SWR- Sendung "Preiswert nützlich gut"

Ich gehe davon aus, dass bei Fernsehsendungen sehr viel noch einmal "fürs Publikum" gemacht wird. Und andererseits nicht gezeigt wird, dass mehrere Messer einer Serie getestet wurden. In der Sendung wurde ja nicht einmal klar dargestellt, dass der Schneidetest nicht mit den zuvor in der Spülmaschine korrodierten Messern gemacht wurde.

Ich hatte beim Burgvogel-Werksverkauf den Eindruck, dass die Qualitätssicherung sehr penibel fehlerhafte Messer aussortiert. Bei manchen B-Messern konnte ich als Laie jedenfalls nicht erkennen, warum die aussortiert wurden. Daher hätte ich erwartet, dass Restgrate an der Schneide auch bei der Kontrolle erkannt werden.
 
Irgendwie sinnlos, am Ende Schneidtests zu machen, wenn man bereits weiß, dass ein Messer nicht richtig scharf ist und der Hersteller das auch nicht bestreitet. Hier hätte man entweder ein neues Messer testen sollen oder das Burgvogel gleich beim Besuch beim Messerschmied nachschärfen lassen. Ich bin auch sehr sicher, dass Burgvogel in solchen Fällen nachbessert, die Firma hat einen guten Service.
Natürlich ist die Schärfe ab Werk gerade für Laien wichtig, da entweder gar nicht oder nur widerwillig und unsachgemäß nachgeschärft wird. Für mich ist aber deutlich interessanter, wie sich das Messer langfristig schlägt, wenn ich es ein paar mal selbst geschärft habe.
 
Diese Messersendungen sind halt in aller Regel für Laien gemacht und für diese mögen sie auch ein kleines Stück Erkenntnisgewinn bringen. Für Leute, wie sie sich hier im Forum tummeln taugen sie eher zum schmunzeln, kopfschütteln und manchmal auch fremdschämen. Da werden häufig Testkriterien angelegt, die wenig Praxisbezug haben. Außerdem ist die Auswahl der beurteilten Messer willkürlich und viel zu gering. In der Regel wird schwach recherchiert und auch die "Profis" und Fachleute sind in ihrer Fachkompetenz eher eingeschränkt. Wenn man sich als Macher so einer Sendung mal einen oder zwei Tage lang der Recherche in einem Fachforum wie hier widmen würde, könnte man besseres abliefern. Leider ist es heute in vielen Bereichen so, dass hochmotivierte und interessierte Hobbyisten häufig mehr Fachkompetenz haben, als das Gros der Leute, die sich beruflich damit beschäftigen.
 
Ja gerade bei sowas frag ich mich immer wie und wo die ihre "Experten" herbekommen.
Hab die Originalausstrahlung damals durch Zufall gesehen und hat mich teilweise mit einigen Fragezeichen zurückgelassen.
Das traurigste find ich immer noch wie wenig Leute für Messer ausgeben wollen. Haben Kohle, großes Haus und Tshirts die 100€ kosten , aber wollen nicht mehr als 30€ für ein Messer ausgeben, welches man Jahre lang hat und benutzt. Ich kanns ja verstehen wenn man nicht viel Geld hat oder Kochen ein Mittel zum Zweck ist. Die geben aber an, Kochen als kleines Hobby anzusehen und es gerne zu tun. Die Industrie hat definitv verpasst , den Mehrwert von guten Messern der Bevölkerung zu vermitteln. Ist aber bei vielen professionellen Köchen genau dasselbe. Ist ihr Hauptwerkzeug und wissen nicht genau wie man es pflegt und was ein gutes Werkzeug für einen Unterschied machen kann. Am Schluss wurde auch nicht das vermeintlch beste gewählt, hauptsächlich wegen der nicht optimalen Schärfe, etwas absurd wenn man schon mit Experten filmt.

@JensG.
Daumen oben ist absolut komisch. Mit Daumen und Zeigefinder die Klinge greifen ist der Pinchgrip und man hat mehr Kontrolle über das Messer. Zeigefinger oben auf Rücken geht tatsächlich auch klar. Machen eininge Japaner so und mach ich auch manchmal je nach Messer und Schnittgut. Ist auch angenehmer wenn man eine Sehnenscheidenentzündung hat.

Grüße,
Julian
 
Also ich finde das alles nicht so daneben, weil es aus meiner Sicht die Bevölkerung deutlich besser abbildet als die Teilnehmerschaft hier.
In meinem Bekannten-/Freundeskreis will auch keiner Geld für Messer ausgeben, selbst wenn sie mal was scharfes in der Hand hatten. Und leisten könnten sich das alle. Ebenso geben sie an gern zu Kochen. Erheblicher Grund ist das Nachschärfen.
Für die Hersteller ist das vermutlich garnicht so unangenehm, denn es erhält den Absatz neuer Messer.

In Summe finde ich es auch durchaus richtig, dass sie die Messer im Auslieferungszustand getestet haben, wegen des genannten Grundes, dass die erdrückende Mehrheit der Menschen Messer kauft um sie direkt zu nutzen und mit dem Thema Schärfen nichts am Hut haben. Eher schade, dass da nicht noch ein paar Hersteller die mit "Handabzug", hoher Qualität oder ähnlichem werben nicht mal etwas einen auf den Deckel bekommen haben, dass sie eher dürftig geschärfte Messer ausliefern, da allein die Möglichkeit sowas zu beheben keine Rechtfertigung für Werbelügen ist.

Ansonsten ebenfalls mal der Blick raus hier: Das zieht sich durch alle Lebensbereiche. Bsp: Die meisten Leute sagen, dass sie gern mit dem Rad fahren und trotzdem sind die meisten Räder in traurigem Zustand. Sehr viele Menschen sagen, dass sie gerne Musik hören, aber womit sie das dann oft machen ist gruselig...
 
Daumen oben ist absolut komisch.
Das ist Metzgerstyle, da die Ausbeintische meist etwas niedriger sind. Wenn man dann mit einem großen Bankmesser die ausgelösten Stücke würfelt, ist es bequemer den Daumen auf den Klingenrücken zu setzen.
 
Also ich finde das alles nicht so daneben, weil es aus meiner Sicht die Bevölkerung deutlich besser abbildet als die Teilnehmerschaft hier.
Nur, weil die meisten sehr weit von der Erkenntnis eines schneidfreudigen Messers entfernt sind, macht es doch keinen Sinn, ihnen vorzugaukeln, dass sie mit einem kleinen Schritt schon das Beste erreicht hätten. Um zu wissen, wo man hin will, sollte man schon die Möglichkeiten einigermaßen umfassen kennen. Dann kann man sich noch immer bewusst für den einfachen Kompromiss entscheiden.
 
Gerade weil die Sendung nicht dem tiefen Wissen eines Fach-Forums gerecht wird, finde ich, dass es die Wahrnehmung vieler Konsumenten spiegelt. Das ein heutiges Produkt - wie ein Messer - so komplex ist, das es viele viele Jahre der Forschung und Entwicklung benötigt hat, entgeht vielen Verwendern. Egal ob es um den Stahl, die Ver- und Bearbeitung im Gesamten oder die Wartung geht, ja selbst der billige angespritzte Kunststoffgriff ist eine Meisterleistung findiger Ingenieure und Chemiker. Es wird so viel verbraucht, statt gebraucht, weil schlicht der Wille und die Lust zu lernen fehlt. Irgendwie auch verständlich wenn heute Unwissenheit als Makel, statt als Chance zu lernen gesehen wird und es zudem so einfach ist an tolle, glitzernde Dinge zu kommen, die dann sogar noch wenig kosten. Da ist man schnell durch und freut sich wenn passendes auf dem Silbertablett präsentiert wird.
Komplex ist vieles heute, das zu begreifen erfordert Wille zum Verständnis und Zeit...

Wer hat es und wer will es?

Greetz
 
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Ich schliesse mich hier @Dirk_H und @Mundso an.
Es gibt ja durchaus auch Reportagen, die ein bestimmtes Thema detaillierter angehen.
Hier gefällt mir der Aufbau der Sendung als recht breit informativ aufgestellt an ein Publikum gerichtet, das damit Neuland betritt.
Forumgerechte Informatonen sind hier weniger zu erwarten- wenn wir beim Messerkauf im Laden jemanden sähen, der den Messschieber auspackt, würden wir anerkennend nicken.
Aber wir wären damit alleine.
Jeder im Forum, der im Bekanntenkreis gerne Messer schärft, wird anerkennend gelobt, wenn der alte Schinken mit einer schönen Tomatenschärfe zurückkommt.
Jede weitere Information über gute Messer verhallt -zumindest bei meinen Leuten- ungehört.
Im Gegenzug musste ich lernen, jedes Messer, das kommt als solches zu akzeptieren und nicht zu verdammen und habe damit auch sehr unterschiedliche, zum Teil sehr spannende Herausforderungen auf dem Tisch.
Noch weiter geht es mit den Lieblingsmessern, die "die Oma schon ein Leben lang " nutzt.
Da sind die Griffe meist nur noch durch die Liebe der Oma oder durch Hexerei am Halten, und die ursprüngliche Form nur zu erahnen.
Aber vor solchen kleinen Geschichten habe ich Respekt und halte meinen Mund, was bessere Messer angeht, denn auch das ist eine schöne, eigene Welt.
Wie gesagt, ich finde die Sendung gut, weil das entsprechende Publikum durchaus sehr viel Neues erfahren konnte- was im einzelnen Detail noch viel weiter zu beschreiben wäre, hätte den Rahmen und wahrscheinlich auch die Zielsetzung gesprengt.
 
