Schneidenwinkel eines Messers vermessen

Wie schleifst du denn deine Messer? Im geführten System oder frei Hand? Mit wieviel Erfahrung?
Ich schärfe meine Messer im geführten System (Horl), zähle jedoch sicherlich noch zu den Anfängern (bin seit einem halben Jahr dabei und habe geschätzt ca. 15 Stunden Messer geschliffen).

Das Messer auf dem Foto hat jedoch noch den Herstellerschliff (ich habe gestern Fotos von zwei Messern gemacht... ich glaube, es ist mein Wüsthoff Messer).
 
Ist dein Messer wirklich so schlank, dass es nur ca. 3° Keilwinkel hat?
Ja, das kommt schon hin. Ich hatte meine Messer vor einem halben Jahr mal gemessen, um den Unterschied zwischen Lehre und tatsächlichem Schleifwinkel abschätzen zu können. Um sicher zu gehen, müsste ich mir noch mal die Formel raussuchen.
 
3° Keilwinkel oder Primärwinkel des Messers bedeuten ca. 0,5mm Klingendicke pro Zentimeter Klingenbreite. Also ein 3cm breites Messer hätte dann eine Rückenstärke von 1,5mm, wenn der ganze Messerquerschnitt keilförmig verläuft. Ich besitze zum Beispiel ein Santoku mit 6cm Klingenhöhe und 1,6mm Rückenstärke, das einen Primärwinkel von ca. 6° hat. Es ist aber nur etwa halb hoch angeschliffen, darüber ist einfach flacher Stahl.
 
Wie bist Du darauf gekommen, dass es mit der "Cutter-Klinge" funktioniert und was mache ich bei den anderen Messern falsch?
Der Industrieschliff ist eben ein "echter" Flachschliff, der ein sehr gutes Signal liefert. Bei einem balligen Schliff wird der Laser gestreut und ist deshalb als schwache breite Linie zu erkennen. Es hilft, die Umgebung abzudunkeln, damit das schwache Signal sichtbar wird. Erwarte kein punktförmiges Bild, sondern einen langen schmalen Strich.
 
3° Keilwinkel oder Primärwinkel des Messers bedeuten ca. 0,5mm Klingendicke pro Zentimeter Klingenbreite. Also ein 3cm breites Messer hätte dann eine Rückenstärke von 1,5mm, wenn der ganze Messerquerschnitt keilförmig verläuft. Ich besitze zum Beispiel ein Santoku mit 6cm Klingenhöhe und 1,6mm Rückenstärke, das einen Primärwinkel von ca. 6° hat. Es ist aber nur etwa halb hoch angeschliffen, darüber ist einfach flacher Stahl.
Ja, das passt. Auf dem Foto ist ein kleines Gemüsemesser zu sehen mit etwas mehr als 2cm Klingenbreite und ca. 1mm Klingenrücken.

Der Industrieschliff ist eben ein "echter" Flachschliff, der ein sehr gutes Signal liefert. Bei einem balligen Schliff wird der Laser gestreut und ist deshalb als schwache breite Linie zu erkennen. Es hilft, die Umgebung abzudunkeln, damit das schwache Signal sichtbar wird. Erwarte kein punktförmiges Bild, sondern einen langen schmalen Strich.
Ich habe jetzt so ziemlich alle Messer versucht mit dem Hofiometer zu messen, die ich in der Küche gefunden habe. Bei den von mir geschliffenen Messern (geführtes System, V-Schliff) habe ich den Schleifwinkel ermitteln können. Bei den Messern, an die ich mich bisher noch nicht herangewagt habe und die daher noch den original Herstellerschliff besitzen, ist entweder überhaupt nichts zu sehen oder (wie auf dem ersten Foto) ein schwach ausgeleuchteter Bereich mit ca. 10cm Streuung.

Kann es denn sein, dass alle meine Messer (größtenteils Solingen) vom Hersteller (Güde, Windmühlen, Wüsthoff, Zwilling, etc.) ballig geschliffen wurden? Alle Arten von einem Gemüsemesser bis zu einem Kochmesser? Oder ist es auch möglich, dass nach längerem Gebrauch die Klingen so stumpf geworden sind, dass der Herstellerwinkel deshalb nicht mehr ermittelt werden kann?
 
