Was mich interessieren würde,ob es im Mittelalter auch "Feldschmieden" gab,denn die Feldschmieden im üblichen Sinn,stammen wenn ich es richtig weis aus Napoleonischer Zeit und wurden für Reparaturen auf dem Schlachtfeld benutzt.
Gruß Maik
gab es! die römer haben holzkästen mit vulkanartigen lehmkonstruktionen mit sich herumgeschleppt an die sie dann die blasebälge angeschlossne haben.
ein grßer fortschritt gegenüber einer aus erde gebauten feuerstelle mit einem gut konstruierten Luftrohr ist aber auch das nicht.
Die Wikinger haben kästen mit sand wohl zum kochen auf ihren schiffen benutzt und womöglich ähnliche holzkästen mit lehm auch zum schmieden während der kriegszüge. ich meine auch es wurde mal ein speckstein mit einer schnitzerei gefunden, der entsprechend schwarz war, das man annimmt die mundöffnung hätte im feuer gelegen (sog. seitenwind essen)
eine solche rekunstruierte esse kann ich hier demnächst mal vorstellen. ich arbeite aber gerade an einer neueren esse, die noch handlicher und effizienter ist.
Ich schmiede seit 9 Jahren historisch mit Holzkohle und authentischen feuerstellen. dabei stelle ich natürlich keinen Schwertschmied dar, sondern eher den Gelegenheitsschmied den es auf jeder nordischen farm und in vielen anderen gewerben (werft / Zimmerer) etc. gab. In einigen Runenversen wird erwähnt, dass es eine der Tugenden jeden mannes ist ein wenig schmieden zu können. Bei den Massen an kruden Nägeln und Pfeilspitzen die gezunden wurden ist das durchaus realistisch dass nicht nur ausgebildete schmiede und deren lehrlinge diese Hergestellt haben. Sensen, Spaten, Sicheln, Schnitzmesser, Stechbeitel, Hacken, Ahlen, Zieheisen, Feuereisen, Hammer, Äxte, Pfeilspitzen, Nägel, Scharniere, alle diese Arbeiten sind Alltagsgegenstände für die es sich nicht lohnt zur nächsten womöglich hunderte Kilometer entfernten Stadt zu fahren und den Meisterschmied darum zu bitten. Alles dinge, die auf einem Gutshof von Laien hergestellt wurden.
Die Kriegsgeräte und Klingen ab einer bestimmten Größe haben dann doch eher die Profis gemacht.
Im laufe der Zeit habe ich ca. 15-20 mehr oder weniger improvisierte essen gebaut. Dabei habe ich zu meiner verwunderung festgestellt dass der komplizierteste solidere weg nicht unbedingt immer der beste ist. sehr einfache provisorische essen können mitunter weitaus leistungsfähiger und effizienter im kohleverbrauch sein als aufwändig gemaurte Feuerstellen oder Feuerschalen einer modernen Feldesse.
Je angepasster und kruder desto besser! Im laufe des schmiedens kann man so viele kleine optimierungen vornehmen, so dass ich hinterher selbst Meisterschmiede mit ihren unhandlichen steinkohleessen gehörig wundern wie denn mit einer solch kleinen feuerstelle und einem niedlichen blasebalg in kurzer Zeit mit erstaunlicher Präsision genug Hitze für größere Arbeiten ala Speerspitze, Sax oder Axt, erreichen lässt.
für Holzkohleessen gibt es ein paar Grundsätze die man beachten sollte, ansonsten übung macht den meister!
- Geeignete Materialien gibts eigentlich überall. Steine, etwas lehm (zur not ton+sand), bruchholz, sand. bloß nicht zu große geschütze auffahren, zement hat zum beisoiel den nachtteil gegenüber lehm dass er sich schlecht korrigieren lässt. Auch die mitbenutzung von eisernen feuerschalen von feldessen und ggf. deren luftkonstruktion mit schlackekasten lohnt sich nicht!
- Erdessen sind sehr einfach, wenn man aber mehr als mal kurz einen nachmittag schmieden möchte lohnt es sich eine konstruktion in bequemerer höhe zu bauen.
- Ein ca. 40cm großes kreisrundes loch im erdboden ist ein guter ausgangspunkt für bodenesse wie auch erhöhte essen.
