Cologne Calling
" The Little Wonder" Das Kamo-To Santoku 135mm.
Erste Eindrücke:
Die Geometrie:
Klingenrücken: Kehl: 2,14mm / Mitte: 1,47mm / 1cm vor Spitze: 0,85mm
Kehl ( 1mm hinter der Wate ) : 0,15mm + ( 1cm hinter der Wate ) : 1,04mm
Mitte ( 1mm hinter der Wate ) : 0,11mm + ( 1cm hinter der Wate ) : 0,94mm
1cm vor der Spitze ( 1mm hinter der Wate ) : 0.09mm + ( 1cm hinter der Wate ) : 0.83
Hinter den Kulissen:
Die Gegner:
Von links nach rechts: 1. Tosa Hocho Funayuki ( Standard ) / 2. Dictum Custom Gyuto / 3. Wakui Warikomi Migaki Petty / 4. Das Kamo / 5. Herder Hechtsäbels ( Carbon )
Hallo Zusammen,
ich erwähne es vorsichtshalber nochmal. Ein subtiler Verführer, der Pied Piper von Monte Gordo, oder aber auch hinter der vorgehaltenen Hand der "Kamo Flüsterer" genannt, ist verantwortlich als Ersteller des Threads für eine noch nie dagewesene Bereitschaft zum Diskurs über ein niedliches japanisches Messerchen.
Bei mir war es sogar so, dass irgendwann, eines Nachts im Schlaf, das kleine Ding zu mir gesprochen hat.
Rock`n`Roll hatte sein Ziel erreicht.
Ich musste dieses Teufelchen unbedingt besitzen.
Die Neugierde war einfach zu groß. Ich glaube einigen anderen erging es ähnlich.
Das Ergebnis des ultimativen Möhren-Contest lief unter dem Motto: Spalten / Schneiden / Gleiten
"Alle eingesetzten Messer waren in der Lage Unterarmhaare zu rasieren."
Die Platzierungen:
1. Kamo-To ( das Messer gleitet durch die Möhre; die höchste anzunehmende Performance )
2. Wakui Warikomi Migaki Petty ( schneidet die Möhre ohne zu spalten, aber durch die dickere Geometrie kein Gleiten möglich )
3. Custom Gyuto von Dictum ( schneidet die Möhre. Die Geometrie ist dem Kamo am ähnlichsten, aber geht nicht so flüssig wie das Wakui; liegt wohl an der Oberflächenstruktur )
4. Herder Hechtsäbels ( Carbon ) ( spaltet die Möhre eher. Grund ist die besondere Klingengeometrie. Das Messer ist in der Mitte dicker als hinten oder vorne. )
5. Tosa Hocho Funayuki ( Messer mit der dicksten Geometrie, aber von der Performance nicht schlechter als der Herder Hechtsäbels, spaltet aber auch )
Ich habe darüber hinaus Geometriedaten aller Messer digital ermittelt und muss leider sagen, dass die unterschiedlichen Schnittleistungen nicht alleine nur durch die Messwerte bestätigt wurden.
Zwei Faktoren scheinen mir zusätzlich eine große Rolle zu spielen. Obwohl alle Messer Haare rasieren konnten, ist der Honba-Zuke Schliff des Kamo den anderen Messern, die von mir auf Wassersteinen geschärft wurden, deutlich überlegen.
Scharf ist nicht gleich scharf. Das ist meine ernüchternde Erkenntnis und sofort erinnerte ich mich an ein Gespräch mit Jean Jose Tritz, der angeblich selber über 10 Jahre geübt hat, um eine überragende Schärfe an seine geschmiedeten Klingen zu bringen. Ein zweiter Faktor, der die Schnittleistung signifikant beeinflussen kann, scheint die Oberflächenstruktur des Klingenblattes zu sein. Ich habe bei dem Custom Gyuto von Dictum durch einen Freund das Kurouchi-Finish wegschleifen lassen. Seitdem geht das Messer nicht mehr so flüssig durchs Gemüse. Der Herder Hechtsäbels bremst regelrecht in der Möhre, wohingegen das Tosa Hocho trotz deutlich dickerer Geometrie durch sein Kurouchi-Finish gefühlt flüssiger geht.
Zwischenbilanz:
Ich besitze keine der sog. Küchenlaser; noch nicht...

Ergo bleibt mir nichts anderes übrig als zu konstatieren... , dass die Schnittleistung des "little wonder" aus meiner Sicht als überragend zu bezeichnen ist.
Das liegt aber auch an der höchst anzunehmenden Schärfe der Schneide durch den Honba-Zuke Abzug.
An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ausdrücklich bei Rock`n`Roll bedanken. Danke für deine unermüdliche Überzeugungsarbeit.
Die Eindrücke von Rock`n`Roll aus Monte Gordo, was Schnittleistung und Performance angehen, teile ich zu 100 Prozent.
Es gibt aber von mir auch Kritik. Die bezieht sich auf den Griff, allerdings nicht auf dessen Verarbeitung.
Dieser achteckige Wa-Griff ist selbst für mich als ein Mann mit eher kleinen Händen eine Enttäuschung.
Der ist mir definitiv zu klein, zu schmal, zu kurz geraten. Mir geht die Kontrolle über das Messer beim Schneiden verloren.
Ungeachtet der Tatsache das ich traditionelle Wa-Griffe ( Hornzwinge + Holz ) eher beliebig finde und ein Fan von individuellen Kreationen bin, geht es mir hier nur rein um das haptische Erlebnis, und das ist mangelhaft.
Ich meine mich erinnern zu können, das Japanischen Schmieden die Qualität der Klinge über alles geht. Der Griff ist da bloß Nebensache.
Nachtrag ( Reaktionen auf das Messer aus meinem persönlichen Umfeld )
Ein Arbeitskollege: "Warum machen die Japaner Plastik und Balsaholz an ihre Messer ?"
Ein Freund: "In welchem Baumarkt haste denn den Griff drankloppen lassen ? Wie teuer war das Ding ?"
Meine Frau: "Boah ist das scharf, aber der Griff ist ein Witz. Viel zu leicht und zu klein. Damit schneid ich nix" ( meine Frau hat Handschuhgröße "s" )
Die folgenden Bilder zeigen den Unterschied zu einem meiner Referenzgriffe bei ähnlicher Klingengröße.
Fazit:
Der Griff wird ersetzt.
Die Schnittleistung ist überragend.
Mit einem neuen Custom Griff wird das Kamo-To 135mm "the little wonder" von der Prinzessin zur Königin gekrönt.
Herzlichen Dank nochmal an Dich Rock`n`Roll, danke für deine Beharrlichkeit in der Berichterstattung, danke für die schönen Momente voller Poesie, danke für deine tollen Bilder und danke auch an die Kritiker, die diesen Thread mit der nötigen Distanz und dem oftmals notwendigen Misstrauen begegnet sind und immer wieder an die kommunikative Vernunft appelliert haben. Aber wer ist hier schon vernünftig...