Ja, eine ballige Schneide ergibt ein langezogenes Laserbild. 10cm finde ich aber schon recht lang.
Der vom Hersteller des Messers angebrachte Schleifwinkel ist nicht so entscheidend. Danach muss man sich nicht richten. Ich für meinen Fall bringe an die Messer von beiden Seiten eine 10° Fase an, gefolgt von einer 15° Mikrofase. Das macht dann für die Schneide einen Schneidenwinkel = 30°+Primärwinkel des Messers = ca. 35°.
 
Danke Dir Mico für Deine vielen hilfreichen Antworten! :cool::(y)

Allerdings habe ich mein Hofiometer immer noch nicht zufriedenstellend ans Laufen bekommen. Mir ist noch nicht klar, ob ich etwas falsch mache, oder ob die Messer überhaupt nicht (mehr) oder zumindest nicht mit dem Hofiometer gemessen werden können.

Das Cuttermesser und die von mir geschliffenen Messer liefern ein Ergebnis. Aber den Schleifwinkel der von mir geschliffenen Messer kenne ich ja ohnehin. Von dem Hofiometer habe ich mir versprochen, den Hersteller Schleifwinkel ermitteln zu können. Aber bei diesen Messern sehe ich entweder ein sehr langgezogenes und schwach erkennbares Laserbild (siehe Foto in meinem ersten Beitrag oben) oder überhaupt kein Ergebnis.

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob
1) es an meiner Hardware liegt - z.B. der Laserpointer zu schwach ist
2) meine Messer mit ursprünglichem Herstellerschliff nicht (mehr) gemessen werden können - z.B. aufgrund der Klingenabnutzung oder weil bei allen Messern (Gemüse- bis Küchenmesser) ein balliger Schliff vorliegt
3) es an einer fehlerhaften Bedienung von mir liegt.
 
Jetzt stellt sich mir die Frage, ob
1) es an meiner Hardware liegt - z.B. der Laserpointer zu schwach ist *glaub ich nicht*
2) meine Messer mit ursprünglichem Herstellerschliff nicht (mehr) gemessen werden können - z.B. aufgrund der Klingenabnutzung oder weil bei allen Messern (Gemüse- bis Küchenmesser) ein balliger Schliff vorliegt *glaub ich*
3) es an einer fehlerhaften Bedienung von mir liegt. *glaub ich nicht*
Nimm doch einfach zur Kontrolle eines der "unmessbaren" Messer und schleife es mit deiner o.a. winkelgeführten Vorrichtung. Ein Foto vom "vorher" und eins vom "nachher".
Um ganz sicher zu gehen, würde ich ein neues, möglichst unbenutztes Messer wählen.
Hast du die Möglichkeit, dir die Fase unter einem (Taschen-)Mikroskop anzuschauen? Das könnte vielleicht auch schon Anhaltspunkte liefern.
 
Jetzt stellt sich mir die Frage, ob
1) es an meiner Hardware liegt - z.B. der Laserpointer zu schwach ist
2) meine Messer mit ursprünglichem Herstellerschliff nicht (mehr) gemessen werden können - z.B. aufgrund der Klingenabnutzung oder weil bei allen Messern (Gemüse- bis Küchenmesser) ein balliger Schliff vorliegt
3) es an einer fehlerhaften Bedienung von mir liegt.
Ich habe gerade mein von Schanz ausgedünntes Messer mit balligem Schliff genommen. Ich bekomme bei 5° zwei Punkte und dann 2 waagerechte Linien, die von 10° bis 13° reichen. 13° könnte dem tatsächlichen Schliff entsprechen. Bei nichtballigen Messern habe ich keine waagerechten Linien.
Der Laserstrahl muß bei mir durch eine Lochblende mit einem ca. 1mm Lochdurchmesser.

Pietje
 
Vielleicht ist das Problem der "unmessbaren" Schneiden, dass sie nicht genug spiegeln. Vielleicht solltest Du sie vorher mit einem Abziehleder polieren, um bessere Reflexionen zu erhalten.
 
Ich habe mir jetzt endlich mal Zeit genommen, ein von mir noch nicht geschliffenes Messer zum ersten Mal zu bearbeiten. Leider habe ich kein unbenutztes Messer...

Nimm doch einfach zur Kontrolle eines der "unmessbaren" Messer und schleife es mit deiner o.a. winkelgeführten Vorrichtung. Ein Foto vom "vorher" und eins vom "nachher".
Um ganz sicher zu gehen, würde ich ein neues, möglichst unbenutztes Messer wählen.

1. Foto: von mir noch nicht geschliffenes Messer
img_2682itk9u.jpg


Der Schleifwinkel ist nicht erkennbar.

2. Foto: Gleiches Messer, von mir geschliffen:

img_2684m7ji4.jpg


Auf dem zweiten Foto ist zu sehen, dass der Schleifwinkel 18° beträgt (die Abweichung von +1° auf der einen Seite und -1° auf der anderen sollte daran liegen, dass das Messer nicht exakt positioniert ist). Die Winkellehre beträgt 20° und das Ergebnis von 18° Schleifwinkel passt dann auch zu der Annahme oben, dass der Primärwinkel (?) des Messers ca. 2° beträgt.

Die Leuchtpunkte bei 1°-2° sind jedoch deutlich besser sichtbar als die Leuchtpunkte bei 17°-19°. Und ich muss das Messer mit dem Strahl auch genau treffen, sonst verschwinden die Leuchtpunkte bei 17°-19° sofort, während die Leuchtpunkte bei 1°-2° weiterhin gut sichtbar bleiben. Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit dem Hofiometer gemacht?

Hast du die Möglichkeit, dir die Fase unter einem (Taschen-)Mikroskop anzuschauen? Das könnte vielleicht auch schon Anhaltspunkte liefern.

Ja, ich habe ein Mikroskop. Allerdings fiel es mir nicht so einfach, ein Foto von der Fase zu machen. Ich hoffe, ihr könnt hiermit etwas anfangen. Beide Fotos zeigen die von mir geschliffene Fase (Horl Rollschleifer mit Belgischer Brocken).

img_2689j2ksy.jpg


img_26904fju6.jpg


Die Vermutung von @Loup de mer scheint sich zu bewahrheiten, dass sich die Schleifwinkel der Messer mit ursprünglichem Herstellerschliff nicht (mehr) gemessen werden können - z.B. aufgrund der Klingenabnutzung oder weil ein balliger Schliff vorliegt... Das ist dann natürlich unbefriedigend, weil es mir ja ausschließlich darum geht, den Schleifwinkel des Herstellers zu ermitteln. Dann werde ich mich wohl doch noch einmal nach einer Alternative umsehen.
 
ann werde ich mich wohl doch noch einmal nach einer Alternative umsehen.
Hallo Mowgli!
Schreibe mal Schleifjunkies.de Dein Problem. Der verkauft so ein Lasermessteil (tschechischen Ursprungs, glaube ich). Mit balligen Klingen hat der sicherlich Erfahrungen.
Das Teil hat die Größe einer Wasserpistole. Da kannst Du auch im Laden Messer der gleichen Modelreihe vermessen.

Ich hatte gerade solch ein Erlebnis mit dem Laserthermometer und der Warmhalteplatte. Die hat solch einen Schliff, dass das Thermometer nur 30°C angezeigt hat. Erst die Blechschale mit Wasser führte zum tatsächlichen Wert.
Was passiert, wenn Du den Winkel nach dem Schleifen mit der Diamantscheibe oder der blauen Korundscheibe kontrollierst?

Viel Erfolg
Pietje
 
Last edited:
Was passiert, wenn Du den Winkel nach dem Schleifen mit der Diamantscheibe oder der blauen Korundscheibe kontrollierst?

