Unendliche Weiten - ein Schleifsystem?

Ich stehe vor der Aufgabe einem guten Freund die total stumpfen Küchenmesser (einfacher Solinger Standard) zu schärfen.
Die sind wirklich total stumpf, da geht mit dem Wetzstab gar nichts mehr.

Ich würde jetzt zum Mousepad und Schleifpapier greifen, um zusammen mit ihm den Grundschliff anzubringen und dann eventuell noch mit Polierpaste auf Pappe oder Leder abziehen.

Zum scharf halten kann er dann anschließend selber zum Wetzstab, Abziehpappe oder Mousepad mit Schleifpapier greifen.

Gründe, warum ich es mit Mousepad und Schleifpapier machen würde:
- Die Methode ist konkurrenzlos günstig.
- Leicht zu erlernen. (Leichter als mit Schleifsteinen oder ähnlichem.)
- Man kann wenig falsch machen.
- Man erzielt sicher für den Normalgebrauch ausreichende Ergebnisse
- Im Gegensatz zum Grundschliff z.B. mit einem System z.B. Spyderco Sharpmaker, Work Sharp Ken Onion Angle Set Knife Sharpener™ with Tri-brasive oder gar einem Bogdan, ist die Ausrüstung so günstig, dass sich der Betreffende die Sachen selber kaufen und seine Messer zukünftig selber scharf halten kann.

Nachteil:
Bei hochwertigen Messern, wo man keine Kratzer auf dem Klingenspiegel haben möchte, nicht geeignet.

Wie würdet ihr vorgehen, was wäre eure Empfehlung?
 
gibts ein Video zu deiner Methode?

ich selber würde so einen Batzen Küchenmesser mit meinem Satz an zylindrischen Rubinen (100mm lang) schaerfen, ausser die geraden Klingen. siehe RRS Thread.
 
gibts ein Video zu deiner Methode?

ich selber würde so einen Batzen Küchenmesser mit meinem Satz an zylindrischen Rubinen (100mm lang) schaerfen, ausser die geraden Klingen. siehe RRS Thread.
Zum Beispiel das hier:
Ich würde es aber noch einfacher ohne Klammer machen.

Mit dem Rubin dürfte es relativ lange dauern, weil die Körnung zu fein ist und der Abtrag für einen Grundschliff meiner Meinung nach zu gering wäre.
 
Nachteil:

Du erzeugst mit Schleifpapier auf einem Mouse-Pad eine ballige Schneidfase, die keine Winkelkontrolle erlaubt. Für Küchenmesser aus weichem Stahl ist das nicht optimal. Besser, man schleift an den balligen Schliff eine zusätzliche feine Microfase. Die verträgt sich besser mit dem anschließenden Scharfhalten auf einem Wetzstahl.

Also mein Tipp: Schleifen mit Schleifpapier auf Mouse-Pad ballig auf 0. Anschließend auf Steinen eine kleine, doch stabile Microfase mit 18-20° Winkel je Seite anbringen. Dies geht mit etwas Erfahrung schnell freihand (z.B. mit der feinen Seite des 1000/4000 Kombistein aus dem Japan Messer Shop). Alternativ schau dir die hier viel diskutierten Winkelgeführten Systeme an.

Bei Küchenmessern bringt übrigens das Abziehen mit dem Klingenrücken vorweg auf Leder, Zeitung, mit/ohne Polierpaste oder was auch immer nur eine sehr kurz anhaltende Angeber-Schärfe ohne Substanz. ;-)

Es geht nichts über ein Touch Up auf einem feinen Stein - sauber gegen die Schneide geführt, bis der Grat entfernt ist. Das ist die Kunst beim Kochmesser-Schärfen.
 
