Der Clan des BÖKER-Sport

Kleine Ergänzung:

Zu der „modernen“ / „aktualiserten“ Marke der runden Griffeinlage mit „gekröntem Anker-Logo“ erlaube mir ausnahmsweise, auf das Bildeigentum von Störtebeker zurückzugreifen, der hier im Messerforum folgende Abbildung gepostet hatte:

LL Springer A. Knecht jr. Marke .jpg


Unbekannter Springer mit Hülsenauszieher Hersteller Krone mit 2 Ankern

Ich habe bisher keine Kenntnis über Veröffentlichen von anderen Springern von A.Knecht ausfindig machen können. Dies bestärkt mich, dass diese Solinger Firma offenbar von anderen Solinger Herstellern im Rahmen von Auftragsfertigung mit eigener Marke Handelsware vertrieben hat und dies möglicherweise auch mit dem „Sportmesser von Fernando Esser“ der Fall war.

Grüße
cut
 
Die Tatsache, dass die "große" Klinge keine Herstellermarkierung aufweist ist sicherlich äußerst ungewöhnlich. Unterstreicht die Tatsache, dass (stattdessen?) die "kleine" nur mit dem Pferde-Logo von Fernando Esser markiert ist und keine üblicherweise doch von den Herstellern hochgeschätzte "Qualitäts-Ursprungsangabe" mit "Solingen" oder gar dem ergänzenden Firmenhinweis wie "F. Esser" als Klingenmarkierung verwendet wurde ein Hinweis auf die Herstellung durch einen anderen Fabrikanten?

twins

Danke twins, guter Hinweis. Weder „Solingen“ noch „Made in Germany“ etc. lässt ja vieles zu.

Abu
Grundsätzlich stimme ich Vorbehalten zu Rückschlüssen auf den Hersteller bei solch "ungewöhnlichen" Messermarkierungen zu.
Allerdings gab es bei den Messeranbietern aus Solingen ganz unterschiedlich aufgestellte Anbieter:
* Hersteller die unter ihrer/Ihren eigenen Marke/n nur selbstgefertigte Messer vertrieben haben
* Messerhersteller, die nur als Zulieferer für andere Unternehmen tätig waren und offenbar nie mit einer eigenen Marke aufgetreten sind
* Hersteller die mit zusätzlichen Handelsartikeln ihr Sortiment ergänzt haben.
* Handelshäuser die keine eigene Fertigung hatten

Ich kenne keine Veröffentlichung aus der schlüssig hervorgeht, wie Fernando Esser als Hersteller oder Händler aufgetreten ist, ob oder wie Geschäftsbeziehungen zu Solinger Messerherstellern bestanden, wann und wie lange eine Niederlassung oder selbständige Firma in Solingen ansässig war.

In einem mir vorliegenden undatierten Katalog wird als die Ortsangabe "Remscheid" angegeben, ergänzend beschreibt das Inhaltsverzeichnis für Schneidwaren "eine eigene Fabrik in Solingen":
Sección I Ferreteria
Sección II Cuchilleria (de nuestra propia fábrica en Solingen)
Secci´n III Quincalleria y todos los demás articulos de la indústria alemana

Esser, Fernando Werbung.jpg

Im 152 seitigen Katalog werden vorrangig unterschiedlichste Werkzeuge, Schlösser und Baubeschläge bis hin zu Ketten dargestellt, Schneidwaren wie Scheren, Messer, Bestecke und Macheten haben mit nur 25 Seiten unter dem Nmen FERNANDO ESSER & CIA. SOLINGEN nur eine untergeordnete Bedeutung.

Diese Abbildung eines Gärtnermessers zeigt die "alleinstehende' Marke wie sie auch auf dem von abu vorgestellten Sportmesser zu sehen ist:

Esser, Fernando RS & SG BM Springendes Pferd.JPG

Nach meiner Einschätzung spricht deshalb nichts gegen die Aussage, dass Fernando Esser der Hersteller des Messers war.

