genau, und laut herrn wieland soll im kommenden mm mein leserbrief zur qualitatsaussage abgedruckt werden.
Ich habe den im Messermagazin 3/2011 abgedruckten Leserbrief gelesen. In ihm wird "entschieden" die Aussage zurückgewiesen, dass die bei Adler hergestellten Taschenmesser im "Swiss-Army-Look" in der Qualität den Schweizer Taschenmessern nicht nachstanden.
Der Autor des Leserbriefes gibt an, er habe damals mit Adler zusammengearbeitet und besitze eine Anzahl dieser Messer. Die Qualität sei nicht schlecht, "aber die Detailverarbeitung ist weit von dem entfernt, was Wenger oder Victorinox anbieten".
Einen Eindruck von den Adler-Messern solle man durch die Produkte der Firma Mikov erhalten, die Nachbauten der Schweizer Messer immer noch herstellen.
Mich wundert, dass in einem Fachmagazin dieser doch eher oberflächliche und eigentlich nichtssagende Leserbrief abgedruckt wurde. So verrät der Leserbrief nicht, welche Details genau den Qualitätsunterschied ausmachen sollen. Der Hinweis auf die Produkte einer anderen Firma (Mikov), die vielleicht dieselben Maschinen benutzt, aber nicht über dieselben Fachkräfte oder Firmenphilosophie verfügen muss, finde ich etwas abenteuerlich.
Des Weiteren ist in dem Leserbrief ausschließlich von "Adler-Messern" die Rede. Der Artikel im MM 2/2011 handelte jedoch von der (Genossenschaft) Messerschmiede Leegebruch, die seit 1946 bestand und erst seit 1991 in Adler Messer umbenannt wurde. Die Messerschmiede firmierte also nur über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum unter diesem Namen.
Auch scheint der Autor des Leserbriefes nur Produkte aus dem Zeitraum der neunziger Jahre zu kennen, als die Messerschmiede sich bereits im Niedergang befand.
Die Intention des Lesebriefes zur Verteidigung der überlegenen Qualität der Schweizer Taschenmesser gegenüber einer untergegangen Firma bzw. deren Produkten ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Eigentlich haben die Schweizer-Taschenmesserriesen so etwas nicht nötig, ihre Qualität ist allgemein bekannt und geachtet.
Was die Qualität der Taschenmesser der Messerschmiede Leegebruch angeht, bin ich zum Glück nicht auf solche unsubtantiierten Aussagen wie in dem Leserbrief angewiesen. Eine Reihe von Taschenmessern aus Leegebruch aus verschiedenen Produktionszeiträumen sind durch meine Hände gegangen, einige besitze ich auch noch, so dass ich in einem gewissen Ausmaß mir mein eigenes Urteil bilden kann.
Angesichts der hohen produzierten Stückzahlen ist es natürlich etwas problematisch, aufgrund der Exemplare, die man zufällig in die Hände bekommt, verallgemeinernde Schlussfolgerungen zu ziehen. Daher will ich auf positive oder negative Aspekte, die mir nur bei einzelnen Taschenmesser aufgefallen sind, nicht eingehen (z. B. hatte ein Exemplar aus den 60er Jahren eine zu starke Federspannung, was etwas heißen will, da ich starke Federn eigentlich mag).
Bei allen Taschenmessern (egal aus welcher Zeit) ist mir aufgefallen, dass der Ausschliff der Klingen weniger fein war, also die Dicke der Klinge zur Schneide hin zu groß geblieben ist, was ungünstige Auswirkungen auf die Schneidfähigkeit hat.
Der vergleichsweise geringere Ausschliff zeigte sich z. B. beim Anbringen eines für Taschenmesser recht gängigen Schneidenwinkels von 40 Grad (20 pro Seite). Dieser Schneidenwinkel erzeugte eine im Vergleich sehr (in meinen Augen zu) breite Facette.
Die Schweizer Taschenmesser bieten hier einen feineren Ausschliff (werden aber von alten Taschenmessern aus Sheffield oder Solingen noch übertroffen).
Die gröbere Klingengeometrie ist der einzige Aspekt, der mir bei allen Exemplaren aus Leegebruch, die durch meine Hände gegangen sind, negativ aufgefallen ist. Bei den wenigen Taschenmessern in unbenutztem Zustand war der Original-Abzug nicht besonders scharf.
Nach mir vorliegenden Angaben wurden die Klingen der GML-Taschenmesser-Modelle 600 und 900 auf 58 HRC gehärtet. Die Härte liegt damit über der mir für die Schweizer Taschenmesser bekannten Härtung auf 56 HRC mit den entsprechenden positiven Auswirkungen auf die Schnitthaltigkeit. Hiermit wäre somit ein Punkt gegeben, bei dem die Taschemesser aus Leegebruch den Schweizern überlegen waren.
Jedenfalls gehörte die Schweiz neben anderen westlichen Ländern zu einem besonders großen Abnehmer der GML-Taschenmesser; und dies zu einer Zeit, als die Schweizer Taschenmesser-Hersteller längst selbst eine führende Weltmarktstellung eingenommen hatten.
So groß kann der Qualitätsunterschied (so er denn tatsächlich vorhanden war) nicht gewesen sein. Er rechtfertigt gewiss kein "entschiedenes" Abstreiten einer Qualitätsgleichsetzung.
Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Messerschmiede Leegebruch, die nach dem Krieg quasi aus dem Nichts eine hoch qualitative Messerproduktion aus dem Boden gestampft hat. So wurden in den ersten Jahren Materialien zur Messerherstellung noch aus den Trümmern des alten Henkels Flugzeugwerkes vor Ort geborgen. Die Vertriebenen aus Nixdorf hatten nur wenige Maschinen in ihre neue Heimat mitnehmen können. Nach dieser schwierigen Anfangszeit und unter den Bedingungen sozialistischer Planwirtschaft entwickelte sich nichtsdestotrotz ein erfolgreicher Exporteur von Schneidwaren.