Verstehe ehrlich gesagt die Verwunderung nicht. Ein balliges Messer auf Schleifleinen mit Mousepad abzuziehen ist seit eh und je die Standardmethode. Und bewährt sich ebenso bei Klingen mit V-Fase. Ich schärfe seit Jahren alle meine Messer so. Mit allen von Guido genannten Vorzügen. Gegebenenfalls kann man anschließend die Klinge mit Eigengewicht ein paar Züge über den Sinterrubin laufen lassen.

R'n'R
 
Yup.

Aber eine 25cm Klinge mit den kurzen Schleifleinen schärfen ist halt murksig. Bei den kurzen Klingen bin ich bei Euch.

grüsse, pebe
 
Gründe, warum ich es mit Mousepad und Schleifpapier machen würde:
- Die Methode ist konkurrenzlos günstig.
- Leicht zu erlernen. (Leichter als mit Schleifsteinen oder ähnlichem.)
die Methode habe ich noch nie probiert, würde ich pers. auch keinem Anfänger empfehlen, weil das ganze sich herumsprechen wuerde und am Ende nicht gut auf mich zurueckfallen wuerde (B, Besitzer von Wüsthof und Zwilling, entsetzt zu A: "omg wie schaerfst du denn deine Messer??" A, stolz: "habe ich so von kreisl gelernt!" B: "so macht man das aber nicht, lass das sein, vergiss ihn!!")

In seinem Beisein zusammen mit ihm wuerde ich total stumpfe Kmesser sowieso nicht schaerfen. Dafür haette ich keine Geduld (abgesehen von der fehlenden Geduld des Zuguckers A). In Praesenz von A wuerde ich nur eine knackige Session von 10min zumuten. Danach will ich ihn entlassen dürfen!

Diese Grinding-Methode basiert auf edge trailing movements. Das erfordert mehr Kraft\Anstrengung, benötigt Platz\ein Setup (sein Bürotisch? sein Frühstückstisch? wohl kaum) und seien wir ehrlich ist ganz schön dreckig (stahlpulver Finger). Leo kommt ins Schwitzen, bekommt dreckige Pfoten, macht etliche konzentrierte Züge\Wiederholungen; es fehlt eine Wanduhr in seinem Video! Ja kann man so machen für alte billige missbrauchte Noname-Messer, aber lieber nicht fur ein wie neu aussehendes Wuesthof das nur eine abgerundete Schneide hat. meine Meinung. fragt mich ja sonst keiner.

Jeder von uns hat offenbar seine eigene Lieblingsmethode, die er in OP's Fall\Aufgabe fur angebracht haelt. RRS basiert auf retractable diamond sharpener (RDS), also wuerde ich falls noetig mit dem Diamantstab beginnen. Natuerlich ist RRS nichts fuer Anfänger, aber mein Ziel waere es ihm erst einmal den ersten Eindruck zu vermitteln\vorzugaukeln dass nur "total wenig Aufwand/Zeit/Platz/Schmutz/Gelt/Stufen/usw" noetig ist ein stumpfes Messer auf super scharf zu bringen; das wuerde jedem Zuschauer gefallen und ihn auch beeindrucken, wie ein Zaubertrick! Es ist die lazy Methode bei der ich nach all meinen Jaehrchen der Erfahrung (Ruixin, Leo, Michael Christy, ..) haengen geblieben bin.

i like lazy
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht mir auch darum eine Methode zu zeigen, die später einfach und kostengünstig selber angewendet werden kann.

Wenn Sinterrubin, käme für Küchenmesser für mich nur der Sieger Kong Life in 28 cm in Frage. Der kurze wäre mir zu dünn.
Der 28 cm ist mit ca. 100 € nicht gerade günstig für Otto Normalverbraucher.
Die Sinterrubin aus China mit nur 10 cm Länge taugen für Küchenmesser wegen der fehlenden Länge nicht.

Ich würde als Ergänzung zur Mousepad-Methode aus Kostengründen den Ikea FLAKSA für ca. 10 € dazu empfehlen zum zwischendurch scharf halten.
 
