Ein Praktikum bei Jean-José Tritz

...wobei ich mich an der Bezeichnung "Idioten" schon ein wenig Störe (und das ist so nett wie möglich ausgedrückt).
Es steht ja jedem frei seinen eigenen perfekten stahl erschmelzen zu lassen 😉

Ich bin davon überzeugt daß es nichts persönliches ist und sicherlich aus dem Kontext gerissen, aber dennoch finde ich es ein wenig respektlos.

Just saying...
 
...wobei ich mich an der Bezeichnung "Idioten" schon ein wenig Störe (und das ist so nett wie möglich ausgedrückt).
Es steht ja jedem frei seinen eigenen perfekten stahl erschmelzen zu lassen 😉

Ich bin davon überzeugt daß es nichts persönliches ist und sicherlich aus dem Kontext gerissen, aber dennoch finde ich es ein wenig respektlos.

Just saying...
es ging doch nur um Damast mit AU.... Nicht um den Stahl als solches!
 
...wobei ich mich an der Bezeichnung "Idioten" schon ein wenig Störe (und das ist so nett wie möglich ausgedrückt).
Es steht ja jedem frei seinen eigenen perfekten stahl erschmelzen zu lassen 😉

Ich bin davon überzeugt daß es nichts persönliches ist und sicherlich aus dem Kontext gerissen, aber dennoch finde ich es ein wenig respektlos.

Just saying...
JJT spricht von seinen Messern auch von „mein Scheiss“…
Er ist da nicht so zimperlich in seiner Wortwahl, und es ist Vieles mit mit einem Augenzwinkern und Schmunzeln gesagt.
Das sollte nicht despektierlich sein, er respektiert die AU-Macher ausdrücklich!
Feststellen musste er aber aus leidiger Erfahrung, dass durch den hohen Chromgehalt von 1,5% im AU es schnell zur Delaminierung kommen kann, wenn nicht ausgesprochen sauber verschweisst wird.
Seiner Meinung nach hätten 0,5 Prozent Cr auch gereicht…
 
Alles gut, ich will da kein drama draus machen! Wie gesagt, aus dem Kontext gerissen will ich da nix rein interpretieren und Sprachpolizei spielen 😁
KANN halt falsch aufgenommen werden und das sollte nicht sein mMn.

Somit abgehakt ✅

Bitte weiter mit Bildern und Text, denn ich finde die Dokumentation hier absolut genial!
Mir lag es ebenfalls auf der Zunge (wie bereits ein Vorredner schrieb) das sowas in ein Buch gehört! (Das soll keine Aufforderung, sondern höchst anerkennend sein!)

Ich muss zugeben dass man sich beim Lesen und betrachten der Bilder richtig rein versunken fühlt. Als wäre man dabei!

Das ist wie eine coole Netflix serie bei der man hofft, dass es noch weitere Staffeln gibt 😄🙏
 
Hoffentlich nicht wie Netflix. Sonst gibt's zwar ne zweite, aber keine dritte Staffel, wodurch die zweite Staffel dann die Story der bereits geplanten Staffeln zwei bis fünf erzählen muss und ein hektisches Durcheinander wird :D
 
Staffel eins, Folge sechs bei JJT: Was heute geschieht...
JJT säubert eine Feile, mit der er anschließend ein klitzekleines Puuko in Form feilen wird, welches er auf der Messermesse im belgischen Gembloux präsentieren möchte, um schlussendlich den Titel "Best of Show" zu bekommen...

Los geht's: Mit einem feinen Werkzeug puhlt JJT zunächst einmal kleine Metallstücke aus den Zähnen (Hauen) seiner Feile:

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Detailaufnahme davon:

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Dann macht er sich an die Arbeit, die Puuko-Klinge mit langen, gleichmäßigen Zügen zur entstehenden Wate hin abzufeilen. Zunächst von einer Seite, bis er die Mitte getroffen hat...

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Danach wiederholt sich das Spiel mit um 180 Grad gedrehter Klinge...

