Hallo liebe Gemeinde!
Jetzt lese ich hier auch - wie schon so viele Vorgänger - eine Weile mit, bevor ich mich traue, mal meinen Senf dazuzugeben...
Gerade dieser Threat "Kleben" hat mich interessiert, da ich als berufsmäßiger Modellbauer eben reichlich damit zu tun habe.
Im Prinzip gebe ich allen Beiträgen hier recht, bin aber mit der Abwertung vom Sekundenklebern nicht so ganz einverstanden.
Natürlich ist das Zeugs zu spröde für die meisten Anforderungen, und wenn man's auch noch mit dem entsprechenden Spray beschleunigt, dann sieht das schnell sehr unansehnlich aus...
Weiße Ausblühungen und Ähnliches...
Aber wenn's wirklich eilt, dann "spachteln" wir hier in der Werkstatt auch schon mal mit Cyanoacylat: Tröpfchen Sekundenkleber - Beschleunigerspray - Tröpfchen Sekundenkleber - Beschleunigerspray... - und nach einer Minute kann man da am kleinen Löchlein schon mit der Feile 'drüberformen!

Aber das war ja nicht die Frage: Es gibt mehrere "flexible" oder "elastisch" eingestellte Sek.-kleber. Sehr zufrieden sind wir hier mit dem schwarzen, schlagzähen und nur etwas flexiblen Loctite 480. Den gibt's z.B. beim Conrad.
Mit dem kann man auch Kunststoffe, Holz und sogar Stahl verkleben, ohne daß der sich bei der ersten Belastung wieder verabschiedet...
Und wenn ihr das besonders gut machen wollt, so empfehle ich - wie hier auch schon mal angedeutet - das Primern.
Das äußerst dünnflüssige und flüchtige Zeug heißt z.B. PolyPrimer und wird unmittelbar vor der Verklebung mit diesem halbflexiblen Sekundenkleber auf beide Kunststoffteile aufgetragen und ca. eine Minute abgelüftet. Dann ein Tröpchen Cyanoacrylat drauf, zusammenfügen und ein paar Stunden aushärten lassen. "Beschleuniger" ist möglich, verschlechtert aber das Ergebnis.
Dies Zeugs ist so unglaublich, daß wir es überall verwenden, wenn sonst nix mehr hält. Also diese ganzen Kunststoffe z.B. aus der Automobilindustrie wie Polypropylän, gefülltes Polyamid und sogar Teflon. Ohne Witz.
Eher reißt der Kunststoff als die Klebestelle...
Ich möchte noch eine Bemerkung zu den angesprochenen Epoxydharzen wie z.B. das wirklich gute Uhu Plus Endfest 300 machen: Es wurde ja schon erwähnt, daß das bei Wärme dünner wird und besser aushärtet. Und das schon bei 50-100 Grad im runtergeregelten Backofen. Manchmal wird's eben auch zu dünn. Wir nehmen deshalb Thixotropiemittel oder in einfacheren Fällen Microballons oder noch billiger Baumwollflocken zum andicken. Das funktioniert ganz hervorragend und überbrückt auch Spalten. Wenn man sowas wie UhuPlus oder ein anderes geeignetes Epoxyd mit Alupulver (Alumehl) oder Stahlpulver mischt, dann kann man da auch ungewöhnliche Reparaturen mit anstellen:
Überall, wo der Kleber nicht halten soll, wie z.B. auf einer Verzierung, der Klinge, oder einem Gewinde, da kommt Trennmittel 'drauf. Entweder wachsbasierendes wie z.B. das branchenübliche T1 oder PVA als Trennfilm, das hinterher mit Wasser abgewaschen wird.
Und jetzt das gefüllte Epoxy in das ausgenudelte und entfettete Loch, die eingetrennte Schraube vorsichtig hineindrücken und alles bei max. 50 Grad in den Backofen, damit sich das Trennmittel nicht verflüchtigt. Nach 2 Stunden herausnehmen, über Nacht abkühlen lassen, und ihr habt hinterher wieder ein funktionsfähiges Gewinde. Meinetwegen auch direkt im Holz...
Und noch eine Kleinigkeit: Epoxy geht halt nicht immer. Wird manchmal auch nicht so superhart. Dann nehmen wir hier Stabilit Express oder Uhu Acrylit. Die sind fast identisch. Sie lösen sogar Kunststoffe wie ABS etwas an und härten dann innerhalb von ein paar Minuten aus. Und nach ein paar Stunden ist Acrylit hart, aber leider auch spröde wie Stein. Wird von nichts mehr angelöst und ist auch spaltfüllend. Wenn's also (ganz selten) mit UhuPlus endfest 300 nicht klappt, dann versucht mal Stabilit Express von Pattex.
Sollte ich jetzt auch noch etwas über die segensreiche Erfindung von Faserspachtel erzählen?

Nee - genug!

Gruß, Hombre