Bei der Empfehlung von abrasiven Wetzstäben für Anfänger und Einsteiger in die Schärfwelt bin ich immer vorsichtig, da diese teils recht viel Material abtragen. Zudem ist durch die geringe Kontaktfläche zwischen Schneide und Stab der Druck oft zu hoch. Abgesehen davon, dass der Winkel meist entweder zu flach oder zu steil ist.

Ein klassisches Solinger Kochmesser mit sauber geschliffener Schneidfase kann man sehr lange mit einem Dick Saphir scharf halten. Den halte ich für einen guten Kompromiss.

Den Ikea-Stab habe ich bis heute nicht verstanden. Ich komme damit überhaupt nicht klar…der ist doch totaler Mist, oder bin ich der einzige mit dieser Meinung.
 
Zudem ist durch die geringe Kontaktfläche zwischen Schneide und Stab der Druck oft zu hoch.
sohri OT: ich lese das mit geringer Kontaktflaeche oft, allerdings wird immer vergessen mitzusagen dass dies nur bei geraden Klingen (z.b. Vinox Swibo) gilt. Sobald die Klinge nur minimal geschwungen ist (belly) ist die Kontaktflaeche beim Bankstein und zylinderrubin "exakt" gleich: naemlich ein Punkt (und somit keine Flaeche oder Linie mehr).
math. ist das der tangential Berührpunkt zweier Kurven.
Oft haben Messer einen langen geraden Teil und dann einen kurzen belly Abschnitt. dann gilt natuerlich das Zitat im Durchschnitt.

Fur ein nur-belly-Messer wie das Fox Suru ist der Druck aber exakt gleich egal ob auf Bankstein oder dünnen Rubinstab geschliffen wird.

Ein normales Kochmesser hat vielleicht 1cm langen geraden Teil, der Rest (19cm) ist geschwungen. Ansonsten waere Wiegeschnitt nicht moeglich.
 
Ein balliger Schliff bietet einen guten Kompromiß zwischen Stabilität und Schneidefreude. Was besseres ist nicht leicht zu finden.

Einem Neuling kann man das schon vermitteln. Wichtig ist eine passende Unterlage mit einer ausreichenden Einführung, damit eine küchentaugliche Geometrie erhalten wird. Wenn man es dann noch schafft das unterschiedliche Gefühl und den unterschiedlichen Klang zu unterscheiden,
- zu flach klingt hoch, man fühlt keinen Widerstand
- der richtige Winkel wird von dem üblichen Schleifgeräusch begleitet, man fühlt einen leichten Widerstand wenn das Papier greift
- zu steil klingt kratzig oder grob und fühlt sich auch so an
könnte das was werden. Bei der Beschreibung dachte ich an so etwas wie ein Herder Petty, da passt die Geo zum Mousepad.

Ausdünnen auf dem Mousepad kann dauern. Bei so einem vernudelten Kochmesser schafft man es vielleicht den Übergang von der Wate zu den Flanken in einer Stunde anzupassen. Aus meiner Sicht sind das aber zwei Baustellen, erst einmal ausdünnen und danach schärfen lehren.
 
Verstehe ehrlich gesagt die Verwunderung nicht. Ein balliges Messer auf Schleifleinen mit Mousepad abzuziehen ist seit eh und je die Standardmethode. Und bewährt sich ebenso bei Klingen mit V-Fase. Ich schärfe seit Jahren alle meine Messer so. Mit allen von Guido genannten Vorzügen. Gegebenenfalls kann man anschließend die Klinge mit Eigengewicht ein paar Züge über den Sinterrubin laufen lassen.

R'n'R
Die Verwunderung rührt daher, dass es vergleichsweise wenig plastische Anleitungen ( im Vergleich zum Thema Schärfen) zu dem Thema gibt bzw. die Methode in wenigen Fällen besprochen wird.
Bis auf den Faden von @Besserbissen wird die Sache hier in diesem Forum relativ selten Besprochen. Sonst findet man eher mal in einem Nebensatz von Erfahrenen Nutzern Hinweise zum Wie. Oder es kommt halt der übliche Verweis darauf, das von jemandem (in der Regel Jürgen Schanz) machen zu lassen.

