Und dann kann ich jetzt auflösen, welche Stähle hier getestet wurden:
Das „
Apfelmesser“ hat eine Klinge aus
Vanadis10.
Uddeholm gibt die
Zusammensetzung wie folgt an:
2,9% C
0,5% Si
0,5% Mn
8,0% Cr
1,5% Mo
9,8% Va
Gehärtet hat das Jürgen Schanz.
Danke nochmal an dieser Stelle für den guten Service und die Berücksichtigung meiner Sonderwünsche bei den Temperaturvorgaben!
Diese waren:
Austenitisieren: 1050°C
Anschließendes Tiefkühlen
Zweimaliges Anlassen bei 280°C
Laut Datenblatt sollte eine Härte von ca. 63-64 HRC und ein Restaustenitgehalt von < 2% erreicht worden sein. Vermutlich liegt die Härte bei dem sehr dünnen Querschnitt des Messers sogar noch Höher.
Ich habe hier eine Anlasstemperatur im Primärhärtemaximum gewählt, da die Kerbschlagzähigkeit im Sekundärhärtemaximum abnimmt. Ob das bemerkbar wäre weis ich nicht. Daten zu relevanteren Parametern für die Schneidkantenstabilität liegen mir leider nicht vor.
Die Anlasstemperatur von 280°C erscheint mir als guter Kompromiss zwischen hoher Kerbschlagzähigkeit, hoher Härte und wenig Restaustenit. Wobei die Härte eh erst bei Temperaturen über 550°C in Bereiche fällt, wo man sich Sorgen machen müsste.
Ein interessanter Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass laut Datenblatt (Tempering Graph) der Restaustenitgehalt bei Anlasstemperaturen zwischen 300°C und 440°C höher liegt als bei 280°C. Warum ist mir nicht ganz klar. Eventuell kann einer der Stahlprofis etwas dazu sagen?
Das „
Birnenmesser“ habe ich aus einem alten, Hartmetall-besetztem Kreissägeblatt gemacht.
Da mir kein Datenblatt vorlag, habe ich eine OES durchführen lassen. Es handelt sich laut Analyse um
C75S (1.1248). Aufgrund der Anwendung (Kreissägeblatt) halte ich jedoch die Einordnung als
75Cr1 (1.2003) für passender. Die Analyse passt zu beiden Güten, 75Cr1 ist ein Werkzeugstahl mit dem Verwendungszweck „Kreissägeblätter“, C75S wird als Federstahl gehandelt. Daher gibt es auch nur für den 75Cr1
Anlassschaubilder.
Analyse-Ergebnis (auf 2 Nachkommastellen gerundet):
0,75% C
0,34 % Si
0,69% Mn
0,38 % Cr
Phosphor und Schwefel sind angenehm niedrig:
(0,014% P)
(0,005% S)
Wärmebehandelt habe ich diese Klinge selber in meinem Härtefass nach
Art des Torsten Pohl.
Spannungsarmglühen: 620°C Ofenabkühlung
Austenitisieren: 820°C, Abschreckung in warmen Öl
Anlassen: 190°C, 2x1h
Da kann man jetzt nicht soviel zu sagen. Einfacher Stahl - einfache Wärmebehandlung
Die empfohlenen Austenitisierungstemperaturen variieren je nach Quelle stark und reichen von 770°C bis 860°C. Mit 820°C habe ich ganz gute Erfahrungen gemacht. Der Stahl ist allerdings sehr gutmütig, daher würde ich jetzt nicht auf diesem Wert bestehen…
Da mir kein Härteprüfer zur Verfügung steht, kann ich zur Härte nur spekulieren. Ich tippe auf ungefähr 60 HRC.
GüNef lag mit seinen Vermutungen (80CrV2 und CPM3V) schon sehr nahe, swifty58 hat es mit dem C75 dann sogar auf den Punkt getroffen. Respekt!
Der Titel ist also nicht zufällig gewählt, hier wurden tatsächlich Äpfel mit Birnen verglichen.
Einerseits ein hoch legierter PM-Stahl mit sehr hohem Gehalt an Sonderkarbiden und ein einfacher, unlegierter, eutektoider Stahl.
Vanadis10 legt den Fokus klar auf abrasiven Verschleiß, 75Cr1 eher auf Zähigkeit.
Die Diskussion ist eröffnet
