Oberflächen von Wetzstählen und deren Einfluss auf die Wirksamkeit beim Wetzen

Servus,

Der verscheißt zwar auch, kostet aber weniger als die Hälfte des Dick Micros.

wenn ich das auf einen Keramikstab ummünze, der ja im Laufe seines Lebens, wenn nicht regelmäßig vom Abrieb befreit, an abrasiver Wirkung verliert, es einen Dick Mikro durch den Verschleiß schwächer in seiner Wirkung macht, was möglicherweise dann eine feinere Schneide hinterlässt? 🤔. Dann noch die Frage, in welcher Form und in welchen Tempo er bei Klingen die ähnlich hart sind, verschleißt. Ich denke da gibt es noch nicht viel an valider Erfahrung und wir sind sehr theoretisch unterwegs.😉

Gruß, güNef
 
Wetzstahl richtet die plastisch deformierte Schneiden. Je nach WB können die Schneiden bis ca. 65 HRc erreichen.
Sehr gut lassen sich auch m390 Schneiden richten (um ca. 60-61 HRc z.B. von Owl Knife, kein SHM).

Schneidet man damit z.B. Karton, versagen die gewetzten Schneiden sofort). Auch Knochen können due Schneiden nicht gut vertragen.

Schneider man damit z.B. Obst und Gemüse, dann können die gewetzten Schneiden sehr-sehr lange halten (auch wenn einigen Scharten in die Schneide dabei schon sehr tief durchdringen).
 
Keramikstab ist schon eine gute Lösung, wenn z.B. Unterwegs (sehr) schnell was schärfen muss (z.B. Jagdmesser, auch aus PM).
Danach bei erster Möglichkeit lieber ordentlich schärfen...
 
Servus,

Schneidet man damit z.B. Karton, versagen die gewetzten Schneiden sofort). Auch Knochen können due Schneiden nicht gut vertragen.

das ist der eigentliche Punkt. Die schiefste Schneide kann noch scharf sein wie die Hölle, aber wenn du ihr echte Leistung abverlangst, bricht die Schneide sofort ein und mit ihr natürlich die Schärfe. Eine gewetzte Schneide wird durch die „aufgerissene“ Oberflächenstruktur der Schneidenspitze an Tomatenhaut extrem wirksam sein und das eine gute Weile, aber an einem Seil in sich kollabierend zusammenfallen. Deshalb sind Schleifmethode, Schleifwinkel und Schleifmedium bezogen auf ihren vorgesehenen Auftrag immer zu beachten. Wer Tomatehaut durchdringen will, darf wetzen, wer an Seilscheidebewerben vorne sein möchte muss schleifen. Jetzt ganz abgesehen von Stahl und Schliff und Geometrie. Es wirkt nicht jede Methode an jeder Aufgabe.

Gruß, güNef
 
Ich würde sagen, die größere Wirkung eimes Wetzstahls ist abrasiv. Das zeigen auch die Bilder von scienceofsharp.com
Das Verformen ist vielleicht bei Polierstäben ein Teilaspekt, bei Stäben mit Zügen aber nicht.

Die Wirkung ist die, die ich brauche.

Wobei ein Keramikstab nutze ich mehr als Abrasiv, Wetzstahl- fürs Richten.

Die Bilder von scienceofsharp.com hab ich. aufgemacht und dann schnell die Seite verlassen: wenn jemand Probleme mit Härten hat- sind das seine Probleme, nicht meine.
 
Die 3 Bilder in Post #14 zeigen doch, dass die Oberfläche der Wetztstahl-Züge alles andere als glatt, sondern übersät von kleinen Erhebungen sind. Damit ähnelt sie viel stärker der Oberfläche von Keramikstäben, als vielleicht angenommen.

Wenn ich nun eine Schneide über diese raue (und harte) Oberfläche schiebe, wäre es höchst verwunderlich, wenn eine dünne Schneide gerichtet würde, ohne dabei Material abzutragen. Zumal eine Schneide nach dem Wetzen eindeutig Schleifspuren zeigt.
 
Keramik- Korn bildet relativ stumpfe Ränder, die abtragen ohne so (zu) tief zu gehen.
Wetzstahl ( für 8 oder10 DM)- sowas hab ich, sehr alt und auch sehr hart, hat Oberflächenstruktur, die von Hersteller angegeben wurde. Die kann ich verfeinern, wenn ichs will oder auch nicht.
Von Natur ist der Stahl kein Abrasiv, die angegebene harte Oberfläche kann abtragen je nachdem, was für Oberfläche vorgegeben wurde, mit welchem Druck und wie arbeitet.

Keramik ist auch abhängig von angegebener Oberfläche mehr oder weniger abrasiv. Die ist aber auch von Natur abrasiv.
 
Wenn die maßgebliche Auswirkung des Wetzens auf die Schneidkante grundsätzlich die Stauchung und plastische Verformung derselben im Sinne eines "Richtens der Schneidkante" wäre, hätten unterschiedliche Züge nach meinem physikalischen Verständnis wohl kaum eine so stark unterschiedliche Auswirkung auf die Beschaffenheit der Schneidkante im Ergebnis des Wetzvorgangs - siehe bspw. Dickoron und Dick Polish.

Dieser Effekt lässt sich m.E. nur durch Abrasion erklären.

Unabhängig davon lassen sich natürlich beide Effekte - Adhäsion und Abrasion - durch das Zutun des Wetzenden, etwa durch ein Steigern des Drucks auf die Schneidkante, beeinflussen.

Welcher Effekt also überwiegt, dürfte im Detail vom konkreten Stahl und Nutzungsverhalten abhängen.

Ich streiche die Schneidkante mit so wenig Druck wie möglich über Dickoron oder Dick Micro, sodass ich für meinen Anwendungsfall von einer eher abrasiven Wirkung ausgehe. Das bescheinigen mir auch Mikroskopaufnahmen vor und nach dem Wetzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, es ist müßig, über die genauen Anteile von Abrasion und Deformation zu diskutieren. Es wird in unterschiedlichen Anteilen immer beides stattfinden. Der genaue Nachweis wäre nur höchst aufwändig zu führen.
Klar wurde aus meiner Sicht, dass die relevantere Eigenschaft der Stähle die Oberflächenausführung im Mikrobereich ist, und nicht wie bisher vermutet die per Auge sichtbare Feinheit der Züge.
Man darf also seiner Wahrnehmung durchaus trauen, wenn man feststellt, dass - gerade zwischen unterschiedlichen Herstellern- schon mal ein grob scheinender Stahl feiner ist, als ein feinzügiger eines anderen Herstellers oder einer anderen Serie.
Ich glaube, die große Stärke von feineren Stählen ist ihre Fähigkeit, aufgrund der rundlichen Körnigkeit der Oberfläche, schonend abrasiv zu sein, also keine scharfen und tiefen Riefen in der Schneide zu hinterlassen, und diese Riefen sogar teilweise durch plastische Verformung wieder zu glätten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

eine meiner Wahrnehmungen ist das Gefühl und Geräusch das eine feine und sehr dünne Schneide an einem Stahl wiedergibt. Am Dick praktisch lautlos glatt, am Eicker hörbar rau. Daher war für mich der Dick immer der Garant für das feinere Ergebnis bei geringerer Abnützung der Schneide. Mikroskopisch habe ich das nie gegenübergestellt 🤔

Gruß, güNef
 
Ich glaube, die große Stärke von feineren Stählen ist ihre Fähigkeit, aufgrund der rundlichen Körnigkeit der Oberfläche, schonend abrasiv zu sein, also keine scharfen und tiefen Riefen in der Schneide zu hinterlassen, und diese Riefen sogar teilweise durch plastische Verformung wieder zu glätten.
Das ist ein sehr guter Satz! Da sehe ich ganz klar die Aufgabe eines Wetzstahles! Das ist in dieser komplexen Fragestellung nach meinem Verständnis eine richtige Antwort.
 
Und gleichzeitig fühle ich aber beim Dick Micro deutlich, wie die feinen aber scharfen Schneiden des Stahls sich in die Schneide des Messers beißen. Diese Feinen Schneiden sind auf dem Stahl als funkelnde Reflexe sichtbar. Das finde ich bei allen anderen Stählen nicht.
 
Servus,

herausfinden kann man das nur, wenn ein Messer frisch geschärft, also mit sauber geschlossener und scharfer Schneide zuerst mit dem Dick so lange scharfgehalten wird, bis entweder der Verschleiß zu hoch geworden ist, oder die Intervalle zu kurz und dann wird mittels Mikroskop geprüft und dokumentiert. Das gleiche Prozedere dann beim Eicker. Dabei darf aber die jeweilig erzielte Schärfe nicht aus dem Auge verloren werden.

Dann hätten wir zumindest bei einer Testperson und einer Schneide ein valides Ergebnis 😉

Gruß, güNef
 
Ich nehme ja, wie bereits in meinem Eingangpost dargestellt nix davon weg, dass der Dick Micro klar der bessere und feinere Stahl ist.
Dass er dabei auch noch schneller ist, ist gerade der Clou an diesem Stahl.
 
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Leider wenig Zeit, aber: nach apex edge pro Keramik ist Abtrag sehr ordentlich, obwohl Oberfläche glatt.

Wetzstahl- schlechteres Bild- die Schneide überwiegend gerichtet, obwohl Wetzstahl richtig Glass schneiden kann und rau ist.

Mit Wetzstahl ca. 1 Min. gewetzt, mit dem Keramikstab- ca. 15 s
 
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