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Einen Rest der Hiebe der ursprünglichen Feile soll man auch noch im finalen Messer erkennen können, das ist JJT wichtig. Feilenstahl eignet sich hervorragend für Kochmesser, JJT wird die Klinge auf etwa HRC 62 aushärten. Damit kann er locker getrockneten Bambus schnitzen, ohne dass es zu Ausbrüchen kommt.

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Mit einer Rundfeile bearbeitet JJT die Angel:

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Zwischendurch immer wieder die optische Qualitätskontrolle, ob er die Mitte getroffen hat. Yep, hat er!

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Anschließend wird der Stahl nochmals weichgeglüht, damit er sein Logo Einstempeln kann. Links unten im Hintergrund liegt schon der Stempel bereit, denn es muss schnell gehen...

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Für alle, die noch nicht wissen, wie JJT's Logo aussieht:

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Nach dem kurzen Augenblick des Einstempeln, wird die Klinge nochmals erhitzt und vorsichtig geradegeklopft, um Verformungen und Spannungen aus der Klinge herauszunehmen.

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Danach geht es an den Tellerschleifer für die Feinarbeiten

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Hier arbeitet JJT am liebsten bei nur sehr wenig und gerichtetem Licht, um Reflexe besser deuten zu können.

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Beim Tellerschleifer kommt die Führhand sehr nah an die Schleifscheibe. Das ist auch der Grund, weshalb viele Schmiede längere Fingernägel haben: Man spürt schnell, dass man zu nah dran ist, ohne dass gleich die Hornhaut der Fingerkuppe etwas abbekommt...

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Das kleine Puuko, das JJT gemacht hat folgt strikt einer in ganz Skandinavien üblichen Proportion: Die Klingenlänge ist exakt so lang wie der kleine Finger, das Heft wird später genau so breit wie die vier aneinandergelegten Finger zwischen kleinem und Zeigefinger sein.

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Für so ziemlich jedes Messer, das JJT in seiner Laufbahn als Schmied gemacht hat, gibt es eine passende Vorlage aus Sperrholz. Allein in seiner Puuko-Schatulle liegen über ein Dutzend dieser Holzvorlagen.

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Zwischendurch hat JJT einmal in seinen Schatzkisten für die Griffhölzer gekramt und mir einige wunderschöne Hölzer gezeigt. Dieses Exemplar aus Wüseneisenholz hier hat er schon seit über 20 Jahren, aber er noch nicht die richtige Klinge dafür geschmiedet.

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Zum Abschluss noch ein kleines Stilleben von JJTs Arbeitstisch. Ganz links das Bunka, das er in der vorangegangenen Woche geschmiedet hatte. Es ist mittlerweile fertig für den Versand inklusive der passenden Sara.

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stay tuned, to be continued...
 
Zuletzt bearbeitet:
Season one, chapter seven: JJT sägt die Schablone für ein 24er Gyotu aus, entgratet sie am Tellerschleifer, macht den zukünftigen Filetieren meines Sohnes hübsch, löscht einen Schwelbrand im Tellerschleifer und schleift den Fischfilettierer.

Für die neue Schablone dient zunächst einmal eine die alte eines 260er Gyotus, das um 20 mm gekürzt wurde, dennoch proportional perfekte Eigenschafen haben soll...

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Nach dem Ausmessen und Einzeichnen wird die Schablone aus Birkensperrholz ausgesägt...

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und anschließend am Tellerschleifer entgratet...

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Fertisch:

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Die Schablone kommt dann zu den unzähligen anderen, die dann gebraucht werden, wenn ein entsprechender Rohling in die finale Form gebracht werden muss... Hat jemand Interesse an einem 240er Gyotu mit 58 mm Höhe?

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Anschließend wird der zukünftige Filettierer meines Stammhalters am Tellerschleifer in Form gebracht...

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Merke: Birkensperrholzstaub ist leicht entzündbar – kurz darauf kokelt es im Innern des Tellerschleifers...