- für eine erhöhte esse schlägt man nun kreisförmig ca. 1-1,2m kurze balken und stöcker in den boden und füllt sie mit erde und steinen. nach außen hält ein strick die hälzerne esse gut zusammen
- überstehende stöcke sind nicht weiter schlimm, sofern sich mittig eine runde Fläche von ungefähr 40cm durchmesser in 70cm Höhe ergibt
- Das Luftrohr ist ein einseitig verschlossenes und seitlich geschlitztes Rohr von ca. 50cm länge und einem durchmesser von 20-40mm. der geschlitze teil sollte in der Mitte der Esse liegen.
- Man modelliert nun eine runde Feuerschale, ca. 20cm innenmaß und steilen Wänden so dass das Luftrohr komplett in dessen boden eingelassen wird.
- die Wände der feuerschale sollten dick genug sein (10cm) und steil nach oben gezogen, um die Wärme zu halten und vom Holz abzuschirmen. Ein Ofenbauer sagte mir mal eitwas von ca. 60° und ich habe mit diesem oder sogar etwas steileren Winkeln gute Erfahrungen.
- Ein Kanal zur Vorderseite (in der regel gegenüber des Luftrohres) mit einer leicht schrägen aber langen Flachen Lehmfläche zur besseren Auflage des Werkstücks durchbricht die feuerschale.
- Je kleiner die Feuerschale desto geringer der Kohleverbrauch und punktueller die hitze. Große essen sind nicht unbedingt wärmer, lassen nur eben größere werkstücke zu. Für lange Messer (Sax) und Schwerter empfiehlt es sich einen kleinen Durchlass gegenüber dem Kanal der Vorserseite anzubringen. Bei vielen Arbeiten kann man den Stahl einfach kurz umbiegen um ihn in die Esse zu bekommen.
- Luftrohre an die der blasebalg mittels lederschlauch direkt und gerade angeschlossen sind sind vielfach effizienter als die schlackekastenkonstruktionen moderner feldessen, bei denen nicht selten mehr als die hälfte der Luftfördermenge in Reibungs- und Druckverlusten verpufft. Bei elektrischen gebläsen tragbar, bei kleinen handbetriebenen Blasebälgen unerwünscht.
- Holzkohle schlackt nicht, der Schlackekasten kann also ruhig weggelassen werden.
- schnell dahingezimmerte Essen können nach wenigen tagen benutzung risse im lehm bekommen. da man das material aber direkt aus der natur bekommt kann man die einfach wieder zuschmieren oder bestimmte teile rausbrechen und erneuern. da sgeht schnell und so korrigiert man auch gleich kleine fehler, die einem etwa durch ingleichmäßigen brand der feuerstelle o.Ä. aufgefallen sind.
Manche behaupten holzkohlefeuer währen weniger heiß als steinkohle (schmiedekohle fettnuss/ schmiedekoks). Das stimmt nicht! Mit Holzkohle wird auch Eisen verhüttet und bronze geschmolzen. Es ist nur eine andere Art von Hitze. Holzkohle ist leichter, verbrennt schneller und muss häufiger nachgelegt werden. sie backt auch nicht zusamen wie es teerhaltige kohle tut, daher die hochgezogenen Lehmwände. Holzkohle braucht einen ofen, steinkohle eher eine flache feuerstelle. Dafür verbrennt sie schwefel- phosphor- und scklackefrei und ermöglicht so sehr saubere qualitativ hochwertige schmiedearbeiten. die asche ist ein wenig unpraktisch, aber ich bevorzuge feine asche statt grobkörnige klebrige schlacke oder totes gestein, dass man manchmal schwer von der glut unterscheiden kann.
Ein anderer Vorteil der holzkohle, der besonders auf Märkten und in Mittelalterlagern zur Geltung kommt ist der Umstand dass man ein Holzkohlefeuer auch nach stunden in wenigen augenblicken wieder anfeuern kann, Während steinkohleessen in der Regel nur für dauerschmieden gedacht sind und damit für den Marktalltag denkbar schlecht geeignet.
In nächster Zeit werde ich mal ein paar Fotos einstellen vom mittelalterlichen Schmieden und meiner philosophie...
Ich baue derzeit eine neue Leichtesse für Pfeilspitzen, Nägel und kleine Messer, sowie einen kleinen Doppelkammerblasebalg und handliche Einfachbälge für das Bronzegießen. Auch arbeite ich an einem kleinen authentischen(ca. 8-15kg) Amboss, denn diese Größe ist für das Frümittelalter die einzig nachgewiesene.
Selbstgemachte Zangen, Nageleisen, einfache Klappgesenke zum Einmann Schwertschmieden etc. die Liste ist lang, aber Zeit kommt werkzeug...