Ich habe Fabian noch Feedback bzw. einen kleinen Erfahrungsbericht versprochen.
Jetzt ist es eine komplette Vorstellung geworden, aber schadet ja auch nicht

Bild 1: Petty von Fabian Jäger, nach 10 Tagen Gebrauch, mit leichter Graufärbung.

Bild 2: Kehlshot.
Der Vollständigkeit halber, hier ein paar Daten zu meinem Exemplar:
Stahl: 1.2419 auf ca 63 HRC gehärtet.
Gewicht: 95 g
Klingenmaße: 148 x 36 x 3 mm (tapert auf 2.4 mm in der Mitte und 1.1 mm 1cm vor der Spitze)
1 cm über der Schneide: 1.7 mm(Ferse), 1.5 mm (Mitte), 1.2 mm (2 cm vor der Spitze)
Direkt hinter Wate 0.1 mm an der Ferse, 0.2 mm an der Spitze
Beide Seiten sind über die gesamte Klingenhöhe ballig geschliffen.
Anstatt von einem Petty könnte man bei dem Messer, aufgrund der Klingenhöhe und den doch stattlichen 3 mm
am Klingenrücken, auch von einem kleinen Kochmesser sprechen.

Bild 3: Petty Messer Takamura Migaki, Fabian Jäger und Herder Hechtsäbel.
Im Bild mit zwei Messern ähnlicher Klingenlänge dargestellt. Dem Takamura Migaki R2 und dem
Hechtsäbel von Herder. Letzteres ist eines meiner Lieblingsmesser (das lasse ich mir irgendwann in einem
vernünftigen Stahl nachbauen

).
Verarbeitung und Handgefühl:
Die Verarbeitung ist aller erste Klasse. Hier geht ein ganz großes Lob an Fabian! Rücken und Kehl
sind sauber verrundet, der ballige Schliff sehr exakt ausgeführt und der Griff ist ein fein polierter
Handschmeichler. Überhaupt bin ich von dem Griff ziemlich begeistert. Die Form passt perfekt in meine
Hand, als hätte Fabian Maß genommen. Ich hatte schon einige gute Messer, mit denen ich aufgrund des
Griffs nicht richtig warm geworden bin. Hier fühlt es sich auf Anhieb richtig an.
Kleiner Kritikpunkt: In den vorderen 3-4 cm war die Klinge nicht scharf. Schieben wir es einfach mal auf
den Transportschutz. Eine kleine Plastikkappe die vorne aufgeklemmt war.
Das Schärfen ging bei dem 1.2419 erwartungsgemäß schnell.

Bild 4: Messer mit Plastikkappe und Naniwa 3000.
Schneiderfahrung:
Ich habe jetzt 10 Tage damit geschnitten und ein wenig Küchenerfahrung mit dem Messer gesammelt.
Hier sind meine Endrücke, nach Schnittgut sortiert
Gemüse:
Bei hartem Wurzelgemüse merkt man die Klingenstärke. Dicke Karotten knacken schon deutlich beim Schneiden
und durch die Sellerieknolle hat sich das Messer ganz schön drücken lassen.
Bei weicheren und kleineren Gemüsesorten (z.B. Fenchel, Stangensellerie, Kartoffel) funktioniert das
Messer mühelos und wie ich meine am besten im Druckschnitt. Hier zahlt sich der ballige Anschliff aus.
Gerade wenn man es mal eilig hat, kann man da blitzschnell schneiden.
Zwiebel, Schalotten, Knoblauch:
Hier war ich nicht so richtig glücklich mit dem Messer. Einerseits habe ich die Präzision beim Schnitt
vermisst. Da hätte die Klinge im vorderen Drittel noch etwas dünner sein dürfen.
Und dann war mir beim Schneiden der großen Zwiebel einfach etwas zu viel Krümmung in der Klinge.
Ich habe dann für die Zwiebelsuppe doch wieder ein Santoku genommen.
Apfel:
Natürlich keine Herausforderung für das Messer. Ich will an der Stelle jedoch erwähnen, dass die Säure
im Apfel sofort mit dem Stahl reagiert. Zum Teil gab es auch graue Schnittflächen, weil sich die Patina
vom Messer gelöst hat. Geschmackliche Veränderung habe ich keine feststellen können.
Fleisch:
Hier gab es eine positive Überraschung. Das Messer funktioniert hervorragend.
Meine Bedenken, ein zu kleines Messer zu haben, um ein Kilo Rindfleisch, Bauchspeck und Hühnerleber
für die Bolognese klein zu würfeln waren unbegründet. Mit dem Messer lässt sich auch längere Zeit super
ergonomisch arbeiten, ohne dass die Hand dabei ermüdet. Vielleicht auch weil Griff und Hand so gut
ineinander passen (?).
Auch das Zerlegen eines Hühnchens und eines Kaninchens war mit dem Messer kein Problem. Natürlich muss
man da schon aufpassen, wo man schneidet.
Fazit:
Mit dem Petty zu kochen macht richtig Spaß. Die Geometrie sorgt für einen durchaus leichten Schnitt,
ist aber vom Laser-Feeling schon noch ein Stückchen weg.
Dafür hat das Messer ausreichend Robustheitsreserve um auch mal eine getrocknete Chili im Wiegeschnitt
zu zerkleinern oder eine Hühnerbrust auszulösen. Ich würde es auch bedenkenlos einem meiner Gäste in die
Hand geben.
Verarbeitung und Ergonomie sind erstklassig. Definitiv ein Messer, das ich nicht mehr missen möchte.
Gruß, Andreas