Hallo Marcus,
interessante Einschätzung, die Du da zeigst. Das mit Rodez war mir persönlich mal gar nicht bekannt, dafür mal großen Dank.
Die Klinge von Calmels zeigt bei manchen Messern hilfreiche Hinweise.
médaille d argent : 1880-1890
10 médailles d or : 1890-1900
hors concours : nach 1900
Leider gibt es ja keinen solchen Wink auf der Klinge, genaue zeitliche Daten zu "Calmels a Laguiole" konnte ich nicht finden, gibt es nicht da diese immer einmal auftauchten (zumindest nach meinen Informationen).
Auch bin ich noch auf der Suche. Jedoch kann ich sagen, dass für mich bisher 1850 zu früh ist, da war ca. der Übergang zwischen Laguiole Droit und der Yatagan Klinge. Wenn überhaupt evtl um ca. 1880-1890 herum. Du wärst aber verdammt nah dran, was ebenso richtig sein könnte. Nur der Taubenflügel deutet so viel ich kenne auf später hin. Ebenso kann das Messer bis 1910/1920 hergestellt worden sein.
Halten wir also mal grob 1890-1920 fest. Ich denke, genauer wird es nicht, egal wie oft ich es ansehe. Die spezielle Mouche hilft auch nicht unbedingt es genauer zu datieren...
Die interessanten Details sind für mich bisher:
-grober "Aile de Pigeon" (zu "altmodisch" für späte Fertigung)
-grobe Guillochage
-Klingenbeschriftung
-(kannst Du auf den Bildern nicht sehen) der Slipjoint-Mechanismus ist noch schlecht ausgeführt und greift nicht richtig. (Feder evtl erschlafft)
-fehlende Vergilbung der Schale (kommt auf die Lagerung an)
-echter/authentischer Schmutz in den Rissen/Spalten (David Dauvillaire lässt grüßen:lach
Bisher wage ich keine richtige Einschätzung, ist aber ein authentisches Messer, keine Kopie.
Bei der Klingenbeschriftung denke ich, dass der Zahn der Zeit mit gewirkt hat, auch ein verbrauchter Stempel benutzt wurde. Dazu siehst Du "nur" ein Makro, das zeigt alles überdeutlich. Mit der Klinge vor Dir würdest Du es auch ander sehen können.
Den Rest muss ich noch genauer betrachten und abwägen. Calmels sind schwer zum einschätzen, da selbst obige Daten der Klingenmarkierung nicht immer zutrifft, da sich diese weitläufig überschneiden.
Auch im Buch der Laguiole Messer fand ich noch nichts Hundertprozentiges.
Edit: Da hab ich noch was vergessen. Die "Mouche" ist sehr außergewöhnlich, die komplette Feder aus einem Stück, scheinbar noch geschmiedet (wobei der Unterschied der Dicke minimal ist, was nichts bedeuten muss - daher sehr gut nach 1900 wahrscheinlich), was auf die Zeit vor der Jahrhundertwende hindeutet. Die Fliege war auch der Grund für die Anschaffung, diese "baut" wirklich sehr hoch, ist mir so noch nie begegnet.
Der Stahl ist natürlich stumpf, jedoch lässt er erahnen, dass er richtig fies scharf werden könnte. Rasurschärfe ohne Probleme denke ich.
Ja, die Schalen, es wird Elfenbein sein.
Macht aber Spaß so etwas zu datieren, nicht wahr Marcus

Deine Datierung nur nach den Bildern ist aber hervorragend

Glaube mir, Du bist nicht mehr Laie als ich

Auch freue ich mich über Einschätzungen, da ich nur durch eine Diskussion lernen kann.
Liebe Grüße,
Marcel
P.S. Das Messer ist bisher nur im Klingengang geölt, sonst habe ich es genau so erhalten.