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Wat willste machen: Natürlich schnell auseinanderbauen und löschen...

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Danach geht es zum 80-Grit-Schleifstein. Die Klinge bekommt einen provisorischen Laubsägegriff verpasst und wird danach vom Zunder Befreit und die Geometrie herausgearbeitet...

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Sohnemann braucht etwas Flexendes für Fische. JJT hat ihm aus Feilenstahl eine 200 mm Klinge geschmiedet, die er auf HRC 62 gehärtet hat...

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Wie immer hat JJT eine Skizze im Maßstab 1:1 angefertigt. Hier liegt de Klinge neben der Zeichnung. Fanz glücklich ist JJT noch nicht, das Profil stimmt noch nicht ganz überein und der Griff aus Mooreiche und einer Zwinge aus Wüsteneisenholz wird ein wenig zierlicher ausfallen. Als optisches Gimmick werden in den Griff noch einige Silberkügelchen versenkt werden...

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Und wie immer ein paar Portraits von JJT:

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In der nächsten Folge wird JJT den Griff für das Messer machen – stay tuned!
 
Mir fällt an dem Sperrholzrohling auf, dass der Schneideverlauf sehr gleichmäßig ist. Normalerweise ist die Schneide hinten fast flach und vorne nimmt die Krümmung zu um besser wiegen zu können. Dafür scheint die Klinge nicht vorgesehen.
 
Sehr schone Doku, aber das verstehe ich leider nicht... (?) Meinst du lang?
Die Klingenlänge dieses kleinen Puukus wird genau so lang wie der kleine Finger.
Die Grifflänge entspricht der Breite der aneinandergelegten vier Finger angefangen vom kleinen Finger bis hin zum Zeigefinger. Oder anders ausgedrückt: Balle eine Faust und messe die Strecke von den Knöcheln des kleinen bis zum Zeigefinger.
 
Mir fällt an dem Sperrholzrohling auf, dass der Schneideverlauf sehr gleichmäßig ist. Normalerweise ist die Schneide hinten fast flach und vorne nimmt die Krümmung zu um besser wiegen zu können. Dafür scheint die Klinge nicht vorgesehen.
Das war auch exakt meine Frage an JJT, ob das Profil nicht etwas flach ist. Er hat dies verneint und gemeint, die Krümmung zur Spitze hin ist völlig ausreichend für den Wiegeschnitt.
 
Dir ist das auch aufgefallen. Kommt drauf an was man schneiden will. Für Peperoni und Karotten reicht die Krümmung, aber mehr geht nicht. Ich hab eben das Lineal drangehalten. Wenn man weiter anhebt, bohrt sich die Spitze ins Brett. Dabei ist das wirklich einfach zu ändern, weil man eigentlich nur verhindern muss, dass die Spitze ins Brett sticht, also ganz vorne eine minimal andere Krümmung.

OT: Dein Motto gefällt mir: „Schärfe ist ein bourgeoises Konzept“ - Das ist natürlich auf Fotografie bezogen, nicht auf Chilis, nicht auf Messer...nicht auf Frauen. Aber warum Schärfe bourgeois ist, hätte mich schon interessiert.
 
Dir ist das auch aufgefallen. Kommt drauf an was man schneiden will. Für Peperoni und Karotten reicht die Krümmung, aber mehr geht nicht. Ich hab eben das Lineal drangehalten. Wenn man weiter anhebt, bohrt sich die Spitze ins Brett. Dabei ist das wirklich einfach zu ändern, weil man eigentlich nur verhindern muss, dass die Spitze ins Brett sticht, also ganz vorne eine minimal andere Krümmung.