Zur Thematik:
Als Anfängermethode sehe ich das ballig auf Null ausdünnen definitiv nicht.
Wenn man nicht gerade einen Bandschleifer zur Verfügung hat ist das relativ Zeitintensiv.
Dazu sollte man meiner Meinung nach zumindest halbwegs Sicher beim Schleifen fühlen bevor man damit beginnt einem Messer eine neue Geometrie zu verpassen.
Es ist zwar gar nicht mal so schwer, aber als erste Erfahrung würde ich es niemandem Empfehlen, da die Veränderung, die man vornimmt deutlich drastischer als beim Schärfen ist.

Ein ballig ausgedünntes Messer sehe ich allerdings als Anfängerfreundlich. Auch deswegen, da dann bei einem System wie dem SpyderCo Sharpmaker der niedrige Abtrag nicht mehr so sehr ins Gewicht fällt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
"Als Anfängermethode sehe ich das ballig auf Null ausdünnen definitiv nicht.
Wenn man nicht gerade einen Bandschleifer zur Verfügung hat ist das relativ Zeitintensiv.
Dazu sollte man meiner Meinung nach zumindest halbwegs Sicher beim Schleifen fühlen bevor man damit beginnt einem Messer eine neue Geometrie zu verpassen."

Hier geht es nicht um balliges Ausdünnen sondern um Schärfen eines stumpfen Messers auf Schleifleinen mit Mousepad anstatt Bankstein. Hierdurch ergibt sich - quasi nebenbei - eine leicht ballige Fase. Und das Verfahren ist deutlich einfacher (auch zu erlernen) und fehlertoleranter als Anbringen einer V-Fase auf einem Bankstein ...

R'n'R
 
Ach so. Da habe ich was falsch verstanden.
Wann hört man dann auf zu Schleifen? Einfach wenn sich ein Grat gebildet hat würde ich jetzt annehmen.
 
Wundert mich, dass die Methode Messer mit Schleifpapier und z.B. Mousepad zu schleifen anscheinend etwas unbekannt ist.

Hier gibt es weitere Videos zur Mousepad-Schleif-Methode:




 
Die Methode Messer mit Schleifpapier und z.B. Mousepad zu schleifen hat mehrere Nachteile und heutzutage für teuere bzw. qualitativ hochwertige Messer wird die nicht angewandt. Grunde:
Die Oberfläche der Klinge nach Bandschleifer ist noch ordentlich uneben (wellig). Die Methode maskiert die Unebenheiten, weil Mousepad weich ist. Die tieferen Stellen auf der Klingenoberfläche werden nicht gut genug bearbeitet, die zerstörte Stahl-"Gewebe" wird dort nicht vollständig entfernt und ist (bleibt) mechanisch und gegen Rost nicht so gut beständig.

Häufig "geometrisch gesehen" wird mehr optisch maskiert als tatsächlich bearbeitet (Sandpapier auf Mousepad "poliert"- erreicht alle Unebenheiten ohne die zu beseitigen). Die Oberfläche zwar spiegelt, das bedeutet aber keine Qualität.

Die Geometrie insgesamt wird dabei wenig kontrolliert, was Probleme beim Nachschärfen mit System verursachen kann. Das führt dazu, dass solche Klingen auf dem Schleiftisch von apex edge z.B. ungünstig liegen (besonders bei Ungeübten).

Die Oberfläche nach dem Bearbeiten auf Steinoberfläche wird automatisch häufig leicht geätzt. Die Stellen, wo Stahl nach Bearbeitung beschädigt ist bekommen dann andere Färbung, was die Arbeit erleichtert. Nach Sandpapier spiegelt alles etwa gleich...
 
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