Der Film ist aufwändig gemacht, enthält viele richtige Informationen und schöne Bilder.
Wenn man nun noch auf voreilige Schlüsse, das immer wieder festzustellende antieuropäische Vorurteil und unangebrachte Superlative verzichtet hätte und an den entscheidenden Stellen mit Fakten aufgewartet hätte, hätte man allen Grund zur Freude.
Die vergeht einem aber gründlich, wenn man die Kernaussagen einer ernsthaften Bewertung unterzieht.
Im einzelnen:
1. Die echten Ulfberth- Schwerter waren aus Tiegelstahl hergestellt, da sie fast völlig schlackenrein waren.
Das läßt sich untersuchen und wenn die Untersuchungsergebnisse so ausgefallen sind, will ich nicht bezweifeln, daß das Ausgangsmaterial nicht gesintert, sondern geschmolzen vorlag.
Die daraus gezogenen Schlüsse sind aber voreilig und teilweise falsch.
a) Selbst im einfachen Rennfeuer kann das reduzierte Eisen so heiß - und so mit C aufgeladen- werden- daß es schmilzt. Es entsteht also auch dabei z.T. flüssiges Stahlmaterial.
b) Tiegelstahl ist besser als Schweißstahl, also als solcher Stahl, der nie geschmolzen vorlag, sondern aus gesinterten Teilstückchen verschweißt und durch vielfache Faltung und Verschweißung gereinigt wurde.
Das kann man so nicht sagen.
Stähle aus dem Rennfeuer oder aus der im Prinzip ähnlich wirkenden tatara sind extrem legierungsrein, jedenfalls soweit es Silizium und Mangan betrifft und enthalten je nach Verschmiedungsgrad feine bis feinste, gut verteilte Verunreinigungen in Form von Oxyden.
Das hat zweierlei Auswirkungen:
aa) Durch die Legierungsreinheit sind die Stähle sehr umwandlungsfreudig, müssen also für die volle Martensithärte scharf abgeschreckt werden und behalten selbst dann in größeren Dimensionen noch einen zähen, nicht gehärteten Kern.
Für eine Schwertklinge kann das sehr vorteilhaft sein.
bb) Auch die fein verteilten Oxydeinschlüsse sind nicht per se schädlich. Auch sie wirken als Keime der Umwandlung und können im Sinne der Rißablenkung stabilisierend wirken.
Wirklich erschmolzener Stahl hat nur dann günstige Eigenschaften, wenn der C-Gehalt richtig abgestimmt ist. Für eine Schwertklinge ohne Verbund wären 0,6-0,8 % C ideal. Bei höherem C-Gehalt besteht die Wahrscheinlichkeit der Bildung von Korngrenzenzementit mit äußerst negativen Folgen für die Stabilität.
Hier schweigt sich der Bericht aber aus: Es ist von niedrigem C-Gehalt der schlechten europäischen Schwerter mit den vielen Verunreinigungen die Rede und vom hohen der echten Ulfberth- Klingen.
Was niedrig und hoch zahlenmäßig bedeuten, bleibt ein Geheimnis.
So ist natürlich der Argumentation der Boden entzogen.
Wenn die Bilder nicht trügen, so hat das Schwert., das Ric Furrer gefertigt hat, eine deutliche Struktur ähnlich Wootz- so sieht es jedenfalls auf den letzten Bildern aus, auf denen man den geätzten Namenszug sehen kann.
Das würde für einen C-Gehalt deutlich über dem Eutektikum sprechen oder für eine unterbliebene Härtung. weil gelöste Karbide keine Muster bilden können.
Beides wäre für eine Schwertklinge eher bedenklich.
Die Härtung, die im Film vorgeführt wird, ist interessant: Die Klinge wird aus dem Öl genommen, als sie noch eine Temperatur über dem Flammpunkt des Öles hat, sonst würde das anhaftende Öl nicht brennen. Die meisten Öle haben einen Flammpunkt von über 200 Grad-meist deutlich darüber. Damit wäre der Ms-Punkt (Startpunkt der Martensitbildung) nicht erreicht und die Klinge hätte eine feine Perlitstruktur mit freiem Ferrit bei wenig C oder mit Zementitpartikeln bei viel C.
Über die Härte der Klinge erfahren wir nichts. Proben wird sie auch nicht ausgesetzt. Da zeigt Markus doch wesentlich mehr, auch wenn er keine echten Ulfberths macht.
Mir wäre jedenfalls eine Klinge aus Raffinierstahl mit ca 0,8 % C (Scharsachstahl) wesentlich lieber, wie sie im rückständigen Europa seit dem 10. Jhdt gefertigt werden konnte. Selbst eine ordentliche Römerklinge mit angeschweißter Stahlschneide oder eines der Schwerter aus dem Nydam-Fund braucht den Vergleich mit einem Tiegelstahlschwert nicht zu scheuen.
Die Klimmzüge, die man im Film macht, um die Herkunft des Stahls der Ulfberth- Klingen aus dem asiatischen Raum- erst war es Afghanistan, jetzt begnügt man sich mit Iran-zu "beweisen", und um den Hinweis über den Namen auf fränkischen Ursprung zu umgehen, sind eher schon rührend- eine andere Erklärung kann es ja wirklich nicht geben.
Freundliche Grüße
U. Gerfin