Hallo Pietje,

nach der Diamantscheibe habe ich noch nichts kontrolliert. Nach den darauf folgenden Scheiben - 1. Pyrenäenstein (Körnung 1200), 2. blauer Belgischer Brocken (Körnung ca. 5000) und 3. gelber Belgischer Brocken (Körnung 8000-10000) war das Ergebnis vom Hofiometer ähnlich. Die drei unteren Fotos mit dem Ergebnis nach Schleifen sind übrigens alle nach dem Schleifen mit dem blauen Belgischen Brocken (noch vor dem Schleifen mit dem gelben BB) aufgenommen.

Schreibe mal Schleifjunkies.de Dein Problem. Der verkauft so ein Lasermessteil (tschechischen Ursprungs, glaube ich). Mit balligen Klingen hat der sicherlich Erfahrungen.

Danke für den Tipp. Ich werde Schleifjunkies.de wegen den balligen Klingen mal anschreiben. Wobei mir ein Goniometer zu teuer ist, da ich es ausschließlich vor dem erstmaligen Schleifen eines Messers nutzen werde. Schleifjunkies bietet das Goniometer für €189 bzw. das Mini für €89 an.
 
Hallo Mowgli!
An der Antwort wäre ich auch interessiert.

Der Preis? Na ja, man kauft ja nur eins. Mich schreckt eher ab, dass das Teil mit einem 3D-Drucker hergestellt wird.
Da sind viele Probleme zu vermeiden.
Die Lieferschwierigkeiten bei Schleifjunkies deute ich so, dass der Herstellungsprozeß nicht sicher gestaltet ist.
Anderseits wird es zur EMAK verschenkt.

Einen schönen Tag noch
Pietje
 
Hallo Mowgli,
die hellen Punkte bei 1° und 2° kommen von den Messerflanken. die sind breit genug und reflektieren aufgrund des geringen Winkels sehr gut das Licht, deshalb sind sie am hellsten.
Die Schleiffasen sind sehr schmal und reflektieren eben nur einen Teil des Laserpunktes, weshalb die Reflexe dort wesentlich schwächer sind. Werden die Reflexe auch noch durch ballige Fasen aufgeweitet, so verteilt sich das Licht entlang eine Striches und ist dann noch schwächer zu erkennen. Versuche es doch mal mit Abdunkeln oder einem stärkeren Laser. Das Licht muss ja irgendwo bleiben, das von den Schleiffasen reflektiert wird.
 
Wozu eigentlich die Lochblende?
Meine Diode hat einen Lichtpunkt mit ca 8mm trotz dem Fokussierring.
Papier vor und mit der Nadel reingestochen. Nun hat der Punkt 2mm Durchmesser.
Wüsste ich, wie ich hier ein Foto vom lokalen PC einfügen kann, könnte ich es Dir zeigen.

Pietje
 
Hallo zusammen, ich bin nach einigem Suchen auf diesen alten sowie genialen Thread gestoßen und den Hofiometer heute nachgebaut. Für arme Leute wie mich sehr interessant. Ich verwende einen normalen Punktlaser mit 3mm Öffnung. Ich schleife meine Messer Schleifsystem bedingt leicht ballig mit dem Work Sharp KO Blade Grinding Attachment. Hab da mal bissl rum probiert und festgestellt, daß wenn man etwas von oben auf die Messerschneide zielt, auf dem Skalaboden rechts und links zwei Halbkreise entstehen. Wenn man nun das Messer genau mittig ausgerichtet hat und die Schneide von oben gerade mit dem Laser trifft, kann man den Winkel, trotz balliger Fase anhand dieser Halbkreise, auf dem Boden der Skala ablesen. Ich hoffe das hilft. Man müsste jetzt noch eine Vorrichtung erfinden, was das Messer exakt ausrichtet. So ist es ein wenig futschelig. Mal überlegen.

Ich habe mal ein Bild gemacht. Das Santoku ist von mir mit 17 Grad Schleifwinkel ballig geschliffen. Diesen Winkel kann man an den Halbkreisen recht gut ablesen, an der Stelle wo der Halbkreis am hellsten bzw. dicksten ist. Klasse Idee der Hofiometer. (y)

winkelmessung_hofiometer.png
 
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