Steck-)Erl zukommen gelassen, falls du das noch einfügen willst kann ich dir das zukommen lassen.
 
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Reaktionen: Mow
Danke für den Bericht.

Ich glaube wenn man den Schriftzug entfernt könnte der "Hammerschlag" recht ansprechend wirken.
 
Klasse, danke für die Vorstellung @ebenezer ! Vor allem die Griffform ist für mich eine deutliche Verbesserung der schon tollen Kobe - Serie. Das gehämmerte finish gefällt mir auch. Ich hoffe sehr darauf, dass nächstes Jahr ein 24er der neuen Serie rauskommt. Dann schlage ich auch zu und erweitere meine Sammlung um ein weiteres Culilux :)
 
Ich habe die Daten in den Startpost eingefügt.

Danke insb. für die Gewichtsangaben!
Ich finde es gut, dass es neue Griffformen gibt, ausgerechnet das Gyuto mit 20 cm finde ich zu schwer, mein 24cm Culilux aus der Messerforum Edition wiegt 234 g, mein Alltagsmesser - ein günstiger, rostender Japaner, Magnolie Griff - mit knapp 19 cm KL nur 104 g, 173 g wären ein deutlicher Rückschritt, bei uns muss es oft schnell gehen, schöne Messer nehme ich ja gern in die Hand, der Zeitdruck lässt mich aber immer zum Leichteren greifen.

Das Petty hingegen könnte ich mir vorstellen, weil das eher ein Küchenhelfer in die Hand gedrückt bekommt, leider mißfällt mir die opulente Beschriftung, schade, bei einer MF-Edition mit dezenter Beschriftung wäre ich dabei. ;)
 
Plane Flächen sind bei Kochmessern wenig hilfreich. Die meisten sind konvex geschliffen. Für mich ergibt das keinen Sinn.
Da hast Du natürlich Recht. Ich kann ja nur darstellen, wie die Messer sind. Jeder muss selbst entscheiden, wie er das findet, und damit umgeht.
Ich denke mal, gerade bei so dünnen Messern sind plane Flanken nicht so ungewöhnlich.
Leicht ballig wäre wünschenswerter. Vielleicht ist es ja möglich, dass der Lieferant hier für zukünftig zu fertigende Chargen noch Optimierungen einbringt.
 
Gewisser Saugeffekt ist bei Culilux definitiv gegeben. Ist trotzdem eines der besten Messer für unter 100€.
Einen guten balligen Schliff zu machen ist auch gar nicht so einfach imo. Bisschen Konvexität klar, aber richtig gut ballig, so dass FR nicht schlecht ist und trotzdem leicht schneidet ist komplex.

Grüße,
Julian
 
Moin

Seht nach dem Design vom Zwilling " Diplome " aus... + Hammerschlag.
Finde ich ganz gut. Nur der Schwerpunkt bei den Culiluxen bleibt mein persönliches Manko.

Danke fürs zeigen

Micha
 
Bisschen Konvexität klar, aber richtig gut ballig, so dass FR nicht schlecht ist und trotzdem leicht schneidet ist komplex.
Und in dem Preissegment kaum darstellbar. Dazu müsste zu viel Handarbeit einfließen.
Wie Du richtig sagst, muss in dem Preissegment erstmal jemand mehr bieten.
Natürlich kann und darf man jedes Messer an seinem persönlichen Ideal messen.
Im Fazit bleibt aber immer die Spiegelung an dem, was das Preissegment sonst so zu liefern im Stande ist.
 
Gewisser Saugeffekt ist bei Culilux definitiv gegeben.
Stelle ich auchimmer beim schneiden von Kartoffeln fest, aber es kommt auch laut meinen Erfahrungen drauf an wie man die schneidet. Mit schub kleben die Kartoffeln teilweise wie kleber am Messer. Mit Zugschnitt überhaupt nicht.
 
Verbergen sich vielleicht doch ein paar Zehntel Konvexität in der rechten Flanke des Messers? Ist das mit einem Haarlineal geprüft? Wir haben hier schon öfter über plane Flanken geredet, aber bis jetzt hat sich immer ein leicht konvexer Bereich über der Schneide gefunden.

Ich möchte vermeiden das einem Produkt so ein Makel zu unrecht nachgesagt wird. Bitte nicht falsch verstehen.
 
Eins Haarlineal habe ich nicht, aber ich habe die Kante eines Stahllineals angelegt. Da ist nichts.
Zumindest nicht im Zehntelbereich, allenfalls Hundertstel.
Das ist eine Eigenschaft im Rahmen des Marktüblichen, aber kein Makel.
 
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