OT: Dein Motto gefällt mir: „Schärfe ist ein bourgeoises Konzept“ - Das ist natürlich auf Fotografie bezogen, nicht auf Chilis, nicht auf Messer...nicht auf Frauen. Aber warum Schärfe bourgeois ist, hätte mich schon interessiert.
Die Form von JJTs Gyotu folgt exakt definierten Formgestaltungsregeln, bei denen sich die zwei Linien von Wate und Rücken in einem imaginären Punkt treffen. Die Formgebung gaukelt unserem Auge auch eine leicht konkave Form des Rückens vor, die überhaupt nicht da ist. Auch die Wate verfügt über einen Apex, der dafür sorgen wird, dass das Messer volle Funktionalität beim Wiegeschnitt haben wird.
JJT hatte unter Anderem auch Bildgestaltung studiert, bevor er sich dem Schmieden zugewandt hat. Er ist in dieser Beziehung Ästhet durch und durch.
Wenn ein Kunde jedoch ein anderes, bauchigeres Profil wünscht, so kommt er diesen Wünschen natürlich nach!
Ich habe hier auch das 1788er Chefmesser von Dick hängen, das bei 240 mm Länge vom Profil her sehr ähnlich aussieht, es wiegt auch problemlos Karotten.

Zugegeben: Mein erster Griff beim Wiegeschnitt von höherem Schnittgut geht meist zum 1922er Herder mit 230 mm, es ist ein klassisches Mittelspitz deutscher Form.
Klassische japanische Gyotus sind jetzt nicht primär für Wiege-, als vielmehr Zug-, Druck- und/oder Schubschnitt prädestiniert.

Zu meinem Motto: Das ist ein Zitat des großen Henri Cartier-Bresson (dessen Werk ich sehr verehre).
Im Zusammenhang mit diesem Forum habe ich das Zitat konterkarierend und mit einem ironischen Schmunzeln gewählt…
 
Hm - Welche Formgestaltungsregeln sollen das sein? Der imaginäre Punkt, wo sich Wate und Rücken treffen ist die Spitze, die aber gar nicht imaginär ist. Es sieht gut aus, das bestreite ich nicht. Ich hab ja auch Messerkrümmungen gezeichnet mit Autocad. Es ist wirklich so, dass minimale Änderungen ästhetisch einen Unterschied machen. Es scheint so zu sein, dass das Empfinden extrem auf Krümmungsänderungen von Linien anspringt. Den scheinkonkaven Rücken sehe ich auf dem Foto nicht, aber ich glaube gern, dass man je nach Perspektive in 3D den Eindruck haben kann. Mit Apex meinst du eine Krümmungsänderung. Ja ist vorhanden. Ändert aber nichts an dem Problem mit der Spitze. (Ja das ironische Schmunzeln kam an. Inhaltlich verstehe ich es trotzdem nicht. Andrerseits muss ich auch nicht alles verstehen.)
 
Zuletzt bearbeitet:
@tiffel
Ich verstehe das Zitat so, dass ein gutes Foto nicht gut ist, weil es scharf ist, sondern wegen anderer Faktoren wie Bildaufbau, Wahl des Motivs, Einfangen des „entscheidenden Moments“ 😊, Belichtung etc. Umgekehrt gibt es schlechte Fotos, die sehr scharf sind.
Für gute Bilder braucht man Ahnung, für scharfe Bilder reicht im Zweifel (viel) Geld für gute Objektive, daher bourgeois. Das ist natürlich nur meine Bescheidene Interpretation. Sorry fürs OT, over and out!
 
@tiffel:
gib das Zitat einfach einmal in google ein, du wirst mit einer sofortigen und schlüssigen Erklärung und Antwort belohnt.
Das Zitat war auch bereits Thema von wiesenschaftlichen Auseinandersetzungen…

Ich als gelernter Fotograf finde es einfach im Forum erheiternd, mich selbst nicht so ganz bierernst zu nehmen…

Mit dem flachen Profil des Gyotus gebe ich dir prinzipiell recht. Auch ich bin ein Freund eines für den Wiegeschnitt freundlicheren Profils.
JJT meinte, die Verjüngung zur Spitze hin wäre völlig ausreichend, um Wiegeschnitt zu ermöglichen.
Mit einem Santoku geht es ja auch einigermaßen, und das trotz schlechteren Hebels…
 
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