Ich persönlich lasse, wenn ich vorhabe, saufen zu gehen, mit Sicherheit mein Messer zu Hause, um eben nicht in Versuchung zu kommen, es in einem Zustand der bedingten Zurechnungsfähigkeit falsch einzusetzen.
Wie schon gesagt, hätte er den anderen Typen erstochen, würde ich mir an seiner Stelle schon die Frage stellen, ob ich die Situation ohne Messer bzw. nüchtern hätte auch anders lösen können.
Ich gehe seit 15 Jahren mit Messer einen trinken. Meist, weil ich am Anfang des Abends noch gar nicht weiß, ob es 2 oder 12 Pils werden.
Warum sollte ich mein Werkzeug zu Hause lassen?
Wenn ich das Gefühl habe, mich mit allen Mitteln wehren zu müssen, dann ist es mir auch egal, ob ich mein Messer zücke, oder dem Angreifer erst mal mit der Flasche meines Wegbieres zu Leibe rücke.
Und meine Boots lasse ich auch nicht zu hause.
In vorliegendem Fall wird überall die geringe Größe des Messers erwähnt. Zur SV hat er es also wahrscheinlich nicht dabei gehabt.
Nüchtern kann man Situationen schon allein deshalb oft besser entschärfen, weil man besser zu Fuss ist. Aber wenn man nicht nüchtern ist, nützt einem die theoretische Möglichkeit ja nicht viel.
Ab einem Gewissen Punkt sage ich einfach mal: Mit dem falschen angelegt, von Darwin aussortiert. Wenn man in Überzahl einen Fremden angreift, dann muss man schon mit einer etwas extremen Reaktion rechnen. Erst recht, wenn man offensichtlich angetrunkene Personen angreift.
Wenn man einen unschädlich gemachten Angreifer weiter traktiert, dann ist das sicher keine Notwehr mehr. Aber eine Gefahr für Leib und Leben mit möglichst wenig Risiko für sich selbst zu entschärfen halte ich für legitim.
Man sollte das mildeste zur Verfügung stehende Mittel anwenden, klar. Aber manchmal kann der Einsatz einer tödlichen Waffe eben jenes Mittel sein. Bei einem aufgezwungenen Kampf im Suff kommt man wohl schwerlich glimpflich davon (genug Agressionspotential beim Angreifer vorrausgesetzt. Das unterstelle ich dann aber gern mal, wenn ich der angegriffene bin).
Es hilft bei der Bewertung der Situation natürlich schon etwas, wenn man nicht jede Schubserei oder Kneipenschlägerei für einen neuen Weltkrieg hält und etwas Erfahrung mit heiklen Situationen hat. Die meisten Leute in meinem Umkreis haben das, man kann es aber wohl nicht vorraussetzen. Deshalb muss man die Situation auch immer aus dem Blickwinkel des Betroffenen (Angegriffenen) betrachten.
Die oben geschilderte Situation kann von uns sowieso keiner bewerten, aber grundsätzliche Gedanken sollte man sich schon machen.
Irgendwie beschleicht mich manchmal auch das Gefühl (auch aus mir bekannten realen Fällen), dass es in Deutschland ein Anspruchsdenken der Täter gibt, dass sich ein Opfer gefälligst auch wie ein Opfer verhalten soll. Auf die Idee, dass sie mal an den Falschen geraten könnten, kommen einige scheinbar gar nicht. Und hinterher ist das Geheule groß.
stay rude
braces