Herder 1922 Kochmesser 23 cm verfügbar

Moin,

jetzt muss ich mich hier doch nochmal zu Wort melden, da ich ja auch etwas über die Qualität bei Herder geschrieben hatte. „Durchwachsen“ hatte ich diese bezeichnet und Detailfotos von meinem Exemplar dazu gezeigt.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, das solche Macro-Aufnahmen immer dazu neigen die Realität sehr zu überzeichnen, so bekommen kleine und in der Realität kaum wahrnehmbare Verarbeitungsungenauigkeiten plötzlich eine riesige Bühne und werden vielleicht über Gebühr negativ wahrgenommen. Dieser Gefahr sollte sich jeder Betrachter bewusst sein.

Zurück zur Warnung bzgl. Qualität bei Herder, hier stehe ich zu meiner Aussage „durchwachsen“ und auch zu meiner Empfehlung sich das Objekt der Begierde nach Möglichkeit in real life auszusuchen. Ich vertrete diese Meinung auch aus für mich guten Grund, leider ist meine Erfahrung mit Herder die, dass es sehr große Unterschiede hinsichtlich der Fertigungsqualität der ausgelieferten Messer gibt. Während mein Exemplar in Summe aller Eigenschaften für mich gut gefertigt zu sein scheint, so war das zweite im Laden vorrätige Messer von einer Qualität, welche ich als äußerst schwierig empfunden habe. Zwei Messer vom gleichen Hersteller/Typ/Herstellungsprozess/Stahl/Fertigungszeitraum/… und doch so unterschiedlich. Und diesen Umstand stelle ich bei Herder nicht das erste Mal fest, dieser Umstand zieht sich in meiner Wahrnehmung seit Jahren durch. Manufaktur hin oder her, wenn eine Klinge über den Griff gefluchtet sich zur Spitze hin über einen Zentimeter von der gerade gedachten Linie seitlich entfernt, dann ist das eine Klinge die vor der Auslieferung gerichtet gehört und falls sie sich nicht richten lässt, dann ist es leider Ausschuss. Ich verstehe auch nicht, warum bei der einen Klinge fast 90% nagelgängig sind und bei der anderen Klinge kann ich vielleicht mit viel Druck bei einem Drittel des Schneidenverlaufes eine Nagelgängigkeit erahnen. Das sind für mich eklatante Unterschiede die ich nur schwerlich verstehe und die ich im echten Leben begreifen muss um mir die Klinge aussuchen zu können, mit der ich glücklich werde. Ich glaube in Sachen Qualitätssicherung ist bei Herder noch viel Luft nach oben, deswegen auch meine Empfehlung sich das Messer selbst auszusuchen.
Für mich das Kernproblem ist aber tatsächlich die Spreizung in der ausgelieferten Qualität, welche immer wieder dazu führt, dass dieser Punkt regelmäßig angeführt wird. Bei authentic blades kommt ja auch keiner auf den Gedanken zu schreiben „aber Vorsicht, die Griffverarbeitung ist problematisch“, obwohl die Qualität mal richtig daneben ist, aber hier ist klar was einen erwartet wenn man eine solche Klinge bestellt. Bei Herder gleicht es für mich eher einer Wundertüte.

Und zu guter Letzt noch der Hinweis, dass ich mit meinem Exemplar glücklich bin! Mein Exemplar ist sauber verarbeitet, die Klinge gerade und nagelgängig, das Holz gut eingepasst, das verwendete Füllmaterial passt von der Farbe zum Holz, die Übergänge Metall/Holz sind sauber verschliffen. Wenn 98% aller Messer in diesem Zustand ausgeliefert werden würden, dann würde ich mir jeglichen Hinweis auf Qualität definitiv sparen.

LG
woka
 
Servus,

es geht ja auch nicht nur explizit um dich, @güNef ;)

ich scheine da recht empfindlich zu sein, tut mir leid, liegt wohl noch an alten Wunden anderorts, wo ich zu jenen Messern, über die ich nicht mehr texten werde, immer das Gefühl hatte, meine Meinung rechtfertigen zu müssen, also danke für den Hinweis.☺️

@woka

Vielen Dank für diesen Beitrag, der genau das auf den Punkt herausgearbeitet hat, was mein Anliegen war. Neidlos muss ich anerkennen, das mir das in dieser Form nicht gelungen ist und ich so vielleicht zu mehr Missverständnis als Verständnis beigetragen habe.

Jetzt sollte dazu aber alles klar sein.

Gruß, güNef
 
Ich vermute mal, die Herders haben bei den Griffmachern das gleiche Personalproblem, wie bei den Schleifern für den Walkschliff.
Es ist schwierig bis unmöglich, altgedienten Kräften, die die letzten ihrer Art sind und aufgrund ihres Alters und langen Arbeitslebens auch schon ein wenig an Motivation eingebüßt haben, plötzlich die gehobenen Qualitätsansprüche eines neuen Klientels abzufordern.
Wenn ich mich in die Situation dieser Mitarbeiter reinversetze, kann ich verstehen, dass die sich denken, "ihr könnt mich mal...seid froh, dass ich den Job noch mache"
Und die Firma sieht ja auch, dass sich sie diese Messer auch ohne zusätzliche Maßnahmen schneller verkaufen, als sie gefertigt werden können.
Also kein Grund, erhöhten Druck auf die Mitarbeiter auszuüben.

Da muss also letztendlich jeder Kunde selbst entscheiden, wieviel Leidensfähigkeit bzgl. Detailarbeit er mitbringen kann, um so ein Herder zu nutzen.
Oder man nimmt nochmal etwas Geld in die Hand, um sich anderswo einen sauber gemachten Griff dran bauen zu lassen....
 
Oder man benutzt das Messer einfach und schneidet damit :)
Bei den alten Schnibblern von Herder ist es z. B. erstaunlich, wie lange die Griffschlalen oder der Halberl-Griff trotz riesiger teils Spalten halten.
Eben. Der Nutzwert der Messer ist nicht wirklich eingeschränkt. In der guten alten Zeit wäre niemand auf die Idee gekommen, dass es sich hier um einen Mangel handeln könnte.
Wenn man aufgrund des geplanten Verkaufspreises sowie der geforderten Margen bei Hersteller und Handel eine bestimmte Menge Geld für die Herstellung eines Messers verfügbar hat, muss man sich
entscheiden, ob man den Focus auf Optik oder Nutzeigenschaften legt. Herder und deren Kunden tun eben letzteres.
 
Weil es in der Summe seiner Eigenschaften zwar Wünsche offen lässt, aber dennoch offensichtlich für viele Kunden sein Geld wert ist, und es für genau das, was es ist, keinen direkten Wettbewerber gibt.

Um Missverständnissen vorzubeugen: natürlich würde ich mir auch wünschen, alle Messer hätten eine saubere Verarbeitung an allen Stellen. Aber man kann halt nicht alles haben, außer man zahlt kräftig dafür.
 
Weil es in der Summe seiner Eigenschaften zwar Wünsche offen lässt, aber dennoch offensichtlich für viele Kunden sein Geld wert ist und es für genau das, was es ist keinen direkten Wettbewerber gibt.

Um Missverständnissen vorzubeugen: natürlich würde ich mir auch wünschen, alle Messer hätten eine saubere Verarbeitung an allen Stellen. Aber man kann halt nicht alles haben, außer man zahlt kräftig dafür.

Das sehe ich anders, K-Sabatier z.B. schafft es eine vergleichbare Klinge (allerdings nicht so hoch gehärtet) ohne so große Qualitätsunterschiede des Auslieferungszustandes für knapp die Hälfte der Kosten eines 1922 herzustellen (Couteau Cuisine 23 cm Acier Carbone Manche Olivier Thiers - Sabatier-K (https://www.sabatier-k.com/cuisine-23-cm-acier-carbone-manche-olivier.html))
 
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Jetzt habt ihr mich gedanklich abgehängt, warum soll ich jetzt nochmal ein Herder kaufen wo es ein Authentic Blades doch auch tun würde?

Weil die richtig hässlich sind. Und weil K-Sabatier zu weich und kein Nussholz hat, sondern überwiegend in POM geliefert wird . :irre:

Nach meinem Verständis geht es ja nicht nur, um die Eignung der Einzeldisziplinen als solches. Der eine mag und will ein klassisches Solinger Design mit Kropf, der andere nur, wenn messtechnisch mehr geboten wird, der nächste lehnt das Design in Gänze ab.

Das 1922er ist aus meiner Sicht der beste Kompromiss aus leichtem Schnitt und Stabilität. Gut möglich, dass die Manufaktur maximale Nagelgängigkeit bewußt nicht als Vorgabe ausreizt.

Für mich passt das Konzept und mit einem erkennbaren Buckeln, auch geringster Art, ist es bei mir, gerade an diesem Messer, getan.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Um Missverständnissen vorzubeugen: natürlich würde ich mir auch wünschen, alle Messer hätten eine saubere Verarbeitung an allen Stellen. Aber man kann halt nicht alles haben, außer man zahlt kräftig dafür
Beim aktuellen Preis von knapp 250€ erwate ich saubere Verarbeitung.
Ein Schanz Gyuto/Kochmesser kostet da kaum mehr.
 
Aber dann hast Du halt ein Flacherl- und kein traditionelles Schmalkropfmesser.
Gerade im Bereich des Schmalkropfs konzentrieren sich ja die Beanstandungen beim Herder. Diesen Bereich sauber hinzukriegen bedeutet einfach Mehraufwand.
 
Manufaktur hin oder her, wenn eine Klinge über den Griff gefluchtet sich zur Spitze hin über einen Zentimeter von der gerade gedachten Linie seitlich entfernt, dann ist das eine Klinge die vor der Auslieferung gerichtet gehört und falls sie sich nicht richten lässt, dann ist es leider Ausschuss. Ich verstehe auch nicht, warum bei der einen Klinge fast 90% nagelgängig sind und bei der anderen Klinge kann ich vielleicht mit viel Druck bei einem Drittel des Schneidenverlaufes eine Nagelgängigkeit erahnen. Das sind für mich eklatante Unterschiede die ich nur schwerlich verstehe und die ich im echten Leben begreifen muss um mir die Klinge aussuchen zu können, mit der ich glücklich werde.

Gruß, güNef
 
K-Sabatier z.B. schafft es eine vergleichbare Klinge
Schneiden die Klingen jetzt plötzlich gut? Da muss ich was verpasst haben, bisher waren die doch nur als Rohlinge für Jürgen Schanz zu gebrauchen. Nach meinem Stand waren nichtmal die höherpreisigen 200/8er voll nagelgängig und die kommen außerdem komplett stumpf aus der Packung 😆
 
Schneiden die Klingen jetzt plötzlich gut? Da muss ich was verpasst haben, bisher waren die doch nur als Rohlinge für Jürgen Schanz zu gebrauchen. Nach meinem Stand waren nichtmal die höherpreisigen 200/8er voll nagelgängig und die kommen außerdem komplett stumpf aus der Packung 😆

Mir ging es bei dem Beispiel um die weitestgehend gleichbleibende Fertigungsqualität.

K-Sab schaffte es zumindest bei allen Exemplaren die ich bis jetzt in der Hand hatte (das waren mindestens acht Stück) immer eine gerade Klinge mit sauberen Schliff und sauber verschliffenen Übergängen auszuliefern. Streuung in der Auslieferungsqualität war sehr gering, alle Messer auf gleichbleibenden Qualitätsniveau im Auslieferungszustand. Da brauche ich keinen Hinweis wie „bitte Exemplar vor Ort selbst aussuchen“, da kann ich erklären was der Käufer erhalten wird, „ein wenig pummelig hinter der Schneide und wahrscheinlich ist die Schärfe im Auslieferungszustand nicht auf Top-Niveau“.
 
Servus,

Schneiden die Klingen jetzt plötzlich gut? Da muss ich was verpasst haben, bisher waren die doch nur als Rohlinge für Jürgen Schanz zu gebrauchen. Nach meinem Stand waren nichtmal die höherpreisigen 200/8er voll nagelgängig und die kommen außerdem komplett stumpf aus der Packung 😆

nö, gut geschnitten haben die nie, das ist richtig. Zu stabil geschliffen. Ich denke, woka bezog sich rein auf die Konstanz der Auslieferungsqualität, eben keine Ausreißer, in diesem Fall alle stabil an der Wate. :D Verzug oder schludrige Griffe mit Kittstellen sind mir auch nicht bekannt, ich glaube darum geht es woka. Für Nerd's sind sie aber unbestritten zu stabil geschliffen und deshalb nur als "Rohlinge" zum "schanzen" beliebt, ansonsten nicht.

Zum 200/8: Auch hier gab es mit den ersten Holzgriffen Probleme, ich hatte selbst ein solches. K-Sabatier hat das Kundenfeedback aber gehört und liefert nur noch mit G10 Griffen und mit diesen ist dieses Problem meines Wissens nicht mehr aufgetreten. Das sie mit Grat oder stumpf ausgeliefert werden, ist der Community bekannt, nennen wir es eine negative Konstanz. :D

Wenn ein 200/8 gut geschärft wird dann ist es vom Schnitt einem durchschnittlichen 1922er, von dem Betrieb über den ich nicht mehr texte zumindest ebenbürtig. Es gibt einen Test im KMS indem Uwe Mattern und ich eindeutig für das 200/8 voten. Gegen ein nagelndes 1922er hingegen hat es das nachsehen.

Somit schliesst sich wieder der Kreis und endet damit, es handverlesen kaufen zu müssen um die Besonderheit die hier alle beschwören auch zu bekommen. ;)

Gruß, güNef
 
Es widerspricht sich hier eigentlich nix.

Man muss es eben am besten tatsächlich vorort aussuchen und entscheiden, ob es ausreicht oder nicht. Online bleibt nur das retournieren, wobei auch hier bei guter Quelle eine Vorabprüfung mit Fotos möglich ist.

"c'est con, mais c'est comme ça!" würde @Virgil4 sagen - gibt ja auch genügend, die ein schönes Exemplar haben.

Für mich sind‘s dailys, da drück‘ ich mal eben das Heck schmerz- und verletzungsfrei durch‘s harte Hundefutter und anderes. Die Stabilität und Gewichtsverteilung vom Kropfmesser ist da explizit gesucht und gewollt. Ich meine, ich habe ja genügend andere Messer zur Auswahl.

Es ist am Ende eben ein typisches aber schneidfreudiges Solinger und kein Ersatz für einen Japaner. Die Schwankungen sind lästig, aber sowohl @woka, @güNef als auch ich haben letztlich eines in der entsprechenden Qualität gefunden.

grüsse, pebe
 
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