Wirklich sehr interessant der Beitrag im Blog von Larrin:
https://knifesteelnerds.com/2020/05/01/testing-the-edge-retention-of-48-knife-steels/
Folgende Anmerkungen fallen mir dazu ein:
Beim CATRA-Test zeigen Klingen mit einem 120 Grit Anschliff bessere Ergebnisse als eine mit 400 Grit und eine polierte Klinge ist noch einmal schlechter als 400 Grit.
Also sind sägezahnförmige Klingen beim CATRA-Test deutlich im Vorteil.
Daher haben wohl viele Messer zum Seile schneiden auch eine Wellenschliff oder Serrations.
Aus diesem Grunde sind Stähle, welche von der Karbidstruktur für solche Anwendungen optimal sind, auch im Vorteil beim CATRA-Test.
Ich vermute mal, dass dies grobe Karbide sein sollten.
Für die Anwendung in der Küche oder beim Schnitzen ist beides wohl eher nicht optimal.
Eine Klinge mit grober Struktur bekommt man nicht, oder nur sehr schwer so scharf, wie eine mit feiner Gefügestruktur.
Was aber möchte man in der Praxis? Säge oder Skalpell?
Dann kommt noch dazu, dass beim CATRA-Test große Scheidenwinkel (z.B. 35°) generell deutlich schlechter abschneiden als kleine (z.B. 20°).
https://knifesteelnerds.com/2018/06/18/maximizing-edge-retention/
Das mag auch mit dem Säge-Thema zu tun haben, wenn aus einer schlangen Schneide die ersten Partikel heraus brechen, gleitet diese auf Grunde der schlanken Geometrie besser durch das Papier-Schnittgut des CATRA-Tests als eine nicht so schlanke Schneide.
Wie wir schon beim dem Thema Körnung des Anschliffs gesehen haben, kommt es beim CATRA-Test überhaupt nicht auf die erreichte Schärfe an.
Für die Praxis ist es aber eher umgekehrt.
Da eine schlanke Klinge mit 20°, bei einem nicht besonders zähen Stahl, an der Schneidenkante instabiler ist, als ein Klinge mit 35°, wird in der Küche eine 35° Klinge, aus so einem Stahl, länger die Schärfe halten.
Beim Härten wurde ein bestimmtes Verfahren angewendet, welches nicht für alle Stähle optimal ist:
"All of the low alloy steels were quenched in Parks 50 oil and all of the high alloy steels were “plate quenched” between 1″ thick aluminum plates. A plate quench is a bit faster than cooling in air (despite the steels being “air hardening”) and the plates help keep the steel flat."
Ist diese Härtemethode wirklich optimal für alle Stähle?
Für einen M390 ist beispielsweise vom Hersteller vorgegeben:
Vakuumhärten: 1150°C / 30 min / N2 5 bar
Tiefkühlen:-70°C, 2 Stunden
Anlassen: 2x 2 Stunden.
Crucible für den S90V
"Quench: Salt quench, interrupted oil quench, positive pressure gas quench or
air cool at a minimum cooling rate of 150°F/min (80°C)/min) to below 1000°C
(540°C) followed by still air or moderately forced air cooling to below 125°F
(50°C). For optimum vacuum heat treatment response, a minimum 4 bar gas
quench is recommended."
"double temper at 400-750°F (200-400°C). Hold for a
minimum of 2 hours each temper"
Dort steht also oft 2x Anlassen.
Das dürfte schon seine Gründe haben und für den einen Stahl wichtiger sein, als für den anderen.
Hat Larrin das gemacht?
Wenn so eine Untersuchung wirklich aussagekräftig sein soll, müsste man als erstes für jeden Stahl die optimale Wärmebehandlung für den Einsatz als Messerklinge beim CATRA-Test ermitteln.
Das ist natürlich viel zu aufwendig und würde vermutlich Jahre dauern.
"After I heat treated and surface ground all of the blanks, I shipped them to knifemaker Shawn Houston of Triple B Handmade (Big Brown Bear) who ground the bevels and put the initial edge on the knives."
Die Klingen wurden also erst gehärtet und danach geschliffen.
Angelassen wurden die meisten Klingen auf 150 - 204°C (ein paar auch auf 260 und 538°C).
Siehe Grafik unten.
Wenn da jemand beim schleifen der Klingen nicht ganz genau aufgepasst und gut gekühlt hat, wurden diese Temperaturen leicht überschritten.
Die Ergebnisse in der neuen Grafik weichen zum Teil von früheren Ergebnissen ab:
Beispiel ZDP-189 neu deutlich über M390 / 204P / CPM 20CV oder CPM M4, bisher darunter.
Neu:
Bisher:
Diese Punkte zeigen deutlich, wie schwierig es ist, die Ergebnisse der Untersuchungen von Larrin auf die Praxis zu übertragen.
Man muss schon sehr genau hinschauen und wissen, was wie für ein Messer im Alltagsgebrauch zu interpretieren ist.