Servus,
Gehen wir mal davon aus, daß Schneidleistung hier die Leichtigkeit des Eindringvermögens ins Schnittgut meint. Roman Landes hat es ja etwas präziser formuliert. Von gleicher Schneidendicke sowohl an als auch hinter der Schneide / Wate sollten wir schon ausgehen

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von gleichen Materialstärken an und über der Schneide bin ich ausgegangen, aber ich beziehe mich auf die Dicke des Materials an jenen Stellen. Das Buch von Roman Landes ist nicht aktuell und so manches Urteil von "damals" kann je nach Umstand heute nicht mehr halten, oder immer noch gültig sein. Absolute Meinungen, sehe ich immer zwiespältig. Wenn das Eindringvermögen alleine steht, bin ich bei dir, es erscheint aus der Argumentation logisch und ( die V-Kante ist einfach nicht ) nachvollziehbar. Gesellt sich aber die Stabilität der Schneide dazu und die aus der Stabilität hervorgehende Standfestigkeit der Schneidenspitze gegen vorzeitiges Versagen, da meldet sich bei mir der Zweifel. Es hat seine Gründe, warum bei Seilschnittwettbewerben geführt geschliffenen Klingen sich als Methode durchgesetzt haben, genauso wie es in der Kochmesserszene der Fall ist, wenn man bevorzugt, und nur darum geht es, mit besonders schneidfähigen Klingen hantiert, die man zum Schutz selbiger mir Mikrofasen stabilisiert um sie selbst bei vorsichtigem Umgang weitgehend vor Schäden zu bewahren. Ich weiß aus Erfahrung, wenn ich eine auf Null ausgeschliffenen Schneide von Watanabe nur mit Schleifleinen und Mousepad ballig schließe, das diese Schneide choppen am Brett nicht schadlos übersteht, dazu fehlt einfach die stabilisierende Substanz hinter und über der Schneide. Um nicht rechthaberisch sein zu wollen, bei mir und unter meinen Umständen funktioniert das nicht. Wird hingegen ein massiv stumpfer Schneidenwinkel von 40° oder darüber an so eine Schneide gesetzt, büßt sie nichts an Schneidfähigkeit und Eindringvermögen ein, fällt aber nicht gleich in sich zusammen. Es wird in Folge durch Unachtsamkeit ( verkanten, dreh/Querbelastung ) immer wieder zu kleinen Blessuren kommen und zwar solange, bis die Schneide so weit rückgesetzt wurde, bis ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schliff, Schneidenwinkel und Material an und über der Wate gefunden ist. Ab dann läuft das nach meiner Erfahrung super und schadlos, bis auf das natürliche Abstumpfen.
Ist dieses Verhältnis bereits vom Start weg gegeben, und zwar im Sinne guter Substanz hinter der Wate, dann bin ich auch dieser Ansicht, dass ein balliger Schliff ein besseres Eindringvermögen hat wie ein V-Schliff, der sich schon durch seine Formgebung selbst behindert. Das der ballige Schliff dann auch noch stabiler sein kann, aber nicht sein muss ( man denke an Seilschnittwettbewerbe ), jetzt wieder je nach Zielsetzung in der Anwendung, ist klar.
Unter nicht Wettkampfbedingungen sehe ich einen balligen Schliff ganz weit vorne und wenn noch rund 2/10 Material über ist, kann man da gerne auch auf Null auslaufen lassen, wenn man das für sich als gut befunden hat. Ich schließe das immer mit einer winzigen Facette ab, bei Kochmessern auf jeden Fall, bei allen anderen weil ich einen balligen Schliff mit Schleifleinen noch nicht in dem Maße erlernt habe, oder erlernen werde, das ich damit zufrieden bin.

Mich stören einfach auch die vielen feinen Kratzer.
Gruß, güNef