Naja,

im Kern bleibt anzumerken, das der Werksschliff nur eine Momentaufnahme ist, die nach kurzer Zeit ohnehin keinen Bestand mehr hat.

Und. Wenn dünner ausgeschliffene Klingen schärfer wahrgenommen werden, weil leichter schneidend, dann sollte auch klargestellt werden, was mit solchen Messern im Gegensatz zu dickeren nicht geht.

Bei der energischen Säbeltechnik der Hausdame bin ich da generell im Zweifel und behaupte, dass wenn ich die vorhandene Solinger Serie des Hausherrn schärfen würde, keiner den Bedarf für neue Messer hätte - auch nicht im Vergleich. Dass der Durchzieher keine haltbare Schärfe erzeugt ist wohl auch klar.

Insofern hat @ebenezer vollkommen recht - ein kleines Stück Erkenntnisgewinn, aber kaum echter Ratgeber.

grüsse, pebe
 
Ich frage mich noch immer, welches Fazit der Laie denn aus der Sendung ziehen kann. Dass mittelpreisige Messer die besten sind?
Es wurden zu keiner einzigen Eigenschaft eines Messers die Vor- und Nachteile klargestellt. Bleiben als Auswahlkriterien nur die Auslieferungsschärfe und die subjektive Haptik des Griffs.
Habe mal auf der Homepage der Autorin der Sendung nachgeschaut. Dort steht als Maxime "Relevant ist die Geschichte.Die Menschen. Die Informationen. Die Unterhaltung."
Wenn man hier die Information an die letzte Stelle setzen würde, dann passt das zum Beitrag. Diesen Aufbau nehme ich bei vielen Sendungen zu Haushaltsgegenständen wahr.
Der Informationsgehalt bleibt zu Gunsten einer schönen , unterhaltsamen Geschichte und einer leichten Verdaulichkeit auf der Strecke. Und dann glauben die Leute, die sich das angesehen haben, sie wären jetzt wirklich informiert und könnten mitreden.
Ich persönlich erwarte von seriösem Journalismus speziell auch bei öffentlich rechtlichen Sendern, dass der Informationsgehalt und auch dessen Richtigkeit an erster Stelle steht.
Nach Albert Einstein: "Man sollte die Dinge so einfach wie möglich machen - aber NICHT einfacher"
:rolleyes::
 
Last edited:
Diese Messersendungen sind halt in aller Regel für Laien gemacht und für diese mögen sie auch ein kleines Stück Erkenntnisgewinn bringen. Für Leute, wie sie sich hier im Forum tummeln taugen sie eher zum schmunzeln..
Hier hast du mal eine Sendung für Laien, wo man mehr staunt als schmunzelt. Habe nirgendwo sonst so eine erhebliche Informationsdichte auf den Punkt gefunden:
 
Nicht schlecht! Da könnten sich die Deutschen mal eine Scheibe von abschneiden. Interessant wäre gewesen, hierzu noch ein Kramer in der rostfreien Variante mit zu testen.
 
Ja, ist sehr gut.
Aber der Vergleich doch etwas...naja.
Wir haben hier einmal (SWR) einen öffentlichen-Sender und dann eine Art Fachmagazin, welches auf die Testung von Küchenprodukten/Rezepten spezialisiert ist.
 
Wo die Lady recht hat, hat die Lady recht..


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Interessanterweise kommen die Tester ja auch zu dem Ergebnis, dass das 40$ Messer (Victorinox Fibrox, welches hier auch schon mehrfach empfohlen wurde,) völlig ausreicht. Das Kramer/Zwilling ist zwar das bessere, kostet dann aber auch schon 300$.
Als Fensehsendung hätte dieses Video bei der Informationsfülle sicher etwas langsamer sein müssen. Ich hatte jederzeit den Eindruck, dass man hier wusste, wovon man sprach.
 
@JensG.

Das ist ja absolut richtig. Dann lautet aber die eigentliche Fragestellung, wieviel muss ich für ein vernünftiges Kochmesser ausgeben. Dann ist das Vic sogar ein besonders vernünftiges Kochmesser.

Damast ist nix Vernünftiges, Fase deutlich unter 0,3mm hinter der Wate ist nix Vernünftiges, Rockwell über 60 HRC ist nix Vernünftiges, Holzgriff ist nix Vernünftiges, Länge über 20cm ist nix Vernünftiges - wenn die Messer an unbedarfte Schneidwerkzeugsuchende adressiert sind.

grüsse, pebe
 
Ja, die Kramers sind schon begehrenswerte Messer, aber wie ich auf Deinem Foto zu erkennen glaube sind die Serienstreuungen auch in dieser Preisklasse nicht gerade gering.
Zumindest scheint es bei dem kleineren so, als ließe die breite Wate auf eine erhebliche Dicke der Klinge über der Wate schließen. Oder liege ich da falsch? ;)
 
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