Dutchman, von dem das Zitat im vorausgehenden post stammt, hat Larrins CATRA-Ergebnis sehr schön plausibel und nachvollziehbar beschrieben. Und ich halte es - gelinde gesagt - für sehr gewagt, ihn der Unwahrheit zu bezichtigen. Es ist - wie die Deine - eine weitere Erfahrung, nichts weiter und nur, weil sie von Deiner abweicht, muß sie nicht falsch sein.
Die Erfahrung - „Thinner edges cut more easily … The thicker edge is doing twice as much work, degrading twice as quickly“ - die er mit Fleisch gemacht hat, wird am besten nachvollziehbar, wenn wir die Küche wieder verlassen und hartes Schnittgut zu bewältigen ist, etwa Holz.
Den Unterschied zwischen meinem Standard-Para-Military CPM S30V und meinem schlank ballig auf Null umgeschliffenen Para Military 52100 kann man diesbezüglich schon als dramatisch bezeichnen. Bild 01 Originalanschliff, Bild 02 Mod:
Hier ist sowohl der Schneidenwinkel kleiner als auch die Schneidendicke reduziert, was insgesamt neben präziseren Schnitten - „Thinner edges are easier to control“ - zu einem spürbar geringeren Kraftaufwand und damit außer vergleichsweise reduziertem Verschleiß auch zu einer sehr erfreulichen Entlastung von Daumen und Hand führt.
Wie weit man hier gehen kann, hängt - der Schneidkantenstabilität wegen - entscheidend vom verwendeten Stahl ab (hier der schön zähe 52100), womit wir wieder bei CATRA, Seilchenschneidern, Roman, Larrin, Achim Wirtz Schnippeltest und ihren Untersuchungen angelangt sind, die die diesbezügliche Entscheidungsfindung erleichtern bzw. überhaupt erst ermöglichen, da sie Fakten über die Eigenschaften von etablierten und neuen Stählen bereitstellen.
Ich habe reihenweise Erfahrung mit schlanken Schneiden - meine Obsession, wie gesagt. Und was die Standzeiten dieser Messer angeht, bin ich immer wieder beeindruckt. Wenngleich ich keine belastbaren Angaben liefern kann, da ich keine Zeiten messe und mir diese auch gleichgültig sind. Eine schlank ballige Klinge aus niedrig legiertem Wolframstahl oder moderatem PM-Stahl wie CPM 3V oder CPM CruWear durch Stroppen scharf zu halten, ist eine Leckerei. Ausbrüche habe ich keine zu verzeichnen, was regelmäßige Kontrollen unter dem Lichtmikro zeigen.
Exakte und allgemeingültige diesbezügliche Meßwerte könnten meine Schneidtests - wie auch Deine und die anderer User - eh nicht liefern, da persönliche Eigenarten im Gebrauch und externe Umstände (unterschiedliches Schnittgut, Schneidunterlagen etc.) im Spiel sind. Da vertraue ich dem unbestechlichen CATRA-Ergebnis. Und habe aufgrund meiner reichhaltigen Holzschneide-Erfahrung nicht den geringsten Grund das anzuzweifeln. Dutchman hat das - wie ich finde - sehr schön kurz und plausibel auf den Punkt gebracht. Das war der entscheidende Grund für das Zitat.
In den amerikanischen Foren - bladeforums, cliffstamp, forum.spyderco … - genießt Larrin Thomas btw. allgemein großes Ansehen ob seiner Arbeit seitens langjährig erfahrener Messermacher, Metal Nerds und Serienhersteller wie Sal Glesser.
Man muß einem CATRA-Test oder einem Seilchen-Contest auch nicht Ansprüche andichten, die er nicht zu erfüllen beansprucht. Keiner von beiden will die Schnitthaltigkeit
einer Kategorie (Küchenmesser, Haumesser, Rasiermesser) simulieren. Sondern ganz allgemein das
grundsätzliche Potential (Schnitthaltigkeit, Zähigkeit) eines bestimmten Stahls aufgrund seiner gegebenen Chemie bei einer bestimmten Härte, Wärmebehandlung (auch Geometrie) … aufzeigen. Und stellt damit wesentliche Basisdaten für die Entscheidungsfindung bereit.
R’n‘R