Grüße
cut
 
Last edited:
  • Like
Reactions: Abu
"humpback"-Taschenmesser "mit Höcker am Griffrücken" gab es nicht nur in der hier umfangreich präsentierten Form als "Sportmesser".
Deshalb als Ergänzung und zur Abrundung zwei "einfachere", schlichte Modelle:

DWFF humback 1916_17.JPG


Abbildung aus "Pracht-Katalog Nr. 51 Kriegsausgabe", H. Burgsmüller & Söhne, Kreiensen/Harz, 1916/17.
Es handelt sich bei diesen Messern offenbar um Auftragsfertigung von Solinger Herstellern für diesen Versandhändler.

Grüße
cut
 
Diese Form findet man auch bei Böhmischen Herstellern, hier Drasche, Wolmstorf. Wie oben allerdings auch nicht als 6er-Multimesser.

Abu

1634911627501.jpeg



Und wie sich die Modelle mit Solingern gleichen!!!

1634912734092.jpeg
 
Last edited:
Zwei von diversen in Solingen als Messerhersteller bekannte "Herder(s)" sind hier bereits als Anbieter von Sportmessern als Wettbewerber von Heinrich Böker BAUMWERK gepostet worden.

Neben Böker BAUMWERK hatten auch andere Solinger Hersteller den Werbemarkt im Fokus.
In Zusammenhang mit einer ganz anderen Recherche konnte ich diesen interessanten 'Folder' ausfindig machen:

Herder Karo-Ass ZA.JPG


Darin zeigt Richard Abr. Herder "Karo-Ass" dieses Sportmesser (…I. Hh. = Kunststoffschalen / imitiertes Hirschhorn, …Hh. = Hirschhorn) mit Kunden-Werbung als Ätzung auf der Messerklinge:

Herder Karo-Ass 816 iHh & 20816 Hh.JPG


Grüße
cut
 
Last edited:
Als nächstes habe ich zwei meiner ältesten (glaube ich) sowie einen ganz besonderen Schild. Der erste ist ein jigged bone, der zweite ein hölzernes Shadow-Pattern mit einem Messingschild. (Ich habe noch nie einen ähnlichen gesehen) und der Dritte könnte synthetisch sein, schwer zu sagen. Aber der Schild ist meiner Meinung nach der Bergische Löwe. Mich würde interessieren, was ihr darüber denkt


und Bergische Löwe Schild
20210803-110012.jpg
Ich hab exakt das Gleiche, inklusive Maserung, also wohl Kunststoff. Und dann noch eins mit anderem Logo auch mit identischer Maserung
 
  • Like
Reactions: Abu
Abus Wunsch, den "tief verwurzelten Stammbaum" der Böker-Sportmessers zu erforschen, hat ja bereits zu interessanten Entdeckungen geführt.
Die typische "humpback" / Höckerform des Griffs konnte bereits in recht schlichter, gestreckter / gerader Griff-Ausführung in historischen Abbildungen verschiedener Hersteller aus unterschiedlichen Regionen nachgewiesen werden. Hier drei weitere Exemplare der nicht mehr existierenden Solinger Firma Friedrich von der Kohlen:

Kohlen, v.d. TM.JPG


Ergänzend zeigt dasselbe undatierte Musterbuch -wohl aus den 1920er Jahren- dieses ungewöhnliche mehrteilige "humpback" Jagdmesser, dessen rundlicher Griff mit ingesamt 6 Funktionsteilen sicherlich eine stärkere Nähe zu dem "Sportmesser-Design" aufweist:

Kohlen, v.d. humpback JM.JPG


Grüße
cut
 
Last edited:
Danke Cut für die Bilder. Was für zeitlos schöne, klassische Messer, da regt sich gleich das „Haben-wollen“. Die Jagd geht also weiter, immer in Lauerstellung. Vintage bevorzugt, aber die Franzosen bauen so etwas in der Art noch, handmade!

Gruß
Abu
 
Dem Lob "Danke für die Bilder" schließe ich mich gerne an!
Das Jagdmesser von Friedr. von der Kohlen erscheint mir außergewöhnlich: mit 'klassischen' Schrothülsen-Patronenzieherbacken und zusätzlicher Patronenzieher-"Hakenklinge" für Lefauxcheux-Hülsen ... der offenbar mit Hilfe von einem runden "Knopf" am Werkzeugende beim Einklappen auf dem Messergriff anliegt und dadurch leicht geöffnet werden kann.
Eindrucksvoll, welche Details auf den historischen Abbildungen deutlich werden!
 
  • Like
Reactions: Abu
Zu einigen der in diesem thread aus verschiedenen Sammlungen vorgestellten"Sportmessern" konnten zugehörige Herstellerkataloge zeitliche Zuordnungen und Hinweise auf Modellvarianten geben.

Die von abu erstellte Herstellerliste benennt als Hersteller Hartkopf & Co. (Teufelskerle).
Hier eine Katalogabbildung mit dem Hinweis auf zwei Modellvarianten / Griffoptionen:

Hh - Hirschhorn

Z - ??? das Katalogverzeichnis erläutert disen Buchstaben leider nicht !

Hartkopf & Co. Teufelskerle Sportmesser.500.JPG


Grüße
cut
 
Last edited:
Von mir auch ein Danke für die Bemühungen bei diesem Thread und die Wunderbaren Bilder!
Das Ergebnis war bei mir dann ein Böker Sportmesser in nicht rostfreien Klingen/Werkzeugen und hellbraunen Knochenschalen- mittlerweile dezent restauriert und in Gebrauch.

Könnte "Z" eventuell für Zelluloid stehen? Bis jetzt kenne ich nur Delrin als künstliches Griffmaterial bei Sportmessern.....


Lg
 
  • Like
Reactions: Abu
...
Könnte "Z" eventuell für Zelluloid stehen? Bis jetzt kenne ich nur Delrin als künstliches Griffmaterial bei Sportmessern.....

Lg
Diese Erklärungsmöglichkeit erscheint durchaus naheliegend, aber das Katalogverzeichnis benennt die Abkürzungen für das Griffmaterial durchaus und in korrekter Schreibweise als "Celluloid" - in verschiedenen Ausführungen.

Hartkopf & Co Beschalungen.500.JPG


Grüße
cut
 
Dann hätte ich ja meine sehr geschätzten Hartkopf Teufelskerle komplett. Beide in exzellenter Qualität!

IMG_20211110_100120-01.jpeg

Noch ein Grund besonderer Wertschätzung: Ich hab die beiden Sportmesser direkt von einem Solinger Taschenmesser-Reider, der sie einst selbst zusammengebaut hat - und natürlich den Heinrich Hartkopf noch persönlich kannte.

Grüße
Abu
 
Die Griffbezeichnung "Z" benennt also offenbar "Zellh....." (?) als Synonym für "Celluloid" in der Materialvariante "braun Brasil".

Einige der in post #153 verlinkten Abkürzungsbeschreibungen kenne ich von anderen Messern diverser Solinger Hersteller.
Diese braune "geradlinig gestreifte" Ausführung ist mir noch nie begegnet ... besten Dank für die schöne Abbildung, Abu!

twins
 
  • Like
Reactions: Abu
Diese braune "geradlinig gestreifte" Ausführung ist mir noch nie begegnet ... besten Dank für die schöne Abbildung, Abu!

twins
Gerne doch! Es ist schon interessant, dass immer wieder was Besonderes auftaucht und sei es nur ein spezielles Zelluloidmuster. Ich vermute, dass Z einst die billigere Variante der Messer war, die total mit Hirschhorn oder Knochen dominierten. Aus Sammlersicht aber genau umgekehrt - weil rar!!!
Noch eine Anmerkung zur Hartkopf-Qualität: beide Teufelskerle sind die einzigen meiner Sammlung mit einer „Seele in der Seele“ des Korkenziehers für besseren Griff.

Abu
 
Ich greife noch einmal die (?) Eröffnungspost von Abu auf mit folgenden Aussagen:

... es soll nicht nur BÖKER behandeln und final eher um die älteren Modelle gehen. ...
... einem typischen "deutschen Messer" mit tief verwurzeltem Stammbaum ...
... Mal schau'n, wieviele "Ur-Väter" wir hier ausgraben können. Bilder und Beiträge von Euch sind ausdrücklich erwünscht, gern auch von anderen oder jüngeren "Mitgliedern des Clans". ...

Gruß
Abu

Typisches Merkmal des "Sportmessers" (mit seinen -immer(?)- 6 Funktionsteilen) ist zweifelsohne die "Höckerform" / "hump back" mit einer ausgeprägten Erhöhung des Griffrücken an dem "vorderen", der Messerklinge zugewandten Griffende.
Dieses Gestaltungselement ist in diesem thread bereits mit historischen Abbildungen anderer Messermodelle belegt worden.

Die Solinger Firma Ed. Wüsthof (damals noch nicht Dreizackwerk) listete bereits 1895 in einem Musterbuch diese beiden edlen mehrteiligen Taschenmesser, bei denen sich der "Höcker" im Gegensatz zu den "Sportmesser"-Modellen und den übrigen hier vorgestellten 'humpbacks' am Griffende befindet:

Wüsthof, Ed. 1895 humback.JPG


Griffmaterial: Hh - Hirschhorn, E - Elfenbein.

Grüße
cut
 
Last edited:
HUGO KÖLLER ist hier bereits als Hersteller von "humpback-Sportmessern" gepostet worden.

Hier eine Abbildung des Messers aus einem Verkaufskatalog der nicht mehr existierenden "Stahlwarenfabrik & Gesenkschmiede":
"i.Hh" imitiertes Hirschhorn, spontan hätte ich auf schwarzes DELRIN getippt:
den undatierten Köller-Verkaufskatalog schätze ich auf die 1970er/1980er Jahre.
Im Eröffnungspost #1 von abu zeigt jedoch die unterste Abbildung eindeutig Griffschalen aus gefrästem und gefärbten Knochen.


Köller, Hugo Sportmesser.x.JPG


Grüße
cut
 
Last edited:
@cut
Erneut meinen Dank für Deine Bilder. Es macht einfach Freude, wenn sich zu meinen Messern die zugehörigen Katalogbilder gesellen, so wird die Sammelei ein Ganzes!
Beim i.Hh dürfte es sich wie bei anderen Herstellern um das strukturierte Knochenmaterial handeln. Jedenfalls habe ich bisher bei Köller nur dieses Material gesehen.

Deine mit #157 gezeigten Wüsthof dehnen die Sammelwürdigkeit nochmals aus, könnte ja ins unendliche gehen. Da ich so etwas real noch nicht gesehen habe, dürfte aber die Realisierung doch sehr begrenzt bleiben. Es erfreut aber immer zu sehen, was einst für erstklassige Messer gebaut wurden. Wobei: Im ersten Moment hielt ich das Design mit dem Buckel zum Griffende für irgendwie „quer“. Die vielen Sportmesser haben dem Auge da anscheinend schon eine Vorgabe gemacht.

Gruß
Abu
 
In post # 93 listet Abu die eindrucksvolle Aufstellung der bis dahin bekannten Hersteller und Handelshäuser, die "humpback Sportmesser" mit eigener Marke vertrieben haben.
Dort heist es u.a.:

.... In Klärung: ... Weyersberg (genaue Klärung welcher W. ist noch offen)

Gruß
Abu

Der Name WEYERSBERG taucht in der Solinger Messerindustrie nach meiner Kenntnis bei mindestens 11 Firmen auf.

Um "welchen W." es sich in Zusammenhang mit dem in einer Sammlung bekannt gewordenen Weyersberg Sportmesser handelt, zeigt möglicherweise diese Abbildung aus einem Hersteller-Katalog:

Weyersberg, Gebr. Sportmesser humpback.JPG


Gebr. Weyersberg, Solingen

In der Katalogbeschreibung wird das Messer in zwei Ausführungen angeboten:
* 7415 mit Falschen Hirschhornschalen (in nicht rostfreier Ausführung)
* 7415 R "beide Klingen rostfrei"

Grüße
cut
 
Back