Na gut, wenn Ihr alle so neugierig seid, will ich Euch nicht länger warten lassen!
Ein Dreilagen-Stahl ist es NICHT - so groß, wie das Messer auf dem Foto vergrößert ist, würde das wohl auch kaum Sinn ergeben - da wäre die Fase ja nach einem 10x Schleifen an den Außenlagen angelangt. Gerade auf dem zweiten Bild meine ich auch, im Bereich zwischen Fase und vermeintlichem Übergang zur Außenlage Schleifspuren zu erkennen. Deshalb unterstütze ich die Annahme von
@joschlot
Nun also zu den Kerndaten:
Allgemein:
Noch wurde es von niemandem angemerkt. Ob alle das für selbstverständlich gehalten haben oder ob es tatsächlich niemand gemerkt hat, kann ich freilich nicht nachvollziehen. Das Messer kommt jedoch nicht aus Japan, sondern aus Indonesien, vom gleichen Hersteller, der auch meine
Knife Art Basics aus Carbonstahl produziert.
Stahl:
Tatsächlich handelt es sich um SLD. Die Diskussion, die darüber entbrannt ist, finde ich sehr interessant. Ich persönlich kenne SLD zum Beispiel aus den Messern von Ohishi und bin ein großer Fan des Stahls. Gleichzeitig muss ich gestehen, dass ich aus Euren Diskussionen, insbesondere von
@Besserbissen und@Bukowski noch einiges dazu gelernt habe. Metallurgie ist nicht gerade mein Fachgebiet - jetzt wo der Stahl klar ist, habt Ihr vielleicht ja noch mehr, das Ihr dazu teilen möchtet? Ich persönlich stehe als Person hinter meinen Produkten und verlasse mich deshalb auf mein persönliches Gefühl. Hier gehört SLD zu meinen Lieblingsstählen - Ich kenne den Stahl wie gesagt aus dem Ohishi und mag die Schnitthaltigkeit. Probleme beim Schärfen hatte ich noch nie und das Ohishi läuft auch nicht an, wie die Prototypen. Ein nicht zu vernachlässigender Grund, weshalb ich mich für SLD entschieden habe, ist die Verfügbarkeit in Indonesien. SLD gibt es hier, viele andere bekannte Messerstähle jedoch nicht.
Auf welche Härte das Messer gehärtet wurde, weiß ich selbst noch nicht - wenn
@Isuas das noch messen würde, wäre das also auch für mich interessant. Mein Kontakt hat mir gesagt, dass sie noch nicht so oft mit SLD gearbeitet haben - es kann also durchaus sein, dass hier beim Härten ein Fehler passiert ist.
Griff:
Das habe ich ja schon vorher gesagt - das abstehende Metall geht gar nicht. Das Problem kannte ich vom Knife Art Basic Prototyp schon vorher, deshalb besteht der Griff dort aus einem Stück. Dazu muss man sagen, dass ich eigentlich eine Messing-Zwinge bestellt habe, stattdessen kam ein Spacer...
Preis und Zielgruppe:
Generell zeichnen sich die Messer aus Indonesien durch eine Verarbeitung aus, von der sich (abgesehen vom Griff in diesem Fall) in meinen Augen viele Japaner eine Scheibe abschneiden können. Das Ziel war also, ein hervorragend verarbeitetes Messer mit guter Performance zum günstigen Preis zu fertigen - insbesondere, für Einsteiger. So wie die Messer jetzt sind, hätten das Gyuto wohl knappe 200 € gekostet, das Petty wäre bei etwas unter 150 € rausgekommen.
Und die Zukunft:
Wer bis hier hin aufmerksam gelesen hat, wird merken, dass es noch einiges an Verbesserungspotenzial gibt, um der Zielgruppe und meinem Ziel gerecht zu werden:
- Dass der Stahl anläuft, kannte ich von den Ohishis nicht - wobei die Klinge hier auch dreilagig ist. Für ein "Eierlegende-Wollmilchsau-Einsteiger-Messer" geht anlaufen also gar nicht. Auch das Härte-Ergebnis interessiert mich, vom Gefühl her, ist die Klinge aber zu hart für Einsteiger. Sprich, bei diesem Stahl wird es wohl nicht bleiben. Was es an Alternativen in Indonesien gibt, muss ich erst herausfinden, ich hoffe aber auf N690/VG10 oder etwas Vergleichbares. Evtl. wäre es auch eine Option, Stahl nach Indonesien zu schicken. Das muss ich aber erst genau durchrechnen.
- Der Griff wird selbstverständlich nicht so bleiben. Ob es von dort eine Lösung gibt, muss ich mit dem Produzenten absprechen. Die Alternative wäre, den Griff in Japan/China fertigen zu lassen.
- Die Klingengeometrie finde ich ziemlich gut - nicht zu dünn, aber noch dünn genug. Die Anmerkung von Rainer, dass es nach vorne hin etwas dünner sein könnte, muss ich mir nochmal ansehen, wenn ich die Messer zurück habe. Letztendlich ist es aber ein Produkt aus Handarbeit, etwas Varianz wird also immer dabei sein. Was mir persönlich nicht gefällt, ist die Shinogi Linie beim Gyuto - wie seht Ihr das? So lassen oder auch abrunden, wie beim Petty?
- Von niemandem habe ich etwas zum Finish gelesen. Ich persönlich finde es entweder zu wenig poliert oder zu viel. Tendenziell würde ich die ganze Klinge mit einer etwas gröberen Körnung finishen, damit sie etwas matter wirkt. Auch hierzu bin ich sehr auf Meinungen gespannt.
- Formen: Das Gyuto finde ich in der Größe passend. Das Petty wird wohl etwas kleiner werden - 120mm evtl. Dazu plane ich für den Anfang ein Santoku, ein Bunka, ein Nakiri und ein Sujihiki. Fehlt Euch sonst noch etwas?
- Zur Verfügbarkeit kann ich noch nichts Genaues sagen. Nach so vielen Ideen für Verbesserungen wird evtl. nochmal ein Prototyp nötig sein. Auch die Produktion braucht ihre Zeit, und ich plane gerade eine Japan-Reise für 6 Monate, die mit etwas Pech dazwischen kommt. Ich gehe also davon aus, dass das Messer nächstes Weihnachten erst verfügbar sein wird.
So viel erstmal zu meinen Gedanken - wenn Ihr noch Fragen habt, gerne her damit! Außerdem ist alles, was hier steht, nicht in Stein gemeißelt. Ich freue mich also sehr auf Eure Ideen, was noch fehlt, damit diese Serie die Go-To Empfehlung für Einsteiger im Messerforum wird - wer weiß, vielleicht gibt es ja auch eine Forums-Edition?
Und an diejenigen, die den Prototypen schon perfekt fanden: Der Hersteller ist zum Glück sehr flexibel und es ist kein Problem, "Customs" anzufertigen. Wenn Ihr die SLD Version also gut fandet, meldet Euch gerne per PN, dann kann ich auch einzelne Messer mitbestellen - mit individuellem Griff, anderem Finish, etc,...
Viele Grüße und ganz herzlichen Dank für Euer ausführliches Feedback, die Fotos und die ganze Mühe, die Ihr Euch gemacht habt!
Lukas
PS: Ich melde mich gleich nochmal